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Es ist dieses Wort
Verfasst: 29.05.2007, 23:20
von Mucki
Es ist dieses Wort
immer wieder dieses eine Wort
das mich nicht loslässt
im Geiste schwingt
sich festhält gleich einem Versprechen
einer nie endenden Hoffnung
die ich nicht auszusprechen wage
und dennoch lautlos flüstere
wie ein Mantra
heilig in mir wiege
ja
heilig wiegen das so Kostbare
mit bebender Brust
Leben hinein atmen*
es ist dieses Wort
immer wieder dieses eine Wort
der wohl gehütete Opal in mir
Lippen formen es leise
ohne sich zu berühren
nein
nicht berühren
nicht aussprechen
nur den Glauben daran hauchen
und Träume fiebern
ja
Träume fiebern
es ist dieses Wort
immer wieder dieses eine Wort
© Mucki
29.05.07
*atme in"atmen" geändert. Danke Gerda!
Verfasst: 30.05.2007, 13:19
von Perry
Hallo Mucki,
du hast uns hier ein spannendes Rätsel lyrisch gekonnt vorgesetzt. Mantra und Opal lassen auf etwas Geistiges, Wertvolles schließen, wiegen, bebend und hauchen aber auch auf etwas körperlich Ersehntes.
Da für mich die Liebe in seiner vielfältigen Bedeutung das stärkste menschliche Gefühl ist, tendiere ich mal in diese Richtung.
LG
Manfred
Verfasst: 30.05.2007, 13:47
von aram
liebe mucki,
eine große sehnsucht, einzige hoffnung und starke blockade spiegeln sich in meiner lesart gleichermaßen in diesem text. die wahrheit wäre erlösend, aber sie ist völlig ungeschützt - und in diesem bangen bleibt etwas wie beten, den glauben bewahren, doch das ist mangels alternative vielleicht keine willentliche entscheidung.
das gefangene dieser annäherung, das paradoxe an der situation finde ich klar und in durchgängiger ästhetik ausgedrückt. die gehobene, pathetische sprache finde ich in diesem fall angemessen, sie ist teil des ausdrucks (einer unmöglicheit?), nicht lackierung.
das reife des textes drückt sich für mich dadurch aus, dass in ihm das wort als solches erkannt wird, und dass er insgesamt auch etwas in-frieden-seiendes ausstrahlt, etwas rundes, trotz des drängens und mehrfachen fieberns.
unwillkürlich assoziere ich ausrisse aus bittgebetstexten wie aber sprich nur ein wort, so wird meine seele gesund oder doch nicht mein wille geschehe, sondern deiner, auch wenn letzteres im text noch nicht anklingt.
ich empfinde den text als einheitlich.
liebe grüße
aram
Verfasst: 30.05.2007, 13:50
von Mucki
Hallo Manfred,
danke dir für das "gekonnt" :)
Ja, dieses "magische" Wort kann vieles sein, da hast du durchaus Recht,-)
Es geht mir hier jedoch nicht darum, dass ihr rätselt, welches Wort es denn nun ist, sondern um den Umgang des LIs mit diesem, diese vielen Facetten, wie du sie auch beschreibst, einmal das Geistige und dann das körperliche.
Saludos
Mucki
Verfasst: 30.05.2007, 13:57
von Mucki
Lieber aram,
fein, dass dich das Gedicht anspricht. *freu*
Ja, all das, was du schreibst, trifft zu. Vor allem dies hier:
eine große sehnsucht, einzige hoffnung und starke blockade spiegeln sich in meiner lesart gleichermaßen in diesem text. die wahrheit wäre erlösend, aber sie ist völlig ungeschützt - und in diesem bangen bleibt etwas wie beten, den glauben beahren, doch das ist mangels alternative gar eine willentliche entscheidung.
Diese "pathetische" Sprache, auch das teilweise "gebetshafte", ja, das habe ich hier ganz bewusst eingesetzt.
das reife des textes drückt sich für mich dadurch aus, dass in ihm das wort als solches erkannt wird, und dass er insgesamt auch etwas in-frieden-seiendes ausstrahlt, etwas rundes, trotz des drängens und mehrfachen fieberns.
Schön, dass du das herausliest, denn so ist es gemeint,-)
Danke dir für deinen einfühlsamen Kommentar!
Saludos
Mucki
Verfasst: 30.05.2007, 18:28
von Elsa
Liebe Mucki,
ein wohlgesetztes Gedicht ist dir gelungen. Es kommt völlig natürlich, menschlich daher.
Der Vergleich mit dem Opal und Träume fiebern gefällt mir ganz besonders gut.
Auch die Wiederholungen, die eine Atemlosigkeit erzeugen und doch, das ganze Gedicht klingt mir wie Wispern oder Flüstern im Ohr.
Gefällt mir sehr gut!
Lieben Gruß
ELsie
Verfasst: 30.05.2007, 19:31
von Mucki
Liebe Elsie,
oh, so viele positive Feedbacks, wow! Ich danke dir *freu*
Dabei ist dieses Gedicht gestern in einem Guss ganz spontan entstanden. Nix mit sacken lassen und so. Es floss einfach so aus mir heraus
.gif)
Saludos
Mucki
Verfasst: 30.05.2007, 20:09
von Elsa
Liebe Mucki,
es gibt Sternstunden, in denen es gelingt, aus einem Guß zu schreiben.
Ich glaube, das geht, wenn man beide Hemisphären für den Moment verbinden kann.
Meist schreibt man aus dem Bauchgefühl und bearbeitet dann mit dem Hirn. Hier scheint beides zusammen geschehen zu sein. Für mich jedenfalls.
Lieben Gruß
ELsie
Verfasst: 30.05.2007, 21:45
von Jürgen
Hallo Mucki,
ein richtiger Hingucker, dein Gedicht. Es wirkt wie ein Mantra, wie ein Gebet und das ist ja auch so gewollt. Toll.
"
nur den Glauben daran hauchen"
wirkt etwas gestelzt, aber ansonsten kommt mir alles sehr passend vor.
Ich habe im Geist meine Wörter eingesetzt.
Jürgen
Verfasst: 30.05.2007, 23:12
von Mucki
Liebe Elsie,
ja, voll aus dem Bauch geschrieben und dann nur Korrektur gelesen. Selten geschieht so etwas bei mir
.gif)
Lieber Jürgen,
schön, dass es wie ein Mantra wirkt. Das soll es nämlich.
Ich habe im Geist meine Wörter eingesetzt.
*lach* verrätst du sie mir?
Danke euch beiden!
Saludos
Mucki
Verfasst: 31.05.2007, 01:33
von Gast
Liebe Mucki,
ich empfinde diesen Text auch wie aus einem Guss, Inhalt und Stil stimmen überein.
Er handelt vom Schmerz, ja, aber auch davon dass es etwas Verborgenes im Leben des Lyrich gibt, das dem Lyrich Kraft und Ruhe schenkt.
Das ist dir fein gelungen.
Zwei Kleinigkeiten:
Mucki hat geschrieben:es ist dieses Wort
immer wieder dieses eine Wort
das mich nicht loslässt
im Geiste schwingt
sich festhält gleich einem Versprechen
einer nie endenden Hoffnung
die ich nicht auszusprechen wage
und dennoch lautlos flüstere
wie ein Mantra
heilig in mir wiege
ja
heilig wiegen das so Kostbare
mit bebender Brust
Leben hinein atme
Das
sich, könnte m. M. gut gegen ein "mich" ausgetauscht werden, da ja eher auf die Entfaltung der Wirkung des Wortes, auf das Lyrich ankommt, als das es wichtig zu sagen wäre, dass sich das Wort beim Lyrich festhält.
Beim "
atme" im letzen Satz des 1. Vers' habe ich lange überlegt, aber ich meine, folgerichtig wäre ateme
n zu schreiben. Ich stelle innerhalb der letzten 3 Zeilen, den Zusammenhang her. Für mich bilden sie eine Einheit .
Liebe Nachtgrüße
Gerda
Verfasst: 31.05.2007, 01:58
von Mucki
Liebe Gerda,
wie schön, dass auch dir der Text gefällt,-)
Ja, was du schreibst, überzeugt mich, da das "sich" mehr Bezug zum LI hat und auch bei "atmen" stimme ich dir zu, zumal ich hier kein Pronomen gesetzt habe.
Werde ich gleich ändern.
Danke dir,-)
Saludos
Mucki
(Kein Titel)
Verfasst: 31.05.2007, 02:11
von aram
liebe mucki,
ich finde, die änderungen tun dem text nicht gut und stören dieses "aus einem guss" - das wort hält sich fest, das fand ich ganz wesentlich!- dass es auch das lyr.ich festhält, steht ja schon zwei zeilen weiter oben: das mich nicht loslässt - danach ist es wichtig, da nicht stehen zu bleiben, die nächste ebene zu benennen!
den infinitiv "atmen" erlebe ich als fremdkörper im text - der ganze text ist persönlich, hier wird er plötzlich unpersönlich... "wiegen" störte mich wohl nicht, weil es zuvor persönlich gesagt war - falls es nicht anders geht, würde ich beide infinitive durch 1.pers.sg. ersetzen.
liebe grüße
aram
Verfasst: 31.05.2007, 02:20
von Mucki
Lieber aram,
meinst du? Hier habe ich ja kein "Ich" stehen und außerdem auch schon im ersten Satz hier bei "wiegen" den Infinitiv genommen. (also schon hier ist das "Unpersönliche" drin) Dann passt es doch eigentlich, hm?
heilig wiegen das so Kostbare
mit bebender Brust
Leben hinein atmen
Wegen dem "sich" oder "mich". Es ist ja so, dass dieses Wort eigentlich beides tut. Es hält sich beim LI fest. Das einzige, was vielleicht nicht so gut ist: die recht schnelle Wiederholung von "mich".
Hm, ich grüble noch mal drüber.
Saludos
Mucki