Ficken contra Sterbenslangeweile
einmal auf dem Friedhof ficken
daß die Toten neidisch blicken
Woran bist du gestorben?
gar jauchzend spielen wir Versteck
den Gespenstern dort zum Schreck
An Lungenembolie. Ich hatte ein Gipsbein.
hinter einem Grabstein haben wir uns
und vögeln nicht wie Hinz und Kunz
Das hätte nicht sein müssen.
Orgasmusstöhnen zu mitternächtlicher Stunde
unser wildes Treiben macht die Runde
Nein, hätte es nicht.
kommt bald wieder, bitten uns die Toten
dem Friedhof fehlen solche Zoten
Ich hätte große Lust zu ficken.
hier wird das Lebensende zelebriert
allein uns in den Gräbern friert
Ich auch. Dummerweise sind wir tot.
fickt euch die Seele aus dem Leib!
ihr seid goldrichtig: Mann und Weib
Wir hatten unseren Fun.
zelebriert das Leben auf dieser Bühne
früh genug kommt der Tod als Sühne
Die Sehnsucht bleibt.
wir überlegen es uns, antworte ich
und denke: ihr Toten habt wohl einen Stich
Selbst nach dem Tod.
für heute war`s genug
noch auf dem Friedhof herrscht Betrug
Wer hätte das gedacht.
einmal wollten wir hier ficken
lediglich uns selbst beglücken
Wofür das Ganze?
mich gruselt es plötzlich, sagt meine Braut
die sich sonst viel traut
Ich weiß nicht.
zwei leere Gräber gähnen uns an
„ihr hattet euren Fun“
31.10.2004
Ficken contra Sterbenslangeweile
Hmm.
Hallo Chiquita,
ich muß mal dumm was fragen.
Die zwei Ebenen in dem Gedicht - also das Gespräch zwischen den Toten und die Beschreibung, dessen was auf dem Friedhof passiert - ist das das Experimentelle? Ich frage nur so naiv, weil es in der Rubrik experimentelle Lyrik steht.
Mir persönlich verursacht das Wort "ficken" vorallem auch im Titel einen Bruch im Lesefluß.
Hören die zwei auf dem Friedhof eigentlich das Gespräch zwischen den Toten?
Sethe
Hallo Chiquita,
ich muß mal dumm was fragen.
Die zwei Ebenen in dem Gedicht - also das Gespräch zwischen den Toten und die Beschreibung, dessen was auf dem Friedhof passiert - ist das das Experimentelle? Ich frage nur so naiv, weil es in der Rubrik experimentelle Lyrik steht.
Mir persönlich verursacht das Wort "ficken" vorallem auch im Titel einen Bruch im Lesefluß.
Hören die zwei auf dem Friedhof eigentlich das Gespräch zwischen den Toten?
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)
ja, das ist das experimentelle, sethe, denn es läßt sich nicht wie ein normales gedicht lesen.
am besten wären drei stimmen.
das thema aber ist doch das ficken auf einem friedhof, wo sich die toten in ihren gräbern langweilen. schwer zu sagen, ob sie was von den umtriebigkeiten des paares mitkriegen.
wahrscheinlich indirekt. der eine tote sagt ja, daß er plötzlich lust zum ficken hat.
gruß
chiqu.
am besten wären drei stimmen.
das thema aber ist doch das ficken auf einem friedhof, wo sich die toten in ihren gräbern langweilen. schwer zu sagen, ob sie was von den umtriebigkeiten des paares mitkriegen.
wahrscheinlich indirekt. der eine tote sagt ja, daß er plötzlich lust zum ficken hat.
gruß
chiqu.
Hallo Chiquita,
verstehe.
Das Gespräch zwischen den Toten finde ich wunderbar lakonisch.
Den anderen Teil finde ich persönlich weniger gelungen.
Das ist mir zu gereimt. Obwohl- dies ist schon ein Kontrast zu dem Gespräch zwischen den Toten.
Über zwei Passagen bin ich noch am grübeln:
"noch auf dem Friedhof herrscht Betrug"
und
"zwei leere Gräber gähnen uns an"
Wo kommen denn jetzt die zwei leeren Gräber her?
Aus einem mir noch nicht klar gewordenen Grund, hat es bei mir beim Lesen "klick" gemacht.
Ich hoffe, Du pellst Dich jetzt nicht aus Ärger.
Sethe
verstehe.
Das Gespräch zwischen den Toten finde ich wunderbar lakonisch.
Den anderen Teil finde ich persönlich weniger gelungen.
Das ist mir zu gereimt. Obwohl- dies ist schon ein Kontrast zu dem Gespräch zwischen den Toten.
Über zwei Passagen bin ich noch am grübeln:
"noch auf dem Friedhof herrscht Betrug"
und
"zwei leere Gräber gähnen uns an"
Wo kommen denn jetzt die zwei leeren Gräber her?
Aus einem mir noch nicht klar gewordenen Grund, hat es bei mir beim Lesen "klick" gemacht.
Ich hoffe, Du pellst Dich jetzt nicht aus Ärger.
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)
sethe, am ende holt die beiden liebenden das grauen ein. erst waren sie verführt von dieser nekrophilen stimmung, doch dann setzte sich der horror doch durch. wie real - ist der phantasie des lesers überlassen. "noch auf dem friedhof herrscht betrug" liest sich in diesem kontext. ebenso "zwei leere gräber gähnen uns an" - wo die herkommen? keine ahnung. wo kommt das grauen her? vielleicht aus der seele?
was meinst du mit dem "klick" gemacht?
warum sollte ich mich vor ärger pellen?
gruß
chiqu.
was meinst du mit dem "klick" gemacht?
warum sollte ich mich vor ärger pellen?
gruß
chiqu.
Es hat deshalb Klick gemacht, weil der Text mich irgendwie neugierig gemacht hat.
Zumal ich mich nicht entscheiden kann, ob ich das Gedicht gut oder schlecht finde.
Ich erwähnte schon, daß mir das Gespräch zwischen den Toten gefällt.
Nur ...
Nun ja, die Strophen (sagt man das so?) dazwischen machen dieses lakonisches Gespräch in gewisser Weise ... kaputt. Das liest sich so krampfhaft gereimt. Und der Inhalt ist so außergewöhnlich nicht. Ich habe ja als Nur Lesende (sprich ich schreibe nicht selber) eine gewisse Erwartung, wenn ich lese, experimentelle Lyrik. Meine Erwartungshaltung bezieht sich darauf, in Aufbau und Form mal etwas anderes zu lesen (das liegt für mich vor), aber auch entweder ein Thema zu lesen, was sonst nicht so "in" ist, bzw. ein bekanntes Thema inhaltlich völlig anders umgesetzt zu lesen.
Und die Szene auf dem Friedhof ist nicht so provokativ, und nicht so völlig anderes wie sonst umgesetzt, so daß ich es als Nur Lesende und damit Laiein im Bereich des Selber Schreibens fast etwas enttäuscht war.
Irgendwie finde ich das schade.
(persönliches Edit:
Ich habe über ein halbes Jahr hier nur gelesen, und ein Grund mich hier doch anzumelden war, daß ich zunehmend das Bedürfniss hatte, einfach bei dem einem oder anderen Text zu schreiben, wie toll ich es finde, und nun... , bin ich schon am "meckern" :-( )
Zumal ich mich nicht entscheiden kann, ob ich das Gedicht gut oder schlecht finde.
Ich erwähnte schon, daß mir das Gespräch zwischen den Toten gefällt.
Nur ...
Nun ja, die Strophen (sagt man das so?) dazwischen machen dieses lakonisches Gespräch in gewisser Weise ... kaputt. Das liest sich so krampfhaft gereimt. Und der Inhalt ist so außergewöhnlich nicht. Ich habe ja als Nur Lesende (sprich ich schreibe nicht selber) eine gewisse Erwartung, wenn ich lese, experimentelle Lyrik. Meine Erwartungshaltung bezieht sich darauf, in Aufbau und Form mal etwas anderes zu lesen (das liegt für mich vor), aber auch entweder ein Thema zu lesen, was sonst nicht so "in" ist, bzw. ein bekanntes Thema inhaltlich völlig anders umgesetzt zu lesen.
Und die Szene auf dem Friedhof ist nicht so provokativ, und nicht so völlig anderes wie sonst umgesetzt, so daß ich es als Nur Lesende und damit Laiein im Bereich des Selber Schreibens fast etwas enttäuscht war.
Irgendwie finde ich das schade.
(persönliches Edit:
Ich habe über ein halbes Jahr hier nur gelesen, und ein Grund mich hier doch anzumelden war, daß ich zunehmend das Bedürfniss hatte, einfach bei dem einem oder anderen Text zu schreiben, wie toll ich es finde, und nun... , bin ich schon am "meckern" :-( )
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)
sethe, ich verstehe dich. ehrlich gesagt, gehört dieses gedicht weder zu meinen glanzleistungen noch zu meinen favoriten. ich grase gerade meine ganzen sachen durch, um sie endlich alle sozusagen abzuhaken. ein paar davon stelle ich hier ein, ein paar andere in ein anderes schreibforum und zusammen wandert alles in meinen blog, welcher mir als eine art archiv dient.
ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf das thema kam. ich glaube, ich hörte vorher ein hörspiel, irgendeine story von einem russischen dichter, wo sich die toten auf dem friedhof zanken ... ich erinnere mich dunkel, daß ich das lustig fand.
jedenfalls wollte ich dir das lesen von meinen werken in diesem forum nicht vergällen. bestimmt folgt irgendwann etwas besseres und interessanteres für dich.
danke für die doch nette unterhaltung unter diesem zweifelhaften gedicht.
gruß
chiqu.
ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf das thema kam. ich glaube, ich hörte vorher ein hörspiel, irgendeine story von einem russischen dichter, wo sich die toten auf dem friedhof zanken ... ich erinnere mich dunkel, daß ich das lustig fand.
jedenfalls wollte ich dir das lesen von meinen werken in diesem forum nicht vergällen. bestimmt folgt irgendwann etwas besseres und interessanteres für dich.
danke für die doch nette unterhaltung unter diesem zweifelhaften gedicht.
gruß
chiqu.
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