zu mir unter fichten und zwischen weiße
odoratum-sternchen dringt jetzt der regen
von der ebene aus verblühtem rapsfeld
winken am bahndamm
wilder mohn und brave kamille als du
gehst von hier aus nicht mehr zu sehen nur die
schwüle löst sich langsam in regen langsam
wie unsre trauer
als du gehst
Hallo Catrin,
finde ich recht hübsch, sehr konventionell, ein bisschen mut- und einfallslos -
ein schönes Bild ist die aufgelöste Schwüle im Regen, aber die Trauer-Analogie und die Naturmetaphern (Regen/Weinen) und Adjektiv-Zuschreibungen (WILDER Mohn, BRAVE Kamille) finde ich banal bis an die Grenze zum Klischee bzw. wirken die Formulierungen geklaut, ohne dass ich jetzt sagen könnte, von wem. Klingt mir wenig eigen(willig). Aber wie gesagt: Hübsch formuliert, nicht undurchdacht.
"Als du gehst" ist meines Wissens grammatisch falsch. Ich höre bei als entweder einen Vergleich (besser als), eine Zuschreibung (der Weihnachtsmann verkleidet sich als Mönch) oder eine Vergangenheitsform des Verbs (als du gingst). Irre ich mich? Ist als tatsächlich mit Präsens möglich?
Odoratum-Sterne kenne ich nicht. Klärst du mich auf?
Herzlich
Klara
finde ich recht hübsch, sehr konventionell, ein bisschen mut- und einfallslos -
ein schönes Bild ist die aufgelöste Schwüle im Regen, aber die Trauer-Analogie und die Naturmetaphern (Regen/Weinen) und Adjektiv-Zuschreibungen (WILDER Mohn, BRAVE Kamille) finde ich banal bis an die Grenze zum Klischee bzw. wirken die Formulierungen geklaut, ohne dass ich jetzt sagen könnte, von wem. Klingt mir wenig eigen(willig). Aber wie gesagt: Hübsch formuliert, nicht undurchdacht.
"Als du gehst" ist meines Wissens grammatisch falsch. Ich höre bei als entweder einen Vergleich (besser als), eine Zuschreibung (der Weihnachtsmann verkleidet sich als Mönch) oder eine Vergangenheitsform des Verbs (als du gingst). Irre ich mich? Ist als tatsächlich mit Präsens möglich?
Odoratum-Sterne kenne ich nicht. Klärst du mich auf?
Herzlich
Klara
Liebe Catrin,
mir geht es mit einigen Passagen wie Klara, andere gefallen mir sehr gut. wilder Mohn und brave Kamille kann ich auch nicht (mehr) ernsthaft lesen - ich muss an unseren Gedichtwettbewerb denken: da kam wilder Mohn gleich nach dem Mond und dem Schmetterling am häufigsten vor - das ist natürlich dann eine Gefahr bzw. eine echte Aufgabe, ihn noch lesbar in einen Text hineinzunehmen - hier ist das für mich nicht gelungen. Ohne den starken typischen Liebesflorarahmen finde ich dagegen aber die ersten beiden Zeilen eine sehr gelungene Passage. Ich tippe darauf, dass auch die odoratum-sternchen eine Pflanze sind, mir gefällt hier die Neuigkeit und dass das Wort mehr Assoziationen weckt durch Klang und seine Wortteile.
liebe Grüße,
Lisa
mir geht es mit einigen Passagen wie Klara, andere gefallen mir sehr gut. wilder Mohn und brave Kamille kann ich auch nicht (mehr) ernsthaft lesen - ich muss an unseren Gedichtwettbewerb denken: da kam wilder Mohn gleich nach dem Mond und dem Schmetterling am häufigsten vor - das ist natürlich dann eine Gefahr bzw. eine echte Aufgabe, ihn noch lesbar in einen Text hineinzunehmen - hier ist das für mich nicht gelungen. Ohne den starken typischen Liebesflorarahmen finde ich dagegen aber die ersten beiden Zeilen eine sehr gelungene Passage. Ich tippe darauf, dass auch die odoratum-sternchen eine Pflanze sind, mir gefällt hier die Neuigkeit und dass das Wort mehr Assoziationen weckt durch Klang und seine Wortteile.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Catrin,
mir ist das Gedicht ein wenig botaniklastig. Da gibt es auf gerade mal 8 Zeilen Fichten und Odoratum, Raps, wilden Mohn und Kamille. Nicht, dass ich es beslanglos fände, aber ich komme mir vor, als störe ich das lyr. Ich gerade in bontanischen Betrachtungen.
Stark, atmosphärisch finde ich hingegen den Schluss
der trägt ein ganzes Gedicht.
Liebe Grüße
Max
mir ist das Gedicht ein wenig botaniklastig. Da gibt es auf gerade mal 8 Zeilen Fichten und Odoratum, Raps, wilden Mohn und Kamille. Nicht, dass ich es beslanglos fände, aber ich komme mir vor, als störe ich das lyr. Ich gerade in bontanischen Betrachtungen.
Stark, atmosphärisch finde ich hingegen den Schluss
schwüle löst sich langsam in regen langsam
wie unsre trauer
der trägt ein ganzes Gedicht.
Liebe Grüße
Max
Hallo Max,
so botanisch (korrekt) ist es gar nicht: galium odoratum ist der Waldmeister. Das Lyrich meint aber galium silvaticum http://www.ib.ns.ac.yu/VRDNIK/pages/Galium-silvaticum_gif.htm, der schön besternte Polster unter den Fichten bildet. Außerdem ist es gar nicht Matricaria Chamomilla, die gute Fee des Haushaltes, sondern die hundsgemeine, die da mit dem Mohn Hand in Hand geht...
Aber schade, dass bei dir kein Bild vom Frühsommer wach wird (vielleicht nach einer durchtanzten Nacht mit Waldmeisterbole?):
Vom Lager auf dem silvaticum-Polster ein Blick über die siebentongrüne Ebene mit dem Gelb des Raps und dem Weiß/Orange-Kontrast von Mohn und Kamille...
Der Mohn ist ein Einwanderer aus den asiatischen Steppen: die sind zu weitläufig für den Bienenflugverkehr. Deshalb ist der Mohn Windbestäuber und kann sich ein für Insektenaugen unsichtbares Orange leisten. Und für unsere Augen, die nur Insektenbestäuber-Blüten kennen, wirkt er deshalb immer noch signalfarben.
Die ganze Betrachtung läuft auf den Kontrast zwischen der Begeisterung des Augenblicks mit seiner Vergänglichkeit und den belastbaren Alltagsbeziehungen hinaus. Das Abenteuer gegen die Selbstbeschränkung. Die Mohnblütenblätter kommen gleich so verknittert aus der Knospe, wie die Bluse am Morgen danach ist... Dem gegenüber das Weiß der strukturierten, nützlichen und mit vielen inneren (und haltbaren!) Werten ausgestatteten Kamille.
Dieser alltägliche, jahrtausendealte Konflikt mal botanisch...
Wusste gar nicht, dass das schon ein Klische ist??
Danke jedenfalls für den Hinweis!
Jetzt hab ich keine Zeit mehr, aber ich melde mich nochmal, Lisa & Klara!
Dank für eure Kommentare!
Gruß, Catrin
so botanisch (korrekt) ist es gar nicht: galium odoratum ist der Waldmeister. Das Lyrich meint aber galium silvaticum http://www.ib.ns.ac.yu/VRDNIK/pages/Galium-silvaticum_gif.htm, der schön besternte Polster unter den Fichten bildet. Außerdem ist es gar nicht Matricaria Chamomilla, die gute Fee des Haushaltes, sondern die hundsgemeine, die da mit dem Mohn Hand in Hand geht...
Aber schade, dass bei dir kein Bild vom Frühsommer wach wird (vielleicht nach einer durchtanzten Nacht mit Waldmeisterbole?):
Vom Lager auf dem silvaticum-Polster ein Blick über die siebentongrüne Ebene mit dem Gelb des Raps und dem Weiß/Orange-Kontrast von Mohn und Kamille...
Der Mohn ist ein Einwanderer aus den asiatischen Steppen: die sind zu weitläufig für den Bienenflugverkehr. Deshalb ist der Mohn Windbestäuber und kann sich ein für Insektenaugen unsichtbares Orange leisten. Und für unsere Augen, die nur Insektenbestäuber-Blüten kennen, wirkt er deshalb immer noch signalfarben.
Die ganze Betrachtung läuft auf den Kontrast zwischen der Begeisterung des Augenblicks mit seiner Vergänglichkeit und den belastbaren Alltagsbeziehungen hinaus. Das Abenteuer gegen die Selbstbeschränkung. Die Mohnblütenblätter kommen gleich so verknittert aus der Knospe, wie die Bluse am Morgen danach ist... Dem gegenüber das Weiß der strukturierten, nützlichen und mit vielen inneren (und haltbaren!) Werten ausgestatteten Kamille.
Dieser alltägliche, jahrtausendealte Konflikt mal botanisch...
Wusste gar nicht, dass das schon ein Klische ist??
Danke jedenfalls für den Hinweis!
Jetzt hab ich keine Zeit mehr, aber ich melde mich nochmal, Lisa & Klara!
Dank für eure Kommentare!
Gruß, Catrin
Liebe Catrin,
solche Details sind spannend:
Die Mohnblütenblätter kommen gleich so verknittert aus der Knospe, wie die Bluse am Morgen danach ist...
nur glaube ich, dass es schwer ist, dies mitzulesen - eben auch, weil der Mohn so oft in Gedichten vorkommt, da ist man gar nicht offen für solche speziellen Analogien - jedenfalls erging das mir hier so. Ich finde, man merkt an deiner Antwort, dass du wohl komponiert hast, nur ist es mehr als schwierig, diese Mühe herauszulesen.
liebe Grüße,
Lisa
solche Details sind spannend:
Die Mohnblütenblätter kommen gleich so verknittert aus der Knospe, wie die Bluse am Morgen danach ist...
nur glaube ich, dass es schwer ist, dies mitzulesen - eben auch, weil der Mohn so oft in Gedichten vorkommt, da ist man gar nicht offen für solche speziellen Analogien - jedenfalls erging das mir hier so. Ich finde, man merkt an deiner Antwort, dass du wohl komponiert hast, nur ist es mehr als schwierig, diese Mühe herauszulesen.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Catrin,
den von Lisa zitierten Satz finde ich ganz stark. Er hat nur einen winzigen Nachteil: er steht nicht im Gedicht und - es stimmt - wenn jemand nur 'Mohn' schreibt, so ist es schwierig genau diesen Satz zu denken, nicht wahr?
Für mich gehört dieser Satz und vielleicht einige Deiner anderen gedanken, die Du Dir zu dem Gedicht gemacht unbedingt in den Text.
Liebe Grüße
Max
den von Lisa zitierten Satz finde ich ganz stark. Er hat nur einen winzigen Nachteil: er steht nicht im Gedicht und - es stimmt - wenn jemand nur 'Mohn' schreibt, so ist es schwierig genau diesen Satz zu denken, nicht wahr?
Für mich gehört dieser Satz und vielleicht einige Deiner anderen gedanken, die Du Dir zu dem Gedicht gemacht unbedingt in den Text.
Liebe Grüße
Max
Hallo Klara,
du findest das Gedicht so aufregend wie Kamillentee? Da bin ich wohl selber schuld... Vielleicht liegts daran, dass mein Alltag als schwäbische Hausfrau brave Kamille ist und deiner als Berliner Jazz-Sängerin wilder Mohn
?
Es wäre schön, wenn du mir die literarischen Vorlagen von "Mohn & Kamille" aufzeigen könntest, mir sind da keine bewusst.
Allerdings war ich überrascht, wie viel ich zu diesem Stichwortpaar in der Bildenden Kunst gefunden habe. Das freut mich, weil der Leser dann vielleicht ein eigenes Bild vor Augen hat.
Über die Vergangenheitsform "als du gingst" sind wir uns einig. Ich sehe aber nicht, warum die vergegenwärtigende direkte Rede "als du gehst" grammatisch falsch sein soll? Unüblich, aber das ist bei mir keine Absicht. "Während" ist zu umständlich und passt nicht in den Rhythmus.
Zu den braven Artikeln mehr im Folgenden:
Liebe Lisa, lieber Max,
schade, dass meine Spurenlegung zu dünn geraten ist!
Wenn ich "wilden Mohn" lese, denke ich an die Wildform im Gegensatz zur Zuchtform. Erst bei der Kamille stutze ich und frage, warum die denn "brav" ist. Das gibt dem "wild" rückwirkend eine andere Bedeutung. Botanisches Vorwissen erwarte ich nicht. Aber seit "wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis" gehe ich schon davon aus, dass Mohn ein allgemeiner Topos für die Vergänglichkeit des Augenblicks ist. Dort als Schlafmohn des Vergessens, bei mir als wilder Mohn des Koks, Kater am nächsten Morgen inbegriffen. Dann wird auch klar, was brave Kamille ist...
Aber ich habe mich doch gefragt, ob man nach Celan das Wort "Mohn" noch schreiben kann (Adorno frei interpretiert).
Ich schreibe über das was ich sehe: beim Abschied am Bahnhof Mohn und Kamille, Hand in Hand. Was ich in meinem Leben nicht hinkriege. Leider kriege ich das jetzt auch nicht mehr alles im Text unter!
Frohe Weihnachten, Catrin
http://www.oltmanns.de/verlag/poster/textseite.htm
http://www.fotoalbum.wdr.de/details.php?image_id=64231&sessionid=6e170862a0668
http://de.seen.by/jens-peter-jens/mohn-und-kamille
du findest das Gedicht so aufregend wie Kamillentee? Da bin ich wohl selber schuld... Vielleicht liegts daran, dass mein Alltag als schwäbische Hausfrau brave Kamille ist und deiner als Berliner Jazz-Sängerin wilder Mohn
.gif)
Es wäre schön, wenn du mir die literarischen Vorlagen von "Mohn & Kamille" aufzeigen könntest, mir sind da keine bewusst.
Allerdings war ich überrascht, wie viel ich zu diesem Stichwortpaar in der Bildenden Kunst gefunden habe. Das freut mich, weil der Leser dann vielleicht ein eigenes Bild vor Augen hat.
Über die Vergangenheitsform "als du gingst" sind wir uns einig. Ich sehe aber nicht, warum die vergegenwärtigende direkte Rede "als du gehst" grammatisch falsch sein soll? Unüblich, aber das ist bei mir keine Absicht. "Während" ist zu umständlich und passt nicht in den Rhythmus.
Zu den braven Artikeln mehr im Folgenden:
Liebe Lisa, lieber Max,
schade, dass meine Spurenlegung zu dünn geraten ist!
Wenn ich "wilden Mohn" lese, denke ich an die Wildform im Gegensatz zur Zuchtform. Erst bei der Kamille stutze ich und frage, warum die denn "brav" ist. Das gibt dem "wild" rückwirkend eine andere Bedeutung. Botanisches Vorwissen erwarte ich nicht. Aber seit "wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis" gehe ich schon davon aus, dass Mohn ein allgemeiner Topos für die Vergänglichkeit des Augenblicks ist. Dort als Schlafmohn des Vergessens, bei mir als wilder Mohn des Koks, Kater am nächsten Morgen inbegriffen. Dann wird auch klar, was brave Kamille ist...
Aber ich habe mich doch gefragt, ob man nach Celan das Wort "Mohn" noch schreiben kann (Adorno frei interpretiert).
Ich schreibe über das was ich sehe: beim Abschied am Bahnhof Mohn und Kamille, Hand in Hand. Was ich in meinem Leben nicht hinkriege. Leider kriege ich das jetzt auch nicht mehr alles im Text unter!
Frohe Weihnachten, Catrin
http://www.oltmanns.de/verlag/poster/textseite.htm
http://www.fotoalbum.wdr.de/details.php?image_id=64231&sessionid=6e170862a0668
http://de.seen.by/jens-peter-jens/mohn-und-kamille
Catrin hat geschrieben:Aber ich habe mich doch gefragt, ob man nach Celan das Wort "Mohn" noch schreiben kann
Aber warum sollte man das nicht, liebe Catrin? So betrachtet, dürften wir eigentlich überhaupt nichts mehr schreiben, die Jahrhunderte stehen halt nun mal Schlange ...
Ich meine, es kommt auf den Kontext an ... Und den finde ich in deinem Gedicht durchaus originell gesetzt. Er lässt der Assoziationsfreudigkeit Spielraum.
Für mich ist lediglich das "als du gehst" gewöhnungsbedürftig - auch nach deiner Erklärung.
Ein sehr schönes Gedicht!
LG,
Monika
Hallo 
Hm, soweit ich weiß, drückt das "als" die Gleichzeitigkeit von Haupt- und Nebensatz aus unabhängig von der benutzten Zeitstufe?! "Als du gingst, war zu sehen" müsste demnach genauso richtig sein wie "als du gehst, ist zu sehen"... Aber wie das so ist: Im Endeffekt hilft wohl nur ein Blick in eine Grammatik. Da aber etwa der Grimm seinen Artikel nicht ganz zu Unrecht mit
Als, vieldeutige [...] Partikel, deren schwankender und wechselnder Gebrauch nur historisch zu entwirren ist.
einleitet, werde ich dieser interessanten Frage dann doch nicht am Weihnachtstag nachgehen.gif)
Ich denke übrigens, dass dieser Text ein guter Kandidat wäre für eine Hör-Fassung - denn ihm liegt ja, wenn ich mich nicht ganz verguckt habe, die sapphische Oden-Strophe zugrunde. Allerdings liegt der Text sehr locker auf dem Grundrhythmus, so dass man, ohne sehr aufmerksam zu lesen, das "sapphische" kaum wahrnehmen wird. Da bietet sich eine Lesung an, finde ich
Mit dem "Mohn" und der "Kamille" habe ich keinerlei Probleme - vermutlich, weil beide jedes Jahr wieder in den Gräben und an den Feldrändern stehen, an denen ich während der 1-2 Stunden, die ich täglich auf dem Fahrrad sitze, entlangkomme... Und meine Wirklichkeit ist meine Wirklichkeit, schietegal, was die aktuelle Literaturmode so dazu sagt.gif)
Was du über deinen Text schreibst, Catrin, ist jedenfalls sehr spannend - ein wenig geht es mir aber auch wie Max: Es ist nicht einfach, deine Gedanken im Text aufzuspüren. Andererseits muss ja auch nicht immer alles einfach sein
Weihnachtsgrüße

Hm, soweit ich weiß, drückt das "als" die Gleichzeitigkeit von Haupt- und Nebensatz aus unabhängig von der benutzten Zeitstufe?! "Als du gingst, war zu sehen" müsste demnach genauso richtig sein wie "als du gehst, ist zu sehen"... Aber wie das so ist: Im Endeffekt hilft wohl nur ein Blick in eine Grammatik. Da aber etwa der Grimm seinen Artikel nicht ganz zu Unrecht mit
Als, vieldeutige [...] Partikel, deren schwankender und wechselnder Gebrauch nur historisch zu entwirren ist.
einleitet, werde ich dieser interessanten Frage dann doch nicht am Weihnachtstag nachgehen
.gif)
Ich denke übrigens, dass dieser Text ein guter Kandidat wäre für eine Hör-Fassung - denn ihm liegt ja, wenn ich mich nicht ganz verguckt habe, die sapphische Oden-Strophe zugrunde. Allerdings liegt der Text sehr locker auf dem Grundrhythmus, so dass man, ohne sehr aufmerksam zu lesen, das "sapphische" kaum wahrnehmen wird. Da bietet sich eine Lesung an, finde ich

Mit dem "Mohn" und der "Kamille" habe ich keinerlei Probleme - vermutlich, weil beide jedes Jahr wieder in den Gräben und an den Feldrändern stehen, an denen ich während der 1-2 Stunden, die ich täglich auf dem Fahrrad sitze, entlangkomme... Und meine Wirklichkeit ist meine Wirklichkeit, schietegal, was die aktuelle Literaturmode so dazu sagt
.gif)
Was du über deinen Text schreibst, Catrin, ist jedenfalls sehr spannend - ein wenig geht es mir aber auch wie Max: Es ist nicht einfach, deine Gedanken im Text aufzuspüren. Andererseits muss ja auch nicht immer alles einfach sein
.gif)
Weihnachtsgrüße

Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Liebe Catrin,
sicher hat spätestens Celan den Mohn in der Metaphernwelt der modernen deutschen Lyrik etabliert. Ich denke, dass sich Lisas und meine Hinweise auf zwei Sachverhalte beziehen: Zum einen enthält für mich Dein Kommentar
eine andere Bedeutung als das der 'wilde Mohen des Koks' oder Schlafmohn bei celan, zum anderen referiert Mohn ja nicht nur auf Celan, sondern auch auf jede Menge weniger erstklassiger Autoren. Wenn Du - ein übertriebenes Beispiel, ich gebe es zu - 'Herz' schriebest würdest Du auch nicht nur auf Celans
'IM Spiegel, dem mein herz die Wolke war'
(aus Atemkristall, glaube ich )
verweisen, sondern auch auf die Wildecker Herzbuben ...
Liebe Grüße
Max
sicher hat spätestens Celan den Mohn in der Metaphernwelt der modernen deutschen Lyrik etabliert. Ich denke, dass sich Lisas und meine Hinweise auf zwei Sachverhalte beziehen: Zum einen enthält für mich Dein Kommentar
Die Mohnblütenblätter kommen gleich so verknittert aus der Knospe, wie die Bluse am Morgen danach ist...
eine andere Bedeutung als das der 'wilde Mohen des Koks' oder Schlafmohn bei celan, zum anderen referiert Mohn ja nicht nur auf Celan, sondern auch auf jede Menge weniger erstklassiger Autoren. Wenn Du - ein übertriebenes Beispiel, ich gebe es zu - 'Herz' schriebest würdest Du auch nicht nur auf Celans
'IM Spiegel, dem mein herz die Wolke war'
(aus Atemkristall, glaube ich )
verweisen, sondern auch auf die Wildecker Herzbuben ...
Liebe Grüße
Max
Lieber Max,
ich wollte keinen Kontext von "wilder Mohn" festlegen, "Koks", "Schlaf" und "zerknitterte Bluse" sind nur drei Lesarten (die für mich miteinander zu tun haben!). Ich wollte es dem Leser überlassen.
Nur habe ich durch euch gelernt, dass er sich nix dabei denkt außer "Klischee". Dass ich mehr sagen muss...
Danke, das war mir wichtig!
Ich weiß auch nicht, ob Robert Gernhardt recht hat, wenn er schreibt:
"Daraus haben Verzagte wie Arno Holz gefolgert, dass nichts mehr gehe: 'Der Erste, der - vor Jahrhunderten! - ... auf Herz Schmerz... gereimt hat, war ein Genie. Der Tausendste, vorausgesetzt, dass die Folge ihn nicht bereits genierte, ein Kretin.'
Falsch, ganz falsch (so Gernhardt): Der erste... war ein braver Mann, der Einmillionste aber, dem es gelingt, die beiden Begriffe einleuchtend, einschmeichelnd oder auch nur eingängig zu paaren, ist ein Genie..."
Liebe Monika, Dank für dein schönes Kompliment! Das freut mich sehr...
Lieber Ferdi, Dank für deinen sachkundigen Blick! Lesen kann ich leider nicht
Ich frage mich natürlich schon, wozu es gut sein soll, die älteste europäische Liebesgedicht-Form aufzugreifen und sie dann so vorsichtig zu setzen, dass es niemandem auffällt...
Euch einen guten Rutsch! Catrin
ich wollte keinen Kontext von "wilder Mohn" festlegen, "Koks", "Schlaf" und "zerknitterte Bluse" sind nur drei Lesarten (die für mich miteinander zu tun haben!). Ich wollte es dem Leser überlassen.
Nur habe ich durch euch gelernt, dass er sich nix dabei denkt außer "Klischee". Dass ich mehr sagen muss...
Danke, das war mir wichtig!
Ich weiß auch nicht, ob Robert Gernhardt recht hat, wenn er schreibt:
"Daraus haben Verzagte wie Arno Holz gefolgert, dass nichts mehr gehe: 'Der Erste, der - vor Jahrhunderten! - ... auf Herz Schmerz... gereimt hat, war ein Genie. Der Tausendste, vorausgesetzt, dass die Folge ihn nicht bereits genierte, ein Kretin.'
Falsch, ganz falsch (so Gernhardt): Der erste... war ein braver Mann, der Einmillionste aber, dem es gelingt, die beiden Begriffe einleuchtend, einschmeichelnd oder auch nur eingängig zu paaren, ist ein Genie..."
Liebe Monika, Dank für dein schönes Kompliment! Das freut mich sehr...
Lieber Ferdi, Dank für deinen sachkundigen Blick! Lesen kann ich leider nicht
.gif)
Ich frage mich natürlich schon, wozu es gut sein soll, die älteste europäische Liebesgedicht-Form aufzugreifen und sie dann so vorsichtig zu setzen, dass es niemandem auffällt...
Euch einen guten Rutsch! Catrin
Liebe Catrin,
hm, Du has natürlich insofern Recht, als dass man hier vielleicht auch einen Lesekurs einrichten sollte. Ich finde, wenn man dein gedicht mit Deinem Kommentar zusammennimmt, erahnt an, welch tiefsinningen Bezüge Du herstellst - dass nicht zu erkennen ist natürlich auch die Schuld des Lesers. Allerdings glaube ich auch, dass ein Hinweis in welche Richtung Du denn Assoziationen säen möchtest, hilfreich wäre (das macht ja auch Celan), ansonsten ist man, wenn man unvoreingenommen (oder naiv) kommentiert, verloren.
Liebe Grüße
Max
hm, Du has natürlich insofern Recht, als dass man hier vielleicht auch einen Lesekurs einrichten sollte. Ich finde, wenn man dein gedicht mit Deinem Kommentar zusammennimmt, erahnt an, welch tiefsinningen Bezüge Du herstellst - dass nicht zu erkennen ist natürlich auch die Schuld des Lesers. Allerdings glaube ich auch, dass ein Hinweis in welche Richtung Du denn Assoziationen säen möchtest, hilfreich wäre (das macht ja auch Celan), ansonsten ist man, wenn man unvoreingenommen (oder naiv) kommentiert, verloren.
Liebe Grüße
Max
Liebe Catrin, lieber Max,
ich denke irgendwo zwischen euren letzten beiden Kommentaren bewegt sich eben Kunst&Krampf - seltsam allerdings, dass Max Perspektive umso mehr Raum gewinnt, umso gesicherter/bekannter/anerkannter ein Autor ist. Bei Celan z.B. gibt es auch Gedichte, bei denen ich nicht im geringsten verstanden habe, worum es geht - und dann gibt es zu einigen wenigen von diesen "Erläuterungen" von ihm - und man erahnt die Konstruktion - und wenn man ihm schon zugeneigt ist, dann sucht man eben die Schuld für das Unverständnis ausschließlich bei sich, das ist auch irgendwie unverhältnismäßig.
Vielleicht nützt es ja, noch kleine Fährten einzubauen, die dem Leser helfen? Sozusagen ein gesundes, aber dennoch lyrisches Mittelmaß .-)
liebe Grüße,
LIsa
ich denke irgendwo zwischen euren letzten beiden Kommentaren bewegt sich eben Kunst&Krampf - seltsam allerdings, dass Max Perspektive umso mehr Raum gewinnt, umso gesicherter/bekannter/anerkannter ein Autor ist. Bei Celan z.B. gibt es auch Gedichte, bei denen ich nicht im geringsten verstanden habe, worum es geht - und dann gibt es zu einigen wenigen von diesen "Erläuterungen" von ihm - und man erahnt die Konstruktion - und wenn man ihm schon zugeneigt ist, dann sucht man eben die Schuld für das Unverständnis ausschließlich bei sich, das ist auch irgendwie unverhältnismäßig.
Vielleicht nützt es ja, noch kleine Fährten einzubauen, die dem Leser helfen? Sozusagen ein gesundes, aber dennoch lyrisches Mittelmaß .-)
liebe Grüße,
LIsa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste