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Ich bin

Verfasst: 10.03.2009, 14:49
von leonie
bis auf Weiteres gelöscht, kommt aber wieder...

Erste Reaktion ...

Verfasst: 10.03.2009, 22:05
von DonKju
Hallo leonie,

so nach dem ersten, zweiten Lesen - schön, ohne daß ich auf einzelne Passagen näher eingehen könnte; Muss ich mir dann wohl noch mal vornehmen - bis dahin

Lieben Gruß von Hannes

Verfasst: 10.03.2009, 22:20
von Max
Liebe Leonie,

viele von deinen Zeilen sind kraftvoll.

Mir gefällt :

- die Idee, dass die Zeit auf der andkarte der Haut zeichnet (man könnte da dann aber auich mit dem Bild der Länder spielen)

- das Doppeldeutige des

Sie beschreibt mich.


- die Kindheitsbilder

- die Toten, die durch die Länder der Erde (da sind wieder die LÄnder, das müsste man doch verbinden könne) getragen werden.

- die ganze Schlussstrophe, die ich für sehr stark halte.

Außer bei den erwähnten Kleinigkeiten, würde ich noch an folgenden Stellen überlegen:

-
Ihr Pinsel ist stets zur Hand.

Ich verstehe einfach nicht, was der satz mehr sagen könnte als die karftvolle Einleitung

-
Mein Finger fährt
ihren Linien hinterher.


Wieso nicht:

Mein Finger
folgt ihren Linien

-
In den Städten
sterben Schmetterlinge,
ihre Puppen ruhen auf Friedhöfen,
deren Tore geschlossen sind.


Die Strophe verstehe ich leider nicht ..

Gern gelesen!
Liebe Grüße
Max

Verfasst: 11.03.2009, 09:17
von Ylvi
Hallo Leonie,

diese Reise gefällt mir, ich sehe eine Hand vor mir, dann ein Gesicht auf dem sich langsam die Altersflecken ausbreiten, Erinnerungen tauchen auf, LIch folgt ihrer Spur. Allerdings verwirrt mich dann die Landkarte schon ein wenig, die Linien aber noch viel mehr (:o) da hatte ich dann auf einmal das Bild einer Giraffe vor Augen). Ich würde etwas kürzen und anders setzen, bin mal im Text.


Die Zeit zeichnet mir neue Länder
auf jeden weißen Fleck meiner Haut.
Ihr Pinsel ist stets zur Hand. würde ich streichen, da es mir nichts Neues sagt, sehr „belehrend“ für mich klingt.

Sie beschreibt mich.
Ich bin. Das Lachen meiner Kindheit das fände ich sehr schön, wenn es zusammengezogen wäre
tönt aus den Linden, als ich vorbeigehe
und über Weizenfeldern finde ich ev. umstellen: finde ich über Weizenfeldern die Leichtigkeit/ dann greifen die Zeilen diese Bewegung auf und führen sie weiter
die Leichtigkeit einer ersten Liebe.
vielleicht hier ein „wieder“ einfügen, das Zeilenübergreifend gelesen werden kann und den Erinnerungsbezug herstellt?
Mein Finger fährt
ihren Linien hinterher.
Da LIch in den folgenden Zeilen für mich „unterwegs“ ist, sich (innerlich) bewegt, finde ich es Schade es hier so auf den Finger zu reduzieren.

Am Fluss verweile ich. Da würde ich dem Text eine Leerzeile gönnen zum verweilen.

er nimmt meine Tränen mit.
Das Meer färbt mir
die Augen wieder blau. Hört sich für mich seltsam an, welche Farbe hatten die Augen zwischendurch, und warum?

In den Städten sterben Schmetterlinge,
ihre Puppen ruhen auf Friedhöfen,
deren Tore geschlossen sind. *wow, eine tolle Strophe, je länger ich über sie nachdenke, desto mehr entdecke ich in ihr an Assoziationen für mich aber auch innerhalb des Gedichtes

Ich trage die Toten unter der Haut. Wieder eine ganz starke Zeile, ich würde sie nicht zerstückeln.
sie reisen
mit mir durch die Länder
meiner Erde.

Viele Gegenden sind staubig.
Andere grünen.

Darüber der Himmel
unerbittlich und glatt. Ich fände dieses Ende so stark, und habe den Eindruck, dass es durch alles Erklärende, Beschreibende eigentlich nur abgeschwächt wird, verblasst.

Meine liebste Reduktion wäre also folgende:
Ach so, beim Titel könnte ich mir vorstellen, eine der tollen Zeilen aus dem Gedicht zu nehmen.

Ich trage die Toten unter der Haut


Die Zeit zeichnet mir neue Länder
auf jeden weißen Fleck meiner Haut.

Sie beschreibt mich.
Ich bin. Das Lachen meiner Kindheit
tönt aus den Linden, als ich vorbeigehe
finde ich über Weizenfeldern die Leichtigkeit
einer ersten Liebe
wieder
am Fluss verweile ich.

Er nimmt meine Tränen mit.

In den Städten sterben Schmetterlinge,
ihre Puppen ruhen auf Friedhöfen,
deren Tore geschlossen sind.

Ich trage die Toten unter der Haut.

Darüber der Himmel
unerbittlich und glatt.



Vielleicht ist eine Anregung für dich dabei, das habe ich jedenfalls sehr, sehr gerne gelesen.

liebe Grüße
smile

Verfasst: 11.03.2009, 11:26
von leonie
Lieber Bilbo,

dankeschön!!!

Lieber Max, liebe smile,

danke, dass Ihr Euch so ausführlich mit dem Text auseinandergesetzt habt. Ich hatte Deine Rückmeldung, Max, gestern abend schon gelesen und mir wurde deutlich, dass ich mcih selbst zu sehr in ein formales Korsett gezwängt habe und dadurch manche Längen oder überflüssigen Worte dadurch entstehen.
Das bestätigt sich durch das, was Du schreibst, smile! Ich muss in Ruhe über deine Vorschläge nachdenken.
In jedem Fall werde ich das Ganze formal freier gestalten und ganz sicher manches kürzen. Ich melde mich dann, wenn ich soweit bin!

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 11.03.2009, 12:02
von leonie
Hallo Ihr,

ich stelle mal probehalber eine zweite Fassung ein. Ich bin noch am überlegen, ob mir die dadurch leicht verschobenen Schwerpunkte behagen...

Liebe Grüße und vielen Dank nochmal!

leonie

Verfasst: 11.03.2009, 12:22
von Mucki
Hallo leonie,

dein Gedicht gefällt mir sehr gut, eine schöne Idee. Die Anregung von Smile finde ich allerdings wirklich überlegenswert. Sie formt dein Gedicht zu etwas besonderem. Vor allem den Titel "Ich trage die Toten unter der Haut" finde ich genial. "Im Spiegel" ist m.E. zu durchgeleiert. Und dieser Satz kommt dann ja noch mal im Gedicht. Also, den Titel würde ich nehmen.
Zu der Schmetterlingspassage:
als Leser habe ich da eine Menge Assoziationen. Ich finde nur, dass dieser Teil ein bisschen zu viel Distanz zum LI setzt. Vielleicht kannst du die Schmetterlinge mehr zum LI hin integrieren?

Saludos
Mucki

Verfasst: 11.03.2009, 12:34
von leonie
Liebe Mucki,

mein Problem mit dem Titel ist, dass das für mich nur ein Teilaspekt ist, den ich nicht über das ganze Gedicht setzen möchte...
Da muss ich nochmal weiter überlegen. Auf den Spiegel kam ich, weil ich mir die ganze Situation dort vorstellte. Auf "Ich bin", weil erst das Hineingenommensein in die Zeit mich ausmacht....

Den anderen Punkt (mit der Distanz) habe ich nicht ganz verstanden. Meinst Du, das lyrIch müsste dort expliziter auftauchen?

Danke an Dich!

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 11.03.2009, 12:41
von wüstenfuchs
Hallo, subjektiver Leseeindruck:

es liest sich lyrisch gut auf den ersten Blick. Doch ich stocke dann, ich erwarte nach den ersten Zeilen Impressionen von Ländern und springe dann in die Kindheit. Bin nun eher in einer Lebensreise durch archetypische Orte, wie Fluss, Linden, Meer etc.

Meine Erwartung ist ein bißchen enttäuscht. Doch dann folgt für mich ein weiterer Bruch, plötzlich bin ich in Städten und mit Schmetterlingen befasst, das lyrische Ich ist verschwunden, um dann wieder aufzutauchen, mit diesmal Toten unter der Haut und Gegenden.

Meines Erachtens sind viele gute Zeilen da, die aber für mich kein schlüssiges Ganzes ergeben in der vorgestellten Gruppierung der Orte und Szenen.

Viele Grüße
Fux

Verfasst: 11.03.2009, 13:11
von Mucki
Hallo leonie,
mein Problem mit dem Titel ist, dass das für mich nur ein Teilaspekt ist, den ich nicht über das ganze Gedicht setzen möchte...

hm, das stimmt natürlich. Wenn dir das wichtig ist, kannst du den Titel nicht nehmen, schade, denn er hat wirklich etwas Magisches, Faszinierendes.
Den anderen Punkt (mit der Distanz) habe ich nicht ganz verstanden. Meinst Du, das lyrIch müsste dort expliziter auftauchen?

Ja, das meinte ich.

In den Städten sterben Schmetterlinge,
ihre Puppen ruhen auf Friedhöfen,
deren Tore geschlossen sind.


Der Bezug zum LI kommt erst im nächsten Absatz (durch: "Ich trage meine Toten unter der Haut"). Mir gefiele, wenn auch hier, wie in den anderen Strophen, das LI erscheint und sei es nur durch ein Wort.

Saludos
Mucki

Verfasst: 11.03.2009, 13:11
von Max
Liebe Leonie,

ich empfinde die Änderungen als eindeutige Verbesserung des Gedichts - den veränderten Akzent nehme ich nicht wahr.
Die Problematik,die Fux anspricht, scheint mir beinahe eine Grundproblematik von Lyrik zu benennen:Ist es möglich, so eine Gesamtschau in einem Gedicht überzeugend umzusetzen. Der Salon plädiert für "ja", denn er hat eine Rubrik "Erzähllyrik", ich habe auch schon Gedichte geschrieben, die Deinem ähneln (das hier zum Beispiel:

http://www.blauersalon.net/online-liter ... highlight=

) weiß aber keine abschließende Antwort ...

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 11.03.2009, 16:39
von leonie
Hallo, Ihr,

ich habe noch einmal nachgedacht, was ich eigentlich will. Ich bin jetzt doch zurückgekehrt zu einer etwas strengeren Form und zu der ursprünglichen Schwerpunktsetzung. Dadurch ist der Schluss "gefallen". Ich heb ihn mir mal für später auf.

Fux, zu der enttäuschten Erwartung: Es kommt doch auf den Maßstab der Karte an, welchen Umfang man sieht.
Den grundsätzlichen Einwand kann ich verstehen, Max bringt es nochmal auf den Punkt.

Mucki, ich habe die Schmetterlingsstrophe etwas stärker mit dem lyrIch verbunden. Ja, und er Titel ist wieder der alte.

Danke nochmal für alle Rückmeldungen und liebe Grüße an Euch

leonie

Verfasst: 11.03.2009, 16:47
von Mucki
Hallo leonie,

es ist immer wichtig, dass man sich selbst darüber im Klaren ist, was man wirklich ausdrücken möchte, sich selbst treu bleibt. Deshalb finde ich es gut, dass du dir diese Klarheit verschafft hast. Es gefällt mir, wie du "meine Toten" jetzt zu der Schmetterlingspassage gezogen hast. Jep, das ist es. Auch den neuen Schluss finde ich gelungen. Fein.

Saludos
Mucki

Eindeutig gewonnen ...

Verfasst: 12.03.2009, 21:34
von DonKju
Hallo Leonie,

da bin ich denn nochmal, obwohl die ganze Textarbeit ja mittlerweile schon von anderen geleistet wurde. So bleibt mir nur zu sagen : Die jetzige Fassung ist für mich präziser in ihrer Zielsetzung und damit ist der Text reifer geworden.

Lieben Gruß von Hannes