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aufbruch

Verfasst: 01.08.2007, 21:37
von scarlett
umgebettet

die gedanken
die füße
und das herz
(blutend)

es lag sich schlecht in den kieseln –

zu gleichförmig
zu hart
und zu schwarz

und doch

bleibt eine spur zurück
fern
bei den trauernden weiden


scarlett, 2007

Verfasst: 01.08.2007, 22:45
von Mucki
Liebe scarlett,

ein sehr wehmütiges Gedicht, das von Abschied schreibt und auch die Abfolge des Aufbruchs empfinde ich als logisch aufgebaut.
Gelungen geschrieben. Es hinterlässt Spuren und einen traurigen Nachhall ...
Saludos
Mucki

Verfasst: 02.08.2007, 07:02
von scarlett
Liebe Mucki,

ich danke dir, fürs Lesen, deine Gedanken, dein Nachempfinden-Können.

Ja, die Abfolge: erst nisten sich diese Gedanken ein, dann trägt es einen fort und erst viel später folgt irgendwie und wann auch das Herz.
Tröstlich ist nur, daß man doch mehr Spuren hinterläßt, als man gemeinhin annimmt und umgekehrt: das "etwas" in einem selbst Spuren hinterläßt, oder?

Liebe Grüße,

scarlett

Verfasst: 02.08.2007, 14:09
von Mucki
Liebe scarlett,

ja, es ist tröstlich, wenn man Spuren hinterläßt, auch wenn ich gerade dies bei mir immer anzweifele, aber wer tut das nicht? ;-)
Ich glaube, die "wahren" Spuren hinterlässt man bei sich selbst und hier kommt es eben darauf an, wie man damit umgeht. Neverending Story ...
Saludos
Mucki

Verfasst: 07.08.2007, 21:20
von Hakuin
...umgebettet

erinnert mich an einen urnengrab...
wo kein platz mehr war...
und ich dann "umbetten" veranlassen musste...

so nennt man dass in "friedhofsverwaltungsamtssprache"

ahoh
hakuin

Verfasst: 08.08.2007, 12:25
von scarlett
Nu ja, Hakuin, "umbetten" kann man aber doch Vieles ...

Hast du nen Alternativvorschlag für dieses Wort, das weniger an "Friedhofsverwaltungsamtssprache" erinnert?

LG,

scarlett

Verfasst: 03.09.2007, 20:04
von Elsa
Liebe Scarlett,

dein Gedicht rührt mich an. Spuren bleiben, da kann man machen, was man will ...

Umgebettet will mir allerdings nicht recht eingehen.
Es lag sich schlecht in den Kieseln ist trefflich!

Lieben Gruß
ELsa

Verfasst: 03.09.2007, 21:28
von Jürgen
Hallo scarlett,

das Gedicht verstehe ich als ein Erinnern an etwas Vergangenes, das geschmerzt hat und doch zu tief berührt hat, als das man es einfach vergessen könnte. In knappen Worten vieles gesagt, das ist Lyrik.

"Umgebettet" sehe ich als Bild, dass eine Veränderung stattgefunden hat. LyrIch ist nicht mehr bei dem, was die Kiesel symbolisieren. Die "trauernden Weiden" sind mir allerdings etwas zu viel. Das hat natürlich mit meinem Lyrik-Geschmack zu tun.

Etwas unpassend scheint mir der Titel. Er gibt den Inhalt des Gedichtes nur zu einem Teil wieder.

Gerne gelesen

Jürgen

PS: Wenn Du meinen späten Kommentar denn mitbekommst :smile:

Verfasst: 08.09.2007, 09:59
von scarlett
Liebe Elsa, lieber Jürgen

ich danke euch für eure Rückmeldungen zu diesem Text.
Es freut mich, wenn er euch angesprochen hat.

Mit dem "umgebettet" will ich einfach Veränderung ausdrücken, auch eine räumliche, von einem Ort zu einem anderen.

Daß die "trauernden Weiden" etwas zu starker Tobak sein könnten, das war mir durchaus bewußt Jürgen, und doch habe ich mich von dem spontan entstandenen Bild nicht mehr trennen können.

Was den Titel anbelangt: er soll zeigen, daß hinter dem "umbetten" kein passives Leiden stand, das den Motor dafür darstellt, sondern daß es ein aktiver, gewollter Vorgang war, ein entschlossener.
"Aufbruch" hat etwas Kämpferisches, sowas wie "ja, ich wage es, ich will" ... verstehst du, wie ich das meine?
Falls du einen anderen Vorschlag hast, so will ich den gerne mal überdenken.

Liebe Grüße an euch beide,

scarlett