Hallo Sam,
gut, dass du dich jetzt erst meldest. So begegnet mir dein Text zur richtigen Zeit

Ich stimme dir zu, dass die Wiederholung von „du glaubst es, oder du glaubst es nicht“ eine Funktion hat. Für mich hat der Witz des Gedichtes viel damit zu tun, wie diese Wiederholung ihre Wirkung entfaltet.
Es handelt sich bei diesem Vers ja um eine Tautologie. In gewisser Hinsicht ist damit nichts gesagt. Etwas tun oder etwas nicht tun, das tut man immer. In Verbindung zum Titel „Zweifel“ öffnet sich aber ein Inhalt des Satzes, der im Kontrast zwischen Zweifel und Glauben besteht. „Du glaubst es, oder du glaubst es nicht“ weist dann auf einen methodischen Zweifel hin, der darauf bedacht ist, seine Füße auf sicheren Boden zu stellen.
Dieser Zweifel entsteht in Abgrenzung zu dem, was angezweifelt wird, und das ist hier eben das, was Leute so sagen. Geredet wird dabei über die ganz großen Gedanken, wobei jeder Kategorie von Gedanken eine Strophe gewidmet ist und – aus der Perspektive des Zweifelnden – wohl die Reihenfolge der Strophen mit einem hierarchischen Absinken einhergeht. Die Verben machen das deutlich: Zunächst wird erklärt, also logisch möglichst fundierte Aussagen getroffen, danach wird definiert, also bewusst aber willkürlich ein Rahmen gesetzt, schließlich wird nur noch geredet, ohne höheren Anspruch.
Im Anschluss an diese Strophen folgt dann die Tautologie und mit der sinkenden Hierarchie wirkt auch sie immer spröder, immer abgedroschener. Mehr und mehr kristallisiert sich ihr Problem heraus, keinen wirklichen Inhalt zu haben. So kommen nun die eigenen Ansichten ins Spiel, auf die wieder in entsprechender Weise reagiert wird. Diesmal aber in einer Variation. Das Innere, Ursächliche, das auch das zweifelnde Wesen eigentlich ausmacht, ist das, von dem man eigentlich sicher sein könnte. Nun ist es aber sowohl Konsequenz als auch Routine, das „oder du glaubst es nicht“ hinten dran zu hängen.
Der Zweifel löst sich letztlich selbst auf, nicht weil er immer richtig ist, sondern, weil er nicht falsch sein kann. Darin liegt schließlich die Pointe des Gedichts, dass die Tautologie einerseits ganz richtig ist und andererseits nicht. Sie hat selbst eine Hierarchie aufgebaut, an dessen unterster Stelle sie schließlich steht, nämlich da, wo gar nichts mehr zu sagen ist. Dabei war sie so eine galante Metaposition, als sie „über“ dem Gesagten stand. Dieses Für und Wider ist die Ironie des Textes. Dass man sich nichts sagen lassen muss, aber sich vielleicht doch etwas sagen lassen sollte.
Bei der Austauschbarkeit der Werte stimme ich dir zu. Mann könnte die Liste noch erweitern oder auch beliebig verändern. Der Prozess im Lyri bleibe tatsächlich der gleiche.
Hierbei würde ich aber nicht zustimmen, wegen der Hierarchie.
Mit dem begrenzten Horizont gebe ich dir Recht. Es handelt sich, wie so oft, um ein Detail, oder besser gesagt, die Möglichkeit eines Details von einem Ganzen.
Hierbei würde ich auch zustimmen, aber der begrenzte Horizont ist für mich kein Makel des Textes. Er wird ja sozusagen hinter dem unbedingt Wahren erst aufgedeckt.