November IV

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 22.10.2007, 08:21

November IV


Wer saß auf der Parkbank
schwor sich zuviel
Waren wir das
Junge Eichhörnchen

Verwittert von Versprechen
steht sie noch unter Buchen
wissend um die Vorräte
zwischen deren Wurzeln


1. Fassung:

November IV


Wer saß auf der Parkbank
schwor sich zuviel
Waren wir das
junge Eichhörnchen

Verwittert von Versprechen
steht sie unter Buchen
wissend um die Vorräte
zwischen deren Wurzeln
Zuletzt geändert von Perry am 29.10.2007, 14:53, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.10.2007, 17:12

Hallo Manfred,

schon mehrfach hab ich dein Gedicht gelesen und rätsele, wen du mit "sie" in der 2. Strophe meinst. Ich glaube: es ist die Liebe.
Dann fragte ich mich, warum die Buche?
Die Buche verkörpert Kraft und Wachstum, Vernetzung und Verwurzelung, sie ist ein Paradebeispiel für das Funktionieren natürlicher Kreisläufe und sie hat hartes und schweres Holz mit hoher Biegefestigkeit. In Kontakt mit der Witterung ist es wenig dauerhaft.
Hier fallen mir die Stichworte: Kreisläufe, Witterung und die Verkörperung der Verwurzelung auf.
Das würde also m.E. heißen:
Du schreibst auch hier - in deinem "November-Zyklus" vom "Herbst der Liebe". Strophe eins erschließt sich mir dann ganz klar. Es ist ein Blick zurück. In Strophe 2 ist es die Liebe, die verwittert von (vielen, leeren) Versprechen.

"steht sie unter Buchen"
vielleicht wäre hier ein anderes Wort anstelle des "steht" geeigneter? Evtl. "verharrt"?
Mit den "Vorräten" meinst du dann die Bucheckern, symbolisch, sprich, die Liebe erlischt nicht, es bleibt immer etwas übrig, auf dass sich wieder etwas Neues aufbaut (was auch die "Wurzeln" erklären würde).
"zwischen deren Wurzeln"
Hier würde ich dann schreiben:
"zwischen ihren Wurzeln"
Dies meine Gedanken zu deinem Gedicht,-)
Saludos
Mucki

Maija

Beitragvon Maija » 26.10.2007, 18:37

Mucki ich tippe auch auf Liebe. ;-) Leider bin ich nicht so ein großer Fan von Liebesgedichten und diese Zeilen sprechen eine einfache Sprache, was nicht abwertend bedeuten soll, aber halt nicht wirklich mein Geschmack sind.

Gruß, Maija

Maija

Beitragvon Maija » 27.10.2007, 22:10

Hallo Maija,
schade, dass du nicht hinter das Bild der herbstlichen Parkbank schauen konntest.


Das diese Zeilen eine Beziehung darstellt, war mir bewusst. Ich nahm an, das diese junge Beziehung(s. Eichhörnchen) eine Rückbesinnung war. Eine Betrachtung also von der Gegenwart in die Vergangenheit.
(Beziehung=Liebe ;-)

Das Bild einer herbstlichen Bank ist also fast identisch. Aber hinterher kann man immer klug schreiben. :psst:

aram
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Beitragvon aram » 27.10.2007, 22:29

Mucki hat geschrieben:rätsele, wen du mit "sie" in der 2. Strophe meinst. Ich glaube: es ist die Liebe.

ich tippe auf die parkbank.

lieber manfred, die grundidee/ grundlinie dieses textes finde ich schön.

mit den "jungen eichhörnchen" komme ich jedoch nicht klar... dieses bild ist mir einfach zu "putzig" (niedlich)

liebe grüße
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Maija

Beitragvon Maija » 28.10.2007, 07:43

Hallo aram,

Wenn du auf die Parkbank tippst ist das schon in Ordnung, aber Bilder bleiben nicht stehen. (Parkbank - junge Eichhörnchen - schwor sich zuviel=Liebe) - Endpunkt(gedanke) die Parkbank mit ihren Schwur(Liebe)
Ansonsten bin ich aram,s Meinung.( s.putzig)

Gruß, Maija

Perry

Beitragvon Perry » 28.10.2007, 10:43

Hallo Mucki,
es ist die Parkbank, die uns hier von der Vergänglichkeit erzählt. Der Text ist ein Zeitrafferblick von den „jungen“ Jahren der Verliebtheit bis zum Herbst einer Beziehung.
Die Protagonisten haben sich zwar auseinander gelebt (zuviel versprochen), aber wie die Eichhörnchen Vorräte (Gemeinsamkeiten) zwischen den Wurzeln der Buchen, unter deren Schutz die Parkbank steht, angelegt. Die Eigenschaften der Buchen, die hier auch als Sinnbild der Liebe gelesen werden können, hast du ja gut assoziiert. Der Text soll folgende Botschaft transportieren. Lass uns die Vorräte unserer Liebe wieder finden, dann können wir vielleicht den Winter überleben.
LG
Manfred

Hallo Maija,
schade, dass du nicht hinter das Bild der herbstlichen Parkbank schauen konntest.
LG
Manfred

Hallo Aram,
ja die Eichhörncen sind gar "putzige" Gesellen. Ich habe sie wegen des Bogens zu den "Vorräten" gewählt und weil sie eben auch so unbeschwert sind wie junge Verliebte.
Danke für deine Sicht und LG
Manfred

Hallo Maija,
es ist ein Rückblick sowohl aus der nllgemeiner Sicht der Parkbank und speziell aus Sicht des "wir."
LG
Manfred

Gast

Beitragvon Gast » 28.10.2007, 12:02

Lieber Manfred,

ich stolpere nicht nur über "Eichhörnchen", da schließe ich mich aram mit dem "zu putzig" an, sondern auch über diese Formulierung:

Perry hat geschrieben:Waren wir das
junge Eichhörnchen

- Unterstreichung von mir -

Die Formulierung erinnert mich leider, und da ist dann für mich Komik im Spiel, an:

Wir sind Deutschland
Wir sind Papst.


Ich finde das wirkt schlicht komisch, ich kann einen solchen Text nicht ernst nehmen, da mag die Absicht noch so wunderbar sein.

Liebe Sonntagsgrüße
Gerda

Sebastian

Beitragvon Sebastian » 28.10.2007, 12:10

Liebe Gerda,

Die Formulierung erinnert mich leider, und da ist dann für mich Komik im Spiel, an:

Wir sind Deutschland

Wir sind Papst.


Diese Formulierung deinerseits macht mich etwas nachdenklich. Mir drängt sich da die Frage auf: Sollten wir als Schreibende Formulierungen auf diese Art und Weise der Pop-Kultur überlassen (und jene Wir sind Kampagnen sind für mich üble Auswüchse eben jener), oder sollten wir nicht vielmehr etwas entgegensetzen?

nachdenkliche Grüße

Sebasian

Gast

Beitragvon Gast » 28.10.2007, 13:17

OT an Sebastian,

mir geht es hier um die Postitionierung im Gedichtkontext - nicht um eine allgemeine Aussage, eine solchen Ausspruch nicht benutzen zu dürfen.
Vielleicht wirds so klarer,
LGG

Maija

Beitragvon Maija » 28.10.2007, 14:42

es ist ein Rückblick sowohl aus der nllgemeiner Sicht der Parkbank und speziell aus Sicht des "wir."


Ich verstehe jetzt nur noch Bahnhof! :sad:

Eine Betrachtung also von der Gegenwart in die Vergangenheit.
(Beziehung=Liebe ;-)


Hier war das "wir" gemeint. Das, dass 'wir' sich auch auf die Parkbank bezog, war mir klar. (Motivketten)

Die Protagonisten haben sich zwar auseinander gelebt (zuviel versprochen), aber wie die Eichhörnchen Vorräte (Gemeinsamkeiten) zwischen den Wurzeln der Buchen, unter deren Schutz die Parkbank steht, angelegt


Ah, jetzt verstehe ich dich. Die Parkbank als Schutz konnte ich wirklich nicht erkennen.
(Vielleicht fehlt noch ein Schlüsselwort...?)

Gruß, Maija

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.10.2007, 18:08

Hallo Manfred,

die Eichhörnchen finde ich völlig in Ordnung. Sie drücken die Lebendigkeit und Verspieltheit der einstigen jungen Liebe gut aus.
Aber darauf, dass du die Parkbank meintest mit "sie" in der zweiten Strophe, wäre ich nie und nimmer gekommen. :eek:
Saludos
verblüffte Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 28.10.2007, 18:19

Liebe Mucki,

du schreibst von Eichhörnchen im Plural.

Ich lese aber:
Perry hat geschrieben:Waren wir
das
junge Eichhörnchen


:confused:
Sorry, das will mir nicht eingehen.

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.10.2007, 18:35

Hallo Gerda,

ich lese es anders, nämlich gedanklich mit Fragezeichen dahinter:

Wer saß auf der Parkbank?
schwor sich zuviel?
Waren wir das?
junge Eichhörnchen


Saludos
Mucki


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