januar

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
pandora

Beitragvon pandora » 07.01.2008, 09:29

gone
Zuletzt geändert von pandora am 15.03.2008, 14:40, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.01.2008, 10:48

Hallo pandora,

dein Gedicht spricht mich sehr an. Es singt zu mir, trägt es doch eine feine, zarte Melodie in sich, die durch die Wiederholungen des ersten Satzes und das "mit leisblauen ..." erzeugt wird. Sehr schöne Wortschöpfungen hast du gefunden, wie: leisblau, feuerfell, flederaugen. Eines gelingt dir immer wieder ganz großartig: dieses Mystische, Geheimnisvolle, das in deinen Zeilen verborgen liegt.
Sehr gern gelesen.
Saludos
Mucki

Caty

Beitragvon Caty » 07.01.2008, 17:35

Liebe Pandora, auch mich begeistert dein Gedicht. Schöne Eigenschöpfungen. Als sehr gelungen empfinde ich auch die Wiederholung der ersten beiden Verszeilen. Ich frage mich aber, wer mit dem "sie" gemeint ist, bin nicht dahintergekommen: nämlich der Winter, der Januar - die Kälte? Würde naheliegen bei "rauh reif". (Neuerdings "rauh" ohne h). Vielleicht solltest du den Titel ändern? Ein bisschen Bedenken habe ich bei der Bildung "Fischkrebslein". Ich denke, entweder Fisch oder Krebs. Ja, und der Diminutiv - weiß nicht. Aber das tut dem schönen, tiefempfundenen Gedicht keinen Abbruch. Deine poetische Sprache gefällt mir wirklich sehr. Caty

Max

Beitragvon Max » 07.01.2008, 21:23

Liebe Peh,

Du erzeugst hier eine ganz eigene Stimmung ... ein Flüstern des Winters rau und reif (ja, bei der Rechtschreibung dachte spontan dasselbe wie Caty).

Mir ist gerade das Kreative dieses Textes viel wert, denn sie schafft die Farbe und den Ton des Gedichts. Die Flusskrebslein würden mich vielleicht in jedem realistischen Text stören, hier aber fügen sie sich für mich klanglich ein.

Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße
Max

Sam

Beitragvon Sam » 08.01.2008, 18:55

Der Januar ist ein ernster Monat. Ich weiß nicht, wie es anderen ergeht, aber ich assoziiere mit jedem Monat eine bestimmte Farbe und ein bestimmtes Gefühl. Mein Januar ist erdbraun und ernst. Obwohl er der erste Monat des Jahres ist, kommt er mir immer vor, als sei er der Älteste unter den Zwölfen.
Wie Caty frage ich mich, wer denn „sie“ ist. Da ich es aber nicht weiß, halte ich mich an den Titel und schaue ob das Leisblaue dieses Gedichtes in meinen dunklen und ernsten Januar hineinsickern kann. Das gelingt zunächst über das rau – reif. Ein schönes Wortspiel. Jemand kann rau sein und reif - älter, vielleicht schon weißhaarig, wie Raureif auf dem Kopf – ernsthaft eben. Eine ältere Person also? Vielleicht aber auch die Kälte. Die ist ja ebenfalls schon so alt wie die Welt.

Nächster Schritt. Leisblau ist in dem Gedicht nicht etwas Sicht- sonder etwas Hörbares: Ein Ton, ein Singsang, ein Lied und Worte. Diese lassen dann eine Winterlandschaft entstehen, die sich durch wunderbar poetische Wortschöpfungen belebt. Lebmale z.B. Oder Libellenzungen und Knabenleiber, beides für mich Sinnbilder für Insektenlarven. Dem beutesuchenden (Flederaugen!!!) Marder auf dem Dach, Kleingetier im kalten, aber nicht zugefrorenen Bach. So schön kann keine wirkliche, sondern nur eine erdichtete Landschaft sein. Oder eine erinnerte. Vielleicht sogar ein erinnertes Leben, dass man mit leisblauen Tönen sich singend und redend alt und neu erschafft. Um ein weiteres Jahr zu gehen. Je älter man wird, desto mehr Dinge wiederholen sich. Der Anfang aller Wiederholung oder auch Wiederherholung ist der Januar. Vielleicht wirkt er deswegen so alt und reif.

Möglicherweise ändert sich meine farbliche Assoziation, was den ersten Monat des Jahres angeht. Ernst wird er bleiben, auch alt. Aber gut vorstellbar, dass mein Januar fortan leisblau ist.


Liebe Pan,

ein wunderbares Gedicht. Verzeih, wenn ich hier mal schlegelmäßig meinen Gedanken einfach freien Lauf gelassen habe.

Liebe Grüße

Sam

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.01.2008, 19:31

Hi Sam,

nur mal so einwerf: ich finde deine Gedanken, was die Monate und die Farben, die du mit ihnen assoziierst sehr spannend! Und jetzt sitze ich hier und überlege, welche Farbe der Januar für mich hat und komme zu dem Ergebnis: blau! ,-)
Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 08.01.2008, 19:49

Liebe pan,

die "Eisfrau" ist unterwegs im Januar, ich lese das Gedicht wie ein Märchen voller Symbolik und Poesie. Vielleicht ist es ein Märchenwesen, vielleicht auch eine alte weise Frau, die in der Natur unterwegs ist, was spielt das für eine Rolle.

Ich mag deinen Text, er hat einen eigenwilligen Zauber und passt so recht zum Januar für mich, der für mich die Farbe des Eises hat, ein hartes eis- bis schieferblau, eben sehr kalt und kühl.

Dein Text ist geheimnisvoll und strahlt dennoch eine fast anheimelnde Atmospäre aus.
Es ist der seltene Fall, dass ich die Wiederholungen ganz genau richtig finde.

Liebe Grüße
Gerda


PS ...du hast mich indirekt angeragt meinen stadtspaziergang, der so ganz anders ist, (aber im Jan. 04 entstanden) mal hervorzuholen.

pandora

Beitragvon pandora » 08.01.2008, 21:44

liebe alle,

danke fürs lesen und eure kommentare.

@caty: es ist ganz eigenartig. ich ertappe mich dabei, dass ich zu bestimmten zeiten ganz ähnliche gedichte schreibe, was sicher mit meiner eigenen (januar)befindlichkeit zusammenhängt. ich werde gleich noch etwas dazu schreiben in meiner entgegnung an sam. vor drei jahren schrieb ich um diese zeit "die eisfrau" und ich denke, mehr oder weniger unbewusst ist sie es, die wieder durch meine gedanken geisterte und nun erneut im gedicht gestalt annimmt.
oder denk dir ein individuum, das mit seiner eigenen fantasie aus der wintererstarrung herausfindet.

ich weiß natürlich, dass man "rauh" jetzt "rau" schreibt. normalerweise macht mir die rechtschreibreform keine probleme, aber in diesem fall schon. die neuschreibung verursacht mir richtiges unbehagen.

@ sam: du hast einen sehr einfühlsamen kommentar geschrieben, für den ich dir sehr danke. ich habe soeben caty erklärt, dass ich in den januaren zunehmend als dieselbe anzukommen scheine. nach den feiertagen und ein bisschen besinnung habe ich wieder einen blick für die schönheit der natur, mein kopf ist "frei" und ich verspüre lust, mit worten zu spielen. in einer eigenen sprache zu kommunizieren. (mir ist dabei bewusst, dass diese "sprache" nicht alle verstehen.)

@gerda: für dich steht was im "sadtspaziergang". :auge0023:

lg
pan

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 09.01.2008, 09:21

Liebe Pan,

es ist schon alles gesagt zu dem Gedicht, daher bleibt mir nur ein "Wunderbar" für das Fließen
deiner Worte!

Lieben Gruß
ELsa
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