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Ich bin etwas unschlüssig bei der Lektüre dieser Zeilen. Nicht ganz begeistert, aber auch nicht ganz enttäuscht.
Denn:
Ich bin gewiss
der Frühling nicht - Ich glaube die Sprache würde natürlicher (und damit auch für mich "erotischer") wirken, wenn du solche leicht affektierten Worte wie "gewiss" herausnimmst.
Dann bin ich auch keine große Liebhaberin dieser "Wortumstellung aus Rhythmusgründen", aber das soll jeder Dichter selbst wissen.
Dementsprechend könnte es heißen:
Ich bin nicht
der Frühling(Übrigens: Was der leicht abgenutzte Frühling da überhaupt zu suchen hat, ist mir noch nicht ganz klar geworden).
Es geht bei dir weiter:
berühre zärtlich
dein Gesicht Mm... das "ich" das Gesicht nicht brutal berühren wird, habe ich mir beinahe gedacht. Deshalb würde ich auch das Adjektiv "zärtlich" streichen. Es heißt ja auch von vielen Schlaumeyern: "Adjektive im Gedicht: Das lohnt sich nicht."

-Ich stelle ans Ende meiner Anmerkungen mal eine neue Version

-
Übrigens finde ich diesen Einstieg ganz interessant, wobei die Wortfelder Frühling, zärtlich das das Gesicht berühren...mm.... das ist ein bisschen zu bekannt. Was meinst du?
Ich fände es zum Beispiel fast noch mitreißender, wenn du gleich mit den folgenden Zeilen beginnst, denn die haben mir rein sprachlich schon besser gefallen:
mit Feuchtlaubfingern
Raureifgewand
streift deinen Körper Wobei auch da wieder: "Gewand" ...Mm... Weißt du, ich finde solche altmodischen Worte, die man eigentlich nicht mehr verwendet nicht sonderlich erregend, eher albern.
Das ist schade, denn der Gedanke, dass der Schweiß auf der Haut wie Raureif vom einen auf den anderen tropft... Der enthält für mich eine ansprechende Poesie... Man könnte es nur noch etwas zeitegmäßer/natürlicher formulieren.
Auch das hier:
verwischend
deine klaren Konturen finde ich als Idee sehr geglückt.
Dann kommt wieder so etwas Eigenartiges:
wie mein eigenes Antlitz Antlitz???
im abendlichen Nebel Den bräuchte ich jetzt auch nicht unbedingt als Leidenschaftshilfe.
Spinnen weben
rasch ihr Netz
unter meiner Achsel "rasch" bitte wieder weg! Aber sonst sehr schöne Idee... Hört sich leicht nach Verfall an.
gespickt mit
Tautropfenperlen
denn eilends
kommt die Nacht Diese Logik würde ich gerne nachvollziehen können... achso, weil die Spinnen nachts nichts mehr sehen können? Weil mach Spinnennetze unter der Achsel braucht, wenn es dunkel ist?
Also... das "denn" iritiert mich. Die ganze Strophe verwirrt mich

... Den Raureif hatten wir ja auch schon am Anfang
meine Stimme
wird zum kühlen Wind
lässt dich erzittern
flüstert dir
umwerbend
eine Gänsehaut Das hört sich etwas...ähm...übertrieben an. Das die STimme ein kühler Wind wird, der auf das Du einstürmt. Das lasse ich gelten... Aber keinen kühlen Wind, der erzittern lässt und Gänsehaut einjeagt. Da stelle ich mir so eine wahnsinns Draculastimme vor... JA! Ich weiß, was gemeint ist... Es ist meiner Ansicht nach aber dennoch sehr ... mm ... einfach aufgesetzt. Weniger ist mehr. Auch dieses "umwerbend" -
Also da könnte ich ja schon wieder verzweifeln

! Da liegt schon das gesamte Schweißraureifgewand vom einen auf dem anderen und die Laubfinger ( =

) machen sonst wo ´rum und dann wird am Ende noch mit der Stimme "umworben" -
"Umworben" wurde ja wohl hoffentlich weitaus früher -
Dieses "umworben" klingt auch wieder so nach Ritter und Burgfräulein... Weißt du, was ich meine?
Ich denke: Das könnte (!) ein sehr erotisches Gedicht sein, wenn man ein wenig diese riesen Ladung Butter vom Brot kratzen würde.
Ich hätte mir zum Beispiel sowas vorstellen können (damit kannst du ja weiter arbeiten, wenn du willst.... Wenn nicht spiele ich hier eben alleine vor mich hin

...)
Meine Version wäre:
Ich bin nicht der Frühling.
Meine Feuchtlaubfinger
berühren Dich.
Mein Raureif verwischt
Deine KörperKonturen.
Spinnen weben ihr Netz
unter meiner Achsel
meiner Stimme kalter Wind
sodass du zitterst.So hat jeder seine Vorlieben. Hat mich gefreut!
Schönen Abend,
l