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zwielichtig
Verfasst: 19.03.2008, 21:06
von scarlett
und überhaupt september
im kopf und plötzlicher
mohnwunsch
gegenzeit verwoben
in rostige worte
zwielichtig
nicht nur die dünne luft
zwischen den silben
auch dieses versprechen
ein sprachfehler
aus sonnenverspielter* zeit
*vorher: sommergesättigter
© Monika Kafka, 2008
Verfasst: 20.03.2008, 13:36
von Ylvi
Hallo scarlett,
das gefällt mir gut, dieses Zwielichtige in der Luft, das auch den Worten ein anderes Aussehen, einen anderen Klang gibt. Auch den Einstieg mit dem"und überhaupt" finde ich gelungen.
Einzig "ein Sprachfehler" erscheint mir nicht passend und irgendwie erklärend eingeschoben. Auch klanglich fände ich es schöner, wenn diese Zeile wegfallen würde.
Die Zeilenumbrüche könnte ich mir in der ersten Strophe anders vorstellen, da ich sie ein wenig gewollt empfinde, oder gegen mein Lesen, vor allem, wenn dann die einzelnen Zeilen für sich keinen Sinn mehr ergeben.
Ich könnte mir das so vorstellen:
und überhaupt
september im kopf und
plötzlicher mohnwunsch
unzeitgemäß verwoben in rostige worte
liebe Grüße smile
Verfasst: 20.03.2008, 21:18
von Max
Liebe Scarlett,
das finde ich sehr rund.
Bei den Zeilunumbrüchen gebe ich Smile recht - ich lese es so, wie sie es etzt und es gibt für mich keinen inhaltlichen Grund, es gegen den Stricj zu bürsten .. oder willst Du damit das Zwielichtige, Unzeitgemäße betonen? Das wäre natürlich eine Möglichkeit ...
Ansonsten: wie gesagt, ich finde das sehr gelungen, sehr schön.
Liebe Grüße
Max
Verfasst: 20.03.2008, 23:43
von leonie
Liebe scarlett,
ein Text, der für mich stimmt und rund ist. Schöne Bilder, passende Metaphorik.
Nur eine Winzigkeit: Würde nicht "Fehler" reichen. Dann wäre die Doppelung aus dem Wortfeld "Spreche" weg. Ganz darauf verzichten würde ich anders als smile jedoch ungern...
Liebe Grüße
leonie
Re: zwielichtig
Verfasst: 21.03.2008, 11:13
von Elsa
Liebe Monika,
das ist sehr sehr gelungen! Ich spüre da ein unwilliges, ärgerliches LI, dass da überhaupt nicht mehr dran denken will, aber es kann nichts tun dagegen.
Bei versprechen/sprachfehler würde ich allerdings auch noch überlegen, weil das sprech/sprach mit zu ähnlich ist.
Aber ansonsten superschön!
Lieben Gruß
ELsa
Verfasst: 21.03.2008, 11:35
von Niko
hallo scarlett!
und überhaupt september
im kopf
finde ich mal einen tollen einstieg. sowas mag ich sehr( versuche mich selbst darin gelegentlich, einem text durch den einstieg ein "davor" zu verpassen)
auch ansonsten gefällt mir der text durchgängig. das "unzeitgemäß" die "rostigen worte"....
auch dieses versprechen
ein sprachfehler
aus sommergesättigter zeit
für mich sollte es unbedingt so bleiben. gerade den sprachfehler halte ich für äußerst gelungen. ich mag "sommergesättigter" nicht so sehr. da würde mir "sommersatter" mehr gefallen. ich weiß, ich weiß....-der sinn wäre nicht ganz der selbe. und dennoch...
.gif)
gefällt mir total!
karfreitagsgrüße: Niko
Verfasst: 21.03.2008, 22:30
von scarlett
Liebe Kommentatoren,
herzlichen Dank euch allen für eure Überlegungen und Vorschläge zu meinem Gedicht. Ich finde es ganz toll, dass ihr euch so gut hineindenken konntet.
Es scheint so zu sein, dass sich euer Hauptaugenmerk auf zwei Punkte bezieht: da ist zum einen die Setzung.
So wie du, smile das vorgeschlagen hast, hatte ich es anfangs dastehn. Dein Gedankengang ist mir also gar nicht fern. Warum ich mich dann dagegen entschlossen hatte, ist genau das, was Max angeführt hat: das Zwielichtige, das Unzeitgemäße, das Gegen den Strich ... so wie ja auch der Mohnwunsch im September.
Allerdings bin ich mir plötzlich gerade nicht mehr so sicher, ob ich es tatsächlich so belassen soll (trotz Erklärung) oder ob ich es nicht vielleicht doch wieder ändere. ...
Zum anderen betrafen eure Kommentare die Stelle mit dem "Sprachfehler".
Sicherlich ist diese Nähe der beiden Worte vielleicht nicht gerade optimal, aber jeder Versuch einer Änderung ist bisher gescheitert (meinerseits). Ich brauche ein Wort, das ähnlich wie "versprechen" einerseits als Substantiv gelesen werden kann und in Verbindung mit dem MohnWunsch gebracht werden kann, andereseits eine Verbindung zu Sprache und Sprachfehler aufweist. (den Sprachfehler würde ich nur ungern aufgeben!)
Es paßt nichts wirklich ...
Also kann ich jetzt entweder dem Rat leonies folgen und nur den "Fehler" stehenlassen, die Zeile ganz fallenlassen, wie smile sagte oder aber mit dem kleinen Makel ... sprech/sprach leben, den Niko gar nicht als solchen empfindet.
Wenn ich diese Zeile absetzen würde, so dass der Leser eine längere Pause machen muss vor dem Weiterlesen, würde das dann etwas abgemildert? WEil irgendwie paßt das schon sehr fein, dieses sich ver - sprechen und das versprechen ...
Ihr sehr, ich habe noch nicht ganz zu Ende gedacht ...
Gebt mir noch ein wenig Zeit, ok?
Liebe Grüße euch allen,
Monika
Verfasst: 22.03.2008, 11:03
von Elsa
Liebe Monika,
Der Sprachfehler MUSS bleiben, vielleicht mit mehr Abstand zum Versprechen? Das wäre eine Möglichkeit.
Lieben Gruß
ELsa
Verfasst: 22.03.2008, 11:43
von Trixie
hallo scarlett,
ich wollte nur sagen, dass ich das gedicht auch ganz stark finde und die angesprochene zeile mir nicht negativ auffällt, weil eine doppelung drin vorkommt, sondern gerade das den "sprachfehler" noch mehr verdeutlicht. ich finde, man muss das nicht immer so streng nehmen, von wegen ein guter dichter schreibt keine zwei gleichen worte hintereinander. das kann doch ruhig mal so stehenbleiben, wirkt für mich sogar lebendiger und damit passt es gut zum gedicht. es verliert kurzum nix von seiner poesi und ist dennoch realistisch und nachvollziehbar.
(seit wann ist "
ich liebe dich" - "ich liebe dich auch" unpoetisch, nur weil zweimal fast das gleiche gesagt wird, frage ich mich gerade
.gif)
)
lieben gruß
trixie
Verfasst: 22.03.2008, 20:23
von scarlett
Hallo Trixie,
ganz herzlichen Dank für deine Worte. Es freut mich, dass dir der Text gefällt und dass du die Stelle mit der Doppelung so vehement verteidigst ... hihi ... Wasser auf meine Mühlen.
Auch ein Gruß und Dank an dich, Elsa, für die Unterstützung.
Es ist bald soweit ...
Herzlichst,
scarlett/Monika
Verfasst: 23.03.2008, 05:01
von Sam
Es sind Horden von Deutschlehrern, die besser Kassierer im Supermarkt geworden währen statt Pädagogen, die uns eingetrichtert haben: Wortwiederholung = SCHLECHT.
Blödsinn!!
Das Gedicht hat wunderbare Stellen, vor allem der Anfang. Einzig das "unzeitgemäß" sitzt ein wenig wie ein Pickel auf dem Ganzen. Nicht unbedingt weil es sowieso ein sehr unlyrisches Wort, sondern weil es ein zeitgemäßes Wort ist. Um "Unzeitgemäß" auszudrücken, wären unzeitgemäße Worte wesentlich spannender.
Aber das nur am Rande. Ansonsten eine Perle.
LG
Sam
Verfasst: 23.03.2008, 11:32
von scarlett
Hallo Sam,
danke dir!
Über das "unzeitgemäß" habe ich nochmal nachgedacht, deine Überlegungen sind nicht von der Hand zu weisen.
Wie würdest du denn "gegenzeit" finden?
Gefällt mir immer besser, je öfter ich das Gedicht mit diesem Wort lese.
Liebe Ostergrüße,
scarlett
Verfasst: 23.03.2008, 11:46
von Sam
Hallo scarlett,
Wie würdest du denn "gegenzeit" finden?
Damit würdest du (nach meiner Lesart) ein Adjektiv durch ein Substantiv ersetzten. Es ist doch der Mohnwunsch (großartig!!), der unzeitgemäß in rostigen Worten verwoben ist.
Oder meinst du es so?
und überhaupt september
im kopf und plötzlicher
mohnwunsch
gegenzeitig verwoben
in rostige worte
Hätte was , wegen der Doppeldeutung gegenzeitig und gegenseitig, behielte aber die Bedeutung des Unzeitgemäßen ebenso bei.
Liebe Grüße
Sam
Verfasst: 23.03.2008, 11:49
von scarlett
Der Mohnwunsch, ja aber auch eine andere Zeit ... eine Gegenzeit, die der aktuellen konträr läuft ...
"gegenzeitig" hatte ich auch, aber dann folgt das "zwielichtig" ... ich weiß ja nicht, aber zweimal - ig???
Hmmm ....????
scarlett