nicht geplant (vorher: Und dann?)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.07.2007, 00:34

Endfassung

Du fieberst dem Tag entgegen.
Er erwischt dich
eiskalt.


3. Fassung

.
Ich fiebere ihm entgegen
dem Unmöglichen.
Es wird geschehen, ja
es wird geschehen!

Mein Glaube ist stärker
als die vergebliche Hoffnung
all der anderen.

Es trifft ein,
tatsächlich ein,
wider jedem Verstehen.

Und dann?

Erwischt es mich
eiskalt.

Wie geht man um
mit Wundern?

Gänsehaut



2. Fassung

ich fiebere ihm entgegen
er wird kommen
oh ja
er wird kommen

der tag

und dann?

erwischt er mich

eiskalt


1. Fassung:

ich fiebere ihm entgegen
DEM TAG
er wird kommen
oh ja
er wird kommen
DER TAG

und dann?

erwischt er mich

eiskalt

Mucki
11.07.07
Zuletzt geändert von Mucki am 17.07.2007, 19:35, insgesamt 3-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 11.07.2007, 13:56

Liebe Mucki,

ich las es im lyr. Dialog und da fand ich es an jener Stelle passend.

Aber hier habe ich Schwierigkeiten mit dem Text, denn mir erschließt sich leider nichts was über das Wortspiel "fiebere" und "eiskalt" hianusginge.
Das allein ist mir aber zu wenig und zu abenutzt. (Im Dialog ist das nicht ganz so wichtig, du verstehst sicher den Unterschied)

Das "DER TAG" kann ich nicht einordnen, mir scheint es ein Tag zu sein, der für das Lyrich von erschlagender Bedeutung ist.
An dieser Stelle klinke ich mich aus. Die Großschreibung, ist mir zu aufdringlich und persönlich, transportiert für mich keine andere Ebene. Ich finde keinen Raum zu interpretieren. Was könnte das sein, von dem das Lyrich kalt erwischt wird?
Ist es der Spiegel, in den es schaut und endlich Wahrheit erkennt? Oder ist es die Vergangenehit von der es eingeholt wird?
(Schwierig, denn es geht um "DEN TAG" und nicht um eine Entwicklung über einen Zeitraum.
Ich meine zu erfühlen, dass du ganz eng etwas vorgegeben hast, was das ist, kann ich als Leser nicht herausfiltern.
Der Text ist, obwohl er sich offen darstellt - mir zu eng.

Liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 11.07.2007, 14:03, insgesamt 1-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 11.07.2007, 14:00

Liebe Mucki,

jajaja, so kanns kommen... und kommt immer wieder...vor! Ich nicke beim Lesen verständnisvoll, nachvollziehbar, erlebt ...
So weit so gut - aber irgendwie stellt sich nicht wirklich ein Bild ein. Du spielst mit den Worten: fiebern - eiskalt, kommen - erwischen...mit dem doppeldeutigen ER, das gefällt mir schon ganz gut

Was mich allerdings etwas stört, sind die verschiedenen Schriftarten, ich steig noch nicht dahinter, was du damit eigentlich bezwecken wolltest. Für mich bräuchte es die nicht, ebenso grüble ich, ob die Wiederholung von Tag nötig ist - ohne, wäre es vielleicht noch etwas "geheimnisvoller", denke ich, weniger eindeutig.

Aber vielleicht hab ich ja auch nichts verstanden von deiner Intention? :rolleyes:

Ganz liebe Grüße,

scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.07.2007, 14:06

Liebe Gerda,

ich war mir selbst nicht ganz sicher, ob der Text auch für sich allein funktioniert (außerhalb des Lyr. Dialogs), wollte es aber mal testen und hab ihn deshalb extra eingestellt.
Deine Einwände sind berechtigt. Hast du eine Idee, wie man daraus (durch Straffung) einen Aphorismus machen könnte?
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.07.2007, 14:10

Liebe scarlett,

wg. Intention: siehe mein posting an Gerda. Ich werde mal die Großschreibung und das Kursive rausnehmen sowie den doppelten Tag. Mal sehen, wie das aussieht.
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.07.2007, 14:56

Also, der Text funktioniert so nicht, da habt ihr beide Recht, Gerda und scarlett.

Um einen "knackigen" Aphorismus daraus zu machen (dann natürlich ohne Titel), wie wäre:

Je stärker du dem Tag entgegen fieberst, um so kälter erwischt er dich.

oder

Du fieberst dem Tag entgegen. Eiskalt erwischt er dich doch.

oder

Eiskalt erwischt dich der Tag, auch wenn du ihn noch so fiebrig erwartet (oder: herbeigesehnt?) hast.

Vielleicht sollte ich "Tag" durch etwas anderes ersetzen? Es geht ja um ein bestimmtes Ereignis, das an eben diesem Tag fiebrig vom LI erwartet wird. Aber in einem Aphorismus kann man schlecht ein Wort hervorheben (z.B. durch Fettschreibung)

Also so:

Du fieberst dem Tag entgegen. Eiskalt erwischt er dich doch.

Habt ihr Ideen?

grübelnde Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 11.07.2007, 15:18

Liebe Mucki,

meiner Meinung nach scheitern deine Versionen an der Formulierung: "Der Tag"
Deswegen gelingt auch kein Aphorismus.
Denn es fehlt die Möglichkeit einer allgemeinen Deutung.

Vielleicht ginge etwas in Richtung
Je mehr man einer Sache entgegen fiebert umso eiskalter erwischt einen die Realität ...

oder vielleicht

Je mehr du erfieberst, umso kälter erwischtst dich

Aber so richtig rund kommt mir beides auch nicht vor, weil es eigentlich nur in speziellen Situationen so sein mag.
Es ist nicht grundsätzlich so, dass etwas, das "erfiebert" wird, auch "eiskalt" "kontert" ... ;-)
Ich habe den verdacht, dass man daran scheitern wird.

Liebe Grüße
Gerda

scarlett

Beitragvon scarlett » 11.07.2007, 15:41

Du fieberst dem Tag entgegen.
Er erwischt dich
eiskalt.

Das ist mein Vorschlag, Mucki.

scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.07.2007, 15:50

Liebe Gerda,

Aber so richtig rund kommt mir beides auch nicht vor, weil es eigentlich nur in speziellen Situationen so sein mag.
Es ist nicht grundsätzlich so, dass etwas, das "erfiebert" wird, auch "eiskalt" "kontert" ... ;-)
Ich habe den verdacht, dass man daran scheitern wird.


jep, das fürchte ich auch. Da so ein Tag ja auch ganz anders laufen kann, also das Gegenteil geschehen kann ... Hm, muss ich weitergrübeln.
Danke dir!
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.07.2007, 15:56

Liebe scarlett,

Du fieberst dem Tag entgegen.
Er erwischt dich
eiskalt.

Das ist mein Vorschlag, Mucki.


Danke dir ;-) Er ist die Kurzfassung, ohne jedoch an der "Inhaltslosigkeit" bzw. Bedeutungskraft/Sinnhaftigkeit etwas zu ändern.
Aber du bringst mich auf eine Idee, scarlett. Vielleicht kann ich aus dem Text ein freestyle-Haiku machen?

Ramona??? Help! :mrgreen:
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.07.2007, 15:33

Hallo ihr Lieben,

ich habe eine dritte Fassung eingestellt, nicht verkürzt, sondern verlängert und auch den Titel geändert.
Was meint ihr?
Saludos
Mucki

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.07.2007, 18:23

Hallo Mucki,

die dritte Version gefällt mir sehr gut. Allerdings würde ich bei eiskalt enden. Die Gänsehaut steht ja schon im Titel und die Frage nach den Wundern scheint mir schon aus dem Gedicht selbst heraus zu entstehen.

liebe Grüße smile

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.07.2007, 18:31

Liebe Mucki,

du schriebst, "meine" Version sei "die Kurzfassung, ohne jedoch an der "Inhaltslosigkeit" bzw. Bedeutungskraft/Sinnhaftigkeit etwas zu ändern."

Dem kann ich nicht so ohne weiteres zustimmen, für mich ist es damit so offen und so frei für alle möglichen Gedankengänge. Ich finde einfach das "Kurze" gut.

Bei der dritten Version würde ich auch hinter "eiskalt" aufhören. Aber sie hat mir persönlich insgesamt zu viele abstrakte Begriffe drin, die machen es schwer, es wirkt auf mich irgendwie "hammermäßig".

Liebe Grüße,

s.
Zuletzt geändert von scarlett am 17.07.2007, 19:11, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 17.07.2007, 19:10

Liebe Mucki,

scarlett ist mir zu vor gekommen, mit dem Blick auf die Abstrakta.
Für mich bleibt der Text beliebig, nicht greifbar und ich empfinde beim "Eiskalt" ein Unbehagen, was mich als Leser völlig zusammenhanglos trifft.
Versteh mich nicht falsch, man darf den Leser auch unangenehm überraschen, nur sollte insgsamt nachvollziehbar sein um was es gehen könnte. Du baust eine Art freudige Erwartung auf und zerstörst diese mit einem Paukenschlag, und da für mich zuvor nichts wirklich greifbar war, bleibe ich ratlos zurück. :confused:

Liebe Grüße
Gerda


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