Mord

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 05.03.2006, 08:59

Worte morden grausam
stechen Nadeln
reißen Gräben
quetschen Leben
aus
bis am Ende
nichts mehr
bleibt
nur
die Träne
die sich
selber
weint

Worte morden langsam
drum achte
was du sagst
dein
Gegenüber
könnte
sterben
an Worten
die du
längst
vergaßt

Phygranimus

Beitragvon Phygranimus » 05.03.2006, 13:51

Hallo smile,

gut erkannt,
am Anfang war das Wort, und das Sein besteht aus ständigem
Werden und Vergehen, beim Fressen und Gefressen werden,
kann man im Tierreich auch schon mal das Wort Mord einfügen,
wenn man genauer beobachtet.
Und so ist auch dieses Forum, wie alles Geschriebene nicht ganz ungefährlich,
da man nie weiß, wo und in welchem Unterbewußtsein
das Wort, in welchem Zustand wieder hervorkommt.

Aber, es soll wohl so Sein !

Gruß Klaus

Gast

Beitragvon Gast » 05.03.2006, 16:33

blank ist die klinge
des hasses,
scharf geschliffen
den menschen
einschneidend
hinter
den worten
zu treffen

©GJ

Liebe (r) smile, ich weiß genau was du meinst...
Aber ich denke die Beweggründe einem anderen etwas zu sagen sind entscheidend
Es ist auch eine Frage von Schuld und Verantwortung.
Bin ich nicht selbst verantwortlich dafür, wie ich Worte auf- oder erfasse?
Warum lass ich Worte, die mir nicht guttun an mich heran?
Ich kann nicht einem anderen Schuld zu schieben, wenn mich seine Worte tatsächlich auch verletzen.
Klar kann man jetzt sagen es gibt da sehr große Unterschiede, was die Sensibilität des Einzlenen angeht und die Schmerzgrenze.
Jeder hat sein Päckchen "Leben" zu tragen.
Ich halte es für falsch nur um jemanden zu schonen um ihn herum zu tanzen. Damit verbaue ich ihm vielleicht den Weg etwas zu erkennen.
Genauso wenig finde ich es in Ordnung jemandem bewusst etwas an den Kopf zu schleudern, was verletzt und niemandem von Nutzen ist.
Einfühlungsvermögen ...ja, die meisten Menschen könnten davon etwas mehr gebrauchen...
Das war jetzt keine Textbesprechung, sondern etwas zur Thematik.

Zum Text selbst:

Worte morden grausam
stechen Nadeln
reißen Gräben

Worte selber können nur wie Nadeln stechen, das ist etwas unglücklich formuliert....
Noch etwas, die Zeilenumbrüche empfinde ich als willkürlich gesetzt. Für mich hört sich das nicht lyrisch an, sondern eher wie Lebensweisheit in Spruchform.

Liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 06.03.2006, 08:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 05.03.2006, 20:34

Danke für die Kommentare. Zu Gerda und zum Thema: Nicht nur bewußt ausgesprochene Kritik kann verletzen, manchmal sind es eben wirklich nur ganz kleine unscheinbare Worte, die sich in einen hineinfressen. Ob man sie natürlich an sich heranlässt, ist tatsächlich eine Frage der Sensibilität.
Die Enden sind bewußt gesetzt, aber auch Lebensweisheit in Spruchform ist mir lieber als lyrische Stupidität.

Gast

Beitragvon Gast » 05.03.2006, 22:04

Was verstehst du denn unter "lyrischer Stupidität"?
fragt verwundert
Gerda
:-s

Herby

Beitragvon Herby » 05.03.2006, 23:38

Hallo Smile,
dein Gedicht gefällt mir sowohl vom zweigeteilten inneren Aufbau als von der Sprache her sehr gut. Besonders die Eindringlichkeit der letzten Strophe hat mich beeindruckt! Dein Text zählt zu denen, die ich mir abgespeichert habe und mit Sicherheit noch öfter lesen werde. Schön, dass du dich dieses Themas angenommen hast! Als jemand, der beruflich mit Menschen zu tun hatte, weiß ich nur zu gut um die Macht und Ohnmacht der Worte. Wäre dies übrigens nicht auch einmal ein Thema für die philosophische Ecke?

Die Thematik und die Kommentare zu ihr warfen Fragen in mir auf, die mich seither beschäftigen.
Klaus schreibt:

„ … beim Fressen und Gefressen werden,
kann man im Tierreich auch schon mal das Wort Mord einfügen,
wenn man genauer beobachtet.“

Meines Wissens nach tötet, reißt, erlegt ein Tier ein anderes, um selbst überleben zu können. Von daher bezweifle ich, ob der Begriff „Mord“ in diesem Zusammenhang richtig ist, da er, abgesehen von der juristischen Definition, Motive wie Heimtücke, Rache, Habgier o. Ä. impliziert. Mich würde interessieren, auf welche genaueren Beobachtungen Klaus anspielt bzw. wie er das meint.

Was Gerdas Gedanken angeht ... hat nicht derjenige, der sich der Sprache bedient, eine größere Verantwortung bei der Wahl seiner Worte als der, dem sie gelten oder der sich von ihnen angesprochen fühlt bei ihrer gedanklichen und / oder emotionalen Verarbeitung?
Ansonsten stimme ich Gerdas Ausführungen am Ende ihrer thematischen Betrachtung zu. Manchmal muss ich jemanden mit Worten bewusst verletzen, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt, ihn vor Schaden zu bewahren.
Nachdenkliche Grüße
Herby

Gast

Beitragvon Gast » 06.03.2006, 08:19

zu deinem Kommentar:
Was Gerdas Gedanken angeht ... hat nicht derjenige, der sich der Sprache bedient, eine größere Verantwortung bei der Wahl seiner Worte als der, dem sie gelten oder der sich von ihnen angesprochen fühlt bei ihrer gedanklichen und / oder emotionalen Verarbeitung?
Ansonsten stimme ich Gerdas Ausführungen am Ende ihrer thematischen Betrachtung zu. Manchmal muss ich jemanden mit Worten bewusst verletzen, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt, ihn vor Schaden zu bewahren.
Nachdenkliche Grüße

schreib ich was in die Caféecke.

L. G. G.

Phygranimus

Beitragvon Phygranimus » 06.03.2006, 19:01

Hallo Herby,

zu Deiner Frage / Position sehe ich keinen Unterschied zwischen Morden
und Töten, außer eben der juristischen Spitzfindigkeit, die da einen Unterschied zu setzen weiß.
In Wirklichkeit gibt es beim Menschen viele Tausende Gefühlsabstufungen
für Mordgelüste .
Im Tierreich wahrscheinlich nicht so viele, aber ich glaube nicht , daß es sich auf den Mord zum Überleben beschränkt.
Was ein Tier wirklich empfindet, kannst Du erst in einer Annäherung erfahren, wenn Du es schaffst,
Dich in einer Meditation in das Tier und dessen Situation hineinzufühlen.
Jedes Wesen, Mensch, Tier, Pflanze, Mineral, Energieteilchen hat eine Lernaufgabe,
zu dessen Zweck die Seele in dieses Wesen transformiert
wurde.
Bei manchen Lernaufgaben scheint das Töten /Morden eine hohe Priorität zu haben.
Was es da zu Lernen gibt, weiß unter dem Strich nur Gott.
Wir Menschen können solches Verlangen mit Liebe legieren und so auch das gefährliche Wort abschwächen.
Man diskutiert ja bei dem Kanibalen von Rothenburg, ob der jetzt ein Mörder oder ein Töter ist,
aber noch niemand hat erwähnt, ob er vielleicht arg viel aus seinen Vorleben ( vielleicht auch tierische Vorleben )
mit ins aktuelle Leben hineinprojeziert (bekommt).
Somit bleibt es eine ewige Diskussion über diese Begriffe, man kann immer nur annähern, denn jeder Zustand ist relativ.

Soweit dieser Ausflug ins Philosophisch/Esoterische .

Gruß Klaus


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