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unter der Glocke schneit es Liebe
Verfasst: 28.09.2007, 07:21
von Ylvi
unter der Glocke schneit es Liebe
du zeichnest mit Kreide auf Papier
deine Welt lässt mir Fingerspuren
so weiß ich suche
diese gebogenen Rillenwege…unvergleichlich
formen Berge und überall liegt Schnee
dazwischen pflanz ich heimlich
Tannen in die Schluchten
(fälle sie nicht, die kleine Hoffnung
auf Bratäpfel, irgendwann, auch dort)
von einem Tal kann man nicht
ins andere sehen, Menschen
und Wege verlaufen sich
bis zum Ende oder dem Anfang
da könnte man es, zumindest versuchen
auf der anderen Seite
beim Halbmond hinter dem Wall
miteinander Schlittschuh zu laufen
und irgendwann im vorüber
gleiten vertrauensvoll Hände
oder auch Gedanken ineinander
(ich bin sicher, da wäre ein Läuten)
wie viele Quanten tanzen
durch die Welt, die Welt
hört nach oben
und überall
liegen Ängste
wir wagen…das Atmen, nicht mehr
und nicht weniger
sein. wir lebten nur
von Spuren und Schnee
wäre der Himmel eine Glocke
Verfasst: 29.09.2007, 13:25
von Gast
Liebe smile,
du hast diesen Text in Erzählgedichte gestellt und er
erzählt auch sehr schön in Bildern von der Sehnsucht nach der (reinen/romantischen) Liebe, die nur im Märchen gelingen kann, deshalb die märchenhaften Bilder. Fast wie eine Parabel mutet mich der Charakter deines Textes an.
Ich mag nicht herumkritteln, (finde auch nach den erstem Leseindruck nicht)
.gif)
Der Text nimmt mich gefangen in seiner Kompositon aus stillen innigen Bildern.
Liebe Grüße
Gerda
Verfasst: 29.09.2007, 14:44
von leonie
Liebe smile,
mir fällt es schwer, im Einzelnen etwas zu Deinem Text zu sagen, er gefällt mir, regt mich an, löst Bilder aus.
Merkwürdigerweise stören mich aber dabei die Überschrift und die letzte Zeile, die ja vermutlich für Dich sehr wesentlich sind.
Ich glaube, mir kommt es so vor, als böten sie eine Erklärung für das Gedicht.
Ich komme selbst noch nicht ganz dahinter, wenn, dann melde ich mich nochmal...
Liebe Grüße
leonie
Verfasst: 29.09.2007, 23:22
von Mucki
Hallo smile,
dein Gedicht ist so schön verträumt. Man geht Zeile für Zeile mit, sieht so viele Bilder vor sich. Auch die Umbrüche hast du gekonnt gesetzt.
Gelungen!
Hier:
wir lebten nur
von Spuren und Schnee
müsste es nicht "leben" heißen? Oder meinst du das "lebten" als Konjunktiv? (In Bezug zum Schlusssatz)
Das habe ich sehr gern gelesen,-)
Saludos
Mucki
Verfasst: 30.09.2007, 19:37
von Ylvi
Hallo Gerda,
danke für das märchenhafte, und dein Lob, es ist schön, dass dich die Bilder berühren konnten.
Hallo Leonie,
ich denke die Überschrift und die letzte Zeile, bilden einen Rahmen, (der mir wesentlich scheint
.gif)
). Es fasst den Rest des Gedichtes in einen anderen Kontext, vielleicht zeigen sie auf das "märchenhafte", die Sehnsucht hin.
Ich würde mich freuen, wenn du dich noch einmal meldest, wenn du herausgefunden hast, weshalb sie dich stören.
Hallo Mucki,
danke, das freut mich!
Ja, das "lebten" ist als Konjunktiv gedacht und bezieht sich auf den Schlusssatz.
liebe Grüße euch Dreien
smile
Verfasst: 30.09.2007, 20:54
von leonie
Liebe smile,
meine These ist, dass es die beiden Sätze nicht braucht. Der Konjunktiv in der vorletzten Strophe reicht aus.
Sie wollen zuviel, zudem wollen sie fast erläuternd (und nicht wie der Rest des Gedichtes erzählend) etwas zeigen. Erzählend aber ist viel, viel besser, finde ich.
Das ganze Gedicht ist doch Sehnsucht. Nein, es braucht die Überschrift und die letzte Zeile nicht. Gerade die Liebe, die sonst nirgends explizit erwähnt ist, das ist ein so erläuternder begriff hier.
Gerade frage ich mich, ob Du das Gedicht nicht "In der Schneekugel" nennen könntest.
Liebe Grüße
leonie
Verfasst: 01.10.2007, 08:54
von Ylvi
Hallo Leonie,
Gerade die Liebe, die sonst nirgends explizit erwähnt ist, das ist ein so erläuternder begriff hier.
Genau das habe ich mich beim Schreiben auch gefragt. Es ist ein bisschen (zu?) laut dieses Wort. Ich habe mich dennoch für die Benennung entschieden (unsicher

), da ich das Gefühl hatte das Gedicht braucht einen sicheren Ausgangspunkt, um sich nicht in Bildern zu verlieren.
Auf die Glocke, kann ich nicht verzichten. Denn sie läutet ja später auch. Auch die letzte Zeile halte ich für unentbehrlich, da das "lebte" sonst ja auch als Vergangenheitsform gelesen werden könnte, da es seinen Bezug verliert. Oder??
Ich danke dir, dass du dich nochmal gemeldet hast! Ich muss noch ein wenig abwarten. (@unentschlossen

)
liebe Grüße smile
Verfasst: 03.10.2007, 21:34
von Paul Ost
Liebe smile,
ich mag Dein Gedicht. Es klingt zärtlich und liebevoll. Allerdings habe ich mich, ähnlich wie leonie, ein wenig über die erste und die letzte Strophe gewundert.
Mich verwirrt vor allem, dass es in der ersten Zeile eine indikativische Glocke gibt, die dann in der letzten Strophe plötzlich als Irrealis auftaucht. Wenn überhaupt, dann müsste es doch andersherum sein, oder?
Grüße
Paul Ost
Verfasst: 04.10.2007, 09:02
von Ylvi
Hallo Paul,
danke, das freut mich sehr.
Mich verwirrt vor allem, dass es in der ersten Zeile eine indikativische Glocke gibt, die dann in der letzten Strophe plötzlich als Irrealis auftaucht. Wenn überhaupt, dann müsste es doch andersherum sein, oder?
Das finde ich interessant und habe darüber nachgedacht. Mir scheint es jedoch richtig. Ich denke es geht um die Verortung. Die erste Zeile (der Titel)sagt, dass es diese Glocke gibt. Die letzte Zeile sagt, dass sie aber nicht in der Realität zu finden ist.
liebe Grüße smile
Verfasst: 04.10.2007, 10:04
von Gast
Liebe smile,
ich las gestern schon, was Paul Ost schrieb und wollte erst abwarten, was du dazu schreiben würdest.
Ich muss sgaen, dass mich deine Erläuterung nicht überzeugt.
Als ich meinen ersten "märchenhaften" Eindruck beschreibe - der auch nicht korrigiert werden muss -
.gif)
fiel mir das nicht ins Auge, aber nun da ich drauf gesoßen wurde ...
Es gibt die Glocke unter der es Liebe schneit doch auch nur im übertragenene Sinn ... dein Hinweis auf Verortung trifft doch nicht das was Paul meint ...
"Wäre der Himmel eine Glocke" das wäre es zu Beginn ...
Vielleicht am Ende nur das Wort:
"Wäre ... " Dann bleibt die Ungewissheit.
Das hätte den Vorteil, dass die Liebe nicht wörtlich benannt werden müsste.
Liebe Grüße
Gerda
Verfasst: 04.10.2007, 10:42
von Ylvi
Hallo Gerda,
mmhhh

. Würde der Leser denn ohne den jetztigen Titel zu kennen auf die Idee kommen, dass es unter der Glocke schneit und dazu noch Liebe??
Es gibt die Glocke unter der es Liebe schneit doch auch nur im übertragenene Sinn
Das ist schwierig, denn das Gedicht erzählt ja von einem Bild, einem Märchen, einem Traum...die Übertragung findet ja erst durch den Leser statt. Insofern gibt es die Glocke innerhalb der "Gedichtwelt" schon. Es geht ja um dieses Aufschauen, Aufhören, Suchen...Für was nun die Glocke im übertragenen Sinn steht, ist denke ich Sache der Interpretation.
Vielleicht bin ich aber gerade auch betriebsblind.
Ich werde darüber nachdenken.
Danke, dass du dich nochmal gemeldet hast.
liebe Grüße smile