Hallo Moshe!
Was ich an Deinen Gedichten gern habe, ist die Mühe, die Du in der Wortwahl aufbringst. Ich lese eigentlich immer irgendein Wort bei Dir, was ich beinahe vergessen hätte. "Hobeln" zum Beispiel. Diese unverbrauchten Worte fügen sich dann (mir scheint recht assoziativ) zu einem bunten Mix zusammen, den ich nicht immer entschlüsseln kann.
Das feine ist, dass man ja auch Bilder verwenden kann, die sich nicht ohne weiteres erschließen ("Chiffren" oder?) ... Aber ich glaube sie müssen dann schon sehr stimmig sein.
Der Anfang gefällt mir ganz gut. Es ist jetzt nichts "Unglaubliches"

... aber es liest sich schön.
Dann folgt die zweite Strophe und es erscheint mir ein klein Wenig kompliziert formuliert.
"Während ich weiß
vom hobeln
an den dünnen Brettern
der Worte"
Das verstehe ich und finde die Idee, dass vor den Worten Bretter liegen, an denen man erst hobeln muss, um die Worte zu entdecken...ganz großartig! Das ist ein tolles Bild.
Aber was hat das "sein" dort zu suchen? "sein" wäre zudem ja nur ein Wort, wenn Du meinst, dass Du nur dort hobelst, darf es also nicht "WortE" heißen oder?
Ich hätte geschrieben:
Während ich hoble
an den dünnen Brettern
der Worte (sein???)
bzw: "des Wortes sein" (Aber das "sein" stört mich eigentlich nur. Es lenkt von dem schönen Bild ab.)
oder:
...
vor den/Deinen/meinen Worten
-Jetzt kommt die dritte Strophe, die ich nur schwer ergründen kann. Vielleicht, überlege ich, meinst Du, dass man zwar die schönen Worte hat, aber wenn man ein bisschen daran hobelt, findet man die kleinen menschlichen Makel wie Pickel und Barthaare. Obwohl ich Barthaare sexy finde. Aber es geht hier um eine Frau? -Dann nicht.
Also: Ich kann damit wenig anfangen, finde es aber einen schönen Kontrast zum "in den himmel schauen / oder dich umarmen"

-
Dann kommen die beiden sich reimenden Zeilen, die mich wieder sehr verwirren, weil sie in einer ganz anderen Ebene liegen. Das ist das Problem. Die Bilder sind (für meine Begriffe) durch nichts miteinander verbunden oder ihre Verbindung offenbart sich mir nur schwer.
Das man sich öffnet, aber die Außenwelt trotzdem nicht stärker in den Menschen "eindringt" (so verstehe ich das)... finde ich wieder ganz gut, aber man kann es auch ganz anders interpretieren. Es ist mir etwas zu schwammig und ich kann es wie gesagt nicht im Kontext betrachten.
(Der Reim belustigt mich auch ein bisschen...)
Ist das am Schluss eine Frage? Auch diese kann ich nicht ganz ergründen... Aber für sich genommen keine schlechte Frage

. Wann hat man schon mal einen Schwan?
(Spielst Du auf Leda an?)
Das Ende verwirrt mich nur noch mehr! Die Dinge brauchen kleine Brücken zueinander, denke ich!
Aber für die Idee mit den verbretterten Worten, hat sich das Gedicht gelohnt!
Vielen Dank und einen anderen Schwan!
l.