Das Tabu wird gebrochen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Estragon

Beitragvon Estragon » 20.08.2008, 17:01

ich war in einen lkw verliebt
der hatte nur drei beine& rostige flecken unter dem blechdach
es waren die tage als sich die eulen sorgen machten
damals war ich noch betrunken
ich liebte das wort flaschenbier; träumte von einem berg magenbitter

ich begegnete diesem lkw im februar
er hatte drei beine
und dafür liebte ich ihn
ich wollte ihn kaufen
ich dachte
er sei genauso betrunken wie ich

ich fragte nach dem preis
ich schlief ein
man jagte mich davon

er hatte nur drei beine
aber er hatte eine seele und die sagten er würde rosten

scarlett

Beitragvon scarlett » 20.08.2008, 17:33

Super skurriler Text! Ich mag ihn.
Auch wenn ich mich frage, was nun das Tabu dabei ist ...

Aber egal; wer diese Zeilen schreibt

"es waren die tage als sich die eulen sorgen machten"

kann so verkehrt nicht liegen. Bei mir jedenfalls nicht.

Klasse!

scarlett

Perry

Beitragvon Perry » 20.08.2008, 18:41

Hallo Estragon,
also ein gebrochenes Tabu sehe ich hier auch nicht, denn Männer, die auf Trucks stehen, gibt es zuhauf. Bemerkenswert finde ich aber die Metapher von der "rostenden Seele" die hat was.
LG
Manfred

Estragon

Beitragvon Estragon » 20.08.2008, 18:55

Man muss in der Dichtung auch hinter die Worte stehen können, bin ich ein Truckfan? Ich war besoffen und hab dieses Gefährt gesehen und es hat mich vielleicht ein wenig an meine eigene Person erinnert, wenn wir dichten dichten wir nicht eins zu ein, dazu sind Verkehrsmeldungen da,
zum Beispiel
Auf der Autobahn A 5 kommt Ihnen ein Auto entgegen




Dichtung ist etwas ganz anderes.
Die über Dir hat das erkannt....

Estragon

Beitragvon Estragon » 20.08.2008, 18:55

scarlett hat geschrieben:Super skurriler Text! Ich mag ihn.
Auch wenn ich mich frage, was nun das Tabu dabei ist ...

Aber egal; wer diese Zeilen schreibt

"es waren die tage als sich die eulen sorgen machten"

kann so verkehrt nicht liegen. Bei mir jedenfalls nicht.

Klasse!

scarlett



das Tabu könnte ja sein über Tage zu sprechen die
einem peinlich sind. oder so....

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 20.08.2008, 22:07

Lieber Estragon,

gefällt mir auch sehr, sehr gut - aber auch ich find nicht, dass der Titel ohne deine Erklärung nicht zugänglich ist. am besten gefallen mir der lkw als liebesobjekt, die eulen und das rosten - ach ja, und alle anderen Bilder .-)

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 23.08.2008, 11:16

Hi Estragon,

ich mag es sehr, wie du oft eine große Stimmung an kleine Bilder zu heften vermagst.

Das hier ist ein sehr liebenswürdiger Text, der trotz (oder wegen?) seiner Ungelenkheit einen Klang hat.

Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 23.08.2008, 19:17

Hallo Estragon!

"Zugänglich", wie Lisa es nennt, ist mir der Text auch nicht - aber (konkreter) Inhalt wird eh überschätzt ;-) Von daher: gefällt mir gut! (beine& könntest du noch auseinandernehmen)

Ferdigruß.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


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