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Rosenbett - Pantum

Verfasst: 10.07.2009, 15:37
von Elsa
.

Aus Rosenblättern streue ich
ein Bett unter den Linden
für meinen Engel, nämlich dich,
um Lieb darin zu finden.

Ein Bett unter den Linden,
mit Bändern bunt verziert,
um Lieb darin zu finden,
weil mich so nach dir giert.

Mit Bändern bunt verziert,
dich damit festzubinden.
Weil mich so nach dir giert,
ich kann dich nicht verwinden.

Möcht dich mit mir verbinden,
im stillen Wiesenrain,
ich kann dich nicht verwinden,
der Sommerwind fährt drein.

Im stillen Wiesenrain
bewegt von diesem Sehnen.
Fährt Sommerwind hinein,
kann ich mich zweifach wähnen.

Bewegt von diesem Sehnen
für meinen Engel, nämlich dich,
kann ich mich zweifach wähnen,
streu Rosenblätter nur für mich.


by ELsa

Verfasst: 10.07.2009, 17:20
von fenestra
Hallo, Elsa,

ich freu mich, hier ein Pantum zu lesen! Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie die verflochtenen Wiederholungszeilen wirken. In deinem Gedicht wandelt sich Strophe für Strophe die Situation, obwohl immer zwei Zeilen aus der vorherigen Strophe gleich sind. Erst vermutet man eine zarte Verführungsszene, dann wird offen von Gier gesprochen. Nach und nach erfährt der Leser, dass das lyrische Ich den Geliebten binden und zwingen müsste. Das lyr. Ich ist in Wahrheit allein im Wiesengrund (Was ist ein Wiesenhain? Ein Hain ist doch ein Wald!).

Leider arbeitest du für meinen Geschmack größtenteils mit eher herkömmlichen Reimen und - ich sags mal - kitschigen Bildern, sonst wäre für mich der Lesegenuss noch größer.

Liebe Grüße
fenestra

Verfasst: 10.07.2009, 17:28
von noel
streu Rosenblätter nur für mich.

schön, dass dies der endvers ist
ansonsten gelungen & nicht einmal mit einem gefühl von "reim dich, oder ich fress dich" in mir verbunden


chapeau

Verfasst: 10.07.2009, 18:23
von Elsa
Hallo fenestra,

danke fürs Lesen und die Betrachtung dazu.

Ich bin ein Depp, es soll natürlich WiesenRain heißen, danke fürs finden.

Leider arbeitest du für meinen Geschmack größtenteils mit eher herkömmlichen Reimen und - ich sags mal - kitschigen Bildern, sonst wäre für mich der Lesegenuss noch größer.
Das "leider" tut mir leid, denn ein Gedicht, das "Rosenbett" heißt, muss einfach kitschig sein, finde ich.

Hallo noel,

danke schön. Und ja, auf die letzte Zeile kommt es hier an. Fein, dass du es bemerkt hast ;-)

Liebe Grüße
ELsa

Verfasst: 11.07.2009, 20:26
von Herby
Liebe Elsa,

nun muss ich so alt werden, um durch dich zu lernen, was ein Pantum ist! ;-) Ich kannte diese Form bisher nicht und fand es sehr interessant, darüber nachzulesen. Wenn ich daran denke, was ich über die Bauform las, glaube ich, es ist gar nicht so einfach, ein solches Pantum zu schreiben. Die Theorie klingt einfach, aber ich glaube, die Praxis sieht da etwas anders aus. Insoweit schließe ich mich gerne noel an und ziehe den Hut!

Was mich interessieren würde: wie hast du denn zu dieser Form gefunden? Und hast du noch andere Pantume geschrieben?

Was den Text selbst betrifft, ja, er ist wohl kitschig. Und obwohl mich Kitsch oft stört, manchmal sogar abstößt, ist beides bei deinem Gedicht nicht der Fall. Vielleicht komme ich noch dahinter, warum dies so ist, im Augenblick kann ich es dir jedenfalls nicht erklären.

Herzliche Grüße ins Wochenende
Herby

Verfasst: 11.07.2009, 21:07
von ferdi
Hallo Elsa!

Sag mal, ist da irgendein heimlicher Bezug zu Klopstocks "Das Rosenband?" Kam mir jedenfalls sofort in den Sinn beim Lesen deiner Zeilen :-)

Nur für sich betrachtet.... Hm. Ich weiß nicht?! Das Metrum scheint etwas unruhig, obwohl man natürlich nicht streng alternieren / nicht die gleiche Hebungsanzahl wählen muss. Und speziell in den Strophen 3-5 empfinde ich auch die Syntax als fremd. Insgesamt stehe ich dadurch etwas neben dem Text und finde nicht wirklich "rein".

Kitsch dagegen war noch nie ein Problem ;-)

Ferdigruß!

Verfasst: 12.07.2009, 11:15
von Louisa
Hallo!

Die Form und der Rhythmus, der bei meiner unbedachten Lesart eigentlich nicht holpert ;-) , haben mir auch sehr imponiert und gefallen.

Manche Stellen des Inhalts fand ich sogar ganz originell, zum Beispiel, dass die anfangs als Schmuck deklarierten Bänder in der Linde letztlich dazu dienen sollen den Anderen "festzubinden" - Das ist für mich eine romantische Form des Fesselspiels :smile: (Hat mir aber gefallen)

Auch dass der Sommerwind "herein fährt" in dieses Naturbett mochte ich, ebenso wie das Ende, wobei ich zum Stichwort der "Rose" im Allgemeinen wohl schon alles gesagt habe, was man dazu sagen kann :smile:

Letztendlich finde ich, dass das ganze wirkt wie eine Melange aus vielen Begriffen, die man so im Allgemeinen mit romantischer, poetischer Liebe verknüpfen würde. Da ist ein bisschen von der Vogelweide (Unter der Linden das Bett), ein bisschen Klopstock, ein bisschen Schlagermusik ("mein Engel" ?) drin, aber letztendlich zerstören diese doch sehr leicht auffindbaren Bilder für mich jeglichen persönlichen Eindruck.

Das ist ungefähr dasselbe wie wenn mich jemand "Schatz" nennt und dabei eine CD von Titanic auflegt, während überall im Zimmer rote Rosenblätter verstreut sind. Das mag ja für viele Menschen schön sein, aber mir kommt es dann so vor, als hätte man diese LIebe im Katalog bestellt und jeder andere würde sie so praktizieren wie wir - Was macht denn dann überhaupt noch unsere LIebe aus?

Ich habe das auch schon bei meinem letzten Kommentar hier geschrieben und ich weiß nicht, ob es überhaupt etwas nützt, dass immer wieder zu schreiben - Aber so wie das Gedicht jetzt ist macht es mich nicht traurig, weil der Inhalt so sehnsüchtig/melancholisch ist, sondern mehr weil es so furchtbar einem Bild hinterherweint, dass (glaube ich) viel mehr mit Konventionen, als mit dem eigenen Leben zu tun hat.

Wieso muss es denn die Rose, die Linde, der Engel, der stille Wiesenrein sein? - Das habe ich noch nie verstanden und werde es wohl auch nicht mehr verstehen.

Trotzdem sind aber wie gesagt einige Stellen darin, wo ich merke, dass du selbst am Bild gebastelt hast und etwas Neues daraus geworden ist (wie zum Beispiel bei den Bändern!) - an solchen Punkten wird es immer schön - und dann kann ich auch wieder etwas mit den oben genannten Allgemeinpoesien anfangen.

Auch das Liedhafte daran macht es natürlich zu einem angenehm lesbaren Gedicht. Vielleicht ist dein nächstes Pantum ja ein bisschen Persönlicher ;-)

Schönen Sonntag!
l

Verfasst: 12.07.2009, 14:15
von Elsa
Ladies first :-)

Liebe Louisa, danke schön für deinen umfassenden Kommentar, dem ich ohne EInschränkungen beipflichte, bis auf die Frage, ob es denn so sein muss. Ja, hier muss es so sein. Wenn du bedenkst, dass die von dir erwähnten Schwächen/Klischees bei mir so gut wie nie vorkommen, ist es klar, dass ich sie bewusst gewählt habe für dieses Pantum.

Lieber Herby, da siehste mal, wir können stets was dazulernen ;-). Und du hast recht, es klingt technischer einfacher, als es dann tatsächlich beim Formulieren ist. Hat doch recht lang gebraucht, es halbwegs sauber hinzukriegen. Auf die Form "Pantum" hat mich eine schreibende Freundin gebracht, die das vorzüglich beherrscht. Dann wollte ich es halt auch probieren.

Lieber Ferdi, nein, an Klopstock hab ich nicht gedacht, aber jetzt, wo du es sagst ... unterbewusst vielleicht? Beim Lautlesen fand ich kein metrisches Problem, hm.

Ich hab noch eins im Ärmel, dass ich gleich reinsetzen werde.

Vielen Dank euch,
Elsa