(Angst, ohne)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
lagunkel

Beitragvon lagunkel » 15.05.2008, 14:00

(Angst, ohne)


und du wärst ein fluss
in meinem boot trügst du mich
durch dein tal
ich schöpfte
dich eimerweise bis ich
sinken könnte

geändert, danke aram




Version 1

(und du wärst ein Fluss)

und du wärst ein Fluss
in meinem Boot trügst du mich
durch deine Täler
ich schöpfte dich
eimerweise
bis ich sinken könnte
(ohne Angst)
Zuletzt geändert von lagunkel am 26.06.2008, 21:21, insgesamt 1-mal geändert.

DonKju

Beitragvon DonKju » 15.05.2008, 22:23

Hallo lagunkel,

wie wär's in Zeile zwei einfach mit "als Boot trägst du mich" ? Und ist das "eimerweise" wirklich zwingend so wie die gesetzten Klammern am Ende ?

Aber bitte, das sind nur ganz spontane Vorschläge - die Entscheidung liegt bei Dir

MlG von Bilbo

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.05.2008, 23:52

Hallo Rebekka,

ein schönes Liebesgedicht hast du geschrieben, in dem LI sein Vertrauen und Hingabe sehr bildhaft ausdrückt. Ein paar wenige Anregungen im Text:

und du wärst ein Fluss --> würde ich umdrehen: und wärst du ein Fluss
in meinem Boot trügst du mich
durch deine Täler
ich schöpfte dich
eimerweise --> könnte m.E. entfallen, ist im "ich schöpfte dich" enthalten
bis ich sinken könnte
(ohne Angst) --> würde ich auch streichen, weil es klar ist, dass LI keine Angst hat, sondern sinken will

Soweit meine Ideen zu deinem schönen Gedicht.
Saludos
Mucki

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 16.05.2008, 00:21

Hallo Lagunkel!

Schön :-) Ändern würde ich nichts - lass deinen Zeilen ruhig ein wenig "Fleisch auf den Knochen"! Funktionalität ist nicht alles ;-) Auch der etwas ungewohnte Einstieg weiß zu gefallen.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 16.05.2008, 12:32

Hallo Lagunkel,

von mir nur ein knappes: gefällt mir sehr gut.

Schöne Grüße

Jürgen

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 16.05.2008, 12:33

liebe lagunkel,

und du wärst ein Fluss
in meinem Boot trügst du mich
durch deine Täler (...täler eines flusses, der hat eher untiefen....oder?)
ich schöpfte dich
eimerweise
bis ich sinken könnte
(ohne Angst)

ich lese es ohne den "fettdruck", wie wirkt es für dich DANN?

die idee gefällt, solange schöpfen bis es zum "einsinken" kommt.

salve
hakuin

lagunkel

Beitragvon lagunkel » 16.05.2008, 13:06

hmm....hallo zusammen. Danke, für eure Resonanz. Was soll ich sagen? Es ist kein Liebesgedicht...
Ich versuche mal auf alles einzugehen:

Bilbo, ich mutierte in deiner Version zu einem Boot ;o) So soll es abernicht sein. Ich sitze schon darin, irgendwie...

Mucki, danke. Deinen Vorschlag die erste Zeile umzudrehen kann ich nachvollziehen, würde aber den Sinn völlig verändern... Ich denke, du liest es anders, als ich das gerne hätte ;o) Schriebe ich: Und wärst du ein Fluß, so wäre da so ein großes 'wenn'...ja, wenn du ein Fluß wärst, dann... So geht das nicht. Es geht nicht um ein wenn, dann. Es geht um ein ist. Also setze ich mit der ersten Zeile Voraus: Und du wärst ein Fluß.
...hmmm....ist das nachvollziehbar, wie ich das meine?
Eimerweise sollte implizieren: nicht in kleinen Mengen, sondern in großen, allerdings doch dosierten Portionen. Ich könnte ja auch mit einem Fingerhut schöpfen.
Ach, und die Angst. Ja, da bin ich tatsächlich noch etwas unsicher. Ich kann mich aber nicht von ihr trennen....sie muss (vorerst) in Klammern dort verweilen...

ferdi, danke ;o)

jürgen: ebenfalls danke ;o)

Hakuin, die Täler. Naja. Es geht mir da um die älre, die der Fluß durchfließt, nicht, um seine Untiefen.... Ich sehe da Berge, die den Fluß säumen ;o)
Undauch dich stört das angstvolle Ende....ich muss nachdenken.


Danke euch sehr!

lg

rebekka

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.05.2008, 13:29

Hi Rebekka,

ich hab schon gesehen, dass du es nicht unter Liebeslyrik gestellt hast, aber dennoch hatte ich es so interpretiert. Wenn ich jetzt lese, was du schreibst, denke ich, dass sich dein Gedicht um eine Sehnsucht dreht, es könnte z.B. eine Todessehnsucht sein oder eine Annäherung des LIs an den Tod, sich sozusagen "anfreunden" mit dem Tod. Dann würde auch das "ohne Angst" Sinn machen.
Muss ich weiter drüber nachdenken.
Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 16.05.2008, 22:46

Liebe Rebekka,

das gefällt mir sehr gut, es ist so langsam, dauert lange, es zu lesen, was ja bei so einem kurzen Text interessant ist, aber es hat eine gewisse Sogkraft, vielleicht auch durch den Konjunktiv?

Hier lese ich aber lieber (kann auch nur für mich gelten):

bis ich sänke
(ohne Angst)


weil nämlich, wie gesagt, für mich, dieses fast träge Spiel mit dem Sterben, Ertrinken, sich Auflösen vielleicht (?), ist nur, wie ich es lese eben, plausibel, wenn das "könnte" hier wegfällt. Das LI muss da schärfer, klarer sein, das Spiel ist an der Stelle vorbei, denn die Angst ist natürlich da. Sie steht jedoch in Klammern, weil LI so tut, als wäre es eben ohne Angst, weiß aber, dass sie da ist. Ich würde das auch nicht streichen.

Verzeih mein Geschwafel, aber das reisst mich mit.

Lieben Gruß
ELsa
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Beitragvon Lisa » 16.05.2008, 23:33

Liebe Rebekka,

ich könnte mir vorstellen, dass man in dem Text eine Spannung erzeugen würde, wenn man unter den Konjunktiv Präsens folgen ließe . Ein Traum ist ja z.B. auch deshalb so magisch, weil er zwar ein Traum ist (in Abgrenzung zur Tatsächlichkeit), aber eben auch, weil er ist. Für mich käme dann das Maß des Wunsches und damit die Dringlichkeit des Bildes noch stärker zum Ausdruck:


und du wärst ein Fluss

in meinem Boot trägst du mich
durch deine Täler, schöpfe dich
bis ich sinken kann


zugleich liest sich der Titel als Schlussvers - dadurch wird für mich auch das dichte Nebeneinander zwischen Sterben und Hingeben betont, das ja nicht auflöst (was ich gut finde), ob die Haltung des Ich "sinnvoll" (mündig) ist oder nicht.
Gekürzt hab ich auch noch zweimla :pfeifen: (das "ohne Angst" ist mir defintiv zu explizit (das sagt doch der Text) und das eimerweise klingt für mich profan und zu sehr "bildmotiviert (damit meine ich, dass du im Schreiben in die Metapher hineingekommen bist und sie dann ein Eigenleben entwickelt hat, was aber etwas ohne inhaltliche Motivation an der Stelle ausgeufert ist)

Das wären so meine Ideen,

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Elsa » 16.05.2008, 23:46

Liebe Lisa,

du schreibst, "ohne Angst" kann weg bleiben, weil das der Text sagt. Ja, der text ist ruhevoll und es wirkt so als würde er es sagen, ich hingegen lese es so, dass Angst als Subtext da ist.

Fragende Grüße,
ELsa
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Beitragvon Lisa » 16.05.2008, 23:49

Liebe Elsa,

für mich sagt der Text etwas in Form eines "zwischen": einerseits der morbider Bereitschaft etwas zu tun, was einen forttreibt, in die Tiefen ziehen wird, andererseits bedeutet gerade dieses Versinken (im anderen) das Glück. Für mich ist das eine Aussage über einen Zustand eines Ichs, in dem, dadurch das der Bezugspunkt der andere ist, keine Angst liegt (und das aus guten und aus schlechten Gründen).

Liebe Grüße,
Lisa
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Beitragvon Mucki » 17.05.2008, 02:10

Hi Rebekka,

die Idee mit dem Präsens von Lisa gefällt mir sehr gut. Vielleicht lässt sich deine Fassung mit der Angst und dem portionierten Schöpfen plus Präsens so kombinieren:

und du wärst ein Fluss

in meinem Boot trägst du mich
durch deine Täler
ich schöpfe dich
mit meinen Händen
bis ich furchtlos
sinken kann

Das wäre meine Idee. "mit meinen Händen" klingt poetischer als "eimerweise" und dennoch ist klar, dass LI hier nicht in kleinen Mengen, sondern in großen, allerdings doch dosierten Portionen schöpft. Sonst würde da "mit vollen Händen" stehen.
Saludos
Mucki

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Beitragvon Elsa » 17.05.2008, 10:11

Liebe Lisa,

danke! Nun verstehe ich, was du meinst.

Lieben Gruß
ELsa
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