Seite 1 von 2
Schwere Ernte
Verfasst: 26.10.2007, 07:56
von Perry
Schwere Ernte
Irgendwann spürst du
die Wortschnitte
der Sichel nicht mehr
Schweigen legt sich
auf das Stoppelfeld
und doch keimt
darunter neue Hoffnung
Lass sie uns hegen
denn wir brauchen die Frucht
auch wenn die Blüte weint
1. Fassung:
Schwere Ernte
Irgendwann bist du taub
spürst die Schnitte der Wortklingen
nicht mehr
Nach der Dunkelheit
keimt das Samenkorn neu
drängt wieder ans Licht
Lass es uns hegen
wir brauchen seine Frucht
doch berühre nie mehr seine Blüte
Verfasst: 26.10.2007, 08:12
von Maija
Hallo Perry,
Das Ernten ist immer eine schwierige Angelegenheit. Hinter deinen Worten spüre ich viel Denkkraft und Erfahrung.
Leider kann ich aber mit der letzten Zeile nicht viel anfangen. Verbote mag ich nicht so!
Gruß, Maija
Verfasst: 26.10.2007, 11:22
von Perry
Hallo Maija,
danke für deine Einschätzung. Was du als Verbot liest, ist die "Notbremse" in einer zerrütteten Beziehung, wenigstens die äußere Form des Zusammenlebens zu bewahren.
LG
Manfred
Verfasst: 26.10.2007, 11:50
von Gast
Lieber Manfred,
du schreibst im Kommentar an Maija davon, dass der Text von einer zerrüttenten Beziehung handelt.
Es fällt mir schwer aus deinem Text, hier insbesondere dem ersten Vers (strophe) noch eine "Beziehung" herauszulesen.
M. M. geht die Wahl der Bilder in Richtung "Schnitt" oder "Bruch" und nicht in Richtung "Kitten" oder "Heilen".
Ich habe herausgelesen, dass hier etwas kaputt gegangen ist, irreparabel und darum auch die positiv konnotierte Aufforderung am Ende überhaupt nicht verstanden.
Die Blüte passt zwar als das Pflänzchen "Liebe" was es zu hegen und zu Pflegen gilt,
entbehrt jedoch der Verankerung im Substantiellen.
Du hast ein Bild gewählt, welches dir zu passen scheint und nicht darauf geachtet, dass die bildlogische Ebene gefestigt ist.
Liebe Grüße
Gerda
Verfasst: 26.10.2007, 11:56
von Perry
Hallo Gerda,
es freut mich, dass du zurzeit meine Texte so kritisch beäugst.
Ich möchte den Text aber jetzt noch nicht weiter auflösen, vielleicht finden sich ja noch andere Einschätzungen dazu.
LG
Manfred
Verfasst: 26.10.2007, 12:08
von Gast
Liebe Manfred,
ich habe Zeit dafür, schreibe dann halt mal schwerpunktmäßig bei ein paar Autoren und nicht so querbeet
.gif)
Das ändert sich bald auch wieder, wenn ich nicht so viel zeit merh haben werde.
Ja klar, ist es wichtig die Einschätzungen anderer Saloner abzuwarten.
Ich denke ja auch nur, dass du das erste Bild evtl. überdenken könntest ...
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Gerda
Verfasst: 26.10.2007, 18:26
von Maija
einer zerrütteten Beziehung
Ja, so sehe ich das auch. Alle Bilder fügen sich harmonisch zu einem Ganzen, nur der letzte Satz halt eben nicht.
Vielleicht findest du dazu noch ein anderes Bild. Aber vielleicht sehen dies andere Autoren anders und ich irre mich.

Verfasst: 26.10.2007, 19:05
von Mucki
Hallo Manfred,
für mich ist der Bruch im letzten Satz zu stark. So stark, dass man hieraus m.E. nicht mehr das Erhalten der Beziehung herauslesen kann (auch wenn es nur das äußere Aufrechterhalten sein soll), sondern im Gegenteil, es als Widerspruch zum Wunsch des Hegens liest. Gerade das Wort "Blüte" ist viel zu positiv besetzt und damit die Verweigerung des LI sehr heftig. Hier täte eine Abmilderung gut.
Saludos
Mucki
Verfasst: 27.10.2007, 10:50
von Maija
Lass es uns hegen
wir brauchen seine Frucht
doch berühre nie mehr seine Blüte
Die Blüte als Endgedanke zu wählen, ist schon m.M.n. konsequent. Die letzte Zeile zeigt aber eine einseitige Belehrung! (Ego überdenken) Letzte Zeile mit einem gemeinsamen Punkt (Blüte) beenden.
Beispiel: bewahren[ehren] die Blüte im Licht - leider habe ich zur Zeit keine Muse zum dichten
Gruß, Maija
Verfasst: 27.10.2007, 15:29
von Perry
Kommentar verschoben nach "November IV"
Verfasst: 27.10.2007, 17:19
von Mucki
Hallo Manfred,
du hast dich im Faden vertan. Dein Kommentar bezieht sich auf November IV, hm?
Saludos
Mucki
Re: Schwere Ernte
Verfasst: 27.10.2007, 18:51
von noel
ich habe probleme mit der verschiedenheit
der bilder die du darlegst
wenn ich mich einfühle
in wort-- klingen
in schnitt -- schmerz
dann ist die auflösung,
wie ein riss
denn plötzlich ist es nicht klinge & schnitt
sondern licht & dunkel????
hernach bleibst du beim samen
der frucht werden soll
aber ich verstehe nicht
BESSER
ich kann nicht nachempfinden
was
doch berühre nie mehr seine Blüte
bedeuten soll
du wirfst mich aus bildimpressionen
& dann bereitest du ein ende
an dem ich mit offenem munde
steh
staune
Verfasst: 28.10.2007, 11:10
von Perry
Hallo Mucki,
danke für den Hinweis, ich habe den Komm zu "November IV" verschoben (wo habe ich bloß meine Gedanken).
Die Blüte steht hier für das Innerste (Seele, Intimstes etc.). Das LyrIch kann dem LyrDu diese Verletzung zwar verzeihen, ihm aber nie mehr ganz vertrauen (Es ist schwer zu erklären, weil das natürlich sehr subjektive Gefühle sind).
LG
Manfred
Hallo Maija,
es soll keine Belehrung, sondern eine Bedingung sein.
LG
Manfred
Hallo Noel,
die Bildebene ist das Säen und Ernten.
Im ersten Vers wird eine schlimme Ernte (Schnitte der Wortklingen) beschrieben. Darauf folgt eine Zeit der Dunkelheit (Winter, Schweigen). Doch mit der Helligkeit (Frühjahr) reift der Wunsch noch einmal auf dem gemeinsam geschaffenen Feld auszusäen, allerdings mit der Bedingung, die Blüte nie mehr zu berühren. Denn ohne die Frucht ihrer Beziehung (Familie) können sie nicht leben.
Soweit meine Intention, ich werde aber natürlich über deine und die Hinweise der anderen gerne noch einmal genau nachdenken.
LG
Manfred
Verfasst: 28.10.2007, 11:27
von Maija
es soll keine Belehrung, sondern eine Bedingung sein.
Dann würde mein Beispiel besser zum Gesamtbild sich einfügen, denke ich.

Gruß, Maija