Hallo Moshe!
ich weiß leider nicht mehr wo ich dieses Paradoxum (?), dass sich jemand bei der Geburt selbst sieht schon gehört/gelesen habe, aber ich weiß, dass es sehr bekannt ist. Ich gebe diese "Kopie" also erstmal zu Bedenken.
"Er wurde
gezeugt "
Wieso das Enjambement? (Ich frage deshalb, weil die Worte hier dadurch keine überraschend neue Bedeutung bekommen oder der Akzent auf "Er wurde" ... oder "gezeugt" besonders faszinierend ist.)
"während er schwebte"
Da hätte mich eine Forführung dieses Bildes gefreut. Zum Beispiel wo und als was er schwebte. Was meinst du? (Die Idee interessiert mich, sie ist nur noch ein bisschen blass so alleine)
"und sagte später
daß du meine Geburt gesehen hast
im Keim in deinen Augen"
Oh, ein "Du"

! Ich habe bisher nicht herausfinden können, um wen es sich dabei handelt. Eine Liebe, Gott, eine Mutter, das Ich selbst, den Leser, Jedermann... sehr undeutlich für mich...
Hier würde ich den Akzent auf den "Keim der Augen" als Ausdruck für "Geburt" legen. Das fände ich sehr schön. Außerdem könnte es dichter sein.
Deshalb evetuell:
"er erzählte
du sahst meine Geburt. Sie war
im Keim Deiner Augen"
Ich frage mich bei alledem noch: Ist der ANfang, der Keim der Augen oder der Anfang, der Keim des Menschens gemeint?
Jedenfalls finde ich das schon mal insgesamt spannend als Gedanken.
"all die Tage waren da
und alle Sätze
die man finden kann "
Ich finde immer etwas unglücklich, wenn man diese Imbissbuden-Sprache
.gif)
in Gedichten übernimmt.
"Alle Tagen waren da"
Alle Vögel auch

? - Nein, ich muss mich dann bloß immer fragen: Wo "DA" ? Was soll das heißen? Was soll das wirklich heißen? "Da" für dich? "Nicht da" für jemand anders? "Lebendig"? "Sichtbar" ? "Denkbar" ?
"und alle Sätze
die man finden kann"
Das klingt sehr nach dem Glauben an ein Schicksal bzw einen Gott, der das Leben vorherbestimmt. `ne Erklärung dafür, wieso alle Sätze ebenfalls "schon da"
.gif)
waren, vermisse ich leider.
"in der Bildform
und die Bücher
verlangten nach Wahrhaftigkeit
von seiner Seele
in den Tagen
die gebildet werden"
Mmm... die Sätze waren in Bildform "da" ? Das wiederum führt zurück zum Poeten. Ein paar Beispiele für diese herumliegenden Sätze würden mir gefallen.
(Wenn sie doch schon mal da sind

...)
Ich bezweifle, dass die Bücher nach etwas verlangten...
In dieser Strophe werden mir ein bisschen zu viele weiße Karten ausgespielt... "Seele"

? "Tage, die gebildet werden"

? "Wahrhaftigkeit"

??????
Dann die letzten beiden:
"beständig
unter allen Tagen
jetzt"
ist mir ein bisschen dreifach gemoppelt

.... Ich meine, das hätte selbst meine überkorrekte Deutschlehrerin angestrichen:
"Beständig, unter allen Tagen, jetzt..."
R(Wortwiederholung)

Huch! Dann fügst du auch noch "im Schlaf im Wachen" an

... Man kann es auch übetreiben!
Dann kommt wieder etwas, das mir gefallen hat:
"wie ein Teppich
spürt er sich
auf dem du dich
immer weiter bewegst"
Noch spannender fände ich ja, wenn man selbst still steht, sich aber der Teppich bewegt... So ist es mir manchmal mit der Zeit.
Aber da ich nicht herausfinden kann, wer "du" sein soll.... Kann ich nur sagen, dass mir der "Teppich" als BIld hier zusagt.
Kein schlechtes Gedicht, Moshe!
Manchmal zu große Worte ohne kleine Bilder, manchmal Wiederholungen... ABer auch viele spannende Stellen!
Schönen NAchmittag!
l