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Spätherbst
Verfasst: 15.11.2007, 07:56
von Caty
Spätherbst
Sehnsucht nach südfliegenden
Kranichen Sonne und Wärme
lichtspielenden Buchenwäldern.
Windbenommene Gesichter in der Stadt
Die kahle Platanenallee. Straßencafés
Räumen Tische und Stühle ins Haus
Autos scheuen an der Ampel
Das letzte Laub wird gefegt. Überm Stadtpark
Kreischt ein verrückter Krähenpulk.
Erdbeben unter deinen Raureifküssen.
Verfasst: 23.11.2007, 22:41
von moshe.c
Liebe Caty!
Nun nach dem ungezählten Male: Es ist ein Entwurf, oder?
Moshe
Verfasst: 24.11.2007, 10:16
von Caty
Nicht als Entwurf gedacht. Caty
Verfasst: 24.11.2007, 11:38
von Elsa
Hallo Caty,
für mich ist das kein Entwurf sondern ein fertiges Gedicht, dass "aufräumt" vor dem nahenden Winter.
Mir gefällt es ohne Einwände, die Bilder sind kräftig, der Text bedient alle Repräsentationssysteme der menschlichen Wahrnehmung.
Gern gelesen (sehr gern!)
ELsa
Verfasst: 24.11.2007, 11:54
von Caty
Danke, Elsa, deine Anerkennung freut mich (sehr)! Dass Moshe auf Entwurf kommt, mag wohl daran liegen, dass ich mich jedes "Dichtens" enthalte. Je schlichter, um so besser. Caty
Verfasst: 24.11.2007, 12:01
von Elsa
Liebe Cathy,
Ich weiß, schlichter = besser.
Ich bin da nicht so ... mir gehen oft die Pferde durch. Dir selten

LG
ELsa
Verfasst: 24.11.2007, 12:22
von Caty
Ooch, mir auch. Manchmal muss mich mein Alterchen daran erinnern, dass ich schon meine 66 auf dem Buckel habe und nicht mehr wie ein junges Hottehühpferdchen sollte ... Aber mit 66 fängt ja das Leben erst an, heidewitzka. Was aber Gedichte angeht, so denk ich: Jeder auf seine Art. Du weisst, dass mir deine Texte sehr gut gefallen. Es gibt ja zum Glück auch unterschiedliche Leser, einer mag Rot-, der andere Weißwein, nicht? Stell dir mal vor: Alle schreiben so trocken wie Caty. Horror! Dann würde ich aus Daffke schon blumiger schreiben, meine Gedichte mit allerlei Rosen, Nelken und Vergissmeinnicht aufhübschen, sie hübsch dekorieren wie ein Weihnachtsschaufenster. gg* Caty
Verfasst: 24.11.2007, 15:08
von Gast
Liebe Caty,
ich kann moshes Frage in etwa verstehen.
Es gibt da eine Stelle in deinem Gedicht, da stutze ich auch und denke - hm, was meint Caty da. (Staßencafés die räumen, ist m. M. nach schlicht schlechtes Deutsch).
Zunächst möchte ich aber sagen, dass mir der Grundton deines Textes wieder gut gefällt, auch und besonders das "scheuende Auto". Das ist Klasse.
Die südfliegenden Kraniche hingegen sind schon oft im Gedichten bemüht worden.
Auch gibt es es kein azurenes Licht gibt sondern nur azurnes.
Dass allerdings die Staßencafés die Tische und Stühle reinräumen liegt mir quer.
Möglich, dass du mit Umgangssprache argumentierst, was mir in diesem Fall allerdings nicht passen will.
Ein Café kann nun mal nicht räumen (beim "scheuenden Auto" sehe ich das anders, weil man ein Auto bewegen kann - auch misst man die Geschwindigkeit in Pferdestärken, darum lässt sich naheliegend dem Auto auch eine Pferdeeigenschaft andichten.
Liebe Grüße
Gerda
(Kein Titel)
Verfasst: 24.11.2007, 15:23
von Caty
Liebe Gerda, zuerst mal herzlichen Dank für deinen Kommentar.
Ich geh mal nacheinander alles durch. Straßencafés räumen - du glaubst, Straßencafés könnten ihr Mobiliar nicht einräumen. Das ist insoweit richtig, als das Café selbst das tatsächlich nicht kann. Ich verweise aber auf den Duden, dort wird das Beispiel benutzt: "Die ganze Klasse lachte." Natürlich kann auch eine Klasse nicht lachen. Das Deutsche bietet diese Möglichkeit, eine Tätigkeit nicht nur auf den Ort, sondern auch die darin befindlichen Menschen zu übertragen. Wobei der Kontext natürlich immer eine Rolle spielt.
Ich habe noch nirgends "südfliegende Kraniche" gelesen, das ist eine höchsteigene Eigenschöpfung, erwachsen aus "nach Süden" fliegenden Kranichen, erschien mir aber zu umständlich, also habe ich dieses Wort südfliegend "erfunden". Ich würde es auch gern stehenlassen.
Herzlichen Dank für den Hinweis zu "azurn". Wird gleich verbessert. Aber da ist noch mehr. Azurn heißt himmelblau. Das geht natürlich nicht: himmelblauer Himmel. Muss mir was einfallen.
Vielen Dank nochmal für den freundlichen Kommentar.
Herzlich Caty
Verfasst: 24.11.2007, 16:36
von moshe.c
Liebe Caty!
Mich hat es hier insbesonders verwirrt, weil du zu deinem Gedicht 'Gemütlich' eine andere Selbstdarstellung gabst, als der Text, wie er hier in der Ursprungsversion erschien.
So fände ich es nun auch sehr gut, wenn du Veränderungen so vornimmst, daß sie für den Leser, und ggf. Kommentator, auch erkennbar sind.
Warum es unter Liebeslyrik steht, erschließt sich mir weiterhin nicht. Natürlich kann man in alles Mögliche verliebt sein, aber das ist wohl nicht der Sinn dieser Rubrik.
So long
Moshe
Verfasst: 24.11.2007, 17:24
von Nicole
Liebe Cathy,
moshe c. hat mich jetzt gerade auf eine Idee gebracht....Du stellst unter Liebeslyrik ein. O.k., vielleicht liege ich jetzt auch völlig falsch, aber eigentlich ist nur so der Zusammenhang zu den Raureifküssen zu erklären.
Du startest mit der Sehnsucht nach dem Sommer.
Die Herbstbilder sind eindeutig. Laub fällt, wird weggefegt, der Wind bläßt...
Also...Herbst des Lebens? Trotz Herbst noch Erdbeben unter den Küssen des LyrDu (das, wenn meine Interpretation stimmt, auch in seinem Herbst ist) Der Gedanke gefällt mir...Allerdings habe ich dann ein Verständnisproblem mit der anfänglichen Sehnsucht nach dem Sommer. Wie kriege ich das in Zusammenhang? Machst Du mich schlau?
Gruß, Nicole
Verfasst: 24.11.2007, 18:12
von Gast
Liebe Caty,
Caty hat geschrieben:Ich verweise aber auf den Duden, dort wird das Beispiel benutzt: "Die ganze Klasse lachte." Natürlich kann auch eine Klasse nicht lachen. Das Deutsche bietet diese Möglichkeit, eine Tätigkeit nicht nur auf den Ort, sondern auch die darin befindlichen Menschen zu übertragen. Wobei der Kontext natürlich immer eine Rolle spielt.
Richtig mit "Klasse" werden auch
die Schüler einer
Schulklasse bezeichnet.
Also stimmt es hier genau.
Ich hätte auch kein Problem mit der Formulierung:
Das ganze Straßencafé lacht oder stand Kopf, das wäre ebenso eindeutig, wie bei der Klasse, weil damit die Menschen gemeint wären, die sich im Café aufhalten.
Dieses ist aber im Zusammenhang mit dem Stühle- und Tischeräumen unklar. Ma weiß doch nicht wer räumt. Sind es die Gäste? Ist es das Personal?
Mir ist nicht klar - wie ich das bei "Straßencafé" übertragen kann

... aber vielleicht sehe ich das zu eng und man unterstellt schlicht, dass man mit
Straßencafé auch die Menschen meint, die in selbigem arbeiten und dann das Sommermobiliar zum Überwintern einräumen.
Ganz so einfach scheint mir das nicht zu sein.
Liebe Grüße
Gerda
Verfasst: 25.11.2007, 08:28
von Caty
Gerda, du kennst doch bestimmt z. B. auch den Satz: Die Lebensmittelläden öffnen um 8.00 Uhr.
Hier öffnen nicht die Läden, sondern die Verkäuferinnen. Die deutsche Sprache lässt das nun mal zu, auch wenn es logisch nicht korrekt erscheint. Aber das ist nun wirklich nichts Neues durch die Rechtschreibreform. Anders kann ich dir das nicht erklären, so punktgenauer ich es gern täte.
Caty
Verfasst: 25.11.2007, 09:12
von Gast
Liebe Caty,
dankeschön, das mit dem "Lebensmittelladen" hilft mir besser auf die Sprünge.
Ähm ... "Rechtschreibreform" hatte ich aber nirgends geschrieben, ist wohl ein kleiner Scherz.
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Schönen Sonntag
Gerda