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Shukows Gefechtsstand
Verfasst: 01.07.2007, 05:34
von Caty
Ostwinde wüten weit geht der Blick
Übers flache Oderland Wiesen trunken
Von Blut Staubkaskaden zerrissene
Menschenleiber verweigernder Himmel
Spurenlos liegt die grüne Ebene
Erbarmungslos die Mittagssonne
Auf der Höhe wissende wogende Wälder
Hinab führt mein Weg ins nahe Dorf
Zu Gräbern ohne Schrei ohne Antwort
Verfasst: 01.07.2007, 18:18
von moshe.c
Meine Güte, Caty, was machst du denn hier?
Du bringst hier die ganze 'russische Seele' ins Spiel, all die Tragik, die sie hat und das Spiel der Natur aus ihrer Sicht dazu, und setzt sie in diese Situation.
Ich kann dir nur mein größtes Lob aussprechen für diesen Text.
Moshe
Verfasst: 02.07.2007, 05:57
von Caty
Lieber Moshe, von russischer Seele habe ich überhaupt keine Ahnung, ich hab nur mal da oben gestanden und ins Oderland geblickt wie damals Shukow und mir vorgestellt, wie es war. Und dann bin ich zu den Gräbern gegangen, den russischen und den deutschen, die man dort überall findet. Ganz junge Kerlchen lagen da, 18, 19, noch halbe Kinder, auf beiden Seiten. Und dann, obwohl ich natürlich weiß, worum es ging, habe ich mich gefragt: Warum? Caty
Verfasst: 02.07.2007, 07:28
von Pjotr
Warum?
Weil sie Lust hatten.
Und diejenigen, die keine Lust hatten, wurden gezwungen von denen, die Lust hatten.
Pjotr
(Kein Titel)
Verfasst: 02.07.2007, 07:47
von Caty
Ach, Pjotr, mit Lust ist da nichts zu erklären. Ich glaub eher, sie hatten keine Lust, aber sie wussten: Es ging ums Überleben der Menschheit. Trotzdem bleibt die Frage: Wozu sind Menschen fähig? Man könnte erschrecken. Und wenn da noch ein unedles Motiv mitspielt wie in heutigen Kriegen, erst recht: Warum? Ich glaube, jemand wird sich immer nach dem Warum fragen. Wir sind in ein barbarisches Zeitalter eingetreten. Caty
Re: (Kein Titel)
Verfasst: 02.07.2007, 09:24
von Elsa
Caty hat geschrieben: Wir sind in ein barbarisches Zeitalter eingetreten. Caty
Liebe Caty,
wir sind doch niemals herausgekommen!
EIn schönes Gedicht, sehr traurig.
Lieben Gruß
ELsa
Verfasst: 15.07.2007, 15:30
von Chiquita
"... ohne schrei ohne antwort". dein gedicht braucht den titel (shukows gefechtsstand). der macht es stark. mir gefällt aber auch die hinführung ... dein gedicht scheint in den gliedern zu stecken. zeugnis von ohnmacht. legen wir doch über das blut einen teppich ... ist das grauenhaft oder normal?
sehr berührend
chiqu.
Verfasst: 01.08.2007, 19:12
von Caty
Ich glaube, es ist normal, dass die vergehende Zeit einen Teppich über die Ereignisse legt. Trotz allem: Es ist noch immer grauenhaft, wenn man weiß, was hier geschah.
Herzlich Caty