Lieber Peter, liebe Mucki und Lisa,
habt herzlichen Dank für eure schönen und gehaltvollen Kommentare, ich freue mich sehr, dass das Gedicht für euch auf die eine oder andere Art funktioniert hat.
Hallo Peter,
ich finde zwei Dinge besonders interessant, die du sagst:
für mich verweist das Gedicht aus seiner Bewegung auf seinen Stillstand. Daraus entsteht eine Art Reibung, alles soll, kann nicht, will, wird unterbrochen, nimmt sich das Unterbrochene zum Ausdruck, wird übergangen. Was gesagt ist, und doch nicht gesagt, vor und zurück, verharrend und bewegt, scheint mir dann wie in einer... Zweidimensionalität befangen, eine Höhe fehlt (ein Freispruch) - alles wird nur angeführt, ausprobiert, aber das, um das sich das Gedicht dreht: der Name, bleibt... namenlos.
So ging es mir beim Schreiben tatsächlich auch, du hast die Problematik, die dieses Gedicht letztlich beschränkt, hier sehr gut aufgegriffen. Mir schien, als ich erst mal angefangen hatte zu schreiben, immer noch eine andere Ebene erreicht werden zu wollen, die aber der Form nicht mehr zu öffnen war. Ich bin sehr unsicher, ob das Gedicht daher überhaupt etwas sagt und nicht eher eine "Formalie" ist und vielleicht "nur" auf der Laut- oder allgemeinen Strukturebene interessant bleibt. Der Leser scheint Lisbeth gegenüber, wie Lisa unten schreibt, außen vor gelassen; die Frage ist natürlich, ob eine derart indirekte, dem sozusagen toten Objekt anhaftende Beschäftigung überhaupt etwas über Lisbeth ausdrücken kann.
In diesem Sinne freue ich mich über deinen Satz, die Musik sei auseinandergefallen. In diesem Auseinanderfallen liegt sozusagen meine einzige Hoffnung diesem Gedicht gegenüber.
Liebe Mucki,
dank dir für das "bizarr"
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- du hast den Auflösungsgedanken schön in Worte gefasst. Dass du Lisbeth zum Instrument werden lässt, finde ich sehr interessant und damit wirst du dem Text wahrscheinlich ziemlich gerecht - ihrer Instanz ist ja letztlich von Anfang an nicht autark, insofern für mich nachvollziehbar, obwohl mir das "Nacken knacken" doch, wie du es ja auch als "Aufbäumen" liest, nicht so ganz damit vereinbar, oder? (Vgl. dazu auch Lisas Anmerkung, dass das Knacken ja auch "das Falsche" ist, was sie wohl aus der Zeile "allen ist das klar" zieht - wie integrierst du dieses "alle"? - Ich frage das nicht aggressiv, sondern weil ich mich frage, inwieweit der Text überhaupt kohärent gelesen werden kann).
Dass du ein Klavier herausliest, hat mich wie Lisa auch ein wenig überrascht, sicherlich lädt der schwarz-weiß-Gegensatz dazu ein, zumal die Räumlichkeit von Kacheln im Text sonst ja auch nicht weiter verankert ist (außer mit den "Fugen", wobei die, so scheinst du ja zu schreiben, auch die Tastenzwischenräume sein können? Oder wie erklärst du das?). In jedem Fall ein interessanter Gedanke!
Liebe Lisa,
danke für das Kompliment - ich bin allerdings unsicher, wie ergiebig eine Strukturanalyse hier wirklich wäre (man könnte z.B. damit anfangen, dass das Gedicht
nicht einheitlich zweizeilig gegliedert ist, was wohl, da liegst du mit deiner intuitiven Lesart ganz richtig, eher ein Manko ist), solange man an so einer Analyse nichts versteht bzw. erklären kann oder muss, scheint sie mir eher unnötig. Davon ab hast du die strukturelle Wirkweise des Textes doch auch gut beschrieben (jedenfalls wäre sie gut, wenn sie so wäre, wie du sie beschreibst

).
Sehr freue ich mich natürlich über den Fugen-Bezug, der mir doch ein wenig wichtig war (obwohl ich doch denke, dass die Umsetzung hier den Bezug zu Fugen letztlich nicht behaupten kann, der Effekt, den du beschreibst, würde ich hingegen schon als charakteristisch bezeichnen).
In Folgendem finde ich mich sehr gut wieder:
wie entfernt Lisbeth von dem ist, wo sie hinmöchte - sie kann ihr Scheitern nicht selbst ästhetisieren und so doch im Fluss sein
achst, indem diese Elemente doch wieder mit dem weichen, dem Schönen (Bögen, Haar)vermischt sind, die aber [...] eine äußere Erzählinstanz hineinbringt und nicht Lisbeth (dagegen sind andere teile für mich zugleich eine äußere und innere Erzählinstanz), was dazu führt, dass Lisbeths Empfindungen nicht angetastet, variiert werden, sie bleiben abgeschlossen
Deine Argumentation bezüglich des von Mucki ins Spiel gebrachten Klaviers finde ich übrigens sehr einleuchtend; ich würde vielleicht nicht von "gut" und "böse" sprechen (verstehe aber, in welcher Rolle du dann Lisbeth gegenüber den "allen" siehst und finde das wahrscheinlich am plausibelsten), was die eher formale Rolle des schwarz und des weiß anbelangt, stimme ich aber mit dir überein.
Und abschließend freut mich das hier, insbesondere angesichts meiner oben geäußerten Zweifel, besonders:
Damit schaffst du es insgesamt den befremdenden Eindruck beim Leser zu erzeugen, er nehme Anteil an Lisbeths Innenleben, erhielte eine Innenschau, gerade weil er nicht teilnehmen kann, so wie auch sie die Verbindung nicht hinbekommt.
Wenn das so wäre, wäre ich ziemlich zufrieden.
Dank euch nochmal für eure sehr interessanten Lesarten!
Liebe Grüße,
Albert