Hallo,
Albert hat geschrieben:das ist für mich ein ziemlich schwaches Gedicht.
Nun ja, mit dieser, deiner Einschätzung muss ich wohl leben – auch wenn ich damit nicht ganz konform gehe. Es ist zumindest nicht schwächer als so manch anderes Gedicht, das der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Ich halte es aber diesbezüglich mit Eva Strittmatter, die einmal sagte, man könne nicht jedermanns Dichter sein. „Menschen, die meine Gedichte gern haben, sind wahrscheinlich von ähnlicher Wesensart wie ich, (...) sie empfangen auf der Frequenz, auf der ich sende“.
Nebenbei gesagt, würde es mich interessieren, wie du andere Gedichte von mir einschätzt.
Albert hat geschrieben:Die "Begegnung" wird auf wenig interessante Weise charakterisiert, über oftgehörte Phrasen kommt der Text kaum hinaus
Man kann das Rad nicht neu erfinden, es ist eigentlich alles schon geschrieben in der Welt. Ich drücke eben aus, was
ich fühle, was
ich sehe und denke, und das gelingt mir halt manchmal besser, mal schlechter, aber es ist
meine Sichtweise.
Albert hat geschrieben:(ich denke hier an das "Ungesagte", das schon ziemlich oft zum Generieren der Atmosphäre herhalten musste;
Auch damit magst du Recht haben, durch die Verknüpfung mit dem viel gescholtenen „blautönt“ bekommt es allerdings schon einen zumindest ungewöhnlichen Kontext, der es aus dem Allgemeinen heraushebt. So zumindest auch eine Meinung, anderer Leser ...
Albert hat geschrieben:das sprichwörtliche und leider genauso benutzte "glatte Parkett";
Das ist zunächst mal im wörtlichen Sinne gebraucht – es handelt sich ja um eine Begegnung in einer ganz bestimmten Situation und Örtlichkeit. Ob der Leser darüber hinaus eine „sprichwörtliche“ Bedeutung herauslesen mag oder nicht, bleibt ihm allein überlassen. Der Text gibt da nichts Konkretes an die Hand.
Albert hat geschrieben:das nichtssagende "unentschlossen"
Auch hier: das mag für dich nichtssagend sein. Ich finde, das ist ein faszinierendes Wort und im Zusammenhang mit Regen allemal.
Albert hat geschrieben:und schließlich die skurrile Augenbewegung am Ende)
Das verstehe ich nicht. Du meinst wohl, die Blicke, die Kreise malen ... oder?
Damit bleibt das Gedicht jedenfalls im gewählten Bild des Tanzes, bei dem man sich ja darüber hinaus auch die Hände reicht ... der Schritt zum „fingerverflochten“ ist da nicht zu weit hergeholt, finde ich, auch ohne das „zum Abschied“, das eine zusätzliche Lesart impliziert.
Albert hat geschrieben:Außerdem merke ich an, dass Annette/Perry und Max mit ihrer Kritik meiner Meinung nach völlig recht haben;
In Bezug zum „blautönt“, nehme ich mal an.
Ich habe jetzt darüber noch lange nachgedacht, habe versucht herauszufinden, warum es mir – jenseits des spontanen Einfalls, wie ich weiter oben schrieb – gefällt und warum ich daran festhalte.
Meiner Meinung nach leistet es mehr, als wenn ich diese beiden Wörter konventionell auseinander geschrieben hätte.
Es ändert vor allem die Betonung, ich will nicht so sehr das „tönt“ betont haben, sondern eben mehr das „blau“ – ein weiteres, „verruchtes“ und belastetes Wort der deutschen Lyrik, ja, ich weiß.
Außerdem steht dieses Wort am Anfang des Textes – am Ende steht das nicht minder ungewöhnliche „fingerverflochten“. Diese beiden Wörter bilden in ihrer Form eine Art Rahmen, sie heben sich ab vom restlichen Vokabular des Textes. Selbst von der grammatischen Form beider Wörter läßt sich Inhaltsrelevantes ableiten ... aber ok, ich hör schon auf.
Albert hat geschrieben:ich habe allerdings auch verstanden, dass du nicht gewillt bist, dies zu ändern.
Das stimmt, ich würde nur dann ändern, wenn ich Alternativvorschläge tatsächlich als solche erkennen würde, was hier zumindest nicht der Fall ist. Nur weil es vielleicht „seltsam“ oder „ungebräuchlich“ ist, das ist mir zu wenig, um eine Änderung vorzunehmen.
Liebe Grüße,
scarlett