wir werden gewesen sein

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 09.11.2008, 12:42

vom Autor gelöscht
Zuletzt geändert von Niko am 07.06.2009, 16:23, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 09.11.2008, 14:01

Hallo Niko!

Mm...ich bin ja nicht so eine gute Freundin von solchen umständlichen Formen. Plusquamperfekt ist der Titel oder? Dadurch, dass es um das Sein geht wirkt es aber trotzdem ganz interessant, finde ich.

Der Anfang ist etwas blass, aber diese Bewegung des Fallens finde ich auch recht gelungen. Ich hätte es interessanter gefunden, wenn man dann auf der Bildebene dieser beiden oder der Stille/der Worte geblieben wäre... Ich meine damit, dass mir etwas Greifbares fehlt. Stille/ungeboren/stumme Übersetzer/Gespräche - Das sind alles sehr graue, fade Wörter, die leicht Versickern. Sie können meines Erachtens beliebig unter einander ausgetauscht werden - am Gedicht würde es gar nichts ändern. Das ist schade.
Vielleicht kannst du dasselbe aussagen, aber eben etwas kräftiger, nicht so fahl. Bei "ungeboren" könnte ich mir zum Beispiel auch vorstellen, dass man zurück in seine Mütter und zurück in die Unzeit kriecht... (Hihi...das könnte ich eigentlich mal verwenden - Danke für die Inspiration :smile: !)

Dem "Liegen zu lauschen" ist aber auch wieder gut, finde ich.

In der zweiten Strophe beginnst du schon wieder mit einer Fallbewegung... Das ist mir etwas zu wiederholt. "Berge versetzten" geht als große Metapher gar nicht, denke ich. Solche Floskeln sollte man wenn möglich vermeiden oder sie zumindest nicht in einem unkritischen, ernsten Gestus verwenden.
"unbemerkt" - Das würde ich auch streichen. Was soll das dem Gedicht nützen?

Insgesamt gefällt mir die erste Strophe viel besser. Du sagst in der zweiten auch gar nichts Neues, meiner Ansicht nach. Das Stille, das sich Entfernen vom anderen, das Wegtreten der Frau... Das ist doch alles schon in der ersten Strophe - und da auch sprachlich schöner- vorhanden. Ich würde es nicht noch einmal so wiederholen.

Ich hoffe die Kritik hilft dir.

Schönen Tag!
l

Niko

Beitragvon Niko » 09.11.2008, 14:21

hallo louisa!
bei dieser zeitform des titels handelt es sich um futur II. wenn mich nicht alles täuscht...
in der zweiten strofe beginne ich nicht wieder mit einer fallbewegung, sondern es handelt sich immer nocch um die gefallene stille aus strofe 1!
mit den müttern und der urzeit finde ich interessant. das wäre aber ein weiterführen der stille, die mir hier zu weit abschweifend wäre.
"unbemerkt" ist bezüglich dem darüber und dem darunter lesbar. ich halte es eigendlich nicht für überflüssig und unnütz.
ich warte mal weitere meinungen ab!
lieben gruß in den sonntag: Niko

Louisa

Beitragvon Louisa » 09.11.2008, 17:42

Demzufolge ist der Text schon perfekt :smile: ?

Danke für die Hilfe bei der Zeitform... Deine Erklärung bezüglich der "Fallbewegung" leuchtet mir nicht ganz ein. Du sprichst in S1 von der Stille, die fällt und in S2 von der Stille, die fällt. Das ist eine Wiederholung für mich :smile: und ich sehe nicht ein, was du in der zweiten Strophe neues ausdrückst, als in der ersten.

Das "unbemerkt" stört mich, weil du die herabfallende Stille ja als lyrisches Ich wahrnimmst und beschreibst wie sie fällt, was passiert etc. - und dann sagst du: "Unbemerkt" - Das ist ein bisschen wiedersprüchlich für mich.

Aber ein interessanter Text ist es trotzdem, zumindest die erste Strophe.

Ja, warten wir andere Meinungen ab.
l

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.11.2008, 15:01

Hi Niko,

dein Gedicht muss man mehrfach lesen, um dahinter zu schauen. Zwei Fragen stelle ich mir:
es beginnt mit der Stille zwischen den beiden und am Schluss wird es stiller mit jedem Wort der beiden. Wie passt das chronologisch zusammen?

später dann
wurde es still
um sie
und mit jedem wort
stiller um uns


meinst du hier mit "sie" die Stille selbst?

Saludos
Mucki

ecb

Beitragvon ecb » 10.11.2008, 20:07

"und dann". sowie "später dann" sollen hier meiner auffassung nach einen zeitlichen verlauf ausdrücken, den ich nicht entdecken kann - es sei denn, man hielte ein "still-stiller-am stillsten" für vorstellbar.

hilft nichts, niko, tut mir leid diesmal, aber ich empfinde dieses gedicht als statisch und die eine strophe als wiederholung der anderen.

lg eva

Max

Beitragvon Max » 10.11.2008, 21:12

Lieber Niko,

(noch keine Kommentare gelesen), ich mag diesen Text von seinem Rhythmus her. Dieses Gefühl für den Rhythmus scheint mir ja ein Kennzeichen vieler Deiner Text zu sein.

Schön finde ich auch, dass der Text etwas spielerisches hat, trotz einer gewissen Gravität verspielt mit seinem Thema umgehen kann, was besonders dort deutlich wird, wo es still um die Stille wird.

Den Titel hingegen sehe ich eher als ein Experiment in Futur II. Eine Verbindung zum Text zu finden, fällt mir zugegebenermaßen schwer.

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon leonie » 10.11.2008, 23:10

Lieber Niko,

ich mag das. Ich verstehe es nicht ganz, der Rhythmus nimmt mich aber mit. Und die Melancholie, die ich darin zu finden meine.
Du bist hier einer der intuitivsten Dichter, glaube ich. Ich mag das.

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.11.2008, 23:22

Hallo,

ich möchte bei diesem Text nicht in ganzer Tiefe einsteigen, aber zum Titel möchte ich sagen, dass der mir gerade sprachlich besonders gefällt - ich finde ihn magisch. Die Sprache, die dann kommt, ist mir etwas zu treppenstufenartig, das macht die Gestaltungsart der Umbrüche und die Art der Bilder, ihre "Spielart", ihr "Atmen".

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 10.11.2008, 23:42

hallo ihr da!

schön, dass ihr euch so rege gedanken macht um meinen text!
zunächst zum titel: da unter der rubrik liebeslyrik gepostet, besteht der verdacht, dass es sich um eine sich androhende trennung handelt. hier sehe ich den titel als etwas, das belastend den text einleitet, sozusagen schon vor der handlung greift. und er könnte genauso gut auch am schluss stehen. ich halte den bezug zum text für absolut nicht schwierig. eine beziehung, die stirbt, die noch lebt, aber deren ende sozusagen greifbar ist.
dann zu den mehrfach wiederholten anmerkungen bezüglich "und dann fiel".-.............."sie fiel"
ich kann das nicht ganz nachvollziehen. folgende schilderung: "und dann kam der bus angerast.......er raste mitten in die leitplanke............" - es ist eine fortführung der begonnenen "erzählung" aus strophe 1. es wird benannt: "dann fiel stille". weiter in strophe 1 eine beschreibung dessen, was sie mit dem lyrich, dem lyrdu macht. wieder zurückschweifend zur eigendlichen aussage (und dem, was man vielleicht eigendlich sagen will, wenn man so erzählt, stichwort: hölzchen stöckchen) mit einer erneuten anmerkung über das, was dadurch passiert.
schade, dass das nicht erkannt wird.
die frage nach dem "es wurde still um sie", respektive das ergründen danach, worauf sich das "sie" denn nun eigendlich bezieht......- das ist nicht meine aufgabe, das euch vorzuschreiben. die bezüge sind offen. es gibt mehrere. und dahin, wo es am besten passt, müsst ihr es für euch einsortieren. ich schreibe meistens so, dass bezüge nicht zwingend eindeutig zuordnungsbar sind.

soviel in der kürze. dank an euch alle für´s lesen und kommentieren!

lieben gruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.11.2008, 00:01

Hi Niko,

es ist für mich auf jeden Fall ein tief-trauriger, resignierender Text, ein Vergehen, ein Sterben, ja. Gerade die Stille, die selbst still wird/stirbt, trägt zu dieser Stimmung bei.
Saludos
Mucki


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