Weniger

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.04.2008, 22:07

Weniger als meine Worte
bin ich
immer.

Auch nachts.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 05.04.2008, 23:18

Starker Text, lieber Moshe

nur frage ich mich beim Lesen, redet LyrIch zuviel. Rede ich zuviel? Und lande in der Selbstreflexion. Gelungen!

Späte Grüße

Jürgen

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 06.04.2008, 11:58

lieber moshe,

liest sich wie eine möbiusschleife,
also hat eine techn. rafinesse, dein text.
glaube deine setzung steuert hier die lesart in DIESE richtung.

ich spring da mal raus und...

ziehe meine schlüsse ;-)

salve
hakuin


weniger wie seine worte zu sein, keine kunst: große worte machen viele und sind dahinter "wenig"
doch nachts: ohne worte, wer bist du dann?

nachts -
ohne worte

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.04.2008, 14:38

Lieber Jürgen!

Danke für deine Aufmerksamkeit. Ist witzig, nicht?


Lieber Hakuin!

Tja, wer ist man nachts ohne Worte?
Ich denke, daß es da sehr große Unterschiede gibt und die Nacht somit sehr viele Facetten hat, selbst in einer Person.
Ein aufmerksamer Betrachter seiner selbst kann vielleicht erkennen, welche Bedeutung die Nacht hat.

(Off-Topic: Zentauer ab Seite 235.)

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.04.2008, 14:46

Hallo Moshe,

deine Zeilen regen zum Nachdenken an.
Ich habs erst mal mit einer Umkehr versucht, indem ich las:
Mehr als meine Worte
bin ich
nie.
Auch tags.


Aber das funktioniert interessanterweise nicht, weil es m.E. nicht stimmt. Klar ist man mehr als seine Worte, gerade tagsüber, weil hier die Gestik, das Auftreten des Menschen im Ganzen dazukommt, welche die Worte entweder auf- oder abwertet, vielleicht sogar entlarvt.
Dann kam mir der Spruch: "Schweigen ist Gold" in den Sinn und ich dachte: soll das wirklich die Aussage sein, die dahinter steckt? Nein, deine Zeilen gehen tiefer. Denn, so lese ich es, es geht hier um die Gedanken, die da sind, bevor sich Worte formen. Und jetzt gelange ich - für mich - zu einer Bestätigung und gleichzeitig einem Paradoxon: Du schreibst: "Auch nachts."
Gerade nachts wirbeln die Gedanken, viel stärker als tagsüber. Einerseits - wie gesagt - sehe ich hier die Bestätigung, dass du über Gedanken schreibst. Aber in diesem "Auch nachts" (in dem die Gedanken kreisen und kreisen) sehe ich das Potential des Menschen (menschlichen Gehirns). Da werden die Gedanken, die noch keine Worte sind, sozusagen geboren, geformt, wieder verworfen, neu geboren, um schließlich zu Worten zu werden, die aber tagsüber ausgesprochen werden. Es sei denn, man spricht im Schlaf,-)
Also, du siehst, du regst meine Gedanken an durch deine Worte,-)
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.04.2008, 15:07

Liebe Mucki!

Nur erstmal ganz kurz: Eine richtige Umkehr ist dir hier noch nicht gelungen, denn die würde lauten:

Mehr als meine Worte
bin ich
immer

Auch tags


für mein Verständnis.

Und 'Schweigen ist Gold' würde ja dann die Worte ganz eleminieren, was hier nicht die Absicht ist.

Soweit denn erstmal

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.04.2008, 15:42

Hallo Moshe,

puh, jetzt wirds schwierig. Also, das "immer" ist für dich eine Konstante, die man nicht umkehren kann. Den Fokus legst du somit auf "nachts" und das "Weniger", die sich in der Umkehr auf "tags" und "mehr" ausdrücken würden.
Hm, da muss ich drüber nachdenken.
Saludos
Mucki
P.S. "Schweigen ist Gold" steckt nicht dahinter, klar, dann gäbe es keine Worte mehr, stimmt.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.04.2008, 16:16

Liebe Mucki!

Die Idee der Umkehrung war deine. Ich würde die eigentlich garnicht so sehen, um hier ein Verständnis zu erwirtschaften.

'Nicht mit Geist anstrengen, sondern mit Gefühl nachlassen.', sagte mir mal jemand.

MlG

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.04.2008, 16:25

Hallo Moshe,

okay, dann geh ich jetzt mal nur mit meinem Bauchgefühl hinein und lese von einem Menschen, der sich seiner selbst bewusst ist, ob er viele Worte spricht oder nicht. Und dies auch nachts, gerade nachts,-)
Saludos
Mucki, bei der gerade einige Phantasien durch den Kopf ähm Bauch gehen *zwinker*

Max

Beitragvon Max » 06.04.2008, 23:54

Lieber Moshe,

ein Kunststück sich selbst in einem Gedicht zum Verschwinden zu bringen - es ist Dir gelungen!

In der Hoffnung, dass Du bald wieder auftauchst ;-).

Liebe Grüße
Max

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 07.04.2008, 10:16

zitat mucki:

"von einem Menschen, der sich seiner selbst bewusst ist (...) Und dies auch nachts, gerade nachts"

ja ich denke dieser kern ist es, ihn zu erkennen ein anderes ;-)

es gibt eine yogi-übung: auch während des einschlafens bei vollem bewusstsein zu bleiben, man wacht auf und hat das gefühl völlig wach und präsent gewesen zu sein, die nacht durch, obwohl der körper schlief. das gibt es auch unter der eso-rubrik: out of body. da kann man dann körperlos erfahrungen auf einer subtilen feinstofflichen ebene machen, aber wehe du denkst einmal an deinen körper: DANN schwubbs, bist du auch gleich wieder drinnen und musst von vorne anfangen mit der übung...

salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.04.2008, 14:02

Hallo Hakuin,

du zitierst mich zwar, aber nur einen Teil.
Deine Interpretation geht in eine andere Richtung (Astralreisen, die ich übrigens gut kenne), aber ich glaube nicht, das Moshe das damit ausdrücken wollte, zumal du auch den Aspekt der "Worte" außen vor lässt. Der spielt aber m.E. für Moshe eine wichtige Rolle. Sonst hätte er sie nicht ausdrücklich geschrieben.
Saludos
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.04.2008, 16:04

Lieber Max!

Ist es nicht eine Relation?, also kein Totalschaden? :blink2:

Lieber Hakuin!

An eine Yogi-Übung dachte ich in der Tat nicht. Eigentlich hast du es doch schon ganz gut gesehen.
Also geht es hier doch um ein Selbstbewußtsein, das seine Rolle sieht und die Rolle seiner Worte dazu. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist eine Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, ein Realismus. Wenn man dazu findet, ist es ein sehr irdischer Moment in einer Person: Ich erkenne wie und wer ich bin.
Meiner Meinung nach kann der Gedanke eines 'Weitergehens' nur auf der Grundlage eines gesicherten Fundamentes geschehen. Ansonsten entsteht Irrtum.

Liebe Mucki!

Du vermagst mich fast immer sehr gut zu lesen, bzw. dich damit herumzuschlagen.
Ich möchte dir hier mal sagen, daß mir das sehr gefällt und ich mich ausserordentlich freue dich auf dieser Basis hier zu kennen.

Bis denne

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.04.2008, 17:01

Lieber Moshe,
Du vermagst mich fast immer sehr gut zu lesen, bzw. dich damit herumzuschlagen.

"fast" ja, deine Poetenreihe z.B. bereitet mir arg Kopfzerbrechen. Und das "herumzuschlagen" trifft es gut *g*
Deine Gedichte veranlassen mich meistens dazu, laut zu denken und dies dann aufzuschreiben. Du bist eigentlich der einzige, der das immer wieder bei mir auslöst *kicher*
Saludos
Mucki


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