Erbrochenes in diesem Buch (Dekalog I)
Verfasst: 25.04.2008, 16:32
Erbrochenes in diesem Buch
I
So breche ich selbst mich wieder über Kanten,
So prophezeiten es mir schon die Anverwandten,
Die nicht sich selbst an Leib und Liebe quälen,
Sich wohlparfümiert am Leid der anderen beseelen,
Die offen und befleckt sich laurig legen,
Nur vorwärts purzeln, eilig, nackt auf ihren Wegen.
Sich sumpfig drehend an den schiefen Nasen
Ziehen, ziehen lassen und ein wenig blasen
In das Licht, dass mir den Weg beleuchtet,
Mir den Blick verschärft, die Augäpfel befeuchtet.
Dort bammelt schon der Strick in Nackenhöhe,
Das Fallbeil lauert fadenscheinig in der Nähe.
Frohlocket Leute, hört die frohe Kunde
Und lauft, verbreitet dies zu aller Stunde:
Hienieden ist der Mensch sich zu verschieden,
Statt hier einander tot zu machen,
Sollte er sich lieber selbst verlachen.
II
So leuchte ich am Abgrund scheinheilig und weise,
Zerschmettre forsch und blickig manchen Sinn,
Nicht salutierend, sondern Salto schlagend blutig Kinn,
Schick ich mein selbstgewandtes Wesen auf die Reise.
Die Reise, die mich in abstrakte Strukturen
Hinüber führt, zu Boden wirft zu Spuren,
Die ich mit tränennasser Schlaghand schnell verwischen
Will, doch alles bleibt, nichts schwebt und reibt dazwischen,
Als das was mich im Selbstgestank verwirbelt
Und ahnungsvoll mir meinen Sachverstand verzwirbelt.
So pumpe ich am Ende angstvoll und mechanisch,
Auf Borkenornamente deutend Klaviaturen
Und tausendfach mir selbst entfremdete Figuren
Tief depressiv, im Spiegel Fratzenwesen manisch.
III
Ein Krachen bricht und ich brech jenes Krachen,
So samt und sonders bärenstark bemüht
Und werfe Jungfern blutigjung in Löwenrachen,
Bin selbst ein Raubtiermaul, das schmatzt und glüht.
Das ich auf Erden tollwütig mich paare
Mit Vollmondnächten und mit heißen Stürmen,
Es biegt ein Dröhnen, schmatzt hinfort die Jahre,
Die sich auf meinem roten Grabstein türmen.
Es schwingt die Purpurlaute mich mit Feuer,
Nun explodiert der aufgeblähte Sinn.
Ich lache schallend laut, denn ich erneuer
Mich wiederum, wie ständig seit Beginn.
IV
Oh Morgenlicht, Dein heißes Wecken bricht mich Atem,
Es glänzt der Lenz des Labes meinem Garten,
Wo Orchideen mich mit Rosenduft betören,
Mir innigst, wallend, warme Worte schwören.
Und Bäume wiegen mich in weiten Kronen,
Zuoberst mir die Sehnsuchtsträume thronen,
In Form der bebend, femininen Schenkel.
Ach Lebensödnis, geh mir nicht so auf den Senkel.
Es kündet sich der Alltagsschmerz schon mit Schikanen,
Er drückt mich tief in seine engen Bahnen.
So Schmerz, Du Zarter, lass mich nicht erneut erblinden,
Es macht das Leben aus das warme Herz zu schinden.
Oh Streiflicht, Du, aus sonderartig Sphären,
bringst mir das Glück, was heißt, das glühende Begehren.
V
Erleuchtungstraum am Arsch der Welt verloren,
So tipple ich am Abgrund rum und male weiße Mohren.
Es knallt der tote Abendgruß dem Sandmann um die Ohren
Und spuckt mich bleich und schleimig aus, so wurde ich geboren.
Nun, Morgenstund ist dies dein letztes allerletztes Wort?
Ist dies der Morgenspinnenkuss, der Stich in diesen Satz?
Bleckt so der frohe Morgengruß? Ich weigre mich. Hinfort!
Scheißt mir die Taube auf den Kopf, zerdrücke ich den Spatz.
Erhöre mich, du Mittagsläuten aus der fremden Stadt,
Die abends schon Gomorra gleicht, ich habe es so satt.
So brech ich mir die Seele aus auf dieses weiße Blatt.
Oh, herrlich platzt am Abend auf, was morgens Beulen hat.
VI
Sternstaub ist es, der mich rücklings trägt,
Sich mit meinen Seelenschmerzen paart,
Bin nur Mensch, der niemals sicher Für und Wider wägt,
Jede Wahrheit hat sich ihre Zeit genarrt.
Blendend präsentierst du dich Herr Wissenschaft,
Die du dich mit dir so felsenfest bemauerst,
Gärst und brodelst nur im eignen Saft,
Wie der Götterfunken, den du forsch belauerst.
Ach, zum Ausbruch fehlt alsdann die letzte Sonne,
Die, die lange Langgeweilten proklamieren
Und so feixen all die Besserwisser laut und voller Wonne,
Muss ich vorbestimmt in meinem Flammenmeer erfrieren.
VII
Kernig, kernig alter Schatten,
Willst das schwarze Licht begatten,
Grinst aus grauen Unterständen,
Trägst das Joch der Welt in Händen.
Elendig wardst du geboren.
Wart! Du bleibst nicht ungeschoren,
Denn in elendtiefsten Jauchen
Seh ich dich ins Tiefe tauchen.
Wo du deine Brüder suchst,
Auf mein Glück und Herzfreud fluchst.
Missgeburt, ich lass dich röcheln,
Dann in meinem Kochtopf köcheln.
Nichts ist niemals einerlei:
Du, ja du, ja du, ja du,
Ja du, ja du wirst Seelenbrei.
VIII
Ein Dachstein löst sich schwer und fällt ins Leere.
Herrje, wie seltsam leer wirkt meine Schwere
Und kräuselt sich, denn ich begehre.
Es schaudert mich bei der Idee: Was wäre,
Wenn’s nicht so wäre.
So lustig scheint’s in meinen Manteltaschen,
Es klimpert dort, wie leere Geistesflaschen,
Die klirrend auf den Boden knalln und überraschen,
Der Grund hierfür: Es lösten sich die Maschen.
Denn meine Masche ist’s mich neu zu malen,
Vom Licht beschienen und in Höllenqualen.
So bin ich teufelswild, zieh zum finalen,
Dem prophezeiten Exodus, dem Neuronalen.
IX
Mein Seelenleben ist ein Taubenschlag,
Beim Gurren und beim Flattern fliegen Federn,
Hinaus, hinein geht’s Tag für Tag für Tag,
Und außen am Gemüt wird’s rau und ledern.
Doch wär ich lieber taub und könnt nichts hören,
Wie einer der drei Lachchinesenaffen,
Ich hockte hier im Taubenkot, mich tät nichts stören,
Auch nicht die Bürgersleut, die mich so dumm begaffen.
Ein Friedensbote wär ich, trüge Reisig
In meinem Maul und glotzte ziemlich dumm,
Viel lieber, ehrlich, wär ich doch ein Zeisig.
Ich schiss in meinen Käfig nur vor Publikum.
X
Ich bin menschliches Versagen,
Naseweiser Sonderling.
Sollt ich deshalb gleich verzagen?
Das wär wirklich nicht mein Ding.
Ich bin Krebsgeschwür und Seuche,
Halsabschneider, Tunichtgut,
Schlitz euch eure fetten Bäuche
Und ich fresse eure Brut.
Ich bin Ich und das heißt dreckig,
Missgeborner Hurensohn,
ist mein Sündentuch auch fleckig,
spei ich benedeiten Hohn
Dir vor deine saubren Füße,
Die du wäscht am Tag dreimal.
Schätzchen, ich bestell dir Grüße,
Vögle dich dann hart anal.
[in procedere]
I
So breche ich selbst mich wieder über Kanten,
So prophezeiten es mir schon die Anverwandten,
Die nicht sich selbst an Leib und Liebe quälen,
Sich wohlparfümiert am Leid der anderen beseelen,
Die offen und befleckt sich laurig legen,
Nur vorwärts purzeln, eilig, nackt auf ihren Wegen.
Sich sumpfig drehend an den schiefen Nasen
Ziehen, ziehen lassen und ein wenig blasen
In das Licht, dass mir den Weg beleuchtet,
Mir den Blick verschärft, die Augäpfel befeuchtet.
Dort bammelt schon der Strick in Nackenhöhe,
Das Fallbeil lauert fadenscheinig in der Nähe.
Frohlocket Leute, hört die frohe Kunde
Und lauft, verbreitet dies zu aller Stunde:
Hienieden ist der Mensch sich zu verschieden,
Statt hier einander tot zu machen,
Sollte er sich lieber selbst verlachen.
II
So leuchte ich am Abgrund scheinheilig und weise,
Zerschmettre forsch und blickig manchen Sinn,
Nicht salutierend, sondern Salto schlagend blutig Kinn,
Schick ich mein selbstgewandtes Wesen auf die Reise.
Die Reise, die mich in abstrakte Strukturen
Hinüber führt, zu Boden wirft zu Spuren,
Die ich mit tränennasser Schlaghand schnell verwischen
Will, doch alles bleibt, nichts schwebt und reibt dazwischen,
Als das was mich im Selbstgestank verwirbelt
Und ahnungsvoll mir meinen Sachverstand verzwirbelt.
So pumpe ich am Ende angstvoll und mechanisch,
Auf Borkenornamente deutend Klaviaturen
Und tausendfach mir selbst entfremdete Figuren
Tief depressiv, im Spiegel Fratzenwesen manisch.
III
Ein Krachen bricht und ich brech jenes Krachen,
So samt und sonders bärenstark bemüht
Und werfe Jungfern blutigjung in Löwenrachen,
Bin selbst ein Raubtiermaul, das schmatzt und glüht.
Das ich auf Erden tollwütig mich paare
Mit Vollmondnächten und mit heißen Stürmen,
Es biegt ein Dröhnen, schmatzt hinfort die Jahre,
Die sich auf meinem roten Grabstein türmen.
Es schwingt die Purpurlaute mich mit Feuer,
Nun explodiert der aufgeblähte Sinn.
Ich lache schallend laut, denn ich erneuer
Mich wiederum, wie ständig seit Beginn.
IV
Oh Morgenlicht, Dein heißes Wecken bricht mich Atem,
Es glänzt der Lenz des Labes meinem Garten,
Wo Orchideen mich mit Rosenduft betören,
Mir innigst, wallend, warme Worte schwören.
Und Bäume wiegen mich in weiten Kronen,
Zuoberst mir die Sehnsuchtsträume thronen,
In Form der bebend, femininen Schenkel.
Ach Lebensödnis, geh mir nicht so auf den Senkel.
Es kündet sich der Alltagsschmerz schon mit Schikanen,
Er drückt mich tief in seine engen Bahnen.
So Schmerz, Du Zarter, lass mich nicht erneut erblinden,
Es macht das Leben aus das warme Herz zu schinden.
Oh Streiflicht, Du, aus sonderartig Sphären,
bringst mir das Glück, was heißt, das glühende Begehren.
V
Erleuchtungstraum am Arsch der Welt verloren,
So tipple ich am Abgrund rum und male weiße Mohren.
Es knallt der tote Abendgruß dem Sandmann um die Ohren
Und spuckt mich bleich und schleimig aus, so wurde ich geboren.
Nun, Morgenstund ist dies dein letztes allerletztes Wort?
Ist dies der Morgenspinnenkuss, der Stich in diesen Satz?
Bleckt so der frohe Morgengruß? Ich weigre mich. Hinfort!
Scheißt mir die Taube auf den Kopf, zerdrücke ich den Spatz.
Erhöre mich, du Mittagsläuten aus der fremden Stadt,
Die abends schon Gomorra gleicht, ich habe es so satt.
So brech ich mir die Seele aus auf dieses weiße Blatt.
Oh, herrlich platzt am Abend auf, was morgens Beulen hat.
VI
Sternstaub ist es, der mich rücklings trägt,
Sich mit meinen Seelenschmerzen paart,
Bin nur Mensch, der niemals sicher Für und Wider wägt,
Jede Wahrheit hat sich ihre Zeit genarrt.
Blendend präsentierst du dich Herr Wissenschaft,
Die du dich mit dir so felsenfest bemauerst,
Gärst und brodelst nur im eignen Saft,
Wie der Götterfunken, den du forsch belauerst.
Ach, zum Ausbruch fehlt alsdann die letzte Sonne,
Die, die lange Langgeweilten proklamieren
Und so feixen all die Besserwisser laut und voller Wonne,
Muss ich vorbestimmt in meinem Flammenmeer erfrieren.
VII
Kernig, kernig alter Schatten,
Willst das schwarze Licht begatten,
Grinst aus grauen Unterständen,
Trägst das Joch der Welt in Händen.
Elendig wardst du geboren.
Wart! Du bleibst nicht ungeschoren,
Denn in elendtiefsten Jauchen
Seh ich dich ins Tiefe tauchen.
Wo du deine Brüder suchst,
Auf mein Glück und Herzfreud fluchst.
Missgeburt, ich lass dich röcheln,
Dann in meinem Kochtopf köcheln.
Nichts ist niemals einerlei:
Du, ja du, ja du, ja du,
Ja du, ja du wirst Seelenbrei.
VIII
Ein Dachstein löst sich schwer und fällt ins Leere.
Herrje, wie seltsam leer wirkt meine Schwere
Und kräuselt sich, denn ich begehre.
Es schaudert mich bei der Idee: Was wäre,
Wenn’s nicht so wäre.
So lustig scheint’s in meinen Manteltaschen,
Es klimpert dort, wie leere Geistesflaschen,
Die klirrend auf den Boden knalln und überraschen,
Der Grund hierfür: Es lösten sich die Maschen.
Denn meine Masche ist’s mich neu zu malen,
Vom Licht beschienen und in Höllenqualen.
So bin ich teufelswild, zieh zum finalen,
Dem prophezeiten Exodus, dem Neuronalen.
IX
Mein Seelenleben ist ein Taubenschlag,
Beim Gurren und beim Flattern fliegen Federn,
Hinaus, hinein geht’s Tag für Tag für Tag,
Und außen am Gemüt wird’s rau und ledern.
Doch wär ich lieber taub und könnt nichts hören,
Wie einer der drei Lachchinesenaffen,
Ich hockte hier im Taubenkot, mich tät nichts stören,
Auch nicht die Bürgersleut, die mich so dumm begaffen.
Ein Friedensbote wär ich, trüge Reisig
In meinem Maul und glotzte ziemlich dumm,
Viel lieber, ehrlich, wär ich doch ein Zeisig.
Ich schiss in meinen Käfig nur vor Publikum.
X
Ich bin menschliches Versagen,
Naseweiser Sonderling.
Sollt ich deshalb gleich verzagen?
Das wär wirklich nicht mein Ding.
Ich bin Krebsgeschwür und Seuche,
Halsabschneider, Tunichtgut,
Schlitz euch eure fetten Bäuche
Und ich fresse eure Brut.
Ich bin Ich und das heißt dreckig,
Missgeborner Hurensohn,
ist mein Sündentuch auch fleckig,
spei ich benedeiten Hohn
Dir vor deine saubren Füße,
Die du wäscht am Tag dreimal.
Schätzchen, ich bestell dir Grüße,
Vögle dich dann hart anal.
[in procedere]