Vater

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 22.01.2008, 20:06

*

Wie sich die Herbstsonne spiegelt
in deinem Blick wie einst
der Löwenzahn als wir den Mittag
durchpflügten auf zwei Rädern
im wunderbunten Land des Sommers

Silberfäden verwebte der Wind
aus Wollgras zu tragbaren Träumen
in sicherer Hand zwischen den Zeiten
trug dieses Bild mich fort und fort
nur deine Hand Vater
will sie mir jetzt entgleiten?


*

© Monika Kafka, 2008
Zuletzt geändert von scarlett am 24.11.2010, 08:32, insgesamt 5-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 22.01.2008, 20:26

das finde ich sehr gelungen, monika!
wobei mir "vater" im titel genug wäre. vielleicht erzeugt dieses zweimalige wiederholen von "vater" eine gewisse wehmütige stimmung. ich finde, das braucht dieser text nicht. ohne gefiele es mir noch besser. das zittrige wollgras zu tragbaren träumen finde ich hier besonders ansprechend. kaum minder der durchpflügte mittag. wunderbunt gefällt mir hingegen weniger. ist mir persönlich(!!!) zu "plüschig".

nix desto trotz: sehr gern gelesen. du hast eine tolle art zu schreiben, monika, deine gedichte - selbst "schlechtere" sind immer sehr lesenswert!

lieben gruß: Niko

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 22.01.2008, 21:27

Hallo!

Wie kann es anders sein, hier kommt eine Gegenstimme:

Der Vater im Text finde ich immens wichtig und würde ihn auf gar keinen Fall dort weglassen, denn es ist die Anrede, die hier unbedingt hingehört.

Zu überlegen wäre allerdings den Titel zu ändern, um zuviel an gleichen Worten zu vermeiden.

Ich denke, hier brauche ich keine Vorschläge zu machen, denn der Tenor ist klar.

SEHR GUT!

Moshe

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.01.2008, 11:37

Lieber Niko, lieber moshe

habt vielen Dank für eure prompte Rückmeldung zu meinem Gedicht.

Ein halbes Jahr (mindestens) lag dieser Text buchstäblich brach, ich kam und kam damit nicht weiter, hatte mich total verrant (u a in einen unmöglichen Reim "Wind/Kind" ...brrr), nichts ging.
Möglicherweise war CAtys Gedicht "Schwalbengeflüster" der Auslöser dafür, ihn mir wieder vorzunehmen und mit einem Mal klappte es.

Ich habe mittlerweile die Kleinschreibung überdacht und auch das "zittrig" herausgenommen, da es ja bereits im Wollgras enthalten ist.(danke Caty, Elsa!)

Niko, das zweimalige "Vater" wird bleiben, es ist mir wichtig, es ist - wie moshe anmerkte - Dreh- und Angelpunkt, auch soll es die Gesprächssituation unterstützen, als Anrede fungieren. Damit habe ich natürlich schon das Problem, dass das Wort zusammen mit dem Titel gesehen dann insgesamt drei Mal vorkommt ... aber: wie ich das umgehen soll, weiß ich im Moment nicht.
Ich habe bereits zwei weitere Texte, die ich mit diesem zusammen (und mit noch zu schreibenden) unter "Sommerbilder" zusammenfassen will. Vielleicht ergibt sich dann damit was - erstmal wird es so stehenbleiben.

Das "wunderbunt", Niko, damit wollte ich die Welt, wie sie damals für Vater und Kind war, beschreiben: bunt und - zumindest für das Kind - voller Wunder. Ich mag dieses Wort.

Danke für das große Kompliment Niko und auch moshe, das tut gut! (macht mich aber auf der anderen Seite auch ein wenig verlegen ...)

Liebe sonnige Grüße euch beiden,
Monika

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 23.01.2008, 12:52

Liebe Monika,

ich finde es jetzt "wunderbunt"!

Die Groß- Kleinschreibung war eine gute Entscheidung.

Pure Wollgrasgrüße,
ELsa
Schreiben ist atmen

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.01.2008, 12:55

Danke, liebe Elsa, das freut mich sehr!

Ja, Wollgras habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gefunden ... was will mir das sagen? ;-)

Sonnengrüße in meine Lieblingsstadt,
Monika

Max

Beitragvon Max » 23.01.2008, 19:11

Liebe Monika,

eine schöne Erinnerung an den Vater, die mir sehr gefällt.

Das "wunderbunt" ist das einzige Wot, das für mich aus der Reihe fällt, denn es beschreibt nicht, sondern bezieht seine Krfat eher darausm dass der Leser sich irgendetwas unter "wunderbunt" vorstellt.

Wie gesagt: das ist für mich nur ein winziger Fleck auf einem sehr schönen Gedicht.

Liebe Grüße
Max

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 24.01.2008, 01:56

Wenn die beiden 'Vater' aus dem Gedicht verschwänden, fände ich es richtig gut. Mit der Überschrift ist alles gesagt, das muss man nicht im Text wiederholen.

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.01.2008, 07:46

Lieber Max, lieber Tom

merci für die Rückmeldungen. Schön, dass der Text euch anspricht.

Ich habe noch eine Version eingestellt und dabei "Vater" aus der zweiten Zeile herausgenommen.
Damit könnte ich grad noch leben, ja, es scheint mir, ein guter Kompromiss zu sein.
Mal sehen, was noch wird.

Einen guten Tag euch beiden,
scarlett

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 24.01.2008, 10:31

Hallo Scarlett,

das gefällt mir sehr, auch wenn ich mir die Zeilenumbrüche etwas ander denken würde, weil ich besonders bei "Land" klanglich ein ankommen lese und dadurch das "des Sommers" als angehängt empfinde. Vielleicht könntest du ja ein "-" Einbauen? :-)
des Sommers Silberfäden verwebte der Wind
aus Wollgras zu tragbaren Träumen

Das ist Klasse. :daumen:

sie will mir entgleiten ...

Hier bin ich mir etwas unsicher, weil mich das "will" ein wenig irritiert. Ich weiß nicht, ob es vom Wort selbst her stimmig ist, auch wenn die Aussage verstanden wird.

Für mich waren alle "Vater" wichtig, weil sie diese Ansprache, diese Nähe und dieses Rufen deutlich gemacht haben. Ich hätte wenn, höchstens einen anderen Titel versucht.

liebe Grüße smile

Perry

Beitragvon Perry » 24.01.2008, 19:27

Hallo Scarlett,
ein Thema das mich ebenfalls sehr berührt.
Da bereits die meisten Punkte angesprochen wurden, vielleicht eine Variation zum Schluss, die nicht so stark ausformuliert:

"... trug dieses Bild mich
fort und fort - deine Hand"
LG
Manfred
"auf zwei Rädern?" als Anzahl gedacht oder als Umschreibung von Zweirad. "Auf Rädern" wäre hier für mich ausreichend und eindeutig.

scarlett

Beitragvon scarlett » 28.01.2008, 11:37

Liebe smile,

ich hätte ja schon gern das zweimalige "Vater" drin, allein es will mir kein anderer Titel einfallen. Und dreimal Vater ist definitiv zu viel.
Was deinen Vorschlag "-" anbelangt, du hast einerseits recht damit, andrerseits liest sich dann die Zeile nicht mehr doppelt: Land des Sommers und des Sommers Silberfäden, und das gerade finde ich eigentlich ganz schön.
Danke dir fürs Lesen und deine Gedanken dazu.

Hallo Manfred,

mit den "auf zwei Rädern" ist von mir zumindest ein Motorrad intendiert und keine Fahrräder. Für mich (allein) ist das wichtig, weil ich mit meinem Vater von klein an Motorrad gefahren bin, über Stock und Stein, durch Feld und Wald ... (ja, weiß schon, das macht man heutzutage nicht mehr, heut fährt man brav auf Straßen ;-) )

Meintest du, ich solle mit dem "deine Hand" enden??? Das wäre mir irgendwie zu abgehackt, Perry, erscheint mir als "unfertig" - oder hast du was anderes gedacht?

Merci dir auf jeden Fall auch fürs Lesen und die Rückmeldung.

Das Gedicht gilt jetzt in der oben eingestellten Version.

LG in euren Tag, der bei euch hoffentlich genauso sonnig ist wie bei mir.
scarlett

Perry

Beitragvon Perry » 28.01.2008, 16:26

Hallo Scarlett,
"... trug dieses Bild mich fort
und fort deine Hand"

ich hatte es als "offenes" Ende gedacht, denn das eine fort würde sich auf das LyrIch und das andere auf Vaters Hand beziehen.
Aber das ist natürlich eine Stilsache.
Die letzte Fassung liest sich ansonsten sehr schön.
LG
Manfred


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