Klage
Und immer
immer das Meer sein müssen
sich wiegend in den
wechselnden Winden.
Berge zu Steinen zermahlen
und Steine zu Körnern
bis sie als glitzerngeflochtene Muster
am Ufer liegen.
Und immer
immer Heimat sein müssen
den dunklen Tieren
die in der Tiefe wohnen.
Muscheln verwunden
die sich geöffnet haben
damit sie den Schmerz
in Perlen verwandeln.
Und immer
immer den eigenen Schrei
im Rauschen verstecken
Sphärenmusik den Anderen sein.
Fernen Monden lauschen
ihren verworrenen Rhythmen folgen
und das Sehnen der Liebenden
hinter den Horizont tragen.
Erstfassung:
Klage und Frage
I.
Und immer
immer das Meer sein müssen
sich wiegend in den
wechselnden Winden.
Berge zu Steinen zermahlen
und Steine zu Körnern
bis sie als glitzerngeflochtene Muster
am Ufer liegen.
Und immer
immer Heimat sein müssen
den dunklen Tieren
die in der Tiefe lauern.
Muscheln öffnen
ihre Schalen verwunden
damit sie Perlen gebären
die du niemals siehst.
Und immer
immer den eigenen Schrei
im Rauschen verstecken
Sphärenmusik den Anderen sein.
Fernen Monden lauschen
ihren verworrenen Rhythmen folgen
und das Sehnen der Liebenden
hinter den Horizont tragen.
II.
Wer lässt mich
endlich in einen Körper fließen
der den Wogen ausgesetzt
sich tragen und stupsen lässt
einer stets unbekannten Heimat entgegen?
Klage (vorher: Klage und Frage)
Liebe Leonie,
der Text íst mir schon kurz, nachdem Du ihn eingestellt hast, aufgefallen.
Sein hervorstechendstes Merkmal ist für mich sein Tonfall, eine beinahe hymnische Klage. Das ist ganz anders als das nahezu monotone Genörgel, das man zu oft hört. Hier klagt jemand - vordergründig zunächst einmal das Meer - der seine Aufgabe schon seit Äonen treu erfüllt hat. Und er/sie/es klagt 'schön', findet wohlklingende Worte und passende Bilder, die mich als Leser erfreuen.
Kein Wunder, denke ich nach einer Weile, dass niemand die Klage erhören mag, sie klingt einfach zu schön! Was natürlich die Frage nach dem Adressaten der Klage weckt. Diese Frage verwirrt (mich
), denn es scheint ganz offensichtlich, dass die Klage keinen Adressaten hat, der Text erhebt vielmehr die Klage an sich zur Form, was ihn für aus formaler Sicht sehr interessant erscheinen lässt.
Vor diesem Hintergrund, aber nicht nur vor diesem verstehe ich allerdings das 'du' in
nicht. Ich kann mir selbst ohen vorhergehende Analyse an dieser Stelle kein 'du' vorstellen, es sei denn ein göttliches Wesen, von dem ich mich aber frage, warum es denn die Perlen niemals sieht.
Wo ich schon dabei bin von meinem Unverständnis zu sprechen: Die letzte Strophe verstehe ich - glaube ich - komplett nicht. Ich habe vermutlich das Problem dabei, dass ich mir versuche vorzustellen, was geschieht .. und dann weiß ich nicht, welchen Wogen denn der Körper ausgesetzt wäre und vor allem auf welchen er sich tragen ließe, wenn das Meeer doch hineingeflossen ist?!
Liebe Grüße
Max
der Text íst mir schon kurz, nachdem Du ihn eingestellt hast, aufgefallen.
Sein hervorstechendstes Merkmal ist für mich sein Tonfall, eine beinahe hymnische Klage. Das ist ganz anders als das nahezu monotone Genörgel, das man zu oft hört. Hier klagt jemand - vordergründig zunächst einmal das Meer - der seine Aufgabe schon seit Äonen treu erfüllt hat. Und er/sie/es klagt 'schön', findet wohlklingende Worte und passende Bilder, die mich als Leser erfreuen.
Kein Wunder, denke ich nach einer Weile, dass niemand die Klage erhören mag, sie klingt einfach zu schön! Was natürlich die Frage nach dem Adressaten der Klage weckt. Diese Frage verwirrt (mich
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Vor diesem Hintergrund, aber nicht nur vor diesem verstehe ich allerdings das 'du' in
damit sie Perlen gebären
die du niemals siehst
nicht. Ich kann mir selbst ohen vorhergehende Analyse an dieser Stelle kein 'du' vorstellen, es sei denn ein göttliches Wesen, von dem ich mich aber frage, warum es denn die Perlen niemals sieht.
Wo ich schon dabei bin von meinem Unverständnis zu sprechen: Die letzte Strophe verstehe ich - glaube ich - komplett nicht. Ich habe vermutlich das Problem dabei, dass ich mir versuche vorzustellen, was geschieht .. und dann weiß ich nicht, welchen Wogen denn der Körper ausgesetzt wäre und vor allem auf welchen er sich tragen ließe, wenn das Meeer doch hineingeflossen ist?!
Liebe Grüße
Max
Lieber Max,
ich sehe eine Parallele zu "Springflut" http://www.blauersalon.net/online-literaturforum/viewtopic.php?t=4941&highlight=:
Die See, die den Mond nur in ihrem Spiegel wiegt, niemals hält.
Dieses Gedicht ist sozusagen die Fortsetzung, Teil II, und damit ist Teil II hier eigentlich Teil III.
Wie du sagst: nur vordergründig eine universelle Klage.
Versteckt gibt es ein ich, "immer den eigenen Schrei/ im Rauschen verstecken", und deshalb auch ein Du, dem die Geheimnisse der See verborgen bleiben.
Die Wege des Du sind verworren (den Plural von Mond gibt es für die See nicht). Ebenso ist die Sehnsucht "der Liebenden" im Plural auch ein Ablenkungsmanöver: die See als Sehnsuchtsort der unzähligen Liebenden vertuscht etwas die Klage der einzelnen Liebenden über den abgehobenen Mondgänger.
Die See ist machtvoll, durch die Gezeitenkräfte mit dem Kosmos verbunden, Herberge von Schönem und Dunklem. Sie ist Dienerin des Lebens seit Urzeiten.
Aber für die Liebe fehlt der See der Körper, der zur Berührung, zum Halten nötig ist. Den man sogar "rumschubsen" kann. Das einzige Wort, das mir nicht so gefällt, weil eigentlich gehalten werden gemeint ist (unterstelle ich mal. Ebenso wird nicht die Schale der Muscheln verletzt, sondern ihr Inneres.)
Zugleich beginnt mit der Körperlichkeit die Heimatlosigkeit, eine Suche, die der See als solche fremd ist: sie ist ja selbst der Innbegriff der allgegenwärtigen Heimat. Durch die Körperwerdung verliert sie diesen Zustand natürlich, wird ihr eigenes Geschöpf unter vielen andern...
Trotzdem will sie das für den Geliebten auf sich nehmen (erinnert mich etwa san die Meerjungfrau).
Liebe Leonie, dieser III Teil könnte gegenüber den ersten beiden noch etwas ausgearbeitet werden!
Er ist sonst für den Leser zu kryptisch.gif)
Liebe Grüße, Carl
ich sehe eine Parallele zu "Springflut" http://www.blauersalon.net/online-literaturforum/viewtopic.php?t=4941&highlight=:
Die See, die den Mond nur in ihrem Spiegel wiegt, niemals hält.
Dieses Gedicht ist sozusagen die Fortsetzung, Teil II, und damit ist Teil II hier eigentlich Teil III.
Wie du sagst: nur vordergründig eine universelle Klage.
Versteckt gibt es ein ich, "immer den eigenen Schrei/ im Rauschen verstecken", und deshalb auch ein Du, dem die Geheimnisse der See verborgen bleiben.
Die Wege des Du sind verworren (den Plural von Mond gibt es für die See nicht). Ebenso ist die Sehnsucht "der Liebenden" im Plural auch ein Ablenkungsmanöver: die See als Sehnsuchtsort der unzähligen Liebenden vertuscht etwas die Klage der einzelnen Liebenden über den abgehobenen Mondgänger.
Die See ist machtvoll, durch die Gezeitenkräfte mit dem Kosmos verbunden, Herberge von Schönem und Dunklem. Sie ist Dienerin des Lebens seit Urzeiten.
Aber für die Liebe fehlt der See der Körper, der zur Berührung, zum Halten nötig ist. Den man sogar "rumschubsen" kann. Das einzige Wort, das mir nicht so gefällt, weil eigentlich gehalten werden gemeint ist (unterstelle ich mal. Ebenso wird nicht die Schale der Muscheln verletzt, sondern ihr Inneres.)
Zugleich beginnt mit der Körperlichkeit die Heimatlosigkeit, eine Suche, die der See als solche fremd ist: sie ist ja selbst der Innbegriff der allgegenwärtigen Heimat. Durch die Körperwerdung verliert sie diesen Zustand natürlich, wird ihr eigenes Geschöpf unter vielen andern...
Trotzdem will sie das für den Geliebten auf sich nehmen (erinnert mich etwa san die Meerjungfrau).
Liebe Leonie, dieser III Teil könnte gegenüber den ersten beiden noch etwas ausgearbeitet werden!
Er ist sonst für den Leser zu kryptisch
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Liebe Grüße, Carl
Hallo Leonie,
Es ist für mich ein wunderschönes Gedicht mit viel Tiefgang. Das von Max angesprochene der "hymnischen Klage" spricht mich an, Carl's Interpretation SEHR, auch dass Teil II eventuell stilistisch etwas abfällt, wenn sich das so sagen lässt. Ich habe gedacht: jetzt wurde es Leonie zu feierlich und sie brauchte ein "Stupsen", um wieder die Erde unter den Füssen zu spüren. Sehnsucht nach Inkarnation, Abgrenzung und Endlichkeit, aber auch einer in Teil II ausgedrückten anderen Form von Begegnung, partnerschaftlicher, spielerischer sehe ich in diesem Gedicht. Das Grosse sehnt sich nach Konkretem, danach auch, seinem ewigen Dienst an anderen, am grossen Ganzen, ein Stück zu entkommen. Die kleine Meerjungfrau finde ich da sehr passend.
Danke und viel Freude und Gewinn beim Lesen sowohl des Gedichts als auch der Kommentare,
Lydie
Es ist für mich ein wunderschönes Gedicht mit viel Tiefgang. Das von Max angesprochene der "hymnischen Klage" spricht mich an, Carl's Interpretation SEHR, auch dass Teil II eventuell stilistisch etwas abfällt, wenn sich das so sagen lässt. Ich habe gedacht: jetzt wurde es Leonie zu feierlich und sie brauchte ein "Stupsen", um wieder die Erde unter den Füssen zu spüren. Sehnsucht nach Inkarnation, Abgrenzung und Endlichkeit, aber auch einer in Teil II ausgedrückten anderen Form von Begegnung, partnerschaftlicher, spielerischer sehe ich in diesem Gedicht. Das Grosse sehnt sich nach Konkretem, danach auch, seinem ewigen Dienst an anderen, am grossen Ganzen, ein Stück zu entkommen. Die kleine Meerjungfrau finde ich da sehr passend.
Danke und viel Freude und Gewinn beim Lesen sowohl des Gedichts als auch der Kommentare,
Lydie
Lieber Max,
Du sprichst zwei Stellen von den dreien an, über die ich mir unsicher war, Carl die dritte. Das bringt für mich schon einiges an Klärung.
Aber der Reihe nach.
Das "Du", ich hatte gedacht, dass das Meer an dieser Stelle mit sich selber spricht. Denn wenn es schon die Verletzung verursachen muss, würde es zumindest gerne die perle hinterher auch sehen. Aber ich werde das ändern, denn so ist es nicht verständlich.
Dann denke ich, dass ich den zweiten Teil komplett rausnehme. Der erste kann für scih stehen, ich mag ihn sogar lieber, wenn er alleine steht, weil der zweite ihm etwas "wegnimmt". Vielleicht wird der später mal ein eigener, ausführlicherer Text.
Das, was Du, Max, allgemein zum Text schreibt, freut mich sehr. Dass eine Klage so schön klingt und zur Form an sich wird, die über ihren Inhalt hinweghören lässt (und so vielleicht auch sich versteckt oder die anderen täuscht), das ist für mich ein interessanter Gedanke.
Nun zum dritten Punkt, also zu Dir, carl.
Ja, das "Stupsen". Ein Zwischending zwischen Stoßen und Schubsen. Zu grob für die gemeinte Berührung. Du hast recht, das wird, wenn der Text sich selbständig macht, geändert.
Was den Mond betrifft, bin ich mir unsicher, denn es könnte aus Sicht des Meeres durchaus so sein, dass er in so unterschiedlicher Gestalt auftaucht, dass das Meer sich über seine Identität keine Klarheit verschaffen kann. Aber das muss nicht so sein. Ich überlege, in die Einzahl zu ändern.
Was die Muscheln betrifft, stelle ich infrage, ob wirklich das Innere verletzt ist. Immerhin ist es fähig, eine Perle zu produzieren, was für eine gewisse Integrität spricht. Trotzdem muss ich die Strophe nochmal überdenken, sie erscheint mir noch nicht stimmig.
(edit: Ich habe die beiden jetzt Verben umgedreht)
Teil zwei (der ja wegfallen wird, aber weil Du drauf eingehst, soll auch einen Antwort kommen):
Er fragt im Grunde doch auch nach einem Rollentausch (deshalb ist er auch so schwer verständlich, Max): Wer übernimmt die Rolle des Meeres, wenn es Körper wird, nicht nur für die anderen, sondern auch für das Meer selbst?
Was den Schmerz betrifft: Welcher ist größer: Der des Meeres oder der der gewordenen Jungfrau?
Ich bin nicht sicher, dass das wirklich ein "Auf-sich-nehmen-für -den-Geliebten" ist, vielleicht wäre es ja auch ein "Zu-sich-selber-Kommen". Oder beides?
Viele interessante Anregungen und Fragen, dafür vielen Dank.
Liebe Lydie, ich glaube, ich habe das Meiste schon beantwortet, ich danke Dir in jedem Fall und freue ich, dass Du den Text so sehr magst!
Liebe Grüße an Euch drei!
leonie
Du sprichst zwei Stellen von den dreien an, über die ich mir unsicher war, Carl die dritte. Das bringt für mich schon einiges an Klärung.
Aber der Reihe nach.
Das "Du", ich hatte gedacht, dass das Meer an dieser Stelle mit sich selber spricht. Denn wenn es schon die Verletzung verursachen muss, würde es zumindest gerne die perle hinterher auch sehen. Aber ich werde das ändern, denn so ist es nicht verständlich.
Dann denke ich, dass ich den zweiten Teil komplett rausnehme. Der erste kann für scih stehen, ich mag ihn sogar lieber, wenn er alleine steht, weil der zweite ihm etwas "wegnimmt". Vielleicht wird der später mal ein eigener, ausführlicherer Text.
Das, was Du, Max, allgemein zum Text schreibt, freut mich sehr. Dass eine Klage so schön klingt und zur Form an sich wird, die über ihren Inhalt hinweghören lässt (und so vielleicht auch sich versteckt oder die anderen täuscht), das ist für mich ein interessanter Gedanke.
Nun zum dritten Punkt, also zu Dir, carl.
Ja, das "Stupsen". Ein Zwischending zwischen Stoßen und Schubsen. Zu grob für die gemeinte Berührung. Du hast recht, das wird, wenn der Text sich selbständig macht, geändert.
Was den Mond betrifft, bin ich mir unsicher, denn es könnte aus Sicht des Meeres durchaus so sein, dass er in so unterschiedlicher Gestalt auftaucht, dass das Meer sich über seine Identität keine Klarheit verschaffen kann. Aber das muss nicht so sein. Ich überlege, in die Einzahl zu ändern.
Was die Muscheln betrifft, stelle ich infrage, ob wirklich das Innere verletzt ist. Immerhin ist es fähig, eine Perle zu produzieren, was für eine gewisse Integrität spricht. Trotzdem muss ich die Strophe nochmal überdenken, sie erscheint mir noch nicht stimmig.
(edit: Ich habe die beiden jetzt Verben umgedreht)
Teil zwei (der ja wegfallen wird, aber weil Du drauf eingehst, soll auch einen Antwort kommen):
Er fragt im Grunde doch auch nach einem Rollentausch (deshalb ist er auch so schwer verständlich, Max): Wer übernimmt die Rolle des Meeres, wenn es Körper wird, nicht nur für die anderen, sondern auch für das Meer selbst?
Was den Schmerz betrifft: Welcher ist größer: Der des Meeres oder der der gewordenen Jungfrau?
Ich bin nicht sicher, dass das wirklich ein "Auf-sich-nehmen-für -den-Geliebten" ist, vielleicht wäre es ja auch ein "Zu-sich-selber-Kommen". Oder beides?
Viele interessante Anregungen und Fragen, dafür vielen Dank.
Liebe Lydie, ich glaube, ich habe das Meiste schon beantwortet, ich danke Dir in jedem Fall und freue ich, dass Du den Text so sehr magst!
Liebe Grüße an Euch drei!
leonie
Zuletzt geändert von leonie am 31.05.2009, 19:39, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe leonie,
Oh, das arme Meer ergeht sich in Selbstmitleid. Das gefällt mir gut, endlich mal das beklagenswerte Dasein im O-Ton hören zu dürfen.gif)
Also im Ernst, es gefällt mir wirklich! Ein paar Sachen würde ich vielleicht anders lesen mögen/wollen.
Aber das hier finde ich echt Weltklasse, leonie:
Hier hätte ich ein paar Vorschläge:
Superfeines Gedicht!
Lieben Gruß
ELsa
Oh, das arme Meer ergeht sich in Selbstmitleid. Das gefällt mir gut, endlich mal das beklagenswerte Dasein im O-Ton hören zu dürfen
.gif)
Also im Ernst, es gefällt mir wirklich! Ein paar Sachen würde ich vielleicht anders lesen mögen/wollen.
Aber das hier finde ich echt Weltklasse, leonie:
Und immer
immer den eigenen Schrei
im Rauschen verstecken
Sphärenmusik den Anderen sein

Hier hätte ich ein paar Vorschläge:
ich schröbe "wiegen", weil danach gleich wieder ein Wort mit -nd wechselnd kommt.Und immer
immer das Meer sein müssen
sich wiegend in den
wechselnden Winden.
hier für mich eher: glitzergeflochten ohne "n"Berge zu Steinen zermahlen
und Steine zu Körnern
bis sie als glitzerngeflochtene Muster
am Ufer liegen.
die keiner sieht - wäre meine Wahl, um die nie/sieht nicht zu haben.Muscheln verwunden
ihre Schalen öffnen
damit sie Perlen gebären
die niemand sieht.
Superfeines Gedicht!
Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Liebe Elsie,
hihi, ja, das ist eine Möglichkeit des Meeres, auch einmal zu baden: im Selbstmitleid
. Danke für "weltklasse"
.
Hm, mit den Vorschlägen tue ich mich ein wenig schwer, Du scheinst ein anderes Klangempfinden zu haben als ich. Mir gefällt die w-nd-Alliteration irgendwie und ich mag auch glitzerngeflochten lieber, ebenso wie niemand.
Komisch, hängt alles mit am Buchstaben "n". Vermutlich bringt er für mein Empfinden den weichen Klang, den ich haben möchte...
Ich danke Dir sehr, liebe Grüße nach Wien!
leonie
hihi, ja, das ist eine Möglichkeit des Meeres, auch einmal zu baden: im Selbstmitleid


Hm, mit den Vorschlägen tue ich mich ein wenig schwer, Du scheinst ein anderes Klangempfinden zu haben als ich. Mir gefällt die w-nd-Alliteration irgendwie und ich mag auch glitzerngeflochten lieber, ebenso wie niemand.
Komisch, hängt alles mit am Buchstaben "n". Vermutlich bringt er für mein Empfinden den weichen Klang, den ich haben möchte...
Ich danke Dir sehr, liebe Grüße nach Wien!
leonie
Hallo Leonie,
noch ein interessantes Gedicht. Und carls Bezug und Erinnerung an die „Springflut“ finde ich spannend. So ganz rund ist es für mich jedoch noch nicht, also hier ein paar kleine Gedankenanstupser von mir:
Klanglich geht es mir wie Elsa, ich wäre eindeutig für „wiegen“ und vor allem für glitzergeflochten. Durch das „n“ gerät es mir fast zum Zungenbrecher und wird sehr schwer und betont, fast wie ein Anker, um mal im Meerbild zu bleiben. .-)
Das „zermahlen“ hat mich irritiert, denn ich würde es eher auf zwei Festkörper beziehen, wie Mühlsteine und nicht Wasser? Wäre es da nicht eher ausschwemmen, lösen, abspülen, spülen...
Das mit den Perlen finde ich immer noch schwierig, warum sieht sie niemand? Warum öffnet das Meer ihre Schalen, das tun sie doch selbst? Und gebären hieße ja, dass sie von der Muschel ähm aktiv „ausgeschieden“ würden, oder?
Wäre es da nicht eher etwas in diese Richtung: (das Ende ist nur eine Idee, ein Versuch einen sichtbaren inneren Bezug zum zweiten Teil herzustellen, den ich an dieser Stelle interessant fände, gerade in Bezug auf Verletzung und Sehnsucht)
Sich öffnende Muscheln
verwunden für Perlen
die am Geburtstag
einen Frauenkörper schmücken.
In der letzten Strophe frage ich mich, wie kann man Monden lauschen? Und wieso gibt es mehrere und warum sind ihre Rhythmen verworren? Ich verstehe es schon in der Übertragung aber der Rest des Gedichtes bleibt ja schon auch dicht am „realen“ Bild. Die letzten zwei Zeilen würde ich auch hier umstellen, damit sich die Strophe nicht nur anreiht, sondern auch klanglich einen Abschluss bildet.
Einem Mond entgegen fluten
seinem Rhythmus folgen
und hinter den Horizont
das Sehnen der Liebenden tragen.
Der zweite Frageteil, wenn auch vielleicht noch nicht „fertig“, fehlt mir. Die Klage alleine kommt mir zu klagend, jammernd daher und , es fehlt ihr für mich ein Gegengewicht und auch ein Ziel. Und vor allem das „stupsen“, das so leicht und menschlich klingt, so ungezwungen, untheatralisch und den Bogen zum Körper, die Frage, wohin die Sehnsucht geht. Auch mit der Meerjungfrauenanalogie. Ich würde es also nicht so schnell in die Ablage legen, ich finde es hier wichtig.
Wieder nur als Anreiz und Impuls, damit du es wieder hervorholst und nochmal anschaust.
Wer lässt mich
endlich in einen Körper fließen
dem die Perlen schmeicheln
der sie sieht und gesehen wird
den Wogen ausgesetzt
sich tragen lässt und stupsen
einer stets unbekannten Heimat entgegen
wer könnte Meer sein
für mich
liebe Grüße
Flora
noch ein interessantes Gedicht. Und carls Bezug und Erinnerung an die „Springflut“ finde ich spannend. So ganz rund ist es für mich jedoch noch nicht, also hier ein paar kleine Gedankenanstupser von mir:

Klanglich geht es mir wie Elsa, ich wäre eindeutig für „wiegen“ und vor allem für glitzergeflochten. Durch das „n“ gerät es mir fast zum Zungenbrecher und wird sehr schwer und betont, fast wie ein Anker, um mal im Meerbild zu bleiben. .-)
Das „zermahlen“ hat mich irritiert, denn ich würde es eher auf zwei Festkörper beziehen, wie Mühlsteine und nicht Wasser? Wäre es da nicht eher ausschwemmen, lösen, abspülen, spülen...
Das mit den Perlen finde ich immer noch schwierig, warum sieht sie niemand? Warum öffnet das Meer ihre Schalen, das tun sie doch selbst? Und gebären hieße ja, dass sie von der Muschel ähm aktiv „ausgeschieden“ würden, oder?
Wäre es da nicht eher etwas in diese Richtung: (das Ende ist nur eine Idee, ein Versuch einen sichtbaren inneren Bezug zum zweiten Teil herzustellen, den ich an dieser Stelle interessant fände, gerade in Bezug auf Verletzung und Sehnsucht)
Sich öffnende Muscheln
verwunden für Perlen
die am Geburtstag
einen Frauenkörper schmücken.
In der letzten Strophe frage ich mich, wie kann man Monden lauschen? Und wieso gibt es mehrere und warum sind ihre Rhythmen verworren? Ich verstehe es schon in der Übertragung aber der Rest des Gedichtes bleibt ja schon auch dicht am „realen“ Bild. Die letzten zwei Zeilen würde ich auch hier umstellen, damit sich die Strophe nicht nur anreiht, sondern auch klanglich einen Abschluss bildet.
Einem Mond entgegen fluten
seinem Rhythmus folgen
und hinter den Horizont
das Sehnen der Liebenden tragen.
Der zweite Frageteil, wenn auch vielleicht noch nicht „fertig“, fehlt mir. Die Klage alleine kommt mir zu klagend, jammernd daher und , es fehlt ihr für mich ein Gegengewicht und auch ein Ziel. Und vor allem das „stupsen“, das so leicht und menschlich klingt, so ungezwungen, untheatralisch und den Bogen zum Körper, die Frage, wohin die Sehnsucht geht. Auch mit der Meerjungfrauenanalogie. Ich würde es also nicht so schnell in die Ablage legen, ich finde es hier wichtig.
Wieder nur als Anreiz und Impuls, damit du es wieder hervorholst und nochmal anschaust.
Wer lässt mich
endlich in einen Körper fließen
dem die Perlen schmeicheln
der sie sieht und gesehen wird
den Wogen ausgesetzt
sich tragen lässt und stupsen
einer stets unbekannten Heimat entgegen
wer könnte Meer sein
für mich
liebe Grüße
Flora
Liebe Flora,
ich danke Dir für die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Text.
Ich warte nochmal, ob zum Thema "n(d)" raus noch jemand etwas sagt. Ansonsten sprichst Du viele Punkte an, die mir einleuchten. Ich muss mich also nochmal ransetzen.
(ich weiß allerdings noch nicht, ob man nicht doch "Monden lauschen" kann. Wenn man über die dazu nötigen Sinnesorgane verfügt, da müsste man ja nicht von menschlichen ausgehen....Was Wellen erzeugt (auch Lichtwellen) müsste doch auch einen Klang haben, oder? Gut,es ist dann die Frage, ob der Mond solche Wellen erzeugt...
Physiker, wo seid Ihr??? Ich brauche Nachhilfeunterricht!!!)
Der zweite Teil wird nicht verloren gehen. ich glaube tatsächlich, dass es vielleicht eine "Reihe" wird. Dann führe ich die dazugehörenden Texte zusammen.
Liebe Grüße
leonie
edit:
ich habe die Perlenstrophe geändert. Bei der Mondstrophe würde ich gerne noch abwarten, ob mir ein freundlicher Physiker die Welt erklärt
(Mir ist das mit dem "entgegenfluten" zu nah an der Springflut. Ich stelle mir diesen Text hinterher vor, der Mond ist weg und das Meer hadert. Ich finde, es darf ruhig ein wenig in der Klage verharren, ohne diese vorschnell aufzulösen.)
ich danke Dir für die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Text.
Ich warte nochmal, ob zum Thema "n(d)" raus noch jemand etwas sagt. Ansonsten sprichst Du viele Punkte an, die mir einleuchten. Ich muss mich also nochmal ransetzen.
(ich weiß allerdings noch nicht, ob man nicht doch "Monden lauschen" kann. Wenn man über die dazu nötigen Sinnesorgane verfügt, da müsste man ja nicht von menschlichen ausgehen....Was Wellen erzeugt (auch Lichtwellen) müsste doch auch einen Klang haben, oder? Gut,es ist dann die Frage, ob der Mond solche Wellen erzeugt...
Physiker, wo seid Ihr??? Ich brauche Nachhilfeunterricht!!!)
Der zweite Teil wird nicht verloren gehen. ich glaube tatsächlich, dass es vielleicht eine "Reihe" wird. Dann führe ich die dazugehörenden Texte zusammen.
Liebe Grüße
leonie
edit:
ich habe die Perlenstrophe geändert. Bei der Mondstrophe würde ich gerne noch abwarten, ob mir ein freundlicher Physiker die Welt erklärt

(Mir ist das mit dem "entgegenfluten" zu nah an der Springflut. Ich stelle mir diesen Text hinterher vor, der Mond ist weg und das Meer hadert. Ich finde, es darf ruhig ein wenig in der Klage verharren, ohne diese vorschnell aufzulösen.)
Liebe Leonie,
da Du ausdrücklich danach fragst: Mir gefallen die drei (wiegend, welchselnden, Winden) sehr gut, ich empfinde die Wiederholung als beabsichtigten Gleichklang.
Ich habe mich bisher nicht geäußert, weil ich es auch sonst als perfekt empfinde (na gut, rundrum loben darf man ja auch mal *an der Nase zieh*), ich würde auch die Stelle mit den Perlen so lassen und nicht ausdrücklich auf Perlenschmuck anspielen - das empfände ich als Profanisierung der Perle.
Gut finde ich auch, dass Du die letzte Strophe abgekoppelt hast - die Wendung zum Konkreten, die darin stattfindet, fand ich auch "irgendwie" prosaisch. Als Möglichkeit schwingt sie ohnehin in dem Gedicht mit.
Wunderschön, ich habe es mehrmals gelesen ...
lieben Gruß und einen schönen Pfingstmontag
Zefira
da Du ausdrücklich danach fragst: Mir gefallen die drei (wiegend, welchselnden, Winden) sehr gut, ich empfinde die Wiederholung als beabsichtigten Gleichklang.
Ich habe mich bisher nicht geäußert, weil ich es auch sonst als perfekt empfinde (na gut, rundrum loben darf man ja auch mal *an der Nase zieh*), ich würde auch die Stelle mit den Perlen so lassen und nicht ausdrücklich auf Perlenschmuck anspielen - das empfände ich als Profanisierung der Perle.
Gut finde ich auch, dass Du die letzte Strophe abgekoppelt hast - die Wendung zum Konkreten, die darin stattfindet, fand ich auch "irgendwie" prosaisch. Als Möglichkeit schwingt sie ohnehin in dem Gedicht mit.
Wunderschön, ich habe es mehrmals gelesen ...
lieben Gruß und einen schönen Pfingstmontag
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
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