Seite 1 von 2
nicht reden
Verfasst: 22.07.2007, 02:34
von Thomas Milser
nicht reden
an den kältegrenzen erst
bilden sich die tautropfen
und wut kondensiert blassgrau
wenn stimmbänder versiegen
oder man jetzt
nicht reden
möchte.
Verfasst: 22.07.2007, 08:54
von Niko
hallo tom!
den anfang finde ich sehr stark, wobei ich über den wahrheitsgehalt dieser ersten strophe nix sagen kann (so rein physikalisch). aber im grunde ist das auch eher wurscht.
schade finde ich, dass du dann in der strophe 2 die doppelbödigkeit verlässt. und am ende fehlt mir ein bischen das... - na ich nenns mal "pointierte". die würze am ende. aber dein gedicht ist schon alleine des anfanges wegen wert, das zu verfeinern.
findet mit - wie immer - liebem gruß: Niko
Verfasst: 22.07.2007, 12:26
von Chiquita
hi thomas milser. das thema gefällt mir sehr gut. auch der vergleich mit dem kondensat an der kältegrenze. ich nenne es mal im sinne deines gedichts "schwitzwasser des runtergeschluckten ärgers".
durch die letzten zeilen stolperte ich dann. von den zeilen vorher nahm ich wohl zu viel schwung mit. das solltest du stilistisch ausbessern.
außerdem finde ich, daß du das thema insgesamt etwas eingehender (sprachlich) bearbeiten könntest. auch den titel.
gruß
chiqu.
Verfasst: 22.07.2007, 13:16
von Max
Hi Tom,
endlich mal wieder was von Dir!
Mir geht es ein wenig wie Niko: Strophe 1 ist ein starker Auftakt. Und ja, natürlich funktionioert das auch physikalisch, wenn man "Kältegrenze" richtig definiert
.gif)
.
Strophe 2 beginnt mit "Wut" das Bild zu erläutern - die Tautropfen sind also die Wut. Hm, mir hat das Schwebende besser gefallen, vielleicht eine Andeutung wäre ok gewesen, Wut finde ich sehr konkret, aber das ist - vermute ich - im rahmen Deiner Freiheit
.gif)
.
Bei "Stimmbänder versiegen" wechselt Du das Bild, denn plötzlich hast Du eine Quelle oder etwas derartiges, das versiegen kann. Das passt eigetnlich nicht zu Strophe 1.
Die letzten beiden Strophen sind dann ganz ohne Bild ... dafür aber sehr eindringlich (darin kann ich mich gut finden).
Du siehst, dein Gedicht findet mich noch etwas unentschlossen.
Liebe Grüße
Max
PS: OT: Hast Du DSL, dann könnte ich Dir den Krempel zum Runterladen irgendwo hinstellen ....
Verfasst: 23.07.2007, 09:23
von Thomas Milser
Moin Jungs.
Sicher: man kann alles irgendwie anders machen. Das hier wollte ich aber so machen.
Es folgt eben nicht einer Einheitlichkeit, bleibt nicht auf derselben Sprach- bzw. Bedeutungsebene. Wie es das im Leben ja auch selten tut. Und für mich klingt es innerlich, und hat einen - wenn auch eigentümlichen - Rhythmus.
Ihr müsst mir das nachsehen. Ich befinde mich in einer Experimentierphase, und es scheint, als wolle mein Lyrisches Ich neue Pfade trampeln. Am Ende wird es noch entdecken, dass das eigentliche Wesen des Gedichtes die Ungereimtheit (in allen möglichen Bedeutungen) ist.
'Kältegrenze' ist, das müsst ihr wohl einräumen, weitaus poetischer als 'Tauwasserausfallebene', mit dem wir Bauphysiker so gerne bei Bauherren Eindruck schinden. Wichtig ist: Da tropfts!
Das Schöne ist, um es mit Max zu sagen: Das Gedicht findet mich ebenso unentschlossen.
Tom.
P.S.: Yep Max, ich hab ne DSL-Flat. Hast du die Titel der ersten beiden TLs auch?
Verfasst: 23.07.2007, 10:58
von Ylvi
Hallo Tom,
dieses Experimentieren gelingt dir sehr gut. (Auch die Fragmente 1!)
Ich freu mich auf mehr davon.
Das erstaunliche finde ich, dass dieses "möchte" einen fast wütend macht, weil da kein "will" steht. So wie das Menschen können, die die größten Wutausbrüche an sich abperlen lassen und nur gelassen lächeln.
liebe Grüße smile
Verfasst: 23.07.2007, 11:09
von Thomas Milser
Erstaunlich, @ smile:
Da stand nämlich zuerst 'will', und ich 'wollte' auch, als mich dieses besoffene Weib an der Theke vollsülzte. Zum Glück gelang es - sowohl an der Theke wie auch beim Schreiben - nochmal tief durchzuatmen.
Freut mich, dass es so unterschiedliche Wahrnehmungen dieser Szene gibt.
Ich muss sagen, dass mir beim Experimentieren ein bisschen Aufmunterung nicht ungelegen kommt :o) Was nicht heißen soll, dass ich kritische Stimmen nicht minder wichtig finde.
Tom
p.s.: Die Fragmente gehen im 'Labor' in die zweite Runde...
Verfasst: 23.07.2007, 17:05
von Chiquita
thomas milser, als bukowskileser und selbst nur versuchsautor lasse ich dir deine experimentiererei "nicht reden" durchgehen.
chiqu.
Verfasst: 23.07.2007, 17:26
von Thomas Milser
Ich bin gerührt, chick!
Verfasst: 23.07.2007, 19:57
von Lisa
Lieber Tom,
das ist der erste Text von dir (und ich kenn ja nun schon "ein paar"), der mir kaum etwas sagt, das liegt in meinen Augen vor allem am Sprachlichen. Die Schlusszeilen finde ich sehr gelungen (allerdings ist mir das umgebrochen und noch abgesetzte "möchte" stilistisch zu plump, nochmal wird das dann durch den "ähnlichen" und damit vorgreifenden Titel verstärkt). Auch "an den Kältegrenzen" finde ich stark formuliert, gerade im Zusammenhang des Themas (nicht sprechen können/wollen/tun).
Das "erst" dann aber finde ich letzlich schon poetisch tautologisch und das "die" verzichtbar. "blassgrau" finde ich auch eher ~ungenau, letzlich klignt, es , wenn es auch farblich innerhalb des Beobachtungsraum Kältegrenzen" bleibt, beliebig und überzeugt mich sprachlich weniger.
"stimmbänder versiegen" finde ich sprachlich nicht original~originell, es klingt für mich zu marmeladenmelancholisch - und "versiegen" passt auch nicht in den kühlen Bildkontext.
dass du dann mit "oder" anbindest finde ich im ZUsammenklang mit dem Titel und dem Aufbau des Textes dagegen wieder ganz fein und stark.
Fasse bitte meine Kritikpuntke nicht als Änderungs- oder Kürzungsvorschläge auf - so etwas kann ich bei diesem Text gar nicht leisten, weil ich "draußen" bleibe, ich wollte nur versuchen zu zeigen, wo ich stolpere. (Einziger Vorschlag: demn Punkt am Ende würde ich wegnehmen).
Das Thema ist für mich von großen Wert und der Titel, unter dem du es behandelst, ist auch unauffällig "mehrperspektivisch"= gefällt...also nicht platt, hat Tiefgang. Aber die ästhetische Umsetzung (und das Erscheinungsbild ist eben unüberwindbar @Transportbote) vermag mich hier nicht zu packen.
Bei deinen Experimenten im Labor übrigens geht es mir ganz anders - die sind ganz stark. Da brauch ich aber mehr Zeit und melde mich später, nicht, dass du denkst, ich wolle hiermit sagen, deine "neuen Wege" seien nicht ansprechend - nur eben hier find ich keinen Zugang.
Liebe Grüße,
Lisa
Verfasst: 23.07.2007, 20:01
von Thomas Milser
LiLi,
danke für die ehrliche Ansage. Mach dir keine Sorgen, es ist ganz normal, wenn man manchmal keinen Zugang findet :o)))))
Geht mir auch oft so...
Tom
Verfasst: 23.07.2007, 20:17
von Lisa
Schatzi!
ja. So kann man das sagen!
Lolo
Verfasst: 23.07.2007, 20:19
von Thomas Milser
Gut pariert, nöch?
hab dich auch lieb,
Tomtom :o-}
Verfasst: 23.07.2007, 20:42
von Max
Hi Tom (ich sag mal nicht Schatzi),
also, dass mir Dein Text nix sagte, mag ich auch nicht schreiben, ich kann mich in die Situation finden ...
Was TL angeht, so habe ich genau das, was ich bisher gebrannt und gebrutzelt habe - das schließt aber nicht aus, dass ich mir die anderen auch irgednwann zulege. Die 3 Alben könnte ich Dir aber online stellen, sobald ich wieder von der Cam zurück bin - also Donnerstag oder so.
Liebe Grüße
max