Im Auge der Sonnenblume

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 05.08.2009, 07:59

Im Auge der Sonnenblume
treibt das Dunkel sattgelbe Blüten

Wohin soll ich mich wenden
wenn der Abstand zur Mitte
stets unverändert bleibt?


© Monika Kafka, 2009

Lydie

Beitragvon Lydie » 05.08.2009, 09:27

Sehr schön! Ganz besonders gefällt mir der Anfang, denn das stimmt, mit dem Dunkel im Auge der Sonnenblume. Wunderbar gesehen und eingefangen.

Lieber Sonnengruss,

Lydie

Max

Beitragvon Max » 05.08.2009, 11:35

Liebe Scarlett,

Strophe 1 finde ich sehr schön beobachtet und sehr gu beschrieben.

Strophe 2 ergibt für mich nur Sinne, wenn das lyr. Ich sich wirklich oder im übertragenen Sinne auf einer Kreisbahn um die Mitte befindet. Im eigentlichen Sinn ist dies für mich unvorstellbar, im übertragenen Sinne (mann, haben wir hier viel Sinn) ist das natürlich vorstellbar, wenn sich die Mitte als eine Art Lebensziel oder -mitte herausstellt. Da würde mir vielleicht aber ein Hinweis und/oder ein kraftvollerer Vergleich helfen.

Liebe Grüße
Max

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.08.2009, 12:49

Liebe scarlett,

oh, danke :blume0028: , ich bin ein wenig gerührt...

Das gefällt mir, ich kann mit dem "Mittebild" viel anfangen, obwohl es natürlich auch ein wenig resigniert ist...
Ja, und der Anfang: Das ist einfach wunderschön beobachtet und in Worte gefasst.

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.08.2009, 14:46

Hallo Monika,

ein kraftvolles Gedicht, vor allem durch den Einstieg. Die ersten beiden Zeilen könnten schon fast für sich alleine stehen, so ausdrucksstark finde ich diese. Und dann erfolgt in der 2. Strophe für mich sozusagen der Antipol. Ein sehr eindringliches Werk, das durch die Wendung vom Positiven zum Nachdenklichen/Traurigen hin seine nachklingende Wirkung entfaltet.

Saludos
Mucki

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 05.08.2009, 19:45

Hallo Scarlett!

Es ist komisch: Obwohl du in beiden Abschnitten des Textes dasselbe machst (Zeilenabteilung streng nach Sinneinheiten), kommt es mir im ersten Abschnitt sehr gelungen vor, während ich im zweiten Abschnitt dein Eindruck habe, dass ein Prosasatz zerstückelt und statt hinter- eben untereinander geschrieben wird; Es fehlt ein wenig das "Gedichtgefühl"... Hm. Ansonsten finde (auch) ich den ersten Abschnitt etwas "wirkungsmächtiger". Aber es ist natürlich eine offene Frage, ob das (gute!) Gesamtgedicht überhaupt gewänne, wenn du "hinten" noch etwas ändertest.

Ferdigruß :-)
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

DonKju

Beitragvon DonKju » 06.08.2009, 22:28

Hallo scarlett,

auch mir gefällt die erste Strophe eigentlich für sich so gut, daß ich sie allein stehen lassen würde.

Bei der zweiten Strophe bin ich letzten Endes im Zweifel geblieben. Würde eine Umformulierung wie

Wohin mich wenden
wenn der Abstand zur Mitte
stets unverändert bleibt?

oder

Wohin wenden
wenn die Distanz zu meiner Mitte
konstant bleibt?

tatsächlich etwas bringen ? Und würde es noch den gleichen Sinn haben ?

Fragwürzig grüßend - Hannes

Lydie

Beitragvon Lydie » 07.08.2009, 00:42

Ja, aber wenn man die 2.Strophe ganz weg lässt, dann geht die Spannung flöten, die das Gedicht als Gedicht ausmacht und es bleibt nur eine kurze, betreffend schöne Naturbetrachtung. Dennoch ist es so. Da ist objektiv ein Bruch zwischen den beiden Strophen, im Stil, im Ton, in der Aussage, nur das Bild ist dasselbe.

Lydie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.08.2009, 00:50

Lydie hat geschrieben:Ja, aber wenn man die 2.Strophe ganz weg lässt, dann geht die Spannung flöten, die das Gedicht als Gedicht ausmacht

jep, sehe ich auch so

scarlett

Beitragvon scarlett » 08.08.2009, 08:45

Hallo ihr Lieben,

dank euch für die Antworten.

Nun ja, ich denke, ich hätte dieses "Kleine" gar nicht erst gezeigt, wenn nicht leonies Sonnenblumen-Text mich daran erinntert hätte - ich sagte ja schon mal an anderer Stelle, dass leo und ich oftmals ganz ähnliche Motive verarbeiten und das fast zeitgleich, obwohl wir nichts voneinander wissen. Ich find das irgendwie ínteressant ...

Ihr habt schon Recht, zwischen S1 und S2 ist schon irgednwie ein Bruch drin, den ich aber derzeit nicht unbedingt bearbeiten kann, weil mir Alternativen fehlen - soll heißen, ich weiß nicht, wohin genau eine Überarbeitung führen sollte ... inhaltlich.

Vielelicht wächst es ja mit der Zeit noch ... und aus dem spannenden Kleinen wird was Größeres???
Mal sehen ...

Sonnenblumengrüße :blume0028:

scarlett


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