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getriebe(n)

Verfasst: 18.02.2009, 17:23
von Niko
vom Autor gelöscht

Verfasst: 18.02.2009, 21:13
von ecb
als schön komplex und offen empfinde ich dieses gedicht - da könnte die fremde eine frau wie auch die fremde an sich sein, die bilder sprechen von beiden und von der sehnsucht, paradoxerweise durch die fremde zu sich zu gelangen.

mir gefallen auch die anklänge von fr in fremde, freundin, freie.

das bild von der wahrheit hinter glas ist erotisch sehr suggestiv, aber das ist ja eins der tragenden elemente hier, so weit ich sehe - durch die fremde erkannt zu werden. auch der titel ist sprechend ...

lg eva

Verfasst: 18.02.2009, 22:31
von leonie
Lieber Niko,

im Vorbeigehen gelesen: Das ist sehr schön geworden, offen für die Assoziationen des Lesers und doch nicht beliebig. Genau die richtige Mischung.
Kleine Frage: muss es nicht "brich" heißen?

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 19.02.2009, 11:04
von Max
Lieber Niko,

das finde ich sehr gelungen.

Wie Leonie so schön schreibt:

offen für die Assoziationen des Lesers und doch nicht beliebig


Mnachmal habe ich ja mit Deinen assoziativeren Texten Probleme gehabt: das geht mir hier gar nicht so. Es sind wichtige Themen beim Namen genannt.

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 19.02.2009, 11:09
von Ylvi
Hallo Niko,

ich versuche, mich mal anzunähern.

die fremde ist
eine freundin

gibt es einen Grund warum du die Zeile umbrichst? Das hat für mich hier diesen Trommelwirbeleffekt, der mir den eigentlich feinen Gedanken dann verleidet.
ins freie gebettet
vor einer wahrheit
hinter glas

Das sind mir zu viele Richtungen, Verortungen „ins, vor, hinter“, und trotzdem bekomme ich kein Bild zusammen.
LIch ist im Inneren, die Fremde ist im Freien... aber gebettet? Ich stelle mir gerade eine Freundin vor, die im Garten ihr Bett aufgeschlagen hat. :-)
„Vor einer Wahrheit“ warum vor und vor wem, LIch (also dazwischen) oder der Freundin (also dahinter)? Warum ist das wichtig? Und welche Wahrheit?
Auch „hinter Glas“ kann ich nicht zuordnen, wer oder was ist hinter Glas?

sie steckt
in tönernen schuhen

Willst du mit dem „steckt“ ausdrücken, dass es nicht ihr Wille ist, also ein Zwang? Sonst hätte ich hier sprachlich eher „sie trägt“ erwartet. („tönernen“ als Wortspiel? Mit Wortspielen stehe ich gerade etwas auf Kriegsfuß, ich finde sie nehmen sich oft zu wichtig in Gedichten, man wird sich dem Autor bewusst und dass es sein Spiel ist. Sie verstellen dem eigentlichen Gedanken oft die Sicht.)
festlich gewandet
lässt zunge
und augen erinnern

„festlich gewandet“ gefällt mir, der Gedanke, dass sich das Fremde (die Freundin) für einen schön macht, immer etwas Besonderes ist, kein Alltagskleid trägt.
Wenn die Fremde nun aber „hinter Glas“ wäre, könnte sich dann die Zunge erinnern? Oder meinst du, dass man seine Sprache wiederfindet im Angesicht der Fremde?

entfremde mich
oasenweit und prismennah

Hui, das ist aber ein Sprung, die Oasen kommen hier sehr unvermittelt. Ich frage mich auch, soll das heißen, dass die Oase weit weg ist, oder dass die Oase weit ist? Und wie soll ich mir ein „Prismennah“ (klingt toll) vorstellen? Und warum will LIch sich nun „entfremden“? Die Fremde ist doch schon da?
zünde die zeit
breche den ton
flute das licht

Mmmmh, warum? Ist das alles gut oder schlecht, gewollt, ersehnt, handelt hier LIch, oder die Fremde? Das ist mir auch ein bisschen zu viel, zu groß, beinahe biblischen Ausmaßes.
nenn alles heimat
und mich bei meinem namen

Das finde ich ein wunderbares Ende, auch wenn ich das Gedicht, zu dem es gehört, fürchte ich nicht verstanden habe. (Musst du natürlich auch nicht erklären. .-)) Ein spannendes Thema. Die Bilder muss man vielleicht intuitiv nachempfinden können (oder selbst auch schon mal gedacht haben?), ein distanziertes Herangehen wirft für mich dann eben doch noch viele Fragen auf.
Ach so, der Titel... ich kann bei keinem der beiden Wortalternativen einen wirklichen Bezug zum Gedicht herstellen. :16:

Liebe Grüße
smile

Verfasst: 19.02.2009, 19:02
von Niko
smile.........
ich finde, du hast einen sonderkommentar verdient, wo du dich schon so intensiv auseinandersetzt. ich fang mal irgendwie an deinem ende an und klettere aufwärts....
der titel------für mich hat er natürlich einen bezug zum text. zum einen das getriebe, ein motor, ein antrieb, das wort "treiben" steckt in beiden varianten und zudem auch noch das (an)getrieben sein. die fremde ist ein antrieb, etwas, was wach hält, nach vorne strebt. und in dem wort getriebe empfinde ich anklingen zu lassen, das man oder lyrich oder ich sich nicht dem alltäglichen, dem motor entziehen kann, dass also ergo das alltägliche (worin auch das suchen nach der fremde liegt. für mich) gleichsam im alltäglichen platz hat, evtl darin droht unterzugehen.
die bilder intuitiv nachempfinden....ja! ist sicherlich hilfreich, wenn man das hinbekommt, kann man aber nicht beim leser grundsätzlich voraussetzen.
die letzte strophe beginnt mit einem "entfremde mich". daraus ist, so hoffe ich doch halbwegs, ersichtlich, dass es sich um eine anrufung, wenn du so willst um ein flehen, eine aufforderung handelt. dies zieht sich durch die gesamte letzte strophe. es mag dem ein oder der anderen etwas zu pathetisch "daherkommen". ich finde aber nichts verwerfliches an pathos, wenn er denn nicht (ist so wie bei allem) übertrieben wird.
in dem "entfremde mich" steckt für mich gleich mehreres:
zum einen das entfremden von der fremde. also das sich die fremde in vertrautes wandelt. gleichzeitig sagt es aber auch, dass sich lyrich in sich fremd fühlt ohne erschließung der fremde.

die fremde, liebe smile, ist ja nicht hinter glas. sie ist ins freie gebettet. VOR einer wahrheit hinter glas ;-)
"sie steckt in tönerenen schuhen"......warum stecken? weil assoziativ steckt in (kinder)schuhen anklingen sollte. "tönerenen" als wortspiel........das kann ich nicht sehen. aber du deutest ja selbst deine momentane allergie diesbezüglich an. vielleicht also eine überempfindlichkeit?
und ja: es gibt einen grund, warum ich "die fremde ist" dann umbreche. weil ich genau diese aussage so haben wollte: "die fremde ist" daran gibt es nix zu deuteln, die fremde ist fakt, nicht wegzudiskutieren und wahrscheinlich lebenslänglich existent.
ich hoffe, ich konnte dein annäheren mit meinen erläuterungen noch etwas intensivieren!

lieben gruß: Niko

Verfasst: 19.02.2009, 19:10
von Niko
hallo max!
auch wenn ich nicht ganz verstehe, was du mit "wichtige themen beim namen genannt" meinst, so danke ich dir für deinen kommentar. und bin darüber hinaus froh, dass du diesmal keine probleme hast mit meinem text.

hi leo!
danke.......assoziativ und doch nicht beliebig...-das freut mich sehr, dass du das schreibst!!!

hallo eva!
dein kommentar freut mich auch total. die fremde? eine frau? es freut mich , dass sich dir da verschiedene ebenen auftun. so war´s auch angedacht. und was du zu der machart anmerkst (anklänge von fr in fremde, freundin, frei) find ich bemerkenswert und höchst erfreulich, da erkannt.

lieben gruß euch allen: Niko

Verfasst: 19.02.2009, 19:41
von Max
Hi Niko,

ich meinte Zeilen wie

nenn alles heimat
und mich bei meinem namen


... Zeilen die für die Identität des Lyr. Ichs und des Autors stehen.

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 20.02.2009, 09:10
von Ylvi
Danke Niko für deine ausführliche Antwort! Sie hat mir zwar das Gedicht selbst (seine Bilder) nicht näher gebracht, aber meinen Blick dafür verändert. Ich denke ein Teil meiner Fragen ist auch darauf zurückzuführen, dass das geschilderte Verhältnis zur Fremde tatsächlich sehr ambivalent zu sein scheint, was mich besonders beim „entfremde mich“ irritiert hat.

liebe Grüße
smile

(Dein Eisblumenfoto im „ich-sehe-gerade-Faden“ ist genial! *neidischguck .-))

Verfasst: 21.02.2009, 16:07
von Ramona_L
... grüß Dich, Niko -

ganz nah heran getrieben,

zwischen den Zeilen geschwommen.

Gefällt mir sehr! :-)

Aus meinem Winter ...
herzlich, Ramona