Endorphinia

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6754
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 08.04.2011, 19:12

Bild







Bild






© 2003 H. Pjotr. H.
Öl auf Leinwand, 50 x 100 cm

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6754
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 09.04.2011, 16:09

Sicherheitshalber vorweg: Falls jemand, irgendwann bei Gelegenheit, Lust auf einen konstruktiven Verriss haben sollte, dann bitte nicht zögern. Es würde mein Forscherherz erfreuen (im Ernst, ohne Koketterie). Hoffe, der Hinweis ist jetzt nicht zu forsch. Vielen Dank.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 09.04.2011, 19:51

Hi Pjotr,

hui, bei deinem Werk laufen bei mir ganze Filme ab. Und genau das geschieht hier aus meiner Sicht auch. Du hast einen Prozess dargestellt. Sind es zwei verschiedene Frauen oder dieselbe in zwei verschiedenen Zuständen? Welche kommt ins Bild, welche geht aus dem Bild. Für mich ist es dieselbe Frau. Und es geht hier um Lust und Sex. Die linke Frau befindet sich im Zustand einer Starre, im für sie schmerzhaften Zustand des Nicht-Befriedigt-Seins, die Augen starr, die Lippen geschlossen, diese weißen "Trauerlinien". Sie wirkt wie innerlich abgestorben auf mich. Dann kommt dieser unglaublich mutige Raum, diese weiße Fläche, in der Zeit vergeht bis zu dem Punkt, den du auch gemalt hast. Der Punkt, an dem sie beschließt, sich dem Abenteuer hinzugeben. Diese schwarze "Augenbinde" finde ich ungeheuer erotisch und aufregend. Und so sieht sie auch aus. Sie lächelt, ist voller Vorfreude, die Lippen geöffnet, ist sexuell erregt. Diese Frau wirkt sehr anziehend auf mich. Ich möchte sie sein, genau in diesem Zustand. Alles an ihr strahlt Lebendigkeit für mich aus. Diese weißen, züngelnden Linien drücken für mich das pure Feuer, die Leidenschaft aus, als stünde dieses Weiß für richtiges Rot.
Die linke möchte ich nicht sein. Desolater Zustand. Die rechte geht aus dem Bild, den erotischen Film, der da jetzt weiter abläuft, sieht der Betrachter nicht, aber er darf ihn sich vorstellen. ,-)

Faszinierend an deinem Werk finde ich, dass, obwohl es konkret gemalt ist, eigentlich abstrakt ist. Das Abstrakte sozusagen im Konkreten und auch umgekehrt. Dies ist ein Bild, das ich lange anschauen muss und will, um die wilden Fragen und Filme, die da ablaufen, für mich zu beantworten.


Saludos
Gabriella
P.S: Ich würde sehr gerne einen vergrößerten Aussschnitt von der rechten sehen!

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6754
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 09.04.2011, 20:16

Baff.

Nabend Gabriella.

Dein Kommentar macht mich positiv platt. Danke! :-)

Gut, dann hier die Ostseite, aber nur in dieser Perspektive, und mit dem Risiko der Enttäuschung:


Bild



Grüßebeutel

Pjotr

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 09.04.2011, 21:08

Hi Pjotr,

von wegen Enttäuschung! Eros pur, genau, wie ich es sah. Wieviel "aktiver" die rechte aus dem Bild geht, als wolle sie loslaufen. Klasse auch, wie man ihre offenen Augen unter der Augenbinde sehen kann.
Chapeau!

Saludos
Gabriella

Gerda

Beitragvon Gerda » 09.04.2011, 23:19

Hi Pjotr,

da ich mich beim Betrachten von Kunstwerken, die sich nicht gleich erschließen nicht frage, was will mir der Künstler damit sagen, sondern mich frage, was macht es mit mir, habe ich Freiraum, das Werk an mich heranzulassen um es für mich zu interpretieren. Dazu muss ich mich zunächst angesprochen oder abgestoßen fühlen
Es ist schwierig, eine Meinung über Gemälde abzugeben, die ich nur online betrachten kann. Besonders in Hinblick aufs Handwerk, dazu kann ich meist nichts sagen.
Jetzt zu deinem Gemälde.

Ich bin versucht, einen Bezug zu Japan und dem Erdbeben in 2003 herzustellen, wegen der "Sonne" inmitten und weil die Gesichter durchaus als fernöstlich durchgehen könnten.
Ich sehe zwei Frauen, die nur auf den ersten Blick eine Ähnlichkeit miteinander haben.
Bezogen auf das Beben in 2003, was ja jetzt im Kontext mit der Katastrophe 2011 wieder Erwähnung findet, könnte meine Aussage lauten: Die ärmsten Menschen trifft es am Schlimmsten. Die linke Frau wäre für mich das Sinnbild für "Die ärmsten Menschen", die rechte lässt sich so schnell nicht mehr erschüttern.

Lasse ich jedoch den Bezug außen vor, da er möglicherweise zu sehr herbeizitiert ist, habe ich dennoch links eine Verliererin, rechts die Gewinnerin, die vielleicht unerkannt bleiben will, weil sie der linken den Mann ausgespannt hat. Die linke ist vom Leben und Schicksal gebeutelt, behält notdürftig die Fasson, während die rechte offenbar sich ihrer selbst völlig sicher ist und dem Leben Facetten des Vergnügens nach ihrem Geschmack abgewinnt. Die rechte wirkt extovertiert und die linke introvertiert und unsicher.

Gute Nacht
Gerda

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6754
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 10.04.2011, 16:26

Danke sehr, Gerda! Hallo.

Interessante Eindrücke. Phantasievoll wie die von Gabriella, wie ich finde. Wir drei betrachten das Bild unterschiedlich, -- gut, dass Du Dich nicht fragst, was ich mit dem Bild sagen will, -- strenggenommen, glaube ich, betrachten wir das Bild unterschiedlich nur in Bezug auf die Details und auf die Weiterführung dessen, was konkret vorliegt. Ich glaube, unten an der konkreten Wurzel, etwa in der Raumgeometrie und in den Gesichtsnuancen, haben unsere Betrachtungen offenbar einen ziemlich gemeinsamen Nenner, Auslöser. Deshalb so interessant und spannend, Eure Gedanken.


Danke für die Aufmerksamkeit

Pjotr



P.S.: Technische Anekdote: Die große weiße Fläche habe ich mit einem kleinen Pinsel gemalt, einer in der Größe eines Nagellackpinsels. Absichtlich aus Prinzip.

Trixie

Beitragvon Trixie » 11.04.2011, 09:57

Ich will auch!

Also: Ich bin gerade auf der Arbeit. Ich arbeite am Empfang in einem Konzern und sehe daher von den verschiedensten Firmen die unterschiedlichsten Menschen hier ein und ausgehen.
Dein Bild ruft in mir ein bekanntes Bild hervor. Ich möchte gerne ein Profil der beiden Damen erstellen

Zwei Geschäftsfrauen-

die Eine streng, versucht, durch Korrektheit und Fleiß ihre Karriere anzutreiben. Keine Frau, kein Mann, einfach "tougher Geschäftspartner", "Boss" oder auch ein Touch "Bundeskanzler(in)". Sie sieht aus wie die Frauen, die immer alles korrekt dosieren, den Kaffee, die Präsentation und das Dekolletteé. Der Rock geht übers Knie, die Schuhe nicht zu hoch, das Lächeln nur so freundlich, wie es die Autorität zulässt. Sie strebt fleißig und ehrgeizig, schwimmt dabei ausschließlich in dem, was sie gelernt hat, Hard Skills, Fachwissen, Durchsetzungsvermögen durch Anwendungserfolg. Eventuell im Controlling, Finanzbereich, Technisches Management etc. Ihr ist es wichtig, anerkannt zu werden wegen dem, was sie kann, und für die Firma zu leben. Ihr Job ist ihr Leben, aber nicht im leidenschaftlichen Sinne, dazu denkt sie zu flach und pragmatisch. Die Frauen respektieren sie und wünschen sich heimlich, mehr wie sie zu sein, nicht nur auf ihre Weiblichkeit reduziert zu werden, wenn sie mal etwas nicht können oder um Hilfe bitten. Sie turnt unbewusst manche Männer an, denn sie ist ein harte Nuss und man arbeitet gerne mit ihr zusammen mit dem heimlichen Gedanken, wie sie wohl aussieht, wenn sie Feierabend hat. Was selten jemand mitbekommt, weil sie immer die letzte ist, die geht. Sie wirkt einsam, die Anführerin, und da will man die weiche Seite hervor kitzeln, der Mann sein, der sie zum Schmelzen bringt, und dabei auch noch ihre Macht genießen. Sie ist die Konservative, die durch altbewährte Methoden zu Höchstleistung antreibt und die Mitarbeiter stolz macht auf das, was sie geleistet haben.

Die Andere ist verspielt - für sie zählen Charme, Witz und lange Beine, um an ihr Ziel zu kommen. Sie weiß, was sie will und wie sie es, ohne zu viel Aufwand, erreichen kann. Ihr geht es um Selbstdarstellung, Verblendung. Sie hat durchaus Fachwissen, wendet jedoch lieber Soft Skills an. Verwöhnt die Mitarbeiter mit Blicken, Kuchen und Klatsch. Aber wohldosiert. Sie manipuliert zu ihrem Vorteil. Ist noch nicht ganz oben, hat noch genug Freiheiten und nicht all zu viel Verantwortung. Vielleicht die Sekretärin der anderen Frau? Sie bringt gute Laune ins Büro, die Frauen sind neidisch, doch Konkurrenz belebt das Geschäft - jeder will ihre beste Freundin sein und von ihr lernen, während die Männer davon träumen, dass sie sie an der Krawatte packen und im Kopierraum den perfekt gesetzen Lippenstift auf ihr bestes Stück schmieren, um ein verruchtes Geheimnis mit ihr zu teilen. Sie ersetzt schlechte Arbeit oder Flüchtigkeitsfehler durch Scherze, Push-Up und ihr glockenhelles Lachen. Sie ist sich ihrer Wirkung genau bewusst und arbeitet hart daran, ihre Stellung zu festigen und sich unentbehrlich zu machen. Immerhin ist sie erste, die Geld für Geburtstagsgeschenke sammelt und bei jedem kleinen Anlass die Sektflasche aus der Schublade zieht. Sie hält die Truppe zusammen und stärkt die Motivation und die Kreativität im Büro. denn die Trendsetterin ist durchaus kreativ und inspiriert dazu, auch mal andere Wege zu gehen und Neues zu wagen.



Danke für die Inspiration :-)

Grüße
Trixie

jondoy
Beiträge: 1579
Registriert: 28.02.2008

Beitragvon jondoy » 11.04.2011, 17:03

Hallo Pjotr,

das macht mir jetzt auch Spaß,

schwer, der Punkt dazwischen, was kann der bedeuten, so ganz entfernt, Frida Kahlo geht mir durch den Sinn, das linke Gesicht ähnelt etwas ihrer Malweise, weisse Striche im Gesicht, ich glaube, um Sex gehts hier nicht, ein Gegenüber wird hier nirgends auch nur andeutungsweise mit einem Detail fixiert, feuerrote Haare, streng angezogen, links, rechts, vielleicht trägt sie eine Augenbinde um, könnte damit doch Sex angedeutet sein, pfeillanger Ausschnitt auf beiden Seiten, lenkt nach unten, im linken Gesicht weiße Farbe, im rechten, schwarze Farbe, links, ein schwarzer Balken, der übrige Hintergrund weiss, die Vergangenheit folgt ihr wie ein roter Punkt, beim Gesicht links, das linke Auge liegt offen, das rechte im Dunkeln, noch dazu der auffällige Wangenknochen, kalt, kühl, nüchtern, wirkt auf mich die Bildkomposition, zwei Gesichter einer Frau, selbst im Gewand ist noch dieser schwarz-weiß-Konstrast festgehalten, weißßer Hosenanzug, rechts, schwarzes Kostüm, Film läuft in mir keiner ab, die Atmosphäre dafür zu steril, zu gestylt, links ihr Mund geschlossen, rechts, hier ist er offen, gewollte Gegenüberstellungen, ups, über den Titel bin ich jetzt auf deinen Namen gestoßen, links trägt die den weißen Streifen im Gesicht, der rechts (schwarz) ist auf ihre Stirn gemalt, wenn er etwas bedeutet, dann etwas Dunkles, dass sie lächeln lässt....links liegt ihr Gesicht halb im Schatten....

Namaste,
Stefan

jondoy
Beiträge: 1579
Registriert: 28.02.2008

Beitragvon jondoy » 11.04.2011, 17:05

jondoy hat geschrieben:Hallo Pjotr,

das macht mir jetzt auch Spaß,

schwer, der Punkt dazwischen, was kann der bedeuten, so ganz entfernt, Frida Kahlo geht mir durch den Sinn, das linke Gesicht ähnelt etwas ihrer Malweise, weisse Striche im Gesicht, ich glaube, um Sex gehts hier nicht, ein Gegenüber wird hier nirgends auch nur andeutungsweise mit einem Detail fixiert, feuerrote Haare, streng angezogen, links, rechts, vielleicht trägt sie eine Augenbinde um, könnte damit doch Sex angedeutet sein, pfeillanger Ausschnitt auf beiden Seiten, lenkt nach unten, im linken Gesicht weiße Farbe, im rechten, schwarze Farbe, links, ein schwarzer Balken, der übrige Hintergrund weiss, die Vergangenheit folgt ihr wie ein roter Punkt, beim Gesicht links, das linke Auge liegt offen, das rechte im Dunkeln, noch dazu der auffällige Wangenknochen, kalt, kühl, nüchtern, wirkt auf mich die Bildkomposition, zwei Gesichter einer Frau, selbst im Gewand ist noch dieser schwarz-weiß-Konstrast festgehalten, weißßer Hosenanzug, rechts, schwarzes Kostüm, Film läuft in mir keiner ab, die Atmosphäre dafür zu steril, zu gestylt, links ihr Mund geschlossen, rechts, hier ist er offen, gewollte Gegenüberstellungen, ups, über den Titel bin ich jetzt auf deinen Namen gestoßen, links trägt sie den weißen Streifen im Gesicht, der rechts (schwarz) ist auf ihre Stirn gemalt, wenn er etwas bedeutet, dann etwas Dunkles, dass sie lächeln lässt....links liegt ihr Gesicht halb im Schatten....

Namaste,
Stefan


Edit: .....wollte bloß einen Buchstaben ausbessern :sad: ,
wenn ich jemals einen vom Blauen Salon persönlich zu Gesicht kriegen sollte, könnte der mir bitte mal die ganzen Funktionen, die ganzen Buttons, die hier anwendbar sind, am Computer erklären, mich praktisch einweisen,
das wär sozusagen Entwicklungshilfe vor Ort, kanns nicht mal löschen, selbst diese Funktion ist für mich Premiere, auf welchen Button ich da vorhin versehentlich wohl draufgedrückt hab...

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5720
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 11.04.2011, 23:53

Hallo Pjotr,

auf die Gefahr hin, als totale Spaßbremse zu erscheinen: ich sähe gern mal das Ganze straight von vorne, auf dass ich die Bildaufteilung klar erkennen möge, ohne perspektivische Schrägen. Geht das?

Gruß von Zefira (meistens wohl eher die links)
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6754
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 12.04.2011, 00:10

Moin Trixie, Stefan, Zefira,

Trixie, ist Deine erste Frau die linke, die zweite die rechte? Du siehst sogar schon die Rocklängen, und Stefan sieht einen Hosenanzug :-)

Zeige ich ungern, Zefira, aber es lässt sich eh nicht mehr bedeckt halten:

Bild

(Der schmale senkrechte Schatten in der Mitte kommt von der Fotografie, ich musste das zwecks gleichmäßiger Ausleuchtung und mangels Scheinwerfervorrat zweimal versetzt fotografieren, damals.)


Cheers

Pjotr

Trixie

Beitragvon Trixie » 12.04.2011, 08:37

hi pjotr,
ja, die erste die (natürlich) die linke (siehst du das nicht?? *schockiert*!!) ;-)

so von vorne betrachtet möchte ich auch noch gerne ergänzen:
die erste geht den direkten weg, die linke, die uns anguckt,
die zweite, die rechte, die unserem blick ausweicht, gelangt auf umwegen zum ziel. wo immer das sein mag.

den kreis würde ich als planet interpretieren - von wegen "da liegen welten dazwischen".

grüße
trix

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5720
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 12.04.2011, 08:46

Ich vermute, dass der Betrachter - wegen der Bildaufteilung - nicht beide Frauen gleichzeitig ansehen kann. Was mich zu dem Gedanken führt, dass es sich um zwei Seiten derselben Person handelt. (Übrigens erinnert mich die Bildaufteilung auch an dieses alte Spiel mit der Augentäuschung, bei der man zwei Figuren auf die gegenüberliegenden Seiten einer Scheibe malt und dann die Scheibe in Drehung versetzt, wodurch sich beide Figuren zu überlagern scheinen ... hab jetzt vergessen, wie das Spiel heißt.)

Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 27 Gäste