Einst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Wolfsskin

Beitragvon Wolfsskin » 08.10.2008, 14:37

Einst

"Einst" ein Wort voller Nostalgie,
getragen von wehmütigen Erinnerungen
schleicht es sich in die Gedanken des "Jetzt"
und bleibt doch längst vergangen.

Urheberrecht Wolfsskin am 28.01.06
Zuletzt geändert von Wolfsskin am 08.10.2008, 15:12, insgesamt 1-mal geändert.

Oldy

Beitragvon Oldy » 08.10.2008, 14:49

Hallo Wolfskin,

eine wahre Aussage, die wohl unter die Rubrik "Lebensweisheit" fällt.
Ein paar Anmerkungen:
Du schreibst "einst" klein, dass "Jetzt" dagegen groß. Absicht oder Versehen? Die Formulierung "Gedanken des "Jetzt"" finde ich einwenig unglücklich, obwohl ich weiss, was du ausdrücken wolltest. Der Gedanke enspringt ja dem Menschen, nicht dem Wort.
Bleibt das Wort "einst" vergangen, oder Erinnerung an längst Vergangenes? Das scheint mir nicht schlüssig.
Ein Vorschlag:

"Einst" ein Wort voller Nostalgie,
getragen von wehmütigen Erinnerungen
sie schleichen sich in die Gedanken des "Jetzt"
und bleiben doch längst vergangen.


Und braucht es die Mittenformatierung? Macht sie das Werk verständlicher, besser interpretierbar?

lg
Uwe

PS: Der Urheberrechtshinweis ist vollkommen überflüssig

Wolfsskin

Beitragvon Wolfsskin » 08.10.2008, 15:11

Hallo Oldy,

vielen dank für die Anregung.
Also die Groß-und Kleinschreibung ist einfach Blödheit, wenn man alte Texte aus dem Dokument kopiert, die man dort nicht berichtigt hat - natürlich GROSS - änder ich gleich :lesen0005:

Was allerdings die Änderung angeht, so war es mir wichtig das Wort "EINST" zu betonen und nicht die Erinnerungen.
Zur Erklärung: Wenn man älter wird, sagt man gerne, damals war alles besser. Wenn man noch älter wird und man sich über viele vergangene Dinge Gedanken macht, sich liebevoll an sie erinnert, dann bildet sich im Hirn gerne das Wort EINST.

Was die Platzierung in der Mitte angeht, so ist es reine Geschmackssache meines Auges ;-)

Vielen Dank für Deine Ansichten.
Liebe Grüße in den Tag

Wolfsskin

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 08.10.2008, 19:08

'Einst' ist für mich kein vergangenes Wort, schleicht sich auch nirgendswo ein, denn es hat doch ein klare Definition.

Dein Urheberrecht brauchst du nicht zu betonen, denn das hast du nach deutschem Recht sowieso.

Ein wenig ratlos

Moshe

Mucki
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Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 08.10.2008, 19:19

Hallo Bine,

durch Moshes Kommentar ist mir klar geworden, warum mir dein Text Schwierigkeiten bereitet. "Einst" ist kein "Gegenstand", kann deshalb nicht aktiv sein, nicht etwas auslösen.
Ein Bild, irgendein Gegenstand, eine Bewegung u.ä. kann nostalgische Erinnerungen auslösen, jedoch nicht das Wort "Einst". Natürlich können auch Worte Erinnerungen auslösen, aber dies müssten dann ganz besondere Worte sein, aber "einst" zähle ich nicht dazu. Diese "besonderen Worte" könnten dann zu den Gedanken führen, wie es "einst" war. Doch das Wort "einst" als Auslöser funktioniert für mich nicht.
Saludos
Gabriella

Oldy

Beitragvon Oldy » 08.10.2008, 19:42

Meine Rede. :klugscheiß:

Max

Beitragvon Max » 08.10.2008, 23:15

Lieber Wolfsskin,

je öfter ich den Text lese, desto klarer wird mir, dass mir die Aussage unklar ist. Auch ich bezweifel, ob es nun wirklich um das Wort gehen kann .. der Text funktoniert überhaupt nur dann, wenn das Wort das Erinnerte versinnbildlicht. Nur was sagt der Text dann über dieses Erinnerte, was nicht vollkommen selbstverständlich ist?

Vielleicht finden ja andere einen Zugang.

Liebe Grüße
Max

aram
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Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 09.10.2008, 03:37

► Text zeigen


liebe wolfsskin,


einst und jetzt - "einst" taucht auf in der gegenwart, verströmt sich blumig im "jetzt". (urheberrecht aram.-)

in die erbauliche gegenwärtigkeit dieses geschehens tritt die weniger erbauliche erkenntnis, dass sich "einst" dabei auf nichts gegenwärtiges bezieht.

löst man dies auf, ist es banal - die erinnerung ist gegenwart, das erinnerte vergangenheit.

"einst" ist gegenwärtig und setzt begriffsinhaltlich voraus, dass das damit etikettierte vergangen ist.

um die gedankenlogische auflösung soll es aber m.e. diesem text nicht gehen, sondern um den moment der erkenntnis.

"einst" transportiert etwas in die gegenwart des sich erinnernden, evoziert ein geschehen, lässt es dem davon umschmeichelten (nur um nostalgische erinnerung geht es hier) evokateur gegenwärtig erscheinen.

der sich erinnernde geht über die erinnerung in resonanz mit dem erinnerten, als wäre es gegenwärtig - dieser schein endet in der ernüchterung, dass dem nicht so ist.

gegenwärtig ist nur die resonanz.

eine ebenso banale wie feine sache:

dem subjekt widerfährt etwas, eine art empfundene durchmischung von realitätsebenen, zwei beisammen liegende momente leichter verwirrung, sich lösend in nüchterung - ein vanitas-motiv.

ein (gedankenlogisch kaum fassliches, da durch sich bei logischer betrachtung in banalität auflösendes konstituiertes) kerngeschehen, das für lyrische umsetzung prädestiniert scheint -

ein schöner ausgangspunkt und grundgedanke für einen lyrischen text.

die umsetzung hingegen gefällt mir nicht, sie wird der 'feinen ausgangslage' nicht gerecht, tappt in dieselbe falle, wie der 'sich erinnernde'; schafft zusätzliche, störende holprigkeiten, so dass das grundliegende bei mir als leser kaum ankommt, ohne gleich in banalität aufgelöst zu sein. (mancher leser reagiert verwirrt, doch nicht auf das 'erzählte', sondern auf dessen 'umstände')


- warum bliebe das wort 'einst' vergangen? wie das, gerade das wort tut das nicht - darauf zielt aber der bezug - versuche ich als leser jedoch, über den engen bezug hinwegzusehen, frage ich mich, wozu 'wort' überhaupt eingeführt wird, wo "einst" doch bereits unter anführungszeichen steht.

voller Nostalgie, / getragen von wehmütigen Erinnerungen
- finde ich kitschig überhöht, da gleich zwei mal doppelt gemoppelt


aramsche variante:
einst

getragen von wehmut, erinnerung
breitet es sich ins jetzt
und bleibt doch

vorbei




liebe schlaflose nachtgrüße -
übrigens, dieser ganze kommentar ist nicht todernst zu nehmen .-) urheberrecht werauchimmer am 09.10.08

Wolfsskin

Beitragvon Wolfsskin » 09.10.2008, 08:23

Guten Morgen zusammen,

für die wenige Zeit, die ich habe, eine Menge Kommentar.
Also der Reihe nach.

Erst einmal tut es mir leid, wenn das Gefühl in diesem Gedicht euch nicht erreichen konnte.

Lieber Moshe,

es ist schön für Dich, wenn Du voll und ganz im Jetzt lebst und das Wort Einst bei Dir nichts auslöst.
Mir ist dieses Wort plötzlich in den Sinn gekommen und hat eigenartige melancholische Gefühle ausgelöst. Doch alles waren längst vergangene Begebenheiten, Fragmente eines Zeitabschnitts.

Das mit dem Urheberrecht ist mir schon klar, doch hat das diverse Diebe nicht davon abgehalten mit meinen Gedichten Webseiten zu bauen und dann noch zu behaupten, es wäre ja kein Hinweis drunter gewesen, dass das Gedicht von mir sei. Seit dem schreibe ich es drunter.

Vielen Dank für Deine Worte.

Hallo Gabriella,

ein Wort als Gedanke oder auch ausgesprochen kann für mich sehr wohl etwas auslösen, also aktiv sein. Und "Einst" ist für mich so ein Wort.
Aber es ist schon ok, wenn es für Dich nicht zu diesen Worten gehört.

Danke schön für die Ansicht.

Hallo Max,

der Text funktoniert überhaupt nur dann, wenn das Wort das Erinnerte versinnbildlicht


Warum das? Es geht ja nicht um das Erinnerte, sonder um das Wort als Auslöser, welches sich ganz leise (in meine) Gedanken geschlichen und Erinnerungen an Dinge wachgerufen hat, die, so sehr ich es mir auch wünsche, vergangen sind.

Ich denke noch mal über Deine Worte nach..

Hallo aram,

da hast Du Dir aber Mühe gemacht und mich zum Schmunzeln gebracht.

Aber ich sehe, was Du und auch ihr alle meint. Das Wort als Wort kann nicht vergangen sein, sondern das, was es ausgelöst hat, bzw. mit was verbunden wird.
Die Bezeichnung Wort hatte ich bewusst eingefügt, weil ich zeigen wollte, dass ein harmloses Wort mit so vielen Emotionen behaftet sein kann, bzw. sie dann auch auslösen kann.

Das Gedicht ist schon älter und ich versuche mir dieses Gefühl wieder ins Gedächtnis zu rufen, als es aus meiner Feder floss, um die letzte Zeile zu ändern.
Und aram, darf ich sagen, dass mir Dein Vorschlag zur Abänderung des Textes nicht zusagt?

Vielen lieben Dank für eure Kommentare, ich werde noch einmal darüber nachdenken.

Wünsche einen schönen Tag

Wolfsskin

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Beitragvon Ylvi » 10.10.2008, 07:10

Hallo Wolfsskin

das Spiel mit den Zeitebenen und dem Erinnern finde ich interessant, wenn auch nicht neu, auch dass der Auslöser ein Wort ist. Wobei ich denke, dass das Wort dann nicht die Erinnerungen trägt, sondern eher nach sich zieht oder sie dem Wort folgen. Auch ist das Wort selbst da und vergeht nicht, einschleichen tun sich dann aber die Erinnerungen und vergangen ist das Erlebte. Vielleicht könntest du auch gestalterisch das "Einst" dem "Jetzt" gegenüberstellen, dann könntest du auch die optisch störenden "" vermeide. Etwas in diese Richtung (ist nur eine Anregung):

Einst
ein nostalgisches Wort
hinter dem sich Erinnerung
wehmütig ins Denken schleicht
unwiederholbar
Jetzt


liebe Grüße smile

Wolfsskin

Beitragvon Wolfsskin » 10.10.2008, 07:47

Hallo smile,

Deine Gedanken hatte ich gestern auch noch.
Einst wird von wehmütigen Erinnerungen ins Jetzt getragen (nicht umgekehrt), es kommt also nicht allein.
Je mehr ich darüber nachdenke, ist es vor allem die letzte Zeile, die ich austauschen muss.
Und dazu mache ich mir gerade Gedanken. :12:
Auch, ob ich die "" überhaupt brauche. Könnte einst ja für sich in die erste Zeile setzen, so wie Du das getan hast und Jetzt sollte auch so verständlich sein.

Muss da noch mal drüber schlafen.....

Lieben Dank für Deinen Gedankenanstoß, werde ihn mit in meine Überlegungen mit einbeziehen.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Wolfsskin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.10.2008, 14:47

Hi Bine,
smile hat geschrieben:Einst
ein nostalgisches Wort
hinter dem sich Erinnerung
wehmütig ins Denken schleicht
unwiederholbar
Jetzt

die ersten vier Zeilen von smiles Vorschlag finde ich sehr schön und geben auch wieder, was du ausdrücken wolltest. Nur die letzten beiden entsprechen m.E. nicht deiner Intention, da du mit dem Wehmütigen auch enden möchtest. Ergo würde ich an deiner Stelle an den letzten beiden Zeilen feilen ;-)
Saludos
Gabriella

Max

Beitragvon Max » 10.10.2008, 22:00

Hallo Max,

Zitat:
der Text funktoniert überhaupt nur dann, wenn das Wort das Erinnerte versinnbildlicht


Warum das? Es geht ja nicht um das Erinnerte, sonder um das Wort als Auslöser, welches sich ganz leise (in meine) Gedanken geschlichen und Erinnerungen an Dinge wachgerufen hat, die, so sehr ich es mir auch wünsche, vergangen sind.



weil Du schreibst

"und bleibt doch längst vergangen".

Wenn das Wort gemeint ist, dann frage ich mich, was damit gemeint ist, dass das Wort vergangen ist.

Liebe Grüße
max


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