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Der erste Schnee

Verfasst: 22.11.2008, 11:46
von Trixie
Der erste Schnee

zerbrochen
das Vergessen des Vorher
die Ruhe schläft jetzt
meine Träume sind wacher denn je
in meinem Kopf
tanzen sie Ballett
und du läufst darin im Kreis
mir hinterher als seien wir
Vertrauen noch und Lüge
zerbrechlich
die Erinnerung beinah zu kalt
allein du bist noch da
in meinem Kopf
schmelzen deine Spuren
auch das Zusammen
als wäre die Zeit schon lange fort.








1.Fassung

zerbrochen
das Vergessen des Vorher
die Ruhe schläft jetzt
meine Träume sind wacher denn je
in meinem Kopf
tanzen sie Ballett
und du läufst darin im Kreis
mir hinterher als seien wir noch
Vertrauen und Lüge
zerbrechlich
die Erinnerung beinah zu kalt
nur du bist noch da
allein in meinem Kopf
schmelzen deine Spuren
auch das Zusammen
als wäre die Zeit schon lange fort.


Danke an Elsa!

Verfasst: 23.11.2008, 12:01
von Max
Liebe Trixie,

ganz spontan: der Text gefällt mir. Der Text hat Deine Stimme und klingt sher ehrlich. Er ist von der Struktur her kunstvoll, aber nicht künstlich. Die Kunstgriffe ziehen neue inhaltlich Ebenen in den Text ein, wie in

schmelzen deine Spuren
auch das Zusammen


(einmal als 'Zusammenschmelzen' zu lesen, einmal das 'Zusammen' als eigentlicher Gegenstand des Gedichts, das schmilzt) oder das (für mich) eingeschobenen

Vertrauen und Lüge


Ein guter Text in meinen Augen!

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 23.11.2008, 12:02
von Max
PS: Ich würde es gern in der Hörbar hören, wenn das ginge :-)

Re: Der erste Schnee

Verfasst: 23.11.2008, 12:21
von Elsa
Liebe Trixie,

das gefällt mir an den meisten Stellen und von der Aussage her richtig gut.

Ein paar Ideen hätte ich dennoch (für die anderen Stellen ;-) ), die ich dir gern offerieren mag.

zerbrochen
das Vergessen des Vorher
die Ruhe schläft jetzt
meine Träume sind wacher denn je <- meine Träume aber wachsen in die Höh' würde mir gefallen (oder ähnlich), weil der Vergleich schlafen/wachen wegfällt und trotzdem gezeigt wird, dass die Träume mehr Raum einnehmen. Vom Rhythmus liest es sich "laut" flüssiger.
in meinem Kopf
tanzen sie Ballett <- tanzen in meinem Kopf Ballett (wäre meins)
und du läufst mittendrin darin im Kreis
mir hinterher als seien wir noch
Vertrauen noch und Lüge
zerbrechlich
die Erinnerung beinah zu kalt
nur du bist noch da
allein in meinem Kopf
<- dieser Passus deckt sich für mich nicht mit dem Bild, dass im Kopf die Träume ein Ballett tanzen und DU mittendrin ist? DU ist eigentlich nicht allein im Kopf?
schmelzen deine Spuren
auch das Zusammen
als wäre die Zeit schon lange fort.

Das ist wunderschön insgesamt. Vielleicht gefällt dir ja einer meiner Vorschläge?

Lieben Gruß
ELsa

Verfasst: 23.11.2008, 14:04
von Mucki
Hi Trix,

ich lese dein Gedicht als eine wehmütige, nicht in Vergessenheit geratene Erinnerung an eine beendete Beziehung, also unter Liebeslyrik.
Mir gefällt es gut, vor allem, wenn ich den Titel inhaltlich mit in die Zeilen ziehe, da "der Schnee" sich zwischen den Worten immer wiederfindet.
Dem Wunsch von Max auf eine Lesung von dir, schließe ich mich an. ;-)
Saludos
Mucki

Verfasst: 23.11.2008, 20:13
von Trixie
Guten Abend!

Danke für die Kommentare :-)!

Schön, dass es euch gefällt. Eine kleine Winter-Melodie zum Einstieg in die Schneetage....

Lieber Max,

vielen Dank für das Lob (ein guter Text in deinen Augen - freu!). Ich war noch recht unsicher, was gerade die von dir angesprochenen Stellen betrifft, aber es scheint doch nicht zu dick aufgetragen und verständlich anzukommen (nochmal freu!).

Liebe Elsa,

danke auch dir für die positiven Worte! Ich finde es toll, dass du dich so gut in den Text reinfindest, dass dir gleich Vorschläge einfallen. Da haben mir ein paar Sachen ganz gut gefallen, die ich gerne übernehmen möchte, zum Beispiel das "Vertrauen noch und Lüge" hört sich sehr melodiös an.

Zum "allein" in meinem Kopf-> das Wort "allein" kann zwei Bedeutungen haben. Deshalb habe ich es gewählt. Und da die Träume ja ohnehin vom Du handeln, ... hm, ich überlege nochmal.

Herzlichen Dank für das wunderschön, *freu*!!!

Liebe Mucki,

ich wollte es tatsächlich zuerst unter Liebeslyrik posten, entschied mich dann aber bewusst dagegen, weil es mir zu eingegrenzt scheint. Es kann sich ja auch um eine verflossene Freundschaft handeln, um die wehmütige Erinnerung an ein Ereignis, Erlebnis, an den Sommer selbst - das DU kann vieles sein, denke ich, und die Beziehung des LI zum Du muss nicht unbedingt einer "liebevollen" Natur entsprechen.

Mit dem Titel war ich mir auch noch unsicher, aber er war das erste, das eigentlich da war, hehe, und daraus entstand dann der Text!

Mit der Lesung, also, naja, hm, ähm, *räusper*, mal gucken ;-)!

Danke euch!

Liebe Grüße
Trixie

Re: Der erste Schnee

Verfasst: 29.11.2008, 11:09
von Xanthippe
Ich merke ja immer wieder, wie schwierig ich es finde, etwas zu Gedichten zu sagen, was darüber hinaus geht, sie ansprechend oder eben nicht ansprechend zu finden. Deins spricht mich an, liebe Trixie, und ich will mal versuchen, das wenigstens ein bisschen zu begründen. Da ist schon mal die Überschrift, der erste Schnee, das ist für mich ein sehr gutes Bild, weil es einfach ganz viele Assoziationen weckt, durch den Schnee, der ja irgendwie unschuldig ist, so weiß, aber auch alles bedeckt, in gewissem Sinne begräbt unter sich, und der erste, na ja, das erste Mal ist immer etwas Besonderes und das passt ja auch so schön in diesem Gedicht, all die Bedeutungen finden ja ihre Entsprechung, in meiner Leseart zumindest.

Trixie hat geschrieben:
zerbrochen
das Vergessen des Vorher


Das verstehe ich so, dass der erste Schnee das Vergessen zerbricht, also die Erinnerung, die man eigentlich schon begraben hatte, wieder wachruft, was dem lyrischen Ich die Ruhe raubt, also die ist nicht mehr verfügbar, und ich finde es sehr geschickt, sie schlafen zu lassen, weil das ja auf den ersten Blick so ein friedliches Bild ist, aber bedeuten tut es ja gerade das Gegenteil. Ja, und dann die Träume, die so wach sind, dass sie Ballett tanzen, das sind gute Bilder, auch das im Kreis laufen, dem lyrischen Ich hinterher, Schwierigkeiten habe ich dann hier:

...als seien wir
Vertrauen noch und Lüge
zerbrechlich


weil ich mich da frage, dich frage, sind wir noch Lüge und wie passt das mit Vertrauen zusammen, oder ist die Lüge zerbrechlich, oder wir zerbrechlich als etwas, das zusammengesetzt ist aus Lüge und Vertrauen, Vertrauen und Lüge. Aber andererseits mag ich es, dass sich diese Fragen auftun, eigentlich spricht das gerade für das Gedicht.

und der Schluss, gerade das Zusammenschmelzen der Spuren gefällt mir sehr sehr gut.

Ein wirklich feines Gedicht!

findet xanthi

Verfasst: 29.11.2008, 17:06
von Trixie
Hi Xanthi,

das hört sich schon an, was du da schreibst, danke für die ausführliche Auseinandersetzung! Ich denke, du hast recht - das mit Vertrauen und Lüge hast du gut umschrieben. Die beiden jagen sich, gehören zusammen und machen vieles zerbrechlich und sind vielleicht auch der Grund für das Auseinanderbrechen der Beziehung zwischen dem LyrIch und Du, welches schon beinah in Vergessenheit geraten ist. Es ist ja oft so, dass wenn man an eine vergangene Beziehung denkt, einem nur bestimmte Gefühl oder Schlagwörter in den Sinn kommen, die "es" umschreiben und dann auch in dem Moment wahr sind. Jahre später wiederum denkt man wieder anders über das von damals und kann mit anderen Gefühlen sich zurückerinnern. Das ist jetzt eben das erste Erinnern an die damalige Beziehung, die man vergessen (verdrängt?) hat.

Ich finde es sehr fein, was du geschrieben hast und freue mich sehr darüber!!

Danke für die lobenden Worte *freu*!

Grüßchen
Trixe

Verfasst: 29.11.2008, 17:27
von moshe.c
Liebe Trixie!

So lange nichts von dir gesehen. War ich blind?

So habe ich hier nur eine kleine Frage:

Wenn du das 'auch das' in der vorletzten Zeile streichen würdest?

MlG

Moshe

Verfasst: 29.11.2008, 20:12
von Max
Lieber Moshe,

das 'auch' würde ich verstehen, aber wenn sie das 'das' streicht merkt man nicht mehr, dass das 'Zusammen' ein Substantiv sein kann und soll, oder?

Liebe Grüße
Max

Verfasst: 29.11.2008, 21:26
von ferdi
Hallo Trixie!

Ein gelungener Text :-) Für mich fast mit "innen und außen": "zerbrochen" bis "Lüge" nehme ich als eigenen Text war, der dann durch die Überschrift und den Rest des Textes gerahmt, ergänzt und vervollständigt wird.

Ferdigruß!

Verfasst: 30.11.2008, 10:51
von Trixie
Lieber Moshe,

Max hat recht: das "Zusammen" muss für mich als Substantiv stehen bleiben, als etwas Verbindendes, festes. Und das "auch" ist mir auch wichtig ;-), weil es eben genau das ausdrückt, was ich ausdrücken möchte :-)! Aber lieben Dank fürs Lesen und nicht mehr blind sein und deine Worte zu meinem Textlein!!

Lieber Ferdi,

vielen Dank für das "gelungen" - ich glaube, das ist ein ganz besonderes Wort für einen Künstler im weitesten Sinne *freu*. Gerahmt, ergänzt und vervollständigt hört sich toll an! Ich denke, du hast recht. Der erste Teil könnte im Prinzip auch alleine stehen, aber dann wäre die Geschichte nicht vollständig, als würde jemand eine längere Pause machen und dann weitererzählen oder so ähnlich ,-).

Lieber Max: Ganz genau :daumen: :-)!

So, genug gesmileyt.

Danke für die Beschäftigung mit meinem Text, das freut mich wirklich sehr!!!!!

Liebe Grüßchen
die Trix