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nach jahren (früher: Aus dem lyrischen Dialog )

Verfasst: 01.06.2008, 11:28
von Max
nach jahren

und du musst an den fluss deiner kindheit denken

an die langen spaziergänge
immer am falschen ufer
und an den hund der nicht schwamm

an deinen gesang gegen das verzagen
gegen das alleinsein
an das licht der untergehenden sonne

und dass du heute nicht mehr singst
wenn du allein bist
nur noch unleidlich wirst
nach tagen

Verfasst: 01.06.2008, 11:32
von Max
PS: Das gibt es auch in der Hörbar - Klara hat es gelesen (was mich sehr freut):

http://www.blauersalon.net/online-liter ... 064#100064

Verfasst: 01.06.2008, 12:03
von Elsa
Lieber Max,

ich habe schon in der Hörbar dazu ... aber hier genauer.

Ich mag den Text, er ist voll Schmerz, Leere, und erzählt tatsächlich eine Geschichte, obwohl er so kurz ist. Das finde ich richtig gut!

Lieben Gruß
ELsa

Verfasst: 01.06.2008, 12:24
von Perry
Hallo Max,
ein interessanter Blickwinkel, zurück in die Kindheit.
Die Formulierung "den Fluss der Kindheit" finde ich gut, weil er doppeldeutig gelesen werden kann (Spiel am Fluss und schnelles Vergehen).
Insgesamt drängt sich mir eine trostlose Lebenssituation auf, der nur die Unbekümmertheit der Jugend etwas Hoffnung entgegensetzen konnte.
Klasse Stimmungsbilder!
LG
Manfred

Verfasst: 01.06.2008, 12:49
von Max
Lieber Manfred,

herzlichen dank für Deine Rückmeldung. Hm, meine Stiummungbilder scheinen derzeit in die gleiche Richtung zu tendieren ...

Liebe Grüße
Max

Liebe Elsa,

auch Dir eine liebes Dankeschön (ich habe dich gerade noch an der österreichischen Flagge am oberen Bildschirmrand erkannt).
Irgendwann schreibe ich auch wieder Fröhlicheres!

Liebe grüße
Max

Verfasst: 01.06.2008, 16:45
von Elsa
OT: zur Flagge: so schrecklich ungeschönt? :mrgreen:

Verfasst: 01.06.2008, 17:12
von Max
OT @ Elsa: Nein, ich dachte nur, vor Manfred sei ich der letzte gewesen, der schrieb, dann sah ich aber die österreichische Flagge ...

Verfasst: 01.06.2008, 17:37
von wüstenfuchs
Lieber Max,

das Gedicht hat mich gleich angesprochen, weil ich auch gerade Kindheitstexte schreibe und versuche, mir das, was gewesen ist, lyrisch zu erschließen.

Das Flussbild gefällt mir gut, der Fluss der in die eigene Zukunft trägt.

Und ja, es erzählt eine kleine Gechichte über die Befindlichkeit damals mti wenigen Worten und doch sehr präzise.

Viele Grüße
Wüstenfuchs

Verfasst: 01.06.2008, 18:11
von leonie
Lieber Max,

mir gefällt dieser Text auch ausnehmend gut. Nutze die Zeit, in der die Stimmungsbilder in diese Richtung tendieren :-) , ich würde gern mehr davon lesen (wobei ich Dir selbstverständlich wünsche, dass Stimmungsbilder und Stimmung nicht deckungsgleich sind...)

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 01.06.2008, 18:12
von ferdi
Hallo Max!

Mir kam beim Lesen des Textes & der Kommentare gerade ein Buchtitel meiner Jugendzeit in Erinnerung - Die Flusswelt der Zeit von Philip J. Farmer - passt ganz gut zu deinem Text, finde ich (der Inhalt weniger, und auch der Originaltitel geht ganz anders ;-)) Traurige Geschichte, das (dein Text jetzt ;-)), aber gekonnt umgesetzt.

Ferdigruß!

Verfasst: 01.06.2008, 20:25
von Max
Lieber Ferdi, liebe Leonie, lieber Fuchs,

wie schön, dass Euch dieser kleine Auszug aus dem Dialog gefällt. Da hat Nifl damals etwas sehr Nützliches ins Leben gerufen - ich käme sonst in diesen Tagen gar nicht zum schreiben.

Liebe Grüße und danke
Max

Verfasst: 01.06.2008, 23:27
von moshe.c
Lieber Max!

Ich bin nicht sehr gespalten an diesen Text.
Denn ich sehe diese Zwangsläufigkeit, die in einer Gebundenheit endet, in einer unabänderlichen Folge zu einem nicht sehr schönen Ergebnis. (Ohne singen und unleidlich.)
Dennoch sprichst ja hoffentlich als Kritik hier.

Oder?

MlG

Moshe

Verfasst: 01.06.2008, 23:52
von Max
Lieber Moshe,

es ist zunächst eine Bestandsaufnahme.

Zu singen kann man sich vornehmen, dcennoch geschieht das singen, das ich meine, ohne Überlegung.

Liebe Grüße
max

Verfasst: 07.06.2008, 23:04
von Lisa
Lieber Max,

ich wollte eigentlich schon gleich nach dem Einstellen hier schreiben, dass ich mich gefreut habe, dass du den Text einzeln eingestellt hast - ich glaube nämlich, dass manchmal in deinen lyrischen Dialogen deine Texte etwas freier sind als die, die du klar als vollen text konzipierst - natürlich sind die durchkomponierten Texte meist stärker, aber irgendetwas lässt du auch los, wenn deine Hand meint, es kommt nicht ganz so darauf an. Diesen text hier finde ich ein tolles Beispiel für die freiheit und ich finde er wirkt von vorne bis hinten reif - ganz ohne pathos schafft er es, so zu erzählen, dass man etwas wiedererkennt, was eigentlich außer einem selbst niemand kennen kann. Als würde er das eigene Erinnerung photographieren und angucken lassen können.

ich darf dich ja nicht wählen und der text ist vom 1. Juni, aber ich hätte ihn sonst wirklich gewählt.

liebe Grüße,
Lisa