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Die Stunde

Verfasst: 14.10.2008, 23:50
von moshe.c
Die Stunde

als du die Tür
öffnetest

der Wind mir
deine Haare
ins Gesicht blies

den Duft deiner Vergangenheit
und die Glocken schwangen

war ich irgendwie
schon ein wenig spät

im Feld unserer Furchen

Jane sagtest du zu dir
und deine Augenbrauen
waren warm

an diesem Montag
einer Magnolie

im Morgennebel
Tanz des Schimmers
der Einsamkeit

Ok, sagte ich.

Es ist diese Straße
mit der richtigen Nummer

für unsere Zeit
für unsere Schatten

und unsere achte Tochter
nannten wir dann auch Jane

als wir daran dachten
eine Tür wieder zu schließen

ganz leise flüsternd
nur so für uns

Verfasst: 15.10.2008, 01:32
von Mucki
Lieber Moshe,

die Dramaturgie in deinem Gedicht finde ich sehr gut komponiert. Wunderbar auch die leisen Worte, die in Wirklichkeit schreien. Es hat mich sehr berührt.
Chapeau!
Gabriella

Verfasst: 26.10.2008, 18:27
von ecb
mir gefällt dieser text auch ausnehmend gut in seinem schwanken zwischen umgangssprachlichkeit und poetisch-symbolischer diktion.

lediglich die "achte tochter", d.h. daß es die achte war, empfinde ich als ein wenig willkürlich in einem text, der ja doch insgesamt das autobiografische überschreitet. aber es kann natürlich sein, daß ich hier als leser eine bedeutung einfach nicht erkenne.

lg eva

Verfasst: 26.10.2008, 23:11
von moshe.c
Natürlich kommt es immer sehr auf den Leser und sein Umfeld an.

Es könnte ein Film sein über die Zwei, deren Fantasie, oder ein Film, den die Beiden sehen.
Oder es könnte gar kein Film sein, sondern ein Video, oder Bericht, aus einer Welt, die nicht Europa ist, z.B. aus Ghana, oder von einer haredischen Familie hier gleich um die Ecke.
Da wäre und ist eine achte Tochter nichts
Außergewöhnliches, ist halt nur die Letzte.
Wenn es willkürlich nicht sein sollte, wie sollte es unwillkürlich sein?

MlG

Moshe

Verfasst: 26.10.2008, 23:15
von Mucki
Ich lese hier etwas ganz anderes heraus, aber was es ist, behalte ich für mich ...

Verfasst: 01.11.2008, 08:21
von ecb
moshe.c hat geschrieben:Natürlich kommt es immer sehr auf den Leser und sein Umfeld an.

Es könnte ein Film sein über die Zwei, deren Fantasie, oder ein Film, den die Beiden sehen.
Oder es könnte gar kein Film sein, sondern ein Video, oder Bericht, aus einer Welt, die nicht Europa ist, z.B. aus Ghana, oder von einer haredischen Familie hier gleich um die Ecke.
Da wäre und ist eine achte Tochter nichts
Außergewöhnliches, ist halt nur die Letzte.
Wenn es willkürlich nicht sein sollte, wie sollte es unwillkürlich sein?

MlG

Moshe


nein, moshe, in diesem fall gerade ist es nicht so weit weg, meine mutter zum beispiel ist die neunte, es war einfach ein leseeindruck, den ich aber bei mehr- und nochmaligem lesen auch zurücknehmen kann, mein einwand ist nicht wesentlich für dein gedicht.

nochmals - ein sehr schöner text!

lg eva

Verfasst: 01.11.2008, 10:37
von Alma Marie Schneider
Er hat so eine leichte Melancholie, eine Melodie, die mir durch das "OK" etwas hart unterbrochen wird, aber alles in Allem ein wunderbarer Text.

Liebe Grüße
Alma Marie

Verfasst: 01.11.2008, 18:47
von moshe.c
Ich bedanke mich!

MlG

Moshe