oh, schaffner

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Anton

Beitragvon Anton » 12.05.2008, 00:54

oh, schaffner

oh, schaffner
ich danke dir!

du rügst mich
wenn ich schlampig war
die verbindung
falsch eintrug
mich in der entfernung
verschätzte

du rügst mich
aber du ziehst mir
die karte nicht ein.

oh, schaffner
ich danke dir!

.
Zuletzt geändert von Anton am 12.05.2008, 20:21, insgesamt 2-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 12.05.2008, 10:29

Hallo Anton!

Tja, hier bin ich etwas unschlüssig... Ich weiß nicht wirklich, was mir diese Zeilen über das offensichtliche (und mir gut bekannte ;-)) hinaus mitteilen wollen?!

Formal gesehen würde mich interessieren, warum du nach "war" und "eintrug" mit "verschätze" die zeit wechselst.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Herby

Beitragvon Herby » 12.05.2008, 12:01

Hallo Anton,

bei deinem Text geht es mir wie Ferdi - ich bin ratlos, weil sich mir völlig verschließt, was der Text sagen will oder wo die Pointe ist.
Auch rein inhaltlich habe ich Probleme: der Begriff "Schaffner" lässt mich an einen Zug denken, aber muss bei einer Zugfahrt der Reisende die Entfernung selbst eintragen?? Die Fahrkarte kommt doch entweder aus dem Automaten oder wird am Schalter ausgestellt.
Die Karte einziehen?? Mitunter muss man eine Zusatzkarte lösen oder gar ein ganz neues Ticket kaufen - oder in ganz ungünstigen Fällen den Zug verlassen. Aber die Karte wird doch meines Wissens nicht eingezogen.

Du verwendest den heute unüblichen Begriff "Schaffner" statt "Zugbegleiter" - bezieht sich der Text vielleicht auf die sog. "gute alte Zeit"? War das denn damals üblich, dass Reisende Tickets ausfüllen mussten? Aber selbst wenn, würde mir das die Aussage des Textes auch nicht verständlicher machen.

Das einzige, was mich schmunzeln lässt, ist der feierliche Ton angesichts einer banalen Situation. Ich stelle mir vor, ein Reisender würde tatsächlich einen Zugbegleiter mit diesen Worten ansprechen. Es sollte mich nicht wundern, wenn dieser sich veräppelt vorkommt und erst recht übellaunig wird...

Mir fällt gerade ein, ließe sich das auch auf andere Berufsgruppen übertragen, beispielsweise auf Dentisten:

oh Zahnarzt
ich danke dir!

du rügst mich
wenn ich schlampig war
und die Zähne nicht putzte
...
aber du ziehst nicht
... ;-)

Liebe Grüße
Herby

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 12.05.2008, 12:47

Hallo Anton,

ein guter Mensch, dieser Schaffner, der zwar rügt, aber fünfe gerade sein lässt und dem Fahrgast, der am Automaten die falsche Preisstufe drückte, nicht die Fahrkarte wegnimmt oder ihn gar der bewußten Schwarzfahrerei bezichtigt.

Vielleicht will das Gedicht ja das aussagen. In Zeiten zunehmender Automatisierung, deren Auswüchse manche, mich auch mal eingeschlossen, eher verwirren als helfen, kann die Welt mehr von solchen Leuten gebrauchen. Mit einem Schalterverkäufer wäre das wohl nicht passiert :mrgreen: .

Apropos Preisstufe, am Automaten kann man im Nahverkehr die Preisstufe eingeben, aber meines Wissens nie die Entfernung. Zumindest bringe ich die mit Längenangaben wie kilometer zusammen. Wäre Preisstufe vielleicht die bessere Alternative zu Entfernung? Und was die Zeiten angeht, hat Ferdi Recht, denke ich.

Schöne Grüße

Jürgen

Anton

Beitragvon Anton » 12.05.2008, 20:18

Hallo ferdi, Herby, Gurke,

danke für die hilfreichen Kommentare, aber ich finde keinen Zugang zum Text.

Er funktioniert, offensichtlich, nicht.

Da hilft keine 'sekundäre Lesart' :-)

gut Nacht
Anton

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 13.05.2008, 01:01

Ich habe, als ich gestern das Gedicht zum ersten Mal las, sofort das berühmte "o captain, my captain" assoziiert. Könnte es sein, dass der Schaffner für etwas anderes steht, zum Beispiel für den Totenfährmann?

Wenn ich die Bilder des Gedichts darauf anwende, komme ich zu ausgesprochen düsteren Deutungen.

Zum Beispiel ein nicht ganz "glücklich" angesetzter Selbstmordversuch, der nichtsdestotrotz zum Tod führt. Die Tabletten sind falsch dosiert, oder man kann sich im falschen Moment vor den Zug werfen, vielleicht sogar dahinter, trotzdem tritt der gnädige Tod ein?

Makabren Gruß!
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(Ikkyu Sojun)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.05.2008, 10:35

Hallo Anton,
Anton hat geschrieben:danke für die hilfreichen Kommentare, aber ich finde keinen Zugang zum Text.
Er funktioniert, offensichtlich, nicht.
Da hilft keine 'sekundäre Lesart'

Ich hatte gestern noch dein posting gelesen, in dem du genau erläutert hast, was du hier meinst, mit Schaffner etc. und wollte darauf eingehen, dir schreiben, dass dies für mich nicht aufgeht.
Nun hast du dein posting geändert und schreibst den obigen Kommentar.
Ich sehe es auch so, dass es nicht funktioniert (unter der Rubrik 'Humoristische und satirische Lyrik' erstrecht nicht). Ich glaube, du hast hier zu sehr versucht, für jeden Gedanken des LI eine Metapher zu finden, bist ein bisschen zu 'verkrampft' an die Sache gegangen. Manchmal ist es lyrischer, einfache Worte zu finden und diese für sich sprechen zu lassen.
Saludos
Mucki

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 13.05.2008, 11:14

Oh, die Rubrik sehe ich jetzt erst.
Ja, dann kann der Totenfährmann wohl nicht gemeint sein ... :lupe:
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