Hallo Anton!
Sabine hat nicht Unrecht

. Sie schrieb übrigens auch nicht „unbekannte“ Dichterin… Aber egal.
Vielleicht können wir einmal die Vorlage ins Gedächtnis rufen:
Mein blaues Klavier
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.
Es spielten Sternenhände vier
Die Mondfrau sang im Boote
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatur
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
Ich aß vom bitteren Brote
Mir lebend schon die Himmelstür
Auch wider dem Verbote.
Else Lasker - Schüler
- Ich finde das hier oben ziemlich genial und bitter. Bitter, weil es dieselbe verträumte liebevolle Bildersprache wie in allen von Else-Lasker Schülers Gedichten ist, das Thema aber ihr Leben als Jüdin in Deutschland und die damit verbundenen Schikanen behandelt. Ich habe keine Interpretation gelesen, aber ich denke mir, dass es sich unter Anderem auch darum dreht.
In jedem Fall spürt man ihre innere Zerrissenheit, Einsamkeit und Verzweiflung, die mich sehr berührt-
Nun frage ich mich bei Deinem Gedicht:
Wieso nimmt man ein derartiges Werk als Vorlage und formt (im Vergleich gesehen!!!) stümperhaft ein paar Worte um, die am Ende nur schwerlich einen inneren Zusammenhang bilden?
Zum Beispiel das hier:
Es steht im Dunkel der Rumpelkiste
seit ich ›Polyplastik‹ sage.Was soll das denn

?
Da ich keinen Zusammenhang erkenne, kann ich auch nicht darüber lachen. Ich verstehe auch nicht wieso man über die simple Umformung eines Gedichtes der Verzweiflung lachen soll. Dafür ist es einfach nicht schwarzhumorig genug, es hat für mich keine klare Idee außer eben dieses „grüne Kamel“, dass mir auch gefällt, aber nicht so.
Dein Gedicht hätte mir gefallen, wenn Du Deine Ideen in eine andere Form gegossen hättest.
So merkt man sofort, dass es sich um eine „Umdichtung“ handelt. Das war auch Deine Absicht, aber ich verstehe nicht weshalb.
Geht es um ein Veralbern? Man kommt nämlich leicht auf den Gedanken. Deshalb wird meistens „umgedichtet“, denke ich. Dann ist es aber grottenschlecht.
Ich verstehe einfach nicht wieso Du diese Form gewählt hast, die noch erkennbar macht, was Deine Inspirationsquelle war.
Die letzte Strophe ist vom Gehalt her nämlich ganz schön. Ich finde die einzelnen Verse auch ganz niedlich, aber man muss es – wenn Du es so schreibst – immer im Vergleich sehen und dieser Vergleich bringt das Gedicht wirklich um

…
Ich würde mir die Form also noch mal durch den Kopf gehen lassen.
Dann könnte es mir gefallen, wenn es wirklich etwas eigenes, neues wird und die schönen Bilder vielleicht einen größeren Sinnzusammenhang bekämen. Vergleich einmal Deine Bilder mit Lasker- Schülers. Ihre Bilder beziehen sich aufeinander, obwohl die Worte aus so unterschiedlichen Feldern kommen wie Dein Plastik und die Rumpekiste- Bei ihr entfacht es aber neue geistige Welten, bei Dir entfacht es ein „Hä?“
So ist es eine schlechte Umwandlung. Pardon!
Denn eigentlich mag ich bunte Tiere. Es tut mir eigentlich Leid.
Schönen Montag!
Ein höchst empfindlicher Lasker-Schüler-Fan
