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LETHARGIE DES SEINS
Verfasst: 24.05.2007, 12:34
von Perry
LETHARGIE DES SEINS
Auf Grund gelaufen
an deiner Gefühlsleere
brennt mir die Sonne
Löcher in die Netzhaut
Gefesselt mit Seidenbändern
warte ich in klarer Nacht
dass mir die Sterne
den rechten Kurs weisen
1. Fassung:
LETHARGIE DES SEINS
Auf Grund gelaufen
an deiner Weite
weile ich im Ungewissen
Die Sonne brennt
kleine schwarze Löcher
in meine Netzhaut
seit ich mit
Seidenbändern gefesselt
in deiner Hängematte liege
Verfasst: 24.05.2007, 16:22
von Gast
Lieber Manfred,
wenn ich von dir verwendenten Bilder betrachte, will sich bei mir so gar kein Gesamteindruck einstellen.
Aber zum Text:
Im ersten Vers, ein Wasserbild, von der Schifffahrt abgeschaut, im übertragenen Sinn, ein Mensch ist gestrandet, weil er vielleicht mit der Beliebigekit eines anderen nichts anzufangen wusste?
Oder einfach vom Du hängen gelassen wurde.
Im zweiten:
Völlig unabhängig vom ersten - brennt die Sonne dem Lyrich schwarze Löcher in die Netzhaut.
Was möchtest du in Bezug auf Vers eins damit sagen?
Dass dieser Mensch ungeschützt der Sonne ausgesetzt ist? Wie übertrage ich dieses Bild auf eine 2. Ebene, immer in Zusammenhang mir Vers 1. (Löcher in der Netzhaut sind gefährlich > ggf. Erblindung)
Zum dritten:
Ein weiteres Bild: Eine Hängematte und ein viertes, welches, sicher nicht nur mich, an Bondage denken lässt.
Wieso liegt das Lyrich, das laut in V 1 an der Weite des Ichs gestrandet ist, in dessen Hängematte?
Ich könnte noch anknüpfen an V1 = hängen lassen, aber spätestens bei "deiner" und der Fesselung ist das Bild nicht konsistent. Wofür soll die "Hängematte" Metapher sein und wieso ist Lyrich ausgerechnet mit "Seidenbändern" gefesselt?
Alles in allem, kommt mir der Text ziemlich zusammenhanglos vor.
Ach, den Titel vergaß ich, der auf mich aufgebläht wirkt und leider auch keinen Aufschluss gibt, außer, dass es sich in einer Hängematte, der Lethargie fein frönen lässt.
Liebe Grüße
Gerda
Verfasst: 24.05.2007, 22:49
von Perry
Hallo Gerda,
es freut mich, dass du meinen Text so detailiert hinterfragst.
Meine Lyrik ist meist auf einer realen Bildebene (hier Meer, Strand, Sonne, Hängematte) angesiedelt, in die eine Geschichte eingewebt ist.
Ich will jetzt noch nicht alles verraten, vielleicht nur soviel: Es geht um eine Beziehung, die für das LyrDu nicht gut ist. Es weiß es sollte fliehen, doch die Lethargie des lustvollen Seins ist stärker.
LG
Manfred
Verfasst: 01.06.2007, 16:49
von Mucki
LETHARGIE DES SEINS
Hallo Manfred,
hm, ich komme, auch nach deinen Andeutungen, hier nicht weiter.
In Vers 2 ist es vor allem die schlimme Assoziation zur Verbrennung in der Netzhaut. Netzhaut ist Netzhaut. Möchtest du damit vielleicht etwas anderes ausdrücken? Dass die Haut des LIs wie ein "Netz" aussieht? Hm, schwierig, sich das vorzustellen.
Und dann Vers 3: gerade, weil du schreibst, "die Lethargie des lustvollen Seins ist stärker", denkt man noch eher an Fesselspiele.
Dass die Beziehung für das DU nicht gut ist, es fliehen sollte, geht m.E. gar nicht aus deinen Zeilen hervor. Wenn überhaupt, dann für das ICH.
Du siehst, ich verstehe dein Gedicht nicht.
Saludos
Mucki
Verfasst: 01.06.2007, 18:00
von Perry
Hallo Mucki,
der Hinweis auf das LyrDu war leider verkehrt, es ist das Lyrich das leidet.
Hier meine Intention:
Zitat:"Auf Grund gelaufen/an deiner Weite/weile ich im Ungewissen"
Das lyrische Ich kommt mit seiner Beziehung zum LyrDu nicht klar. Es ist strandet buchstäblich in seiner Weite, sprich seiner "Nichtfassbarkeit."
Zitat:"Die Sonne brennt/kleine schwarze Löcher/in meine Netzhaut"
Das lyrische Ich kommt von dieser ungewissen Liebe nicht los. Es hat ihr schon zulange nachgehangen, als dass es sich jetzt einfach davon trennen könnte. Die Sonne des LyrDu lässt es langsam für die Realität erblinden.
Zitat:"seit ich mit/Seidenbändern gefesselt/in deiner Hängematte liege"
Die Hängematte symbolisiert Geborgenheit. Das "gefesselt" bedeutet eine gewisse Fixierung, "süßes Leiden" was durch die Seidenbänder symbolisiert wird.
Zusammengefasst, das lyrische Ich liebt einen Menschen, der sich nicht festlegen will. Es weiß, dass es sich von ihm trennen sollte, bringt es aber nicht fertig die Lethargie des lustvollen Seins zu überwinden.
LG
Manfred
Verfasst: 01.06.2007, 18:26
von Mucki
Hallo Manfred,
der Hinweis auf das LyrDu war leider verkehrt, es ist das Lyrich das leidet.
oki, ich dachte schon, ich würde in die völlig falsche Richtung denken,-)
Das lyrische Ich kommt mit seiner Beziehung zum LyrDu nicht klar. Es ist strandet buchstäblich in seiner Weite, sprich seiner "Nichtfassbarkeit."
Hier würde ich dann vielleicht ein anderes Wort für "Weite" suchen, da es zu, ja, "weit" ist *g* Etwas, was eher in diese Richtung "Nichtfassbarkeit" geht, ohne es zu direkt auszudrücken. Ansonsten ist Vers 1 klar.
Zitat:"Die Sonne brennt/kleine schwarze Löcher/in meine Netzhaut"
Das lyrische Ich kommt von dieser ungewissen Liebe nicht los. Es hat ihr schon zulange nachgehangen, als dass es sich jetzt einfach davon trennen könnte. Die Sonne des LyrDu lässt es langsam für die Realität erblinden.
Hier würde ich dann zumindest "
Deine Sonne brennt" schreiben, damit man den Bezug zum DU klarer erkennt.
Jezt, wo du das mit dem Erblinden schreibst, ist es klar, logisch. Aber ohne deine Erklärung steht man etwas hilflos vor den Zeilen. "Kleine" würde ich streichen.
Zitat:"seit ich mit/Seidenbändern gefesselt/in deiner Hängematte liege"
Die Hängematte symbolisiert Geborgenheit. Das "gefesselt" bedeutet eine gewisse Fixierung, "süßes Leiden" was durch die Seidenbänder symbolisiert wird.
Zusammengefasst, das lyrische Ich liebt einen Menschen, der sich nicht festlegen will. Es weiß, dass es sich von ihm trennen sollte, bringt es aber nicht fertig die Lethargie des lustvollen Seins zu überwinden.
Ok, nur, dass sich das DU nicht festlegen will, kommt m.E. nicht aus den Zeilen heraus. Vielleicht findest du da noch etwas, damit es klarer wird?
Saludos
Mucki
Verfasst: 01.06.2007, 22:44
von moshe.c
Lieber Perry!
Musst du hier nicht zu viel erklären?
Und wo ist die Liebe?
Mit liebem Gruß
Moshe
Verfasst: 02.06.2007, 01:10
von Mucki
hallo moshe,
das ist genau mein problem. manfreds intention ist nur schwer zu erkennen.
nun, die liebe steckt wohl in der nicht-mehr-freien, sondern abhängigen "liebe" des LIs, da es fixiert ist auf das DU.
saludos
mucki
Verfasst: 02.06.2007, 10:18
von Perry
Hallo Moshe,
da ich im Moment meine Texte stärker verdichte, leidet scheinbar ein wenig die Verständlichkeit. Die Erläuterung ist hier lediglich Teil der Textarbeit, damit ich erkennen kann, wo die inhaltlichen Defizite liegen.
LG
Manfred
Hallo Mucki,
danke fürs Deutlichmachen, dann werde ich mal das LyrDu noch etwas nachvollziehbarer rausarbeiten.
LG
Manfred
Verfasst: 02.06.2007, 13:21
von Mucki
Hallo Manfred,
Die Erläuterung ist hier lediglich Teil der Textarbeit, damit ich erkennen kann, wo die inhaltlichen Defizite liegen.
dann lohnt sich dieser Teil der Textarbeit durchaus,-)
Ja, das DU muss stärker gezeichnet werden (muss ja nicht zu umfassend sein, aber durch ein paar Worte schon)
Saludos
Mucki