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Frieden
Verfasst: 13.11.2007, 07:15
von Caty
Frieden
Es war dass die Vögel verstummten.
Menschen ruhten in den Häusern
Laub flog im Rinnstein
Autos standen am Straßenrand.
Die Nacht war kalt wie niemals
Unsere Krähen weinten auf Dächern.
Ein Stern versank am Horizont.
Ich dachte, er sei vom Krieg.
Verfasst: 12.12.2007, 11:00
von Niko
hallo caty!
grundsätzlich gefällt mir dieses gedicht. ein bischen mühe macht mir gleich die erste zeile "es war dass die vögel verstummten" - find ich etwas ungelenk formuliert. warum nicht schlicht "die vögel verstummten"?oder vielleicht "es geschah dass die vögel verstummten"?
zu dem ansonsten so - wie sagt man? - unprätentiös(?) daherkommenden text passt das dramatische und überstrapazierte bild der krähen nicht. und das die krähen nun auch noch weinen finde ich dann doch ziemlich dick aufgetragen. - aber das ist nur meine subjektive empfindung und kann ja auch sich mit keiner anderen meinung decken. der schluss hingegen gefällt mir wiederum sehr.
lieben gruß: Niko
Frieden
Verfasst: 12.12.2007, 13:03
von Caty
Danke, Niko, für den freundlichen Kommentar. Es geschieht ja nie, dass mehr als einer dieselbe Meinung hat. Caty
Verfasst: 13.12.2007, 00:01
von Thomas Milser
Hi Cati,
wieso klingt das in meinen Ohren so nach Worthülsen?
Es wirkt erfunden, nicht erlebt.
Unprätentiös finde ich das im Gegensatz zu Niko gar nicht. Es bläht. Und holpert sprachlich arg. Laub flog im Rinnstein. Rein. Rum. Raus.
Sorry,
Tom.
Frieden
Verfasst: 13.12.2007, 09:29
von Caty
Vielen Dank Thomas für den wenn auch ablehnenden Kommentar. Tja, Thomas, Gedichte sind nun mal keine Empfindungen. Caty
Verfasst: 13.12.2007, 11:14
von Thomas Milser
Sondern?
Frieden
Verfasst: 19.12.2007, 08:47
von Caty
Na was wohl, Thomas? Ganz einfach: Gedichte, die aus Wörtern und Worten bestehen, nicht aus Gefühlen. Caty
Verfasst: 19.12.2007, 11:19
von Niko
Gedichte, die aus Wörtern und Worten bestehen, nicht aus Gefühlen.
...das wird jetzt wieder etwas grundsätzliches, fürchte ich. ein thema, wozu das blaue café wahrscheinlich zu klein ist. aber höchst interessant!
lieben gruß: Niko
Verfasst: 19.12.2007, 12:06
von Thomas Milser
Hätte ja sein können, dass den 'Wörtern und Worten' 'Empfundenes und Empfindung' vorausgegangen sind. Wenn nicht, könnte man auch 'Scrabble' dazu sagen ...
Keine Sorge Niko: An Grundsatzdiskussionen bin ich nicht sonderlich interessiert, solange die nicht jeder erstmal für sich selbst geführt hat :o)
Schon wieder weg,
Tom.
Frieden
Verfasst: 19.12.2007, 13:54
von Caty
Selbstverständlich, Thomas, geht dem Schreiben etwas voraus: Anschauung, Empfindung, mitunter sogar Schlussfolgerungen.
Um aber zum Beispiel Traurigkeit darzustellen, muss man als Schreiber nicht traurig sein, ja ganz im Gegenteil, man kann sogar lachen, um so trauriger ist dieses Lachen dann. Traurigkeit, Empfindsamkeit hin oder her - eines darf ein Gedicht niemals sein: sentimental oder larmoyant oder unverständlich. Davon habe ich hier schon Beispiele gelesen, ohne Namen zu nennen, meiner Ansicht nach ein völlig verkorkstes Verständnis von Lyrik. Caty
Verfasst: 19.12.2007, 17:49
von Ylvi
Hallo Caty,
eines darf ein Gedicht niemals sein: sentimental oder larmoyant oder unverständlich. Davon habe ich hier schon Beispiele gelesen, ohne Namen zu nennen, meiner Ansicht nach ein völlig verkorkstes Verständnis von Lyrik.
Und woher hast du diese Erkenntnis, was ein Gedicht darf und was nicht? Unverständlichkeit sehe ich persönlich meist als Problem des Lesers und nicht des Autors an. Bevor ich also einem Autor ein verkorkstes Verständnis von Lyrik unterstelle, unterstelle ich mir selbst, dass ich nicht genug Wissen, Erfahrung, Einsicht oder einfach eine andere Vorstellung von Dingen habe, die es mir nicht ermöglicht den Autor zu verstehen. Es liegt also an mir, ob ich daran etwas ändern möchte.
liebe Grüße smile
Verfasst: 19.12.2007, 18:19
von Klara
Hallo Caty,
dein Gedicht verstehe ich nicht.
Liegt es daran, dass ich zu dumm bin, oder ist das Gedicht zu schlau?
Grüße
Klara
Frieden
Verfasst: 19.12.2007, 20:15
von Caty
Provokationen klären nichts, Klara. Aber ich möchte auf Smile eingehen:
Du fragst, wie ich darauf komme, was ein Gedicht nicht sein darf, nämlich sentimental, larmoyant oder unverständlich. Eine ganz einfache praktische Erfahrung: Sentimentalität und Larmoyanz machen einen Text belanglos, er interessiert den geübten Leser nicht, Unverständlichkeit aber verfehlt die Aussagewirkung beim Leser. Was die Verständlichkeit angeht, so gibt es eine Wechselwirkung zwischen Schreiber und Leser. Hat der Schreiber Glück und trifft auf Voraussetzungen, die er selbst auch besitzt, so gibt es eine Übereinstimmung. Wie bekannt, ist das völlige Verständnis eines Gedichtes ja immer ein Gemeinschaftswerk von Schreiber und Autor, die ganz selbstverständlich oft unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. In der Frage, was dem Leser zumutbar ist, scheiden sich die Geister. Du wirst mir recht geben, wenn ich die Gedichte Bobrowskis nenne. Bei aller Kunstfertigkeit bleibt er doch immer verständlich, man weiß, wovon er redet. Seine Metaphern und Bilder unterstützen seine Aussagen und sind niemals Selbstläufer.
Caty
Verfasst: 20.12.2007, 02:23
von Klara
Provokationen klären nichts, Klara.
???
welche Provokationen?