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es wachsen wunder. wälder im raum

Verfasst: 22.01.2008, 20:26
von Ylvi
 


es wachsen wunder. wälder im raum


wände sind gerade | grenzen
in den ecken hockt der alp | und sie
verliert sich | in linien | kreuzen | winkeln
kontrolliert den verlauf

kälte starrt hinter fenstern | stoffen
die haut ist ertaubt | im winter
wächst eine schneerose aus ihrer hand
sie verkümmert

der tag stummt weiße leere


sichere schritte werfen ein echo
sie lauscht. fängt auf
vertraut. es taut
das eis. beginnt zu singen

sinnsale finden sich. fließend
schreibt sie gesehntes. staunt
himmel ins zimmer. weht
der minnewind. lebt auf

die nacht ruft sie bei ihrem namen



 

Verfasst: 22.01.2008, 20:33
von Niko
sinnsale....wie genial ist das denn!!!
hallo smile! ein ungewöhnlicher l text für mich mit diesen zeichen. ich fand es bei wand l grenzen mehr als gelungen. im weiteren, besonders hier "kälte starrt hinter fenstern l stoffen - ich denke ein "und" bei dem l und habe ein nicht verbindendes l dazwischen. "der tag stummt weiße leere" - klasse!
"staunt himmel ins zimmer" - klasse!

staunende, begeisterte grüße (wenn nur so manches l nicht wär, oder bin ich zu unflexibel?)


Niko

Verfasst: 22.01.2008, 21:56
von scarlett
Ich verstehe nicht viel aber davon eine menge!
Klasse in seiner undurchsichtigkeit und vor allem seiner wortwahl.

LG,
sca

Verfasst: 22.01.2008, 22:33
von moshe.c
vertraut. es taut

SMILE.

Wunderbarer Text.
In Diktion und Verdichtung ungemein gut gelungen.

Moshe

Verfasst: 22.01.2008, 22:55
von Mucki
Hi smile,

beim ersten Teil mit den Strichen hab ich ein bisschen Schwierigkeiten, fühle mich irgendwie abgewürgt. Diese Dinger bremsen tatsächlich. Ist verblüffend, wie stark ihre Wirkung ist.

Sehr stark finde ich diesen Part:

sichere schritte werfen ein echo
sie lauscht. fängt auf
vertraut. es taut
das eis. beginnt zu singen

sinnsale finden sich. fließend
schreibt sie gesehntes. staunt
himmel ins zimmer. weht
der minnewind. lebt auf

die nacht ruft sie bei ihrem namen

es hat einen faszinierenden Rhythmus, wenn man es laut liest.
Toll! :daumen:
Saludos
Mucki

Verfasst: 23.01.2008, 08:11
von Ylvi
Hallo Niko, sca, moshe, Mucki,

:blumen: :banana_1:
das Gedicht hat einen wortreichen Weg hinter sich, und ich freu mich riesig, dass es nun so klingend bei euch ankommt.

danke und liebe Grüße smile, smile, smile :-)

Verfasst: 23.01.2008, 12:57
von Elsa
Liebe smile,

für mich ist das eines der stärksten Liebesgedichte von allen, die ich gelesen habe.

Ich gratuliere dir dazu, und lese es gleich noch einmal und noch einmal.

Lieben Gruß
ELsa

Verfasst: 23.01.2008, 21:02
von leonie
Liebe smile,

der Kontrast zwischen den beiden Teilen ist stark. Was doch die Striche und die Punkte für einen Unterschied machen.

Ich habe gar nicht zuerst eine Lienesgeschichte gesehen, sondern die geschichte einer Heilung aus Erstarrung/Zwängen/Entfremdung/Eingrenzung/Tod.

Lösen die sicheren Schritte oder die Nacht sie aus?

Schöne Bilder hast Du gefunden, schöne Wendungen!

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 24.01.2008, 09:17
von Ylvi
Hallo Elsa,

:blume0028: schade, dass du mein Gesicht nicht gesehen hast, als ich das gelesen habe. Danke, das ist ein wunderbares, wunderschönes Kompliment.

liebe Grüße smile

Hallo Leonie,

bei der Zeichensetzung habe ich eine ganze Weile hin und herexperimentiert und finde es auch erstaunlich, wie unterschiedlich das wirkt.
Ich denke es sind die sicheren Schritte, die die Heilung möglich machen und damit auch die Nacht.

Danke auch dir und liebe Grüße smile

Verfasst: 24.01.2008, 11:51
von Elsa
Liebe Smile,

Aber gern doch, kommt von Herzen. Und ist es nun (unter anderem) ein Liebesgedicht, oder sehe nur ich das so?
Ich beziehe mich auf leonies Gedanken.

Neugierige Grüße,
ELsa

Verfasst: 26.01.2008, 12:06
von claire.delalune
Hallo smile,
da kann ich mich den begeisterten Kommentaren nur anschließen - auch wenn das wenig kreativ ist.
Aber du hast so geniale Wortschöpfungen und Formulierungen darin, auf die könnte man wirklich neidisch werden. Niko hat sie schon so gut hervorgehoben, das bestätige ich einfach.

Deine | in der ersten Strophe unterstreichen für mich hervorragend die Aussage, die ich aus diesem Teil mitnehme. Das Gefangensein, Abgeschnittensein von sich selbst. Die Striche wirken selbst wie Mauern zwischen den Worten und geben diesen eine verstärkte Intensität. Ich finde das sehr gelungen.

Diese Härte und Kälte löst du hervorragend auf in der zweiten Strophe, es beginnt zu fließen - und auch da unterstreichst du durch die äußere Form die innere Aussage.

Für mich ist dies auch eins der gelungensten Gedichte, die ich gelesen habe.
Mein Kompliment dazu!

Liebe Grüße,
Kathrin

Verfasst: 27.01.2008, 14:26
von Ylvi
:blume0028: danke Kathrin, freut mich sehr. Liebe Grüße smile