Der Baum

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 22.07.2009, 12:01

:pfeifen: :pfeifen: :pfeifen: :daumen:
Zuletzt geändert von Renée Lomris am 27.07.2011, 10:49, insgesamt 5-mal geändert.

DonKju

Beitragvon DonKju » 24.07.2009, 17:26

Hallo Renée,

da wir bisher direkt noch nicht das Vergnügen hatten: "bienvenu dans le salon bleu" (Babelfish sei Dank, ich selber kann nämlich nix franzözisch parlieren).

Nun zum Text: Ohne Zweifel ist er lyrisch stark, allein mir fehlt da irgendwie ein Zusammenhang, es baut sich kein Gesamtbild auf, so daß ich am Ende im Zweifel bleibe : Ist er gut oder schlecht ?

Ach, ich weiß nicht so recht & Grüße dazu von Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.07.2009, 18:13

Hallo Renée,

im Untertitel steht: Ursprünglich: Frau, Baum, Geliebter
Bedeutet dies, dass es sich hier um eine Schreibaufgabe handelte? Du bist ja in einer Pariser Schreibwerkstatt tätig.
Unter der Prämisse dieser drei Schlagworte lese ich dein Gedicht und auch die Reihenfolge der Strophen und ... es fällt mir schwer, dem Aufbau zu folgen und auch einigen Formulierungen. Im Einzelnen:
Einst losgeschossene Pfeile
mit ihrer Hand, streift sie.

Müsste es hier nicht "streifen sie" heißen?
Eine Bedrohung pocht
ein neues Band
knüpft sich,
absichtslos.

Hier verstehe ich die Zeilenumbrüche nicht. Warum schreibst du nicht "ein neues Band knüpft sich, absichtslos" in einer Zeile? Zudem nimmst du hier m.E. einiges vorweg. Es geht nicht nur um die Frau, sondern bereits um ein "Wir".
Die Rinde ist kräftig;
Die Kerbe ist tief.

das zweite "ist" würde ich weglassen, klingt m.E. poetischer ohne.
Moos und Ungeziefer
erfinden sich hier Kontinente,
Hochgebirge und Täler.

Das gefällt mir sehr gut, ein tolles Bild, lediglich das "hier" ist m.E. redundant.
Gewaltige Wassertropfen ergießen sich;
Starkes Gewebe aus weiblichem Schoß
riesiger Spinnen entsprungen
erstreckt sich :

Das verstehe ich nicht. Woher kommen jetzt die riesigen Spinnen? Und was haben sie mit dem weiblichem Schoß zu tun? Wofür sollen sie stehen? Auch sind mir hier zu viele kräftige Worte drin: "Gewaltige", "starkes", "riesiger"
Die Rinde ist trocken -
Die Rinde ist feucht -
Der Pfeil steckt noch -

Auch hier habe ich lauter Fragezeichen vor Augen. Die Rinde ist trocken, ist feucht, beides zur gleichen Zeit? Irgendwas fehlt mir hier oder ich steh einfach auf dem berühmten Schlauch.
Der Baum stand vor mir,
sagt sie, er stand vor mir.
Als ich in Gedanken verloren war.

Hier springst du in eine andere Perspektive, es erfolgt demnach eine Zäsur, doch warum das "Als ich in Gedanken verloren war"? Meinst du damit den Zustand, in dem sie Pfeile abgeschossen hat?
Der Baum wollte nicht fort -
Das ist nicht ihre Art.
Sie bleiben da,
verwurzeln sich in dir -
Machen dich glauben du seist ein grünes Tal,
du allein

Müsste es hier nicht heißen: "Das ist nicht seine Art.", also, dass der Baum gemeint ist?
Entsprechend dann auch: "Er bleibt da, verwurzelt sich in dir" und "Macht dich glauben"?
Du siehst, ich habe hier einige Schwierigkeiten. Auch, wo hier jeweils die Passagen zu "Frau, Baum, Geliebter" beginnen und enden.
Aber vielleicht habe ich auch dein Gedicht schlichtweg nicht verstanden. :12:

Saludos
Mucki

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 24.07.2009, 19:31

Lieber Hannes

Ja, ich hab durch das Einstellen des Textes besser gespürt, wo die Schwächen liegen könnten. Es geht um die Frau einerseits, eine Art mittelalterlicher Frauengestalt, und den Baum als Sinnbild für Männlichkeit einerseits (phallisch, sich verwurzelnd) und für Weiblichkeit andererseits (Rinde, Kerbre, feucht, trocken, Spinne als Symbol für weibliche Schöpfungskraft, Faden,)

bisschen viel ... ich mochte aber dieses Hin-und Her (sic)

Liebe Gabrielle,

nun hab ich schon einiges erklärt, mehr gibts eigentlich nicht zu sagen. Die Pfeile sind im Köcher der Dame, sie hat sie losgeschickt, ihre Hand streift sie (die Pfeile)

Eigentlich hat mich bei diesem Gedicht vor allem die Verschlüsselung der Sexualität interessiert.

Aber das kam ja nicht rüber ...

Vielen Dank für den Kommentar, ich werde noch weiter drüber nachdenken.

sehr herzliche Grüße vom Hermannsplatz, Kneipe "Freies Neukölln", Apfelschorle
Renée

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.07.2009, 20:06

Hallo Renée,

durch deine Erläuterungen wird es klarer, natürlich. Auch durch deine eingesetzten Einschübe "Die Frau:, Der Baum:".
Dennoch bleibe ich bei einigen Punkten hängen, siehe meine Detailkritik (vor allem, was die Setzung und den m.E. falschen Plural betrifft), wobei sich jedoch die Frage nach den Spinnen z.B. erübrigt hat. ,-)

Saludos
Mucki

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 26.07.2009, 16:52

Hallo Gabriella,
eigentlich wollte ich nur "den Augenblick" in die Textwerkstatt, aber auch der "Baum" gefiel mir nicht (mehr) so.

Nun habe ich das Hauptstück isoliert und zwei Einzelheiten geändert. Wie siehst du diese verkürzte Form? Ich finde, dass die Aussage so dicht genug ist.

lG
Renate

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.07.2009, 17:38

Hallo Renée,

oh, sorry! Ich hatte das hier im Faden "Augenblick"
Kann dieser Text mitsamt der Baumjungfrau in die Bearbeitungswerkstatt verschoben werden, dann werd ich mal feilen.

dann wohl missverstanden.

Diese komprimierte, verkürzte Form gefällt mir in der Tat sehr viel besser, auch wenn mir hier nach wie vor zu viele kräftige Ausdrücke enthalten sind. Aber wenn dir diese wichtig sind, dann lass sie natürlich drin.

Soll ich zurück nach Liebeslyrik verschieben? M.E. würde es eher in Freies Weben passen. Sag mir kurz Bescheid, ok?

Saludos
Mucki

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 27.07.2009, 12:57

Hallo Gabriella,

Mein Fehler ... weil ich doch einen Unterschied mache zwischen "Baum" und der Tagebuchnotiz "Glasgow".

Ich habe deine Vorschläge noch einmal genauer angeschaut und mich gefragt, wie ich selbst zu diesem "Gedicht" stehe. Es war mein erster Versuch nach fast zwanzig Jahren, wieder eines zu schreiben. ('Unliebe' entstand später). Da ich sehr wenig mit deutschsprachig Schreibenden zu tun habe, fehlt mir möglicherweise der selbstkritische Abstand und bin froh ihn auf dem Forum zu finden. Aber es muss sich auch gleichzeitig ein Gefühl dafür entwickeln, was ich vertreten kann und will. Hier scheint mir der Blick auf den Mikrokosmos gelungen (oder nachvollziehbar) und die wiederholt eingesetzten Formulierungen wie 'riesig' / 'gewaltig' sollen eine andere "planetarische" Erfahrungsebene einhämmern ...

Ich habe vielleicht die Tendenz zur Redundanz, zur Wiederholung als Stilelement ... werde jedoch darauf achten, ob und wie das im Einzelfall stimmt.

danke für deine Begleitung beim Weiterschreiben.

lG
Renate

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.07.2009, 17:10

Hallo Renée,
Hier scheint mir der Blick auf den Mikrokosmos gelungen (oder nachvollziehbar) und die wiederholt eingesetzten Formulierungen wie 'riesig' / 'gewaltig' sollen eine andere "planetarische" Erfahrungsebene einhämmern ...

interessant ist das. Jetzt, als ich das von dir lese, sehe ich dein Gedicht aus einer anderen Perspektive, die ich vorher nicht innehatte.
Vor allem gefällt mir hier, wie du am Schluss durch
Die Rinde ist trocken,
Die Rinde ist feucht.
Noch steckt der Pfeil.

wieder Bezug zum ersten Teil nimmst:
Die Rinde ist kräftig;
Die Kerbe ist tief.

Ich würde deshalb nach "tief" einen Absatz setzen, das würde die Gesamtkomposition unterstützen.

Saludos
Mucki
P.S.
Soll ich diesen Faden zurückverschieben? Wenn ja, wohin? Liebeslyrik, wo er vorher war oder eher Freies Weben?

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 27.07.2009, 23:18

Hallo Gabriella,

danke, das passt sehr gut. Jetzt ist ... alles, was ich wollte (und konnte) da. Ja, vielleicht doch Liebeslyrik, denn es handelt sich um Liebeswelten.

schönen Abend
Renate

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.07.2009, 23:30

Hallo Renée,

jep. So finde ich es jetzt auch stimmig.
Habs wieder zurückgeschoben nach Liebeslyrik.

Bonne nuit
Mucki


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