Fenstergucker

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Alma Marie Schneider
Beiträge: 143
Registriert: 29.11.2005

Beitragvon Alma Marie Schneider » 17.10.2008, 10:54

Fenstergucker


Heute will der Morgen nicht leuchten
Das wogenleere Gras verschluckt ihn förmlich
Zwischen den Furchen des Feldes
Säe ich Pläne und Zweifel
Wie einen Hampelmann hänge ich mich auf
Im hölzernen Fensterrahmen
Werfe meine Augen in den Hinterhof
Dort hängt Nele Wäsche auf
Schwenkt ihren dicken Hintern

Der Morgen will heute einfach nicht leuchten
Selbst die gelben Birnen wirken matt und fahl
Der Pfeifenraucher im Bushäuschen hat sich auch vergessen
In dieser Luft fühle ich mich allein
Wie dieser Hund dort der auf drei Beinen humpelt
Den man angefahren hat
Der entkommen konnte
Ein bisschen Glück im entscheidenden Moment
Ein schimmernder Strich im aschfarbenen Morgen
Die Schönheit erklärt man nicht, man empfindet sie (Peter Rosegger).

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.10.2008, 21:28

Liebe Alma!

Ein guter Text, aber die Setzung würgt die Dramaturgie und Aussage regelrecht ab, in meinen Augen.

MlG

Moshe

Alma Marie Schneider
Beiträge: 143
Registriert: 29.11.2005

Beitragvon Alma Marie Schneider » 19.10.2008, 07:44

Lieber Moshe,
danke fürs Lesen und den Hinweis. Im Moment habe ich keine andere Lösung. Ein bißchen ist das Abwürgen wie Abwenden gewünscht.

Liebe Grüße
Alma Marie
Die Schönheit erklärt man nicht, man empfindet sie (Peter Rosegger).

Max

Beitragvon Max » 19.10.2008, 11:33

Liebe Alma,

in der Summe teile ich Moshes Kommentar, sowohl das Lob als auch die Einwände.

Ich denke, dass das Abwürgen, so sehr vielleicht intendiert sein mag, sicher nicht so weit gehen sollte, dass es den leser abhält, den Text zu Ende zu lesen. Vielleicht ließe sich etwas auflockern in dem Du die großen Zeilenanfänge in kleine verwandelst. Ich glaube, dass ein Hauptproblem daher stammt, dass der Text irgendwo zwischen Lyrik und Prosa angesiedelt ist und ich ihn viel leichter lese, wenn er als Fliestext geschrieben ist.

Diese Stelle
Wie einen Hampelmann hänge ich mich auf
Im hölzernen Fensterrahmen


hier ließe sich vielleicht strenger - ohne Vergleich - formulieren als


Ich hänge mich auf im hölzernen Fensterrahmen
einen Hampelmann


oder ähnlich.

Liebe Grüße
Max

Xanthippe
Beiträge: 1312
Registriert: 27.06.2008
Geschlecht:

Beitragvon Xanthippe » 19.10.2008, 11:39

Liebe Alma,

mir gefallen die Bilder, auch die Stimmung. Zweimal "dieser" im letzten Teil stört mich etwas. Und ich persönlich würde auch an einigen Stellen noch auf Füllwörter verzichten, aber wie gesagt, das ist ganz subjektiv. Sehr gut gefallen mir die Details, Neles dicker Hintern beim Wäscheaufhängen...
ein feines Gedicht
xanthi

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.10.2008, 17:56

Mal ne vorsichtige Anregung für die erste Strophe:

Fenstergucker

Heute will der Morgen nicht
Leuchten
Wogenleeres Gras
Verschluckt ihn förmlich
Zwischen den Furchen des Feldes
Säe ich Pläne
Zweifel
Wie einen Hampelmann
Hänge ich mich auf
Hölzerne Fensterrahmen
Meine Augen in den Hinterhof
Dort hängt Nele Wäsche auf
Schwenkt einen dicken Hintern


MlG

Moshe

Alma Marie Schneider
Beiträge: 143
Registriert: 29.11.2005

Beitragvon Alma Marie Schneider » 22.10.2008, 11:04

@Max
Danke Max. Klingt mir fast etwas zu abgehackt.

@Xanthi
Danke Xanthi. Man könnte anstatt

"In dieser Luft fühle ich mich allein
Wie dieser Hund dort der auf drei Beinen humpelt "

"In dieser Luft fühle ich mich allein
Wie der Hund dort der auf drei Beinen humpelt"

Eventuell ist das besser?


@Moshe

Danke Moshe. Zum Teil wird etwas der Sinn verschluckt finde ich. Man müßte vielleicht ganz ins Abstrakte gehen. Ich versuche es am Wochenende einmal. Heute sitzt mir zuviel Arbeit im Nacken.

Alle seien herzlich gegrüßt
Alma Marie
Die Schönheit erklärt man nicht, man empfindet sie (Peter Rosegger).


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste