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Unter Birken

Verfasst: 26.01.2008, 10:02
von Caty
Unter Birken

Eine entfloh, ein Kind, im Haar
Das Blut, die Kugel im Leib,
Die Hände voll Schnee.

Gott geweiht, wer
Sein Grab aushob.
In den Hügeln die Schüsse.
Die Flussebene schrie auf,
gekrümmt im Feuerschmerz.

Der Ort. Der Birkenhain.
Ein Stein, namenlos. Zahlen. Du,
Schwester mit den schneeigen
Händen, sprichst zu mir.
Ich, Mitgeborene, erstarrt,
vor dem Fernseher, auf Erden
Find nirgendein Wort.

Verfasst: 26.01.2008, 10:45
von Elsa
Meine Güte, Caty, ein schreckliches Thema.

Gut umgesetzt, ohne Allgemeinplätze, was ja immer schwierig ist.

Lieben Gruß
ELsa

Verfasst: 26.01.2008, 12:01
von claire.delalune
Hallo Caty,
hier wünsche ich mir irgendeinen Smilie, der ausdrückt, daß ich dies gelesen habe - mich der Text aber sprachlos zurückläßt. Mir fehlen einfach die Worte, um die Betroffenheit auszudrücken, die mich beim Lesen hier erfüllt.

Lieben Gruß,
Kathrin

Verfasst: 26.01.2008, 16:07
von Caty
Liebe Elsa, liebe Claire, nur ganz kurz: Ich habe den Text geschrieben nach einer Fernsehsendung, in der es um die Einsatzkommandos in Belorussland ging. Die Frau erzählte, wie sie zusammengetrieben wurde mit der Familie zum Erschießen und dann mit unendlichem Glück aus dem Leichenberg flüchten konnte. Das, ob schuldig oder nicht, wird uns niemals vergessen werden. Und die litauische und ukrainische SS, die maßgeblich beteiligt waren, erhalten deutsche Renten, jetzt hat man ihnen in der litauischen Hauptstadt sogar ein Denkmal errichtet, habe ich neulich gelesen. Wenn Weinen helfen könnte, sagte die Frau auf Jiddisch. Caty

Verfasst: 19.02.2008, 22:43
von moshe.c
Manchmal möchte ich garnicht in dieser Welt sein.

Moshe