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Flug

Verfasst: 28.04.2009, 17:17
von moshe.c
Flug

Ohne einen Kopf mehr,
ins Flugzeug
mit kleiner Karte
eine Rettungsdarstellung erst,
als wir rollen.

Und oben sind keine Wolken
und der Himmel auch nicht,
und unten ist kein Boden,
Meer nur,... kaum erkennbar...
soll ich Brandy kaufen...

Neben mir eine dicke Frau,
als wäre sie
der Grund
für meine Reise.

Wenn wir landen
erkenne ich,
daß ich jetzt
anders bin,

aufgefordert
ein Fremder zu sein
vom Touristenführer.

Angekommen bin ich,
zurückgeblieben meine Position,
sagt man.

Dir schreibe ich eine schöne
Karte mit Foto,
damit es stimmt.

Verfasst: 01.05.2009, 20:26
von Max
Lieber Moshe,

das ist ein Text, den ich zu einem kleine teil nicht verstehe (was für unser Textverhältnis durchaus schon ein Fortschritt ist), beispielsweise an den Stellen, wo das lyr. Ich sich wundert:

Ohne einen Kopf mehr,
ins Flugzeug


oder

als wäre sie
der Grund
für meine Reise.


wundere ich mich auch - aber über das lyr. Ich und dessen Erstaunen. An anderer Stelle aber freue ich mich über die Beobachtung. Das anerzogene Fremdsein in


aufgefordert
ein Fremder zu sein
vom Touristenführer.


gefällt mir ebenso wie die lakonische zweite Strophe.

Insgesamt habe ich das gern gelesen.

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 01.05.2009, 21:50
von moshe.c
Lieber Max!

Was passiert, bevor man in ein Flugzeug steigt?

Man wird gecheckt nach allen möglichen Kriterien, durchleuchtet, erhält Unterlagen, die sich nicht revidieren lassen, Daten werden erfasst und weitergegeben, das Gepäck gewogen, wenn man zu dick ist, soll man auch noch mehr bezahlen, eine kleine Flasche Wasser kann man nicht mehr mitnehmen, ohne bestimmte Kriterien, die Schuhe muß man ausziehen, die Taschen leeren, das Bankkonto wird ausgeleuchtet, und ggf. wird man auch noch abgetastet von unsymphatischen Menschen. und so weiter.

Man kann nichts beinflussen. Man ist nur noch Gegenstand ohne Kopf, zu tranportierendes Material, jedenfalls in der Vieh-Klasse, oder?

Und denne: Hast du noch nie eine schwatzhafte Frau neben dir gehabt, die dich als Objekt sieht?
Man kann sich den/die Nachbarn auch nicht aussuchen. Man wird ja rücksichtslos plaziert.

Vielleicht ging es in letzteren Fällen nur mir so. :pfeifen: :-)

Ich fliege nie wieder!!!!

MlG

Moshe

Verfasst: 02.05.2009, 00:37
von Mucki
Hallo Moshe,

ein anschauliches Gedicht hast du geschrieben. Kann ich gut nachfühlen. Ein Graus ...

Saludos
Mucki, die auch nimmer fliegen mag

Verfasst: 02.05.2009, 15:50
von Max
Man kann nichts beinflussen. Man ist nur noch Gegenstand ohne Kopf, zu tranportierendes Material, jedenfalls in der Vieh-Klasse, oder?


Lieber Moshe,

nun verstehe ich, was Du meinst :-).

Danke,
Max

Verfasst: 03.05.2009, 15:26
von Lisa
Lieber moshe,

ich finde das eigentlich ganz geschickt und schön geschrieben, du schaffst es irgendwie mit relativ leichter hand sowohl eine (nicht so alltägliche) Alltagserfahrung zu beschreiben als auch zugleich das ganze im übertragenem Sinne zu sagen - das gefällt mir, besonders dabei die erste und die letzte Strophe.

Die dicke Frau allerdings würde ich überlegen zu streichen, weil in nahezu allen Komödien auf Flugzeugreisen die protagonisten von dicken Sitznachbarn geplagt werden - das ist also etwas standardeobachtung und schwächt etwas deine ansonsten eigenen Beobachtungen.

liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 03.05.2009, 15:39
von Mucki
Hi Lisa,
Die dicke Frau allerdings würde ich überlegen zu streichen, weil in nahezu allen Komödien auf Flugzeugreisen die protagonisten von dicken Sitznachbarn geplagt werden

diese Passage macht das Ganze aber auch sehr authentisch. ,-)

Saludos
Mucki

Verfasst: 03.05.2009, 15:58
von Lisa
*lach*: Mir ist das noch nie passiert. Vielleicht, weil ich der dicke Flugpart bin .-)

Verfasst: 03.05.2009, 16:04
von Mucki
Kleine Anekdote, ist zwar OT, passt aber gut:
Ich hatte mal Ärger auf einem Rückflug von Chile nach Deutschland wegen 40 kg Übergepäck und sollte entsprechend Extragebühr bezahlen. Ich dachte aber nicht im Traum daran. Kurzerhand griff ich zu einem ziemlich alten Foto von mir, das ich immer bei mir hatte und zeigte es der Frau am Schalter, sagte zu ihr:
"Schauen Sie mal. Das bin ich, vor zwei Jahren. Da wog ich das Doppelte wie heute. Wäre ich noch so dick wie damals, würden Sie dann auch Extragebühr verlangen?" Die Frau lachte sich kaputt und erließ mir die Gebühr. ;-)

Schmunzelgruß
Mucki

Verfasst: 03.05.2009, 20:30
von moshe.c
Danke für eure Betrachtungen!

Jaja, ich habe mal wieder versucht was Anschauliches zu schreiben.... :pfeifen:

Komischerweise wurde ich immer neben Frauen gesetzt. Die waren nicht alle dick, aber taten halt oft so.
Eine hat mal die mir zugedachte Verpflegung schlicht aufgegessen, bevor ich begriff, was geschah.
Seitdem ich mit Orit flog, bekam ich mein Essen immer.

:blink2: :daumen:

MlG

Moshe

Verfasst: 04.05.2009, 19:23
von Max
Seitdem ich mit Orit flog, bekam ich mein Essen immer.


sag ihr nicht, warum Du sie erwählt hast ;-)

Verfasst: 04.05.2009, 21:00
von moshe.c
Warum nicht?

MlG

Moshe