Die Hand eines Fremden

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 18:11

.
Endfassung

Die Hand eines Fremden

Der Künstler kann nicht malen.
Er zeichnete mein
wahres Gesicht.


2. Fassung

Die Hand eines Fremden

Ich halte mein Bild
in den Händen
lasse es fallen.

Der Künstler kann nicht malen.
Er zeichnete mein
wahres Gesicht.



1. Fassung


Durch die Hand eines Fremden

Auf der place du Tertre
umgeben von der Bohème
sitze ich unruhig
auf einem Schemel.

Ich halte mein Bild
in den Händen
lasse es fallen.

Der Künstler kann nicht malen.
Er zeichnete mein
wahres Gesicht.


© Mucki
05/2008
Zuletzt geändert von Mucki am 18.05.2008, 14:43, insgesamt 2-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.05.2008, 18:34

Liebe Mucki,

spontane Reaktion: Das gefällt mir gut von der Idee her. Ich frage mich nur gerade, ob Du die erste Strophe wirklich brauchst, ich glaube, ich finde es fast noch knackiger ohne sie. Den Titel finde ich noch nicht optimal. Nur Fremd, Befremdet, Befremden. So dass es evtl. doppeldeutig sein könnte, auf Künstler und Modell bezogen? Nur so erste Ideen dazu.

Die zweite und dritte Strophe auf jeden Fall lassen, sie treffen genau den Punkt.

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 18:43

Hi leonie,

danke dir für deine Gedanken zum Text.
Die erste Strophe schrieb ich, um so ein bisschen ambiente zu erzeugen. Hm und wegen des Titels: wenn ich nur "Fremd" oder "Befremden" schriebe, würde das nicht zu viel vorwegnehmen?
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.05.2008, 18:44

Die Spontanität von leonie kann ich nur unterstützen.

Die zweite und dritte Strophe ...SUPER!

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 18:47

Hi Moshe,

du würdest also auch die 1. Strophe weglassen?
Abgesehen vom ambiente, möchte ich durch das "unruhig" ja auch etwas Doppelgründiges ausdrücken. Hm, werde drüber nachdenken. Mal schauen, was weitere Kommentatoren meinen,-)
Danke dir!
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 18:54

Nachtrag an leonie und Moshe zum Titel:

Durch die Hand eines Fremden


Ich finde, dass hier der zweifache Bezug, einmal die Hand und dann eben die eines Fremden gerade gut ist. Umso stärker ist die erschreckende Erkenntnis des LIs, meint ihr nicht?
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 17.05.2008, 19:04

Liebe Mucki,

Ich mag den Titel sehr!

Und auch die 1. Strophe, denn sie ist Verortung, die würde mir fehlen. Ich habe dadurch sofort Bezug zur Atmosphäre, die dort herrscht.

Nur die Zeile 2 in Str. 1, die würde ich streichen, sie sagt nur, was klar ist.

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß
ELsie
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 19:08

Liebe Elsie,

danke für dein Feedback. Ja, an dem Titel hänge ich schon. Und die Verortung, ja, ich meine auch, dass der Leser so ein bisschen hingeführt werden soll. Mit dem Streichen der 2. Zeile könnte ich leben, weil klar ist, dass sich das am Montmartre abspielt und dies ein bohèmes Viertel ist.
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.05.2008, 19:24

Für mich braucht es die Umgebung nicht, denn die Aussagen der zweiten und dritten Strophen sind allgemein gültig. Genau darin liegt ihre Stärke.

So schwächt die erste Strophe.

Sie schafft eine Distanz durch einen Ort und eine Zeit, die die beiden nachfolgenden Strophen nicht brauchen.

Der Titel ist doch gut, ob mit oder ohne 'Durch'.

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 19:28

Ich lasse es mir durch den Kopf gehen, Moshe,
danke dir!
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 17.05.2008, 19:50

hallo mucki!

die essenz des gedichtes liegt in der letzten strophe. und im grunde arbeitet der text bestenfalls drauf zu. das ambiente halte ich für das, was du sagen willst unerheblich. für mich wären die letzten beiden strophen alleine ausreichend und wesentlich kräftiger in der aussage.

lieben gruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 20:03

Hi Niko,

ist schon verblüffend. Jetzt wollte ich mal keine Kurzlyrik schreiben und dann läuft es doch darauf hinaus *lach*
Ihr habt ja Recht. Wenn man es wirklich verdichten wollte, würde sogar nur die letzte Strophe allein ausreichen, da dort die Essenz des Textes liegt, wie du ganz richtig schreibst, Niko.
Also, ich warte, bevor ich eine 2. Fassung einstelle, noch ein bisschen ab, bis ich das Gefühl habe, ob die Streichung der ersten Strophe für mich stimmig ist.
Danke dir für dein Feedback!
Saludos
Mucki

Herby

Beitragvon Herby » 17.05.2008, 20:26

Liebe Mucki,

dein Text ruft Erinnerungen in mir wach. Dort saß ich auch schon, ließ mich zeichnen und fragte angesichts des Ergebnisses: bin das wirklich ich?

Bei dem Titel bin ich noch unschlüssig. Die Hand führt ja "nur" aus, was das Auge und das innere Auge sehen. Und Letzteres ist ja zumindest nicht weniger wichtig, gerade wenn es um das wahre Gesicht geht. Von daher grübele ich noch über die Reduktion des Titels auf die Hand.

Von der erste Strophe würde ich die letzten beiden Verse weglassen, sie braucht es nicht für die Aussage des Textes, am allerwenigsten das Sitzen auf dem Schemel. Sollte dir das Wort "unruhig" wichtig sein, könntest du es eventuell in die zweite Strophe einbauen.
Die Ortsangabe als atmosphärischer Einstieg gefällt mir gut, auch wenn sie, da gebe ich meinen Vorkommentatoren Recht, für den Kern des Textes entbehrlich ist.

Liebe Grüße
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 22:14

Lieber Herby,
dein Text ruft Erinnerungen in mir wach. Dort saß ich auch schon

ist es nicht herrlich dort? Meine Güte, ich war so oft in Paris, aber meistens hab ich mich am Montmartre rumgetrieben *g*
ließ mich zeichnen und fragte angesichts des Ergebnisses: bin das wirklich ich?

Ich habe dort immer die Künstler beobachtet, mich aber seltsamerweise niemals malen lassen. Wer weiß, vielleicht genau aus dem Grund, den dieses Gedicht ausdrücken soll?
Von daher grübele ich noch über die Reduktion des Titels auf die Hand.

"die Hand", uiiiii, das hört sich voll nach Hitchkock an,-) Also, reduzieren werde ich den Titel, jedoch nur um das "durch".
Von der erste Strophe würde ich die letzten beiden Verse weglassen, sie braucht es nicht für die Aussage des Textes, am allerwenigsten das Sitzen auf dem Schemel. Sollte dir das Wort "unruhig" wichtig sein, könntest du es eventuell in die zweite Strophe einbauen.

Das macht für mich eher keinen Sinn, dann wohl doch diese Strophe weglassen.
Danke dir!
Saludos
Mucki


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