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entfernt glücklich

Verfasst: 25.07.2007, 11:10
von Ylvi
2. Fassung


entfernt glücklich


gesichter sprechen verwirrung

- undefinierbar – nichtkatalogisierbar – unlesbar – bar? aab – bedeutungslos.

augen sind zum sehen da!
von innen nach außen
verkehrte blindheit entfernt

- wenn er lacht – weint er auch? - was ist lieben? - und dann? – nichts weiter.

die welt dreht sich um dinge
wiederholbar tag für tag für tag
für
keine veränderung!
tag

- gegenstände - geformt aus sprache - geformt aus sätzen - geformt aus wörtern - geformt aus buchstaben.

form
festgelegt
sicher

nähe tröstet?
im gegenteil
materie ist

glück
im takt

der stetige rhythmus
sichert die welt
ab

berührung quält
menschenchaos richtet
schaden
an
über
flutet

(alle.distanz)


fremd





1. Fassung 

entfernt glücklich


gesichter sprechen verwirrung

undefinierbar – nichtkatalogisierbar - bedeutungslos

wenn er lacht - weint er auch? - und dann? – nichts weiter.

augen sind zum sehen da
von innen nach außen

verkehrte blindheit entfernt
menschenchaos richtet nur schaden an

die welt dreht sich um dinge
wiederholbar tag für tag für tag
für
keine veränderung!
tag

- gegenstände - geformt aus sprache - geformt aus sätzen - geformt aus wörtern - geformt aus buchstaben -

form
festgelegt
sicher

nähe tröstet?
im gegenteil
materie ist

glück
im takt

der stetige rhythmus sichert die welt
ab

berührung quält
unberechenbar überfluten die beharrlich kontaktsuchenden
alle
[align=right]distanz[/align]
für immer fremd
jeder braucht etwas
keiner versteht des anderen grund


 

Verfasst: 26.07.2007, 10:43
von Nihil
Liebe smile,

deine Zeilen wirken auf mich unstrukturiert, ein loser Verbund an Gedanken .. es will sich mir nicht so recht der Inhalt erschließen .. geht es darum Halt zu finden z.B. in der Form, in den Rhythmen, im Kreislauf des Wiederkehrenden, eine wohltemperierte Distanz zu den Mitmenschen suchend .. letztlich von allem entfernt und getrennt zu sein .. das "entfernt glücklich" ist aber dann sarkastisch gemeint, nehme ich an? Alles ist sich fremd, niemand erkennt den anderen wirklich .. die Bühne der Welt - ein Maskenball, auf die Menschen sich bewegen .. du darfst mir aber gerne den Inhalt detaillierter erklären, so wie du ihn dir denkst ..

LG

Nihil

Verfasst: 26.07.2007, 15:04
von Ylvi
Hallo Nihil,

eigentlich hat das Gedicht in seiner Wirkung bei dir funktioniert.
Das vermeintlich Unstrukturierte, das vielleicht aber nur eine fremde Struktur beinhaltet, die sich uns nicht erschließen will, war mein Anliegen.
Das Gedicht ist (als Versuch) entstanden aus dem Nachdenken über Menschen, die eine völlig andere Wahrnehmung von der Welt haben (vor allem Menschen mit Asperger-Syndrom).
Ich denke aber, dass es bis zu einem gewissen Grad auch allgemein auf die unterschiedlichen Anschauungen von der Welt, und wie wir uns darin wohlfühlen können, gültig sein kann.

Der Titel ist meine ich auf verschiedene Arten lesbar. Sarkastisch wollte ich auf alle Fälle nicht sein!

liebe Grüße und danke für deinen Komm., er hat mir gute Ansatzpunkte für ein Weiterdenken gegeben.

smile

Verfasst: 26.07.2007, 15:43
von Lisa
Liebe smile,

Der Titel ist magisch gut! Er ist vielfältig, leicht und lockt einen...weil man gleich weiß, was dahinter steckt und doch gespannt ist auf das Konkrete.

Die Sprechenden, kontaktsuchenden und ihr Begehren scheint nicht aufzugehen im in Takt sein, im zwischen der Materie sein (sich als (Wort-)körper unter anderen (Wort-)körpern zu bewegen, daran leidet der Einzelne in seinem Versuch, so lese ich den Text. Es scheinen aber intaktseiende beobachtet zu werden.

(den Komm hab ich irgendwann heute morgen bis zur Stelle da eben angefangen, inzwischen war ich in der Bibliothek, wieder da lese ich die Bezüge zum Asperger-Syndrom und stimme dir zu, dass es auch weiter/menschlich allgemeiner fassbar ist, letztlich ist zwischen einer Krankheit und dem "normalen" Leiden ja auch ein fließender Übergang).

Ich mag durchaus den Reflexionsgrad des Textes, finde aber sprachlich könnte er an einigen Stellen noch etwas gekürzt werden?

Zum Beispiel hier:

undefinierbar – nichtkatalogisierbar - bedeutungslos

finde ich die sprache nicht so strak, dass ich die dreifache "gleichbeschreibung" gerechtfertigt sehe

oder hier:

wenn er lacht - weint er auch? - und dann? – nichts weiter.

fände ich das "und dann?" verzichtbar

Davon gibt es ein paar Stellen - im Vergleich zu deinen letzten Texten, die ich alle durchgängig sprachlich stark fand, ist mir das hier manchmal ein zu "direkt gedanklicher" Ton, nicht schwach, aber noch nicht genug transformiert für meinen(!) Geschmack.


Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 26.07.2007, 18:31
von Chiquita
hallo smile.
das gefühl der entfremdung. mir fehlt bei diesem gedicht etwas die leidenschaft. das rieselt so runter, ohne wirklich eingängig zu sein - wie eine aufzählung. ich würde es besser verdichten und den verallgemeinerungscharakter zwischendurch aufheben.

gruß
chiqu.

Verfasst: 27.07.2007, 07:53
von Ylvi
Hallo Lisa

Der Titel ist magisch gut!
:banana_1: :banane3: :banana5:

Ich habe mir deine Vorschläge durch den Kopf gehen lassen und gebe dir recht, dass das "Transformieren" letztlich nicht ausreicht. Allerdings würde ich die von dir genannten Stellen eher ausbauen wollen, verlängern statt verdichten. Dieses Aufzählen, sich in den Gedanken schaukeln bis man einen Punkt findet, um Aufhören zu können, war mir wichtig.

Dafür habe ich am Ende gekürzt, da es mir zu erläuternd scheint.

Ich stelle mal meine geänderte Version ob ein. Und würde mich freuen, wenn du dich noch mal dazu meldest.

liebe Grüße smile


Hallo Chiqu,

es ist nicht ein Prozess der Entfremdung, sondern ein "niemals nahe gewesen sein". Das Leidenschaftslose und herunterrieseln ist gewollt, um den Inhalt auch spürbar zu machen. Ob das gelungen ist, ist mit selbst noch nicht klar.

vielen Dank für deinen Komm.

liebe Grüße smile

Verfasst: 27.07.2007, 11:03
von Gast
Liebe smile,

mein erster Gedanke, Titel: Toll ... aber dann bröselt der Text irgendwie auseinandner ... m. M. fehlt ihm eine innere und äußere Stabilität.

Für mich geht der Text in Richtung Prosafragment.

Ich habe die anderen Komm. nicht gelesen.

Liebe Grüße
Gerda

Verfasst: 27.07.2007, 12:55
von Ylvi
Hallo Gerda,

ich wollte mit dem Gedicht genau das, was du schreibst aufzeigen. Eigentlich wirkt es also, wie gedacht, macht diesen Mangel an innerer und äußerer Stabilität sichtbar. Deshalb freut mich dein Komm. (aus Gedichtperspektive) :eek: Vielleicht bröselt auch manchmal die Welt auseinander und man verliert sich in dem Versuch sie wieder zusammenzusetzen.

Vielleicht will der Text aber auch zu sehr Gedanken "vermitteln".

Vielen Dank für deine Rückmeldung. Im Moment weiß ich nicht, wie ich das Thema anders anpacken (einpacken) könnte.

liebe Grüße smile

Verfasst: 27.07.2007, 16:20
von Lisa
Liebe smile,

die überarbeitete Fassung löst für mich noch nicht das "problem" - ich finde dein "vielleicht will der text aber auch zu sehr Gedanken vermitteln" trifft es sehr. Gerdas Eindruck, dass der Text Richtung Prosa(fragment) strebt, finde ich klasse beobachtet, um vielleicht zu probieren, wo das hinführt - ich kann mir das gut als "Heilung" der offenen Stellen durch zuviel Gesagtes vorstellen.

Wenn du magst, gehe ich gerne genauer sprachlich auf die neue Version ein, aber ich glaube, sie ist noch ein "Zwischenschritt". Bliebe es bei den bisherigen Versionen, bevorzugte ich die ursprüngliche.

Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 27.07.2007, 18:49
von Ylvi
Hallo Lisa,

ich bin sehr unschlüssig, denn ich fürchte der Text würde sich eher noch weiter in diese Richtung entwickeln. Es ist interessant für mich, dass ich zwar die Reaktionen bekomme, die ich für den Inhalt des Textes für angemessen halte, aber der Leser damit "nichts" anfangen kann, beziehungsweise nicht zufrieden ist. Nun frage ich mich, ob ich überhaupt (nach meiner Intention) einen Text zu diesem Thema schreiben könnte, der für mich passt und dem Leser ein stimmiges Gefühl vermittelt.
In einer Prosafassung kann ich ihn mir nicht denken (zumindest nicht von mir geschrieben :16: denn für mich schreit er nach Bröseln, Rieseln, Auseinanderfallen und je länger ich darüber nachdenke, desto bröseliger wird er.

Ich würde mich freuen, wenn du mir noch einmal sagst, an welchen Stellen in der neuen Fassung du dieses "zuviel" siehst.

Eigentlich bin ich mit der Neufassung für mich ziemlich nah an meiner Vorstellung vom Text dran. Aber eure Anregungen arbeiten noch fleißig.

liebe Grüße smile