Gelöst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
eldora

Beitragvon eldora » 07.06.2007, 18:21

Erstversion:

Gelöst


Weißt du, wie deine lichten Blicke mich verblenden?
mir scheint, als ahntest du es jedes Mal auf's Neu',
wie ich nun schwächle, strauchle, bang mich in mir wende,
wie ich den Kick spür', zugleich liebe und bereu',
nur wenn ich sehe, wie auch deine Seelen zittern
und sich dein Himmelblau in feuchte Netze zieht,
lässt jeder Flügelschlag mich deine Ängste wittern,
mich gar vergessen, was mein Innerstes mir riet.

Ich hatte unlängst schon die Möglichkeit zu lesen,
und immer wieder, doch ich wollte es nicht wissen,
nun liegt er hier, dieser Befund, auf meinem Kissen:
Konsil, ophthalmologisch:
Blickstörung: Nystagmus
(Lidschlag gehäuft), Pupillen rand-
ständig und ausgesprochen weit,
zittriger Blick,
die Bindehaut wirkt stark gereizt.
Die Regenbogenhaut
auffallend irisierend.
Nebenbefund:
bekannte Hausstauballergie
Verdacht auf
Drogemissbrauch, speziell Ecstasy.

Vorläufige Endversion:

Gelöst

Weißt du, wie deine lichten Blicke mich verblenden?
Mir scheint, du ahnst es jedes Mal aufs Neu,
wie ich dann schwächle,
strauchle, bang mich in mir wende, wie ich den Kick spür,
zugleich liebe und bereu'.

Nur wenn ich sehe, wie auch deine Seelen zittern,
wie sich dein Himmelblau in feuchte Netze zieht
lässt jeder Flügelschlag mich
deine Ängste wittern
und mich vergessen, was mein Innerstes mir riet

Ich hatte unlängst schon die Möglichkeit
zu lesen
und immer wieder, doch ich wollte es nicht wissen
nun liegt er hier, dieser Befund, auf meinem Kissen

Konsil, ophthalmologisch:
Blickstörung: Nystagmus
(Lidschlag gehäuft), Pupillen rand-
ständig und ausgesprochen weit,
zittriger Blick,
die Bindehaut wirkt stark gereizt.
Die Regenbogenhaut
auffallend irisierend.
Nebenbefund:
bekannte Hausstauballergie
Verdacht auf
Drogenmissbrauch, speziell Ecstasy.
Zuletzt geändert von eldora am 15.06.2007, 12:16, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 08.06.2007, 02:00

Liebe eldora,

ich glaube dein Text wäre unter "Freiem Weben" besser aufgehoben.
Ich kann keinen experimentellen Charakter (Form, Stil, Sprache) erkennen.

Da sich "Experimentell" sich nicht auf Inhalte bezieht , nützt es nichts, deinen Text im weitesten Sinn als Experiment mit Drogen zu deuten . ;-)
Wen du magst, dann verschiebe ich ihn.

In der letzten Zeile: Drogenmissbrauch - oder hast du bewusst das "n" weggelassen?

Mir ist nicht klar, wie ich die Zwiesprache des Lyrich zu lesen habe.
Gibt es ein Du, was sich über den Drogenkonsum äußert?
Oder handelt es sich um einen innere Zwiesprache?
Was die anderen med. Diagnosen mit der Drogensucht zu haben ist mir auch nicht recht klar.
Ich finde den Text etwas verwirrend weil ich keine Idee habe, was er mir sagen könnte.
Möglich, dass es darum geht, dass die Sucht nicht (ohne medizin. Hilfe) besiegt werden kann,
vielleicht geht es aber auch darum, dass Ärzte Drogenmissbrauch nicht immer klar diagnostzieren und andere Erkrankungen feststellen?
Bekennt sich Lyrich zur Sucht? Weiß es, dass Versprechungen keinen Wert haben, oder schützt es selbst die andern Krankheiten vor.
Wer erkennt ggf. überhaupt bei wem die Sucht?

Fragende Grüße
Gerda

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 08.06.2007, 03:05

liebe eldora,

ich kann das experimentelle des textes durchaus lesen und finde es sehr interessant, dieser ansatz gefällt mir!

wenn du erlaubst, versuche ich mit dem text etwas weiter zu experimentieren - um auch die richtung anzudeuten, in der er nach meinem geschmack noch gehen könnte - möglicherweise ist das etwas ganz andes, als du ausdrücken willst - einen dialog darüber fände ich in jedem fall spannend. (im moment bin ich leider für für genauere anmerkungen zu müde.)



Gelöst

Weißt du, wie deine lichten Blicke mich verblenden?
Mir scheint, du ahnst es jedes Mal aufs Neu,
wie ich dann schwächle,
strauchle, bang mich in mir wende, wie ich den Kick spür,
zugleich liebe und bereu'.

Nur wenn ich sehe, wie auch deine Seelen zittern,
wie sich dein Himmelblau in feuchte Netze zieht
lässt jeder Flügelschlag mich
deine Ängste wittern
und mich vergessen, was mein Innerstes mir riet

Ich hatte unlängst schon die Möglichkeit
zu lesen
und immer wieder, doch ich wollte es nicht seh'n
nun liegt er hier, dieser Befund, auf meinem Kissen

Konsil, ophthalmologisch:
Blickstörung: Nystagmus
(Lidschlag gehäuft), Pupillen rand-
ständig und ausgesprochen weit,
zittriger Blick,
die Bindehaut wirkt stark gereizt.
Die Regenbogenhaut
auffallend irisierend.
Nebenbefund:
bekannte Hausstauballergie
Verdacht auf
Drogenmissbrauch, speziell Ecstasy.




ich finde den text insgeamt zwar noch nicht ganz befriedigend - meine spielfassung ebenfalls nicht - aber äußerst anregend.

sehr gern gelesen. liebe grüße,
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Gast

Beitragvon Gast » 08.06.2007, 11:29

Lieber aram,

ich habe mit Interesse gelesen, dass du den Text als experimentell liest.
Indess, verstanden weshalb, habe ich ehrlich gesagt nicht.
Auch deine andere Setzung hilft mir dabei nicht - sowie sie mir auch nicht weiterhilft den Text zu erschließen.
Für mich ist es vom Aufbau her ein konventioneller Text, dessen (Aus)richtung mir (noch) nicht klar ist.

Mal sehen was eldora zu meine Fragen schreibt.
Ich bin gespannt.

Liebe Grüße
Gerda

eldora

Beitragvon eldora » 09.06.2007, 17:32

So... nu kommet ma her, einer setzt sich rechts, einer links: so ist gut.
Kaffee? Kekse? Okay..
Hallo Ihr,
keine Aufregung. Der Text kann gern verschoben werden. ICH hielt ihn für ein Experiment (wohl mehr für mich selbst in seiner Art), weil ich erst romantischst reime - wie ich meine - und dann total nüchtern Symptome und Diagnosen aufzähle. That's all, Panik ist nicht nötig. Ich weiß auch gar nicht, Gerda, warum Du mich fragst, ob Du den Text denn verschieben 'darfst'. Du bist doch Mod., sag/schreib doch einfach: 'Du, ich halt' den Text für besser platziert in der Rubrik 'soundso', deshalb hab ich ihn dorthin verschoben'.)
Ist kein Problem für mich - Du löschst ihn doch nicht :) (oder? Spaß!)

Aram: Dir danke ich für die Gedanken um den Text. Erst dachte ich: Was will er mir damit sagen, ist doch nur zentriert gesetzt und fett geschrieben. Nein, isses nich, Du hast auch Abschnitte drin, die mir sehr recht sind, und da sehe ich, ich hätte auch liebevoller mit meinem Text umgehen können, das war etwa schludrig und für den Leser weniger verständlich als die Form, die Du ihm gabst. DANKE!

Nochmal zurück zu Gerda:
Nein, der Text ist keine innere Zwiesprache. Er hat zwei völlig verschiedene Sichtweisen auf einen Menschen, der darin nicht selbst zu Wort kommt. Dem Leser mögen die Gedanken dazu freigestellt bleiben - denn ich mag nie urteilen über meine Lyrs und/oder Prots. Mit dem Tippfehler hast Du Recht.
Ich respektiere Deine Genauigkeit und Deinen Hang zur 'Ordnung' - das ist ja auch wichtig, dass Jemand 'aufpasst' und auf Regeln achtet.
Und - Aram: Ich hatte auch schon den Rat erhalten, den ärztlichen Befund in andere Schrift zu setzen, auch das hielt ich für ne gute Idee. So wie Deine eben auch...
Abschließend: Noch'n Kaffee? Kekse? - Leider nur virtuell. Nicht zanken!
Ist genug da. :) Just relax.
Grüße
Eldora

Gast

Beitragvon Gast » 10.06.2007, 13:20

Liebe Eldora,

danke für Kaffee und Kekse ;-)
Aber keine Bange aram und ich kriegen uns nicht die Haare.
Möglicherweise ist dein Gedicht schon deshalb als experimetell anzusehen, weil du in den beiden Teilen eine völlig unterschiedliche Sprache gewählt hast, wie du schreibst.
Durch arams Setzung hat dein Text m. M. n. auf jeden Fall gewonnen.

In Teil eins deines Textes, erzählst du von der Verdrängung der Wahrheit wieder besseres Wissen und Gewissen vor. Lyrich versucht sich die Fakten schön zu reden. Also eher eine Sprache, die poetisch und voller Zuwendung ist, vor dem Wissenshintergrund. Sogar Selbstvorwürfe sind enthalten.
In Teil zwei hast du dann ganz nüchtern die Tatsache beschrieben, nein eher wirkt der zweite Teil auf mich wie ein Zitat.
Dewegen ist die Idee, ihn optisch abzusetzen auch passend.
Inzwischen habe ich mich deinem Text nähern können. Auch wenn ich noch nicht so ganz richtig warm damit bin. Nimm es mal als Unsicherheit der Art und der Form gegenüber.

Liebe Sonntagsgrüße
Gerda

Zum Verschieben: Es ist im Salon Usus, dass der Autor gefragt wird.
Ich würde auch nicht einfach eine Entscheidung treffen wollen ohne den Autor zu fragen, selbst dann nicht wenn es offentsichtlich ist. Mod hin Mod her ... ich maße mir so etwas nicht an :rolleyes: das wäre ja noch schöner ...

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 10.06.2007, 15:50

liebe eldora, liebe gerda,

was mich an diesem text anspricht und was ich als experimentell betrachte, ist nicht einfach, dass er eine zäsur enthält, an der sich die sprache ändert - sondern dass es zu strukturellen und rhythmischen verbindungen zwischen diesen beiden unterschiedlchen sprachen kommt, was sie wiederum miteinander verwebt. der text erhält dadurch etwas sehr eigen-artiges, schwebendes, fliehendes. und zugleich präsentes, prägendes. das ist für mich experimentell daran.

eldora hat geschrieben:Erst dachte ich: Was will er mir damit sagen, ist doch nur zentriert gesetzt und fett geschrieben. Nein, isses nich, Du hast auch Abschnitte drin, die mir sehr recht sind, und da sehe ich, ich hätte auch liebevoller mit meinem Text umgehen können, das war etwa schludrig und für den Leser weniger verständlich als die Form, die Du ihm gabst.


freut mich, eldora, dass du da ähnlich empfindest, ich war mir natürlich nicht sicher - (die fettsetzung bedeutet übrigens nichts, dient nur der visuellen absetzung zum kommentartext) - mir war außer den abschnitten auch die auflösung/ überlagerung der strengen ordnung mit endreimschema in teil eins ein anliegen, interpunktion, und ähnliche subtilitäten .-) (als ich "wissen" durch "seh'n" ersetzte, entging mir leider, das es dadurch zu einer wortwiederholung kommt - interessant finde ich übrigens, das das "kissen" für mich erst dadurch glaubwürdig wird, dass der reim wegfällt - bzw. nur 'ganz weit hinten mitschwingt', falls man das liest)

ein punkt, der sich mir inhaltlich nicht erschließt und (deshalb?) auch kaum bildlich wirkt, sind die zitternden seelen des lyr.du. - schon der plural wirkt kryptisch, und den ganzen folgenden abschnitt kann ich schwer zuordnen - muss ich aber nicht können, um den text als ganzes wirkungsvoll zu empfinden.


liebe grüße aus berlin ost
aram



ps - auch mir schmeckten die unerwartet angebotenen kekse zum vorzüglichen kaffee, obwohl meine beziehungen zu gerda schon vorher bestens waren! (ich denke, wir nehmen unterschiedlich wahr, gewichten unterschiedlich, reagieren unterschiedlich, drücken uns unterschiedlich aus, und leben damit in harmonie .-)
there is a crack in everything, that's how the light gets in

l. cohen

eldora

Beitragvon eldora » 12.06.2007, 19:33

Hallo Ihr Beiden :)

Die Endversion steht oben unter der Erstversion. Danke an alle für die unterstützenden Ratschläge :)


Eigentlich war die Grundidee eine andere: Ich wollte zunächst umarmende Reime in der ersten Strophe, aber ich bin im Reimen so unfitt wie's nur geht *lach* - echt! Die zweite Strophe sollte sozusagen 'weglaufen', in die Weite gehen - eine Umarmung unmöglich machen. Ja. Naja, vielleicht versuch ich mich daran nochmal irgendwann..
Die Seelen, Aram, im Plural, sind die inneren Stimmen, was nicht pathologisch sein muss, also muss keine dissoziative Perso-Störung sein, ich denk', irgendwie haben wir alle 'Stimmen' i. S. von Ansichten etc. in uns geparkt von den Menschen, die uns prägten...

Okay, dann also vorerst
lieben Gruß wieder mal :)
Eldora


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