líneas mágicas

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.07.2009, 15:59

.
Hallo ihr Lieben,

dieses Bild habe ich gestern fertiggestellt, finde jedoch keinen Titel dafür. Hier brauche ich eure Hilfe. Ich habe einige Ideen, möchte euch aber nicht beeinflussen.
Es ist mit einer einzigen (von mir gemischten) Farbe gemalt. Diese changierenden Licht-Effekte entstehen durch die unterschiedlichen Richtungen der Linien.
Untergrund auf der Leinwand ist eine Strukturpaste. Lasst es mal auf euch wirken und sagt mir, was ihr meint, welche Assoziationen es bei euch auslöst und wie ihr es nennen würdet, ok?

Saludos
Mucki


Bild
© Gabriella Marten Cortes 2009
Zuletzt geändert von Mucki am 07.07.2009, 22:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 08.07.2009, 12:14

JA!


LG
ELsie
Schreiben ist atmen

DonKju

Beitragvon DonKju » 12.07.2009, 13:15

... das ist kein schlechter Titel, liebe Gabriella; Uns bleibt denn einzig die Hoffnung, daß unsere Vorschläge vielleicht den Pfad dazu ein bißchen mit geebnet haben. Und jetzt eine gute Woche später, habe ich zumindest meine passendste Assoziation ganz spontan gefunden :

Also : Für mich sind deine "lineas magicas" jetzt "Traumgeleise"

Mit lieben Sonntagsgrüßen dazu von Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.07.2009, 13:32

Hallo Hannes,
Uns bleibt denn einzig die Hoffnung, daß unsere Vorschläge vielleicht den Pfad dazu ein bißchen mit geebnet haben.

Ja, auf alle Fälle! Sie haben mir sehr geholfen. Ich hatte vorher ja einige Ideen, doch sie gingen in eine andere Richtung.
Jetzt passt es für mich sehr schön. ,-)

Saludos
Mucki

Herby

Beitragvon Herby » 12.07.2009, 23:52

Liebe Mucki,

ich habe lange überlegt, ob ich etwas schreiben soll oder nicht, ich wage es mal.

Ginge es nur nach der Farbe deines Bildes, so könnte ich mich darin verlieren. Aber da sind ja noch die Linien in diesem Blau. Ich habe etwas gebraucht, bis mir klar wurde, dass es genau diese sind, die mir ein ein Eintauchen oder gar ein sich-Verlieren unmöglich machen. Aber vielleicht ist ja diese Wirkung von dir auch gar nicht intendiert.

Was mich stört, ist diese Unruhe, diese Spannung der Linienkonstellationen, die aus ihrer Gegensätzlichkeit in Form und Linienführung resultieren, die dann für mich nochmals noch durch das Blau (das mit all seinen Schattierungen, wie ich kürzlich las, eine harmonisierende Wirkung auf die Psyche haben soll) gesteigert wird.

Vielleicht diktieren mir aber auch meine momentanen privaten Lebensumstände diese Buchstaben in die Tasten und ich empfinde dein Bild in einem Jahr und zu hoffentlich ruhigeren Zeiten (ich glaube, du weißt, was ich meine) völlig anders.
Wenn ich jetzt in diesem Augenblick dein Bild verändern dürfte, würden sich alle Linien runden und schließen.
Doch wie gut, dass dies nicht geht! ;-)

Lieben Gruß
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.07.2009, 00:22

Hallöchen Herby,

da spricht der Wunsch nach Harmonie in dir. ,-)
Weißt du, das Malen ist ein Prozess, bei dem ich vorher nie einen genauen Plan habe. Da ist nur eine Idee und die Farben, die ich im Kopf habe. Bei diesem Bild habe ich zuerst die großen runden Linien gezogen, dann die kleineren Kreise. Das wäre auch so weitergegangen, aber ... dann kam in mir der unbändige Wunsch auf, sozusagen gegen den Strich zu fahren, dem Runden entgegenzuwirken, es zu stören. Ich wollte, dass die Linien gegeneinander "kämpfen". Nur runde Linien wären mir zu harmonisch gewesen. Ich stelle immer wieder fest bei mir, dass ich keine zu harmonischen Bilder mag. Da muss etwas passieren, etwas Wildes. Mal mehr, mal weniger. ,-) Gero hat schon oft zu Bildern, die ich gerade komplett übermalen wollte, gesagt: "Lass es so! Es sieht wunderbar aus. So schön harmonisch!" Und genau das will ich nicht. Woran das wohl liegt? Vielleicht oder sehr wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mich selbst und mein Leben nicht als harmonisch ansehe, wie sollte ich es auch bei dem, was und wie ich es (er)lebe. Meine Bilder spiegeln ja immer auch einen kleinen Teil/Nuancen von mir wieder, klar.
Übrigens: Als ersten Titel hatte ich hier "Gegen den Strich" im Sinn. ;-)

Saludos
Mucki

Herby

Beitragvon Herby » 13.07.2009, 00:58

Ja, ich verstehe, Mucki. Ich hatte nur aus meiner sehr subjektiven Perspektive geschrieben, ohne die andere, deine zu bedenken. Die Malerei unterliegt wohl stärker dem Einfluss der Vita des Künstlers als das Schreiben.

Ich überlege gerade: könntest du nach dem, was du schreibst, eine Auftragsarbeit, die Harmonie als Grundthema für ein Bild vorgibt, annehmen? Oder ginge das für dich gar nicht?

Sommernächtlicheterrassengrüße
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.07.2009, 03:38

Hallo Herby,
Die Malerei unterliegt wohl stärker dem Einfluss der Vita des Künstlers als das Schreiben.

ich vermute ja, weil du halt nicht dasitzt und dir Gedanken machst, sondern es sozusagen aus deinen Händen fließt, es ein wesentlich schnellerer, intensiverer Vorgang ist, jedenfalls für mich.
Ich überlege gerade: könntest du nach dem, was du schreibst, eine Auftragsarbeit, die Harmonie als Grundthema für ein Bild vorgibt, annehmen? Oder ginge das für dich gar nicht?

Hm, ich glaube nicht, dass es ginge, jedenfalls nicht spontan. Ich müsste mich dafür in einer entsprechend sehr harmonischen Stimmung befinden. Und sie müsste auch etwas länger als ein paar Tage andauern, da ein Bild nicht mal eben gemalt ist, sondern Tage, Wochen, Monate braucht.
Meine Mutter hat mich z.B. schon gebeten, ihr ein Bild zu malen und wollte mir Vorgaben machen. Ich habe dies abgelehnt und ihr gesagt, sie solle mir mehrere Fotos vom Interieur des Raumes senden, für den das Bild bestimmt sei, damit ich mich in das Ambiente des Raumes einfühlen kann. Dann könnte ich ein Bild für sie malen, dass ich als passend empfände, aber nicht mit irgendwelchen Vorgaben.
Es lebe der Freigeist. ,-)

Nächtliche oder morgendliche? Grüße
von einer schlaflosen Mucki

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 13.07.2009, 08:37

Liebe Gabriella,

Ich habe dein Bild auf mich wirken lassen. Auf mich hat es eine beruhigende, zur Kontemplation einladende Wirkung. Es ist dein ganz eigener Stil, auch wenn ich an Soulages denke. Ich liebe die Malerei, die zur genauen und langsamen Betrachtung einlädt. Dein Titel passt. Aber ich denke auch an Raster, die Computer- und Chipselementen zugrundeliegen. Auch bestimmte Zell- und Genstrukturen weisen solche Linien auf. Deshalb haben diese Muster für mich sehr allgemeine, vom Mikro- bis zum Makrokosmos gehende Strukturen; diese auf universell vorhandene Grundstrukturen hinweisende Pinselführuung, Strichführung, hat für mich etwas Beruhigendes - es weist über das Subjektive, das Individuelle hinaus. Eine Mystik der Linie(n).

liebe Grüße
Renée

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.07.2009, 12:20

Bonjour Renée,

ui, dass du an Pierre Soulages denkst, ehrt mich! ;-) Ich mag seine konstraststarken Bilder vor allem sehr. Und auch seine düsteren Werke. Klasse, dass du dieses Bild kontemplativ wahrnimmst. Das ist das Schöne an der abstrakten Malerei. Es wirkt auf jeden anders. Der Name "Zengarten" fiel hier ja gleich zu Beginn. Und auch mein Mann sah es als einen Zengarten an. *g*
Vielen Dank für deine Einschätzung!

Saludos
Gabriella

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.07.2009, 14:11

Lieber Herby,

ich würde vermuten, dass das Nichteintauchenkönnen nicht von den Furchen kommt, sondern von der Farbgebung der Furchen, nämlich diese Art metallische Lichtreflexe oder sagen wir einfach genrell der Lichteinsatz in diesem Gemälde - auf jeden Fall würde ich tippen, dass nicht die Formen der Linien der Grund sind. Für mich ist das Hineintauchen oder nicht Hineintauchenkönnen interessanterweise bei diesem Bild nicht der Fokus, vielleicht, weil (und darum war mir eben gerade das Nichthineintauchen unauffällig) wie ich finde, das gerade in der Waage gehalten wird: die Linien sind autark, das stimmt (ich finde nicht, dass sie unruhig oder ruhig sind, sie sind, was das angeht, neutral, nur sind sie autark und das läst einen erst einmal ein Stück auf Abstand), aber dann kommt dieses Licht hinzu, auf mich wirkt das, als hätte jemand im übertragenen Sinne eine Lampe in einem Zimmer angemacht, das zu einer Zeit bestand, als es noch kein künstliches Licht gab und würde jetzt in etwas Einsicht bieten, dass eigentlich so nicht sichtbar ist - und damit zu etwas Neuem machen (man kann ja auch nicht durch die Zeit reisen und Altes anschauen, aber man kann manches Artefakt heute ansehen, aber dann ist es ja schon in unserer Umgebung zu etwas anderem geworden. So erlebe ich Gabriellas Bild, das heißt, seine Konstruktion von dem, was man sieht - ich möchte damit keinesfalls sagen, dass es etwas altes heraufbeschwört, sondern nur für seinen Effekt den Verweis auf etwas Altes benutzt. Und das ist für mich der gefühlte Abstand, der ist aber eben nicht ganz, bei mir.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.07.2009, 15:27

Hui, das finde ich ja spannend, was du schreibst, Lisa!
Vielleicht war ich ja im Hochgebirge Perus und habe in einer alten, unterirdischen Höhle, die Pizarro nicht zerstört hat, eine alte Inka-Zeichnung entdeckt und eine Taschenlampe davor gehalten. ,-)
Sehr anregend, deine Sichtweise!

Saludos
Mucki

jondoy
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Beitragvon jondoy » 15.07.2009, 00:24

Hallo Mucki,

die nachfolgenden Zeilen scheinen keinen Bezug auf dein Bild zu haben, man wird es ihnen auch vorwerfen können, doch sie sprechen von der Grundfrage, die mich an allen deinen Bildern beschäftigt.

`Werke? Woran erkennen wir die echten?
Wir alles Echte: an seinem inneren Leben, das seine Wahrheit verbürgt. Denn alles, was an künstlerischen Dingen von wahrheitsliebenden Geistern geschaffen ist, ohne jede Rücksicht auf die konventionelle Außenseite des Werkes, bleibt für alle Zeiten echt.
Wir haben am Kopf dieses Artikels zwei kleine Beispiele hierfür gebracht: rechts eine volkstümliche Illustration aus Grimms Märchen aus dem Jahre 1832, links ein Bild von 1910.
Das rechte ist echt und ganz innerlich wie ein Volkslied und wurde von seiner Zeit mit der vollkommensten Selbstverständlichkeit und Liebe verstanden, da noch 1832 jeder Handwerksbursche und jeder Prinz dasselbe künstlerische Gefühl besaß, aus dem heraus das Bild geschaffen ist. Alles Echte, was damals geschaffen wurde, hatte dieses reine, ungetrübte Verhältnis zum Publikum.
Wir meinen nun aber, dass jeder, der das Innerliche und Künstlerische des alten Märchenbildes empfindet, vor dem linken Bild* (* Anmerkung: ein semiabstraktes Bild, im Geist bzw. Ausdruck deinen Bildern nicht unähnlich), das wir ihm als modernes Beispiel gegenüberstellen, fühlen wird, dass es von ganz gleich tiefer Innerlichkeit und künsterlischen Ausdruckes ist – selbst wenn er es nicht mit der Selbstverständlichkeit genießen kann wie der Biedermeier sein Märchenbild.`

Diese Zeilen schreib ich, weil mich deine Bilderanthologie - mit jedem Bild aufs Neue - oft über ganz weite (Um-)Wege - immer wieder auf diese eine Frage zurückführt, für mich ist ein Blick auf ein abstraktes Bild ein Weg durch eine Wand, hinter die ich nicht zu sehen gelernt habe.
Wie eröffnet sich in mir ein Zugang zu einem abstrakten Bild? Was steckt dahinter, dass, was der Betrachter individuell in einem Bild sieht, somit eine große Bandbreite (in der Summe der Betrachtungsweisen), oder etwas weiteres, eine tiefe Innerlichkeit? Diese Frage beschäftigt mich.

Gruß,
Stefan


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