Septembermorgen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 10.09.2007, 15:28

Verschwinde, Nacht! Geht unter, Sterne!
Geht unter Sterne! Zum Sonnenaufgang
werde ich siegen!

(aus Puccinis Turandot, Nessun dorma)





Septembermorgen


Du gingst
mit der Nacht.
Als die Sterne verblassten,
erstrahlte dein Sieg.
Unsterblich

Max

Beitragvon Max » 10.09.2007, 16:53

Lieber Herby,

mir gefällt es gut, dass Du Pavarotti ein Denkmal setzt und "Nessun dorma" scheint mir der richtige Ansatzpunkt. Vielleicht ließe sich aber noch gerade mit dem "nessun dorma" noch ein wenig mehr spielen, weil der Dicke ja wusste, dass niemand (für immer) schläft :-).

Liebe Grüße
Max

Herby

Beitragvon Herby » 10.09.2007, 18:11

Hallo Max,

ja, gerade mit Nessun dorma ließe sich mit Sicherheit "spielen", aber mir kam's eben so aus der Feder. Ich hab halt in die Tasten gehauen, was mir so durch Kopf und Seele ging. Reimerle hat ja schon vor mir auch einen Text zu Big P. hier in Kurzlyrik eingesetzt.

Ich danke Dir jedenfalls sehr für Deine Rückmeldung und freue mich wirklich, Dich hier im Salon wieder zu lesen!

Liebe Grüße
Herby

scarlett

Beitragvon scarlett » 10.09.2007, 21:55

Ach Herby,
das ist schön schmerzlich.
Für mich, die ich nicht soooo klassikgewieft (hilfe, wie schreibt man denn das?) bin, paßt jedes wort, eröffnet räume.

Danke!

LG,
scarlett

Niko

Beitragvon Niko » 10.09.2007, 23:16


Herby

Beitragvon Herby » 11.09.2007, 12:34

Liebe scarlett,

hab Dank für Deine Antwort, über die ich mich sehr freue!

Und auch Dir, lieber Niko, danke ich sehr für die musikalische Ergänzung meines kleinen Textes. Natürlich hab ich gleich reingehört und hatte mal wieder Gänsehaut.

Herzliche Grüße Euch beiden
Herby

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.09.2007, 13:00

Lieber Herby,

das ist wirklich sehr getroffen. Eine schöne Komibination von Zitat und eigenem.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 11.09.2007, 14:01

Ja, das ist es: sehr gelungen.

Im Morgengrauen habe ich mir auch schon Nikos link "reingezogen", für ein Hören von CD war es noch zu früh ...

Zum Mitschluchzen schön!

Liebe Grüße
Heidrun

Herby

Beitragvon Herby » 12.09.2007, 00:02

Liebe Elsa, liebe Heidrun,

über Eure zustimmenden Kommentare freue ich mich, Danke!

Ja, Elsa, als ich die Uhrzeit seines Todes las und dann später auf den Text von Nessun dorma stieß, kam mir die Idee.

Zum Mitschluchzen, Heidrun, hat es bei mir zwar nicht geführt, aber zu einer veritablen Gänsehaut.

Herzliche Nachtgrüße
Herby

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.09.2007, 11:06

Lieber Herby,

ich habe etwas Schwierigkeiten mit dem Wort "Sieg" in dem Text - es stößt mir unangenehm "heroisch" auf, ich denke, es gäbe vielleicht ein noch geeigneteres (unproblematischeres) die Unsterblichkeit zu beschreiben, trotz des Zitates, an das es sich ja anlehnt. Ich denke einfach Unsterblichkeit und Siegen widerspricht sich, will man die Unsterblichkeit auf feiner (herzseitiger) Seite ausdrücken...- braucht es wirklich einen Sieg für Unsterblichkeit? Gerade, wenn der Text nicht am Todestag oder kurz danach von pavarotti gepostet ist, lädt das Wort "Sieg" zu Missverständnissen ein - man könnte den Text für falsche Kontexte missbrauchen, sagt mein Gefühl (was aber manchmal spinnt).

Das "Unsterblich" am Ende empfinde ich zudem stilistisch als verzichtbar - sagt dein Text nicht genau das in allen Zeilen zuvor? Überspitzt könnte so dort auch stehen:

Pavarotti

unsterblich

Dein aus dem Zitat aufgegriffenes Bild sagt es doch viel lyrischer - und ist ein feiner Zug, ein solches aus einer Musik zu entlehnen für einen unsterblichen Sänger.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Herby

Beitragvon Herby » 14.09.2007, 00:15

Liebe Lisa,

hab Dank für Dein Lesen und Deine Gedanken! Deine Probleme mit dem Wort "Sieg" verstehe ich, teile sie jedoch nicht, auch nicht im Hinblick auf einen eventuellen Missbrauch in anderen Kontexten. Einem solchen sollte eigentlich durch den Verweis auf und die Anbindung an das Zitat aus Puccinis Oper ein Riegel vorgeschoben sein, jedenfalls hoffe ich das sehr.
Es ging mir darum auszudrücken, dass er zwar wie jeder Mensch dem Gesetz der Sterblichkeit unterworfen ist, aber durch seine Stimme im Allgemeinen und Nessun dorma im Besonderen eben dieses Gesetz besiegte, obwohl er ihm unterlag. Vielleicht beantwortet das Deine Frage, ob es einen Sieg für Unsterblichkeit braucht.

Anders verhält es sich mit Deinen Ausführungen zum letzten Wort. Hier hatte ich tatsächlich selbst gezögert und auch die Version ohne "unsterblich" erwogen. Ich mag nicht ausschließen, dass mir bei diesem Wort sowohl meine Pavarotti - Begeisterung als auch die Bestürzung über seinen Tod die Feder führte, ich fand (und finde noch) jedenfalls die verkürzte Version für mich selbst als unfertig. Möglicherweise denke ich mit etwas Abstand darüber anders, aber im Moment möchte ich es einfach noch nicht streichen und bitte Dich um Verständnis dafür.

Bei Deiner überspitzten Version musste ich schmunzeln, sie trifft natürlich bei aller radikalen Reduktion den Kern. Was mir aber dabei fehlen würde, ist genau das, was mich reizte umzusetzen: die Anbindung an die Stelle aus Nessun dorma, deren Wortlaut ja gerade durch die Stunde seines Todes am frühen Morgen eine interessante Bedeutung bekommt.

Liebe Grüße
Herby

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 17.09.2007, 13:05

lieber herby,

ohne die textstelle zu kennen, würd ich sagen:
da hats aber jemand eilig und kanns garnich erwarten.

worüber wird er wohl siegen?

die setzung könnte die steigerung des WOLLENS noch besser unterstützen, was meinst du?

salve
hakuin

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.09.2007, 13:15

Lieber Herby,

ja - und nein ;-). Ja, ich hab ja auch gleich die Anbindung an Puccinis Oper wahrgenommen, natürlich schafft das einen etwas anderen, auch gesicherteren Kontext, auch weil Opern sich solcher großen/erhabenen Motive bedient, das ihr Stil ist.

Trotzdem bleibt vom Gefühl her ein Unbehagen gegen das Wort "Sieg". Für mich ist im Grunde alles, was unter dem Wort "Sieg" formuliert wird, eine falsche Entgegnung auf Umstände, kein Sieg kann für mich eine wirkliche Überwindung von etwas sein. (Mir fällt gerade auf, dass man vielleicht mit "niederlegen" ~ sterben etwas probieren könnte, da es ja gleichzeitig auch Pendant zu Sieg ist/Niederlage?

Deine Überlegungen zum Ende kann ich verstehen - ich denke, da braucht es einfach Zeit, dass du es abschätzen magst und dann wird es sich schon fügen. Vielleicht braucht der Text auch nur für die Sagbarkeit des "unsterblich" eine Verlängerung? Das würde den Text auch etwas mehr als um das Zitat erweitern?



Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Herby

Beitragvon Herby » 19.09.2007, 10:42

Lieber hakuin, liebe Lisa,

ihr gebt mir mit euren Kommentaren wertvolle Anstöße für eine spätere Überarbeitung, wofür ich euch herzlich dankbar bin. Ich kann mir dabei eine andere Setzung ebenso vorstellen wie eine (allerdings sehr behutsame!) Verlängerung. Behutsam deshalb, weil ich die Gefahr sehe, dass es schnell der Worte zuviel werden könnte.

Euch beiden einen schönen Tag!
Herby


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